Kassa-Eperjesi Értesitő, 1860 (Jahrgang 22, nr. 1-101)

1860-10-27 / nr. 84

nitäungsort bestimmt wurde", so wählte aichy Gragy aber nicht freiwillig , sondern gezwungen , weil es mir nicht erlaubt war, einen andern Aufenthaltsort zu wählen.“ st Aus Zinkendorf, dem Stammgute der­ Grafen Szechenyi, wird eine romantische Geschichte gemeldet. Das dortige Schloß wurde von bewaffneten Räubern angefallen, die beiden jungen Szechenyi's leisteten so tapfern Widerstand, daß die Räuber die Flucht ergriffen. Welt:Panorama. * e Weder Münzscheine«noc­h Billon-Münzen werden von Seite des k. k. Finanzministeriums ausgegeben. Alle über diese Angelegen­­heit eirfuh­renden Gerüchte sind unbegründet. *„* Ein harmloser Philister, erzählt der Wiener „Vlksfrei."] der am Sonntag zu früher Stunde seines Weges ging, sah die Leute sich an den Straßenesen drängen. Neugierig gemacht, trat er näher, entdecte­ den Anschlagzettel mit dem kaiserlichen Manifest, übersah jedoch in der Ueberschrift das „n“ und sagte kopfschüttelnd : „ein Maifest bei der Kälten 2' X.“ Ein Pferd als Verräther. Ein junges, der haute volle angehöriges Ehepaar , welches wir aus Diskretion Eduard und Kunigunde nennen wollen, lebte in so überschwänglicher Liebe und Eintracht, daß ein zärtlich girrend Taubenpaar noch, manches hätte dabei lernen können. Eines schönen Tages wandelt Kunigunden die Lust an, wieder einmal, wie in früheren Zeiten , ein Pferd zu be­­­steigen. Niemand ist darüber mehr entzückt , als Eduard , welcher noch zur selben Stunde einen prächtigen Zelter anschaffte ; aber leider ist derselbe nur nicht derart sicher zugeritten, um ihm seine theuere Ehe­­hälfte anvertrauen zu können. Der­ gute Gatte übernimmt selbst die Mühe, die feurige „Isabella“ schulgerecht zu machen und täglich Vor­­mittags und Nachmittags verschwindet er auf je zwei Stunden. Dies dauerte bereits länger als vierzehn Tage. Kunigunde stirbt beinahe vor Sehnsucht, das wunderschöne Thier endlich zu besteigen, und als Eduard eines Morgens auf zwei Tage verreisen" mußte, da ließ sie den" Zelter satteln und in das Rondeau" des Praters bringen, wohin sie im zierlichen Phaeton nachfuhr. Kunigunde­ ritt gegen den Prater­­stern zurück, höchst entzügt über die vortreffliche Dresur des Pferdes. De< so wenig man den Tag" vor dem­ Abende loben soll , ebenso wenig soll ein Reiter mit seinem Pferde zufrieden sein, bevor“ er nicht wieder den Sattel verlassen. Kunigunde will normals den Weg zum Rondeau zuzumachen — aber unmöglich. „Isabella“ legt sehr entschieden ihre Absicht an den Tag, in die Jägerzeile zu rennen, und als die erboßte Herrin schließlich die Peitsche anzuwenden wagt, wird die Vierfüßlerin so stößig und störrig, wie es nur ein Mitglied des weiblichen Geschlechtes sein kann ,­ fängt unwillig knirschend das Gebiß und jagt einst der zitternden Kunigunde der­ Jägerzeile zu. Hier , ob rects oder links , dürfen wir aus Bescheidenheit abermals nicht sagen , biegt „Isabella“ plößlich­ in ein Hausthor ein und bleibt ganz ruhig und gelassen an der Treppe stehen. Kunigunde staunt, ja ihr Erstaunen steigert sich zu bangen Ahnungen, als über das Pfer­­degetrappel in der Hausmeisterloge eine schrillend?"Weiberstimme ruft: „Seppel geh außt, d' Isabella ist da.