Die neue Zeitung, Juli-September 1940 (Jahrgang 11, nr. 1520-1532)

1940-07-07 / nr. 1520

V en sssmigsaladss Rest-toteis-Veröffentlichungen vol­­ Hermannstädter Gerichtshof unter Zahl 51/1938 Nr. 1520 Sibiu-Hermannstadt, Sonntag, den 7. Juli 190 A 87­6 >‘ .§ = a x Eigentümer und Direktor: Wilhelm vw. Hannenheim Verantwortlicher Schriftleiter: Edmund Holly 11. Jahrgang . Königliches Dekret Gestern ist die Regierung Tatarescu zurückge­­treten. Es erschien ein königliches Dekret, won­­ach laut Artikel 1 dieser Rücktritt von S.M. dem König angenommen wird. Ing. Ion Gigurtu wird zum Ministerpräsidenten ernannt und mit der Re­­gierungsbildung betraut. In einem zweiten Dekret wird verfügt: Artikel 1. Ion Gigurtu wird zum Minister­­präsidenten, Generaladjutant Gh. Mihail zum stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt. Artikel 2. Zu Ministern und Staatssekretären werden ernannt: Mihail Manoilescu, Aussenminister: Stan Ghitzescu, Arbeitsminister. Ing. Ion Macovei, Minister für Verkehr und öffentliche Arbeiten. Professor Gh. Leon, Minister für die Wirt­­schaft und ad interim für Landwirtschaft, Finan­­zen und Aussenhandel. General David Po pescu, Innenminister, neral C. Niculescu, Ge= Minister für Landesver­­r­­teidigung. Vizeadmiral N. Paisi, Minister für Luftfahrt und Marine. Dr. Hans Otto Roth, Volksgruppenminister. Professor Horea Sima, Minister für Kultus und Kunst. Dr. V.Gomoiu, wesen. Prof. Nichifor Crainic, Propagandaminister. Prof. Caracostea, Erziehungsminister, Prof. J. V. Gruia, Justizminister. Dr. Vasile Noveanu, Inventarminister. Ing. M. Priboianu, Minister für Heeresaus­­rüstung, Botschafter Vasile Stoica, Unterstaatssekretär im Propagandaministerium; Dumitru V. Troni und Napoleon Cretzu, Unterstaatssekretäre im Erziehungsministerium; Dr. Ion Simonescu Unterstaatssekret­är im Ministerium für Soziale Fürsorge und Gesundheit; Architekt I.D. Enescu und Augustin Bideanu, Unterstaatssekretäre im Finanzministerium ; Gheorghe Strat, Unter­­staatssekretär im Wirtschaftsministerium; P. Nea­moianu und Dumitru Topciu, Unterstaats­­sekretäre im Ministerium für Landwirtschaft und Domänen; Brigadegeneral Achile Diculescu, Unterstaatssekretär im Ministerium für Marine und Luftfahrt ; Petre Logadi, Un­terstaatssekretär im Innenministerium. Verlautbarung des Hof­­marschallamtes Das Hofmarschallamt teilte unter Nr. 38 mit: 1. Am 4. Juli, um 9 Uhr, hat Herr Gheorghe Tas­taraescu, Ministerpräsident, Seiner Majestät dem König den Rücktritt der Regierung überreicht. 2. Um 10 Uhr beauftragte S. M. der König Herrn Ing. Ion Gigurtu mit der Bildung der Re­­gierung. 3. Um 13:30 Uhr empfing S. M. der König eine Abordnung, geführt von den Herren C. J. Bratianu und Iuliu Maniu, in Audienz. 4. Um 15 Uhr legte die neue Regierung unter dem Vorsitz des Herrn Ion Gigurtu in Anwesen­­heit S. M. des Königs den Eid ab. Der Direktor des Hofmarschallamtes : Octav Ullea Ministerpräsident J. Gigurtu Stabschef der Partei der Nation Gestern wurde folgende allerhöchste Verfügung Nr. 5 erlassen : Art. 1. Ernest Urdarianu, Stabschef tritt in die Reihen der Soldaten der Partei.. Art. II. J. Gigurtu wird zum Stabschef der Partei ernannt! Gezeichnet: Carol rex. Chef des Generalstabs der Partei der Nation: Ernest Urdarianu. Minister für Gesundheits- = Den Frieden und die Ruhe zur Arbeit sichert uns die Stärke unserer Armee Zeic­hnet deshalb Staatsscheine für die Ausstattung des Heeres! z­­­e sind gleichzeitig eine gute Kapitalsanlage. Gr­an. Sam Tanger Tanger heisst arabisch Tandscha, aber es ist eine marokkanische, keine arabische Stadt. Sie steigt, zu einem dichten weissen Amphitheater aufgebaut, hinter dem schmalen Hafenrande zum Ausblick über den Atlantik empor, der hier noch im feuri­­gen Blau des Mittelmeeres strahlt. Die Stadt ge­­hört zum spanischen Streifen der Küste, aber sie bildet eine Ausnahme. An der luftigen Hügel­­strasse, die aus dem brüchigen Hafentor zum Markt emporsteigt, liegen zwischen den Läden der Geldwechsler und der Provianthändler die staubigen Postämter der internationalen Verwal­­tung. Oben schaut man in die kühlen Eingänge schmaler Häuser hinein, Brunnen verspritzen drinnen ihre Wasserstrahlen, vor blauweissen Kacheln blühen Blumen. Man glaubt einen Blick in die bescheidenen Paläste maurischer Granden zu tun, die den Reichtum von Cordoba noch nicht vergessen haben. Aber es sind wohl nur die Ein­­gänge der Banken, ohne die der Handel und Schiff­­verkehr eines Hafenortes nicht denkbar ist. An der Seite ist eine schattenlose