HUNGARIAN STUDIES 15. No. 2. Nemzetközi Magyar Filológiai Társaság. Akadémiai Kiadó Budapest [2001]
Karl Vajda: Zeit an der Zeit
ZEIT AN DER ZEIT KARL VAJDA Universität zu Miskolc, Miskolc Ungarn Vorwort Die folgende Abhandlung ist ein Versuch. Sie versucht die Relevanz existenzialer Ontologie auf dem Gebiet der Literaturwissenschaft durch das Bedenken der Zeitproblematik in Géza Ottliks Roman Schule an der Grenze darzulegen. So zwar, daß die Relevanz einer ontologischen Neuorientierung nicht durch die erfolgreiche Applikation der vermeintlichen Errungenschaften einer der Literatur immerhin fremden philosophischen Disziplin unter Beweis gestellt wird, sondern im Gegenteil: Dergestalt, daß sie sich von sich aus als ein notwendiges Erfordernis der Literatur selbst in Erfahrung gibt. Der Versuchscharakter des vorliegenden Beitrags ergibt sich indessen lediglich zum Teil aus den unleugbaren Unzulänglichkeiten des Verfassers. Auch ist an ihm nur bedingt die Eile schuld, mit der diese Schrift aus einer längeren gekürzt, mithin aus größeren Zusammenhängen herausgerissen werden mußte. Vielmehr muß die vorliegende Abhandlung zu einer stellenweise halsbrecherischen Gratwanderung werden, weil vor uns die Konventionalität herkömmlicher Denkweisen der abkünftigen Literaturtheorie Berge eines gelehrten Unverstands auftürmen wird. Sie gilt es nun zu überwinden. Die Einsicht der Bedeutsamkeit der existenzialen Ontologie für die Literaturtheorie steht und fallt mit der Erkenntnis der Gültigkeit der ontologischen Differenz zwischen Sein und Seiendem auch im Bereich literarischer Phänomene. Man könnte indessen fragen, was mit dem Heideggerschen Ausdruck ontologische Differenz, mit dem „Nicht zwischen Sein und Seiendem"1 in literaturwissenschaftlichem Zusammenhang gemeint sei und was damit für die Literaturtheorie wohl gewonnen werden könne? Die fundamentalontologische Bezeichnung ontologische Differenz benennt den Drang sowohl des Seins wie des Seienden, miteinander nicht gleichgesetzt zu werden.2 Nicht gleichsetzen verlangt hier außer nicht identifizieren jedoch auch, daß weder das in dieser Differenz begriffene Seiende noch das Sein selbst gleich gesetzt wird. Denn jede ontische (d.h. »am Seienden haften bleibende«)3 Denkweise zeichnet sich ontologisch (also bei einem expliziten theoretischen Fragen Hungarian Studies 15/2 (2001) 0236-6568/2001/S5.00 © 2001 Akadémiai Kiadó, Budapest