“ Seppel, der Hausmeisterin ältester Sprößling, ein Knabe von zwölf Jahren, erscheint und gleßt ganz dumm die schöne Reiterin an. Kunigunde beherrscht ihre Auf­­regung, reicht dem Jünger einen„Gulden“ und trägt“mit bedender Stimme 2, Duxfennstg also «dieses Pferd.2“­­­.„Nagoby, kummt ja alle Tag, zweimal ins Haus und i halt's immerg so lang, als" der „nä Herr bei der“Tänzerin oben ist." Es war Zeit, dag írt diesem Augen­­blide der Phaeton nachgefahren kam — die arme Kunigunde glitt weinend von­ dem verrätherischen Pferde herab. — Das Weitere kann sich der Leser selbst­ denken. Der zärtliche, getreue. Eduard schwur, daß er, so lange er ein Pferd bestiegen, wo< nie so sc­händlich aufge­­sessen sei, wie bei der verdammten „Isabella“, die er sogleich um den halben Preis verkaufte. *„­ Einem Pettauer Berichte entnimmt die „Graßer Ta­­gespost“ Folgendes: „Man, möchte glauben, daß bei [uns statt der Weinlese die Weihnachtszeit herangekommen ist, denn die umliegenden Weingebirge sind tief verschneit, und die Arbeiter mußten sich, um die Trauben vom Stoßen brechen zu können, mit Krampen und Schaufeln Bahn machen. — Die Früchte mancher Pfirsichbäume sind nur an Härte den Geschoßkugeln und an Farbe den Baumblättern gleich ; furz, wir erwachten im Winter, nachdem wir gerade vorher von einem fcjöd­en Herbste geträumt hatten.“ * Eine Pariser Notiz, die aus einem englischen Jour­­nal, dem Londoner „Erpreß“, in ein österreichisch-italienisches Blatt, das „Giornale,di­e Verona“, übergegangen,­­ erzählt: „ Eine furchtbare Entdekung ist dieser Tage in der Kirche des Dorfes Boulogne bei Paris“, welche eben restaurirt­ wird, gemacht worden... Man hat nämlich unter dem Altar. per heil. Jungfrau den Leichnam eines 14 jährigen Mädchens gefunden, welches vor drei­ Jahren verschwand, ohne daß die Eltern irgend welche. Spur. der­ Verlornen aufzufinden vermochten. Die „Bevölkerung “ fügt das englische Blatt hinzu — ist in höchster Aufregung ; es­ ist aber wahrscheinlich, daß den Pariser Blättern verboten worden , eine Notiz über das ganze Ereigniß zu bringen, wenigstens herrscht in diesen Journalen das tiefste Schweigen darüber. Man erzählt , daß das unglüliche Mädcen von großer Scönheit und frühzeitiger Entwi>lung gewesen sei. 4 | Eisenbahn-Fahrordnung. Abfahrt­ von Kaschau: 4 Uhr 8 Minuten Früh. 75... ii 102007 4 „ Ankunft ín Kaschau: 3 Uhr 45 Minuten 11 E48­ [7] " „ " Nachmittags. Nachts. "“ Wiener Böri­se-Kours, lästig geworden, und die Verneigung, mit welcher derselbe sich auch ihm vorstellen ließ, konnte, so verbindlich sie war, jenen Eindrug nicht aufheben. Ja, er verstärkte sich noch durch das erste Wort, das Hohenwarth an ihn richtete. „Sollten wir uns nicht schon im Leben begegnet sein?" fragte er. „I< habe leider ein schlechtes Gedächtniß, aber mir erscheinen Sie so bekannt, daß ig gewiß glaube , wir haben uns schon gesehen.“ „I< habe ein gutes Gedächtniß , Herr, von Hohenbart," er­­widerte Hermann, den wohlverstandenen Namen absichtlich verfälschen­d, „aber ich entsinne mich durchaus nicht, jemals die Ehre gehabt zu haben.