Terrasse. Hier stehen Männer, die in ihren Burnussen wie Tag­­gespenster aussehen. Sie schauen schweigend auf das Meer. Einst sah man von hier die spitzen Segel der Piraten am Horizont auftauchen. Jetzt sind es die Rauchfahnen der Frachtdampfer, die scharfen Umrisse der Kriegsschiffe, die Parade­flaggen der Motorschiffe, die Touristen an das Land setzen. Tanger hat fünfzigetausend Einwohner, davon dreissigtausend Mohammedaner, zwölftausend Eu­­ropäer, achttausend Juden. Die ersten wohnen ges drängt in den Winkeln um die weisse, einst mäch­­tige Festung, deren tief mittelalterliche Gassen mit alpinen Wendungen abwärts steigen. Hier hat der Neugierige vom Sattel herab, über Kieseln, die von den Hufen der Esel geschliffen sind, zwischen engen Wänden überraschende Momente. Einen jähen Blick über eine hölzerne Pforte in die Tiefe eines kleinen Gartens. Das Vorüber­­streifen an Windschiefen mit Inschriften und Moosen bedeckten Grabsteinen und an den in Gedanken versunkenen, ausruhenden Besuchern eines Fried­­hofs. Den Anprall an ein Dickicht wilder Blumen, hinter denen das Blau des Meeres leuchtet. Die Gesichter, die Gesten, die musselinenen Gewänder einer Frauengasse.. Um die Plaza de la Kasbah herum liegen verödete Gebäude , das Staatsge­­fängnis, die einstige Schatzkammer, das Gericht und der unbewohnte Palast; der Sultan zieht es freilich vor, in dem üppigen Rabat zu residieren und alljährlich eine Erholungsreise nach Frank­­reich zu unternehmen. Und an der engsten, schon beinah wieder ebenen Gasse ist ein Cafee, zu dem man eine steile Treppe hinaufsteigt. Der Fremde wird dort auf den Diwanen des gekachelten, windgekühlten Saales einer Gruppe von Einheimi­­schen­ begegnen, die von seiner Anwesenheit keine Notiz zu nehmen scheinen. Aber es sind die Scheichs jener Fremdenindustrie, deren Objekt er ist. Sie verfügen in der Stadt über eine nicht un­­beträchtliche Belegschaft von Fremdenführern, Andenkenverkäufern, weiblichen Angestellten, Eseltreibern und Reittieren. Man muss die bunten Glasfenster des Saales weit öffnen lassen, dann begreift man die Lage dieses Kaffeehauses hoch über den belebten Dächern der unteren Stadt und in voller Sicht des Meeres. Es gibt in Tanger zwei Märkte, den grossen und den kleinen Zoco. Der grosse liegt von Bäumen umgeben, auf dem Rücken des Hügels, von dem ein beinah europäisches Palastgebäude auf den Hafen hinabschaut. Es ist alt. und war einmal das Haus des deutschen Konsulats. Es liegt oasenhaft von goldgrünen Schattentunnels umgeben, in einem Garten, der Besuchern zugänglich ist. Es ist einer jener intensiv orientalischen Gärten, die durch ihre Bäume, ihren dichten Rasen, ihre benetzten, stark duftenden Blumen entzücken. Die mit Hen­­kel versehenen, schweren Bronzerohre mittelalter­­licher Geschütze sind von der mit Pflanzen bes wachsenen Brüstung auf den Hafen gerichtet. Sie zeigen das stolze Wappen des alten Portugal. Vor dem Eingang dieses Parks liegt der Markt mit seinen Pyramiden von Gemüsen, Strohgeflecht und Blumensträussen. Die Fische, das Getreide, die Metzgerstände findet man im Hintergrund, in einer Markthalle, die aus Glas und Eisen ist wie die in Barcelona, freilich, ländlicher, ungeordneter. Zwischen allen Musterexemplaren einer schwarz, weiss und blaurot gekleideten, levantinisch lär­­menden Bevölkerung fehlen nicht die in grobes, blaues Leinen gekleideten, barbarisch vermummten Frauen der Tuaregs. Mit ihren spitzen, schweren Strohüten tragen sie in das alltägliche, mit Nah­­rungsdingen beschäftigte Gewühl die stille Feind­­seligkeit eines geheimnisvollen Hinterlandes, das nur auf sandigen und heissen Strassen zu erreichen ist. Die Europäer wohnen draussen in einem Villen­­viertel, dessen Häuser in weiten Abständen den Kranz ihrer Gärten um die staubige Stadt zu­­sammenziehen. Lange, moderne Strassen enden in rotem Feldstaub. Der Blick begegnet einem kahlen, zerrissenen, goldfarbenen Gebirge. Im Gewühl des Marktes klirren die Wasser­­verkäufer mit ihren Messingbechern und Gläsern. Gaukler, Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler sammeln ihr Publikum. Plötzlich spitzt die ganze Stadt die Ohren. Man hört den schrillen Schrei einer marschierenden Truppe. Man hörte das hier lange nicht mehr, den Schritt spanischer Kolonial­­soldaten. Es ist der rasche Schritt desselben Spaniens, dessen hellgraue Kriegsschiffe über Nacht im Hafen vor Anker gingen, um der Hein­iste gegenüber die Wache der Meerenge zu be A­­ Ai. .

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