Kassa-Eperjesi Értesitő, 1865 (Jahrgang 27, nr. 1-100)

1865-01-14 / nr. 4

zwei Stunden. Ob nun hier eine Irrung unterlaufen oder diese sonderbare Neujahrsgratulation aus anderen en stattgefunden habe, dürfte den Lesern später HEHN II werden. +, * In­­welche die der (Posen) Nacht vom 3. auf den 4. Jänner brannte das dem Töpfermeister Kasimir Woycie<owski gehörige, in der Mittelstraße des neuen Stadtt­eils von Bromberg belegene Gebäude bis auf die Um­­fassungsmauern nieder. Das Feuer kam um halb Nachts aus, und das Haus stand bereits ganz in Flam­­men, ehe Menschen zur Hilfe herbeieilten. Sieben Men­­sc­henleben sind bei diesem Brande zu beklagen. Die Un­­glüclichen sind die Schwägerin des Töpfermeisters nebst ihren vier Kindern ; ferner zwei­ Lehrlinge. Die Ursache des Brandes sollen erhitzte Ziegelsteine gewesen Die Leichen wurden verfehlt aus dem glü­­henden Schutt zu betreiben, hervorgezogen. Der Töpfermeister sein, die Betten­ge­­und seine Frau wurden ohnmächtig von dem Orte des Schre­i­bens fortgetragen. " Ein mysteriöses Ereigniß macht in War­­schau SET -Aufsehen. "Der Junker eines Leibgardenhusa­­­ren-Regiments, Wladimir Sabanin, fuhr in einem Mieth­­wagen mit dem israelitischen Mädchen Nosalia Landstein, welche er bereits seit mehreren Monaten rannte, den ganzen Tag von einem Belustigungsorte zum andern und machte schließlich einen Ausflug in das Jägerhaus zu Lazienki. Als hier der Kutscher den Wagenschlag öff­­nete, fand er die Passagiere fort. Beide waren erschossen. Im Wagen lagen zwei Revolver, von welchen der eine entladen, der andere unberührt war. Aus den bei­ den Leichen gefundenen Briefen und anderen Erhebungen geht hervor, daß ein unglücliches Liebesverhältniß beide junge Wesen zum Selbstmord veranlaßt hat. Der Kutscher gab an, daß er wohl zwei Detonationen aus dem Wagen vernommen, aber theils durch das Geräusch des schnel­­len Fahrens, theils durc die Verhüllung seines Pelzes verhindert war, den Vorfall besonders zu brachten... * * Ein Verwandter des Kaisers Napoleon lebt derzeit als Apotheker zu Rendsburg. Dessen Vater­ war der fürzh­n verstorbene Kaufmann Namens Fesc in Kisel. Sein Geburtsland soll die Schweiz und er selbst will ein Brudersohn des Kardinals Fesch, Oheim des großen Napoleon, gewesen sein. Auch zählte der Ver­­storbene nach dem Tode des Kardinals zu dessen Erben, und erhielt unter Anderem ein vollständiges Tafelservice von massivem Golde gearbeitet, womit Se. Majestät König Kristian VIII. bei seiner ersten Rundreise durch Kiel bewirthet wurde. Johannes Fesc­h in Kiel war eine eigenthümliche , verschlossene Persönlichkeit , der aber­ so­­wohl öffentlich