“ Ueber das feine Gesicht Hohenwarth­s zuchte es ein wenig, als er seinen aristokratischen­ Namen so gemein verdrehen hörte, doch lächelte er gleich­ darauf, umging es , seine Bemerkung , welche sich auch durc­h Hermann's Sprache zu bestätigen schien, nochmals zu behaupten, und fragte Elisen nan ihrem Gemahl. Der ritt eben, vom Felde heimkehrend, durch­ die Allee, und da nun auch Lydia, welche sich bereits über eine Stunde im Parke verloren hatte, bald nachher zur Gesellschaft kam, so war Hermann einer unabweislichen Unterhaltung , die ihm nicht angenehm sein konnte, überhoben. Er war deut­schweigsamer, wie je — da er es sonst body nur im Allein­­sein mit Elisen wurde —, desto schärfer beobachtete er, was um ihn sich wahrnehmen ließ, und so leicht entging ihm Nichts , das im Kreise seiner Beobachtung lag. Hier aber wurde sein Auge bald noch mehr und für ihn selbst peinlicher geschärft, als es von Natur schon war. Er glaubte Anfangs, nach Hohenwart's Benehmen gegen­­ seine Schwester — und auch gegen den Vater­­ zu urtheilen, einen Bewerber um Lydia's Herz vor sich zu haben, und was er in Lydia's Augen und in ihren wenigen Worten zu lesen meinte, gab ihm An­­laß , die­ Bewerbung für keine verfehlte anzusehen , wenn er auch aus dem zurückhaltenden Wesen des Vaters gegen den Gast nicht recht klug werden konnte. Bald aber gab ihm ein unbewachter Blic Hohenwarth's , den er belauschte, wie ein elektrischer Funke, den ersten Schlag, der ihn in eine andere Bahn der Beobachtung warf. Dieser Blic hatte auf Elisens Antlitz geruht , mit einem Ausdruck Und Elisens Augen waren diesem Blicke begegnet. Zufällig oder nicht ? wer mochte das entscheiden. Aber Hohenwarth hatte vor ihr seine schönen, sonst so­ überlegen lebienden Augen sogleich gesenkt, und in dem Tone seiner Stimme, wie unbefangen er auch weiter sprechen wollte , war ein Beben hörbar geworden , das vielleicht nur Hermann bemerkte, aber dieser auch unbestreitbar. Elise dagegen war erröthet ! Zwar hätte das schärfste Auge, wenn es nicht vorher, s<on Argwohn geschöpft, die leichte, schnell vorüberfliegende Rosenfarbe , welche das zarte Colorit ihrer Wangen erhöhte, kaum wahrgenommen und gewiß jedem andern Umstande zugeschrieben, als dem, welcher Hermann's Brust wie ein vergifteter Pfeil getroffen hatte, aber daß sie erröthet war, konnte er bes<wören. Und wie nun einmal der Verdacht in ihm rege geworden, fand er im Laufe des Abends nor tausendfache Bestätigung für ihn. Er konnte es endlich nicht länger ertragen, ein schweigender Zeuge zu sein, er mußte den heißen Schmerz. Der ihn folterte, betäuben — lustig warf er sich in das Gespräch hinein, un­­bekümmert, wie dieser plößliche Uebergang von einem Extrem­en das andere beurtheilt werden könne, und wurde für den Abend fast die Seele der Unterhaltung , so daß Hohenwarth mehr und mehr erstaunte. „Nun , Herr von Hohenbart­h" warf ihm endlich Hermann gewisser­­maßen herausfordernd hin. „Wo glauben Sie mich schon“ gesehen zu haben? Wir haben so viel schöne Gegenden besprochen , wo wir Beine gewesen sind, daß Sie auch bei einem schlechen Gedächnisse schon aufs Reine gekommen sein müssen!“ (Fortsezung folgt:) „70 3

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