Filológiai Közlöny – LV. évfolyam (2009)

1–2. szám - Fordítás, mű, értelmezés - Bódy-Márkus Rozália: Adalék a német nyelvű Petőfi-befogadás történetéhez Joseph Lewinsky: Viszonyom Petőfihez

Adalék a német nyelvű Petőfi-befogadás történetéhez Mein Verhältniß zu Petőfi3 Die ungarische Literatur war mir noch völlig unbekannt, als ich im Jahre 1859 durch Kertbeny's Ubersetzung ausgewählte Gedichte Petofi's kennen lernte. Ich war überrascht von dem geringen Eindruck, den ich bei der ersten Le­sung dieser Dichtungen empfing, nachdem man mir den Autor als den größ­ten lyrischen Dichter Ungarn's bezeichnet hatte. Es war schon damals mein sehnlicher Wunsch und fester Vorsatz, mich auch in den Dienst der epischen und lyrischen Poesie zu stellen, die auserwählten Dichter namentlich durch lebendigen Vortrag dem Geiste und Herzen des Volkes nahe zu bringen. Aber ich konnte von jeher nur das zur Geltung bringen, von dessen dichterischem und gedanklichem Werth ich überzeugt war. Da mich nun Petőfi in dieser Form nicht ergriffen hatte, stand ich von einem Vortrag seiner Gedichte ab. - Lange Jahre hindurch blieb er mir verschollen. Da erschien in den 70. Jahren eine neue Ubersetzung des Dichters von Ladislaus Neugebauer. Des ersten matten Eindrucks noch eingedenk, nahm ich das Buch mit geringer Erwartung zur Hand, aber kaum hatte ich einige Ge­dichte gelesen, fuhr ich wie von einer völlig neuen Erscheinung ergriffen empor - las wieder und wieder mit wachsender Hingebung und war endlich mit ihm ganz Gefühl für den leidenschaftlichen Pulsschlag seines Herzens, für das Lei­den seines Volkes und für die Freiheit seines Vaterlandes. Mit dem Herzen muß man ihn lesen in seinem Ernst und in seinem Humor; da giebts nicht viel zu denken: „Gefühl ist Alles".4 An ihm lernte ich sein Volk kennen, achten und lieben. Und was half mir zu dieser frohen Erkenntniß meines Herzens? Die Uber­setzung Neugebauers hat für das Auge des strengen Kritikers gewiß viele Fehler; - für mich aber hat sie einen unvergleichlichen Vorzug vor allen anderen mir bekannt gewordenen Übertragungen: - sie giebt mir den Erdgeruch des Bodens, auf dem diese Dichtungen gewachsen sind, sie macht den Pulsschlag dieser Nation fühlbar. Selbst die kleinen Schwächen und Eitelkeiten derselben werden ersichtlich, aber sobald ein tadelnder Gedanke aufkommen will, wird er von der Echtheit und elementaren Empfindung über den Haufen geworfen. Die Exaltation selbst wird glaubhaft; in ihm lebt das Wesen, die Seele seines Volkes, das sich in seinen Dichtungen, wie in einem Spiegel beschauen kann: es hat die Naivität eines Kindes, die Empfindlichkeit einer Frau, die Trunkenheit aller liebenden Affekte, aber auch die furchtlose Aufopferung des Lebens für die Idee des Vaterlandes, seiner Sprache und Freiheit. 3 Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N. 206111 4 GOETHE, Faust, I, 3456. sor [B-M. R.].

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