Annales Historici Prešovienses, 2019 (XIX/1-2)

2019 / No. 2

chische Krieg schimmerte den Ungarn ein Strahl der Hoffnung auf Freiheit, aber da Otto von Bismarck für die ungarische Legion nur die Rolle der Erschreckender verteilte, mussten diejenigen, die für ein souveränes Ungarn kämpfen wollten, re­signiert einsehen, dass sich nur die Interessen der Großmacht durchsetzt.22 István Károlyi, der als der große Charmeur bekannt war, lebte in Paris bis zu seiner Heim­kehr im Jahr 1867. Der Graf, der mit hervorragendem rhetorischen Talent und ei­nem guten Gespür für Propaganda gesegnet war, nutzte die Vergangenheit seiner Familie „von 1848 bis 1849”, aber auch seine „eigene Episode als Freiheitskämpfer” als Elemente des Wahlkampfes aus. Der Beziehung von István Károlyi zur Dynastie hinsichtlich ist seine, mit dem Thronfolger Rudolf gepflegte, Freundschaft erwähnenswert. Zsigmond Justh er­wähnte die beiden, in seinem Tagebuch, als Kameraden im Amüsement. Laut Justh, der in aristokratischen Kreisen gründliche soziologische und psychologische Be­obachtungen gemacht hat, spielten in Rudolfs Beziehungsnetzwerk zwei von Men­schentypen eine wichtige Rolle: einerseits „Denker”23 und andererseits die „Károlyi Pistas”. Er definierte die „Károlyi Pistas” als eine Kategorie von Kameraden, „mit denen zusammenschweigend Rudolf vergessen wollte, dass er am Leben war”24. Im Herbst 1884, als der Thronfolger und seine Frau drei Tage im Schloss seines Freun­des in Großkarol verbrachten, berichteten die Landespresseorgane von der Treib­jagd, die für die hohen Besucher zu Ehre veranstaltet wurde.25 Die gemeinsamen Jagden boten weiterhin die Gelegenheit, ihre Beziehungen zu pflegen. Zsigmond Justh hat wahrscheinlich Recht, wenn er behauptet, dass die Verbindung zwischen István Károlyi und Erzherzog Rudolf von Habsburg einzig und allein auf einem angenehmen Zeitvertreib beruhte, da man in ihren politischen Ansichten und ih­rer Denkweisen bedeutende Unterschiede nachweisen kann. Der Erzherzog nahm den ständigen Kampf der ungarischen politischen Elite für die Erweiterung ihrer Staatsrechte übel und hielt schon 1878, aufgrund der ethnischen Zusammensetzung Ungarns, die dualistische Reichsstruktur zum Ab­­schaffen empfehlenswert. Er betrachtete ganz kritisch die nationalistische Politik der führenden, ungarischen Gesellschaftsschicht und verachtete die Mentalität der herrschenden Aristokratie, die im öffentlichen Leben überwiegend vertreten war. Unter den ungarischen politischen Gruppierungen war ihm die Richtlinie von 22 Über die Rolle von István Károlyi in der Legion von Klapka, siehe: ZSOLDOS, I. Hatalmi törekvé­sek és politikai platformok Szatmárban az 1905-1906-os kormányzati krízis idején, s. 218. 23 Die Geschichtsschreibung schilderte lange Zeit ein verhältnismäßig einseitiges Bild über den Thronfolger, ohne die von ihm ab 1881 ausgeübte, publizistische Tätigkeit hervorzuheben. 24 Justic Zsigmond naplója. Redigiert und mit einleitenden Studien und Notizen versehen von Halász, Gábor, Budapest c. n. 309. Vermerk vom 19. - 20. März, 1889. 25 ÉBLE, G. A Nagy-Károlyi gróf Károlyi család leszármazása a leányági ivadékok feltüntetésével, s. 65 - 69.; Magyarország vármegyéi és városai. Szatmár vármegye/Szatmárnémeti szabad királyi város. Szerk. S. Borovszky. Budapesté, n. [1908], s. 545 - 546. 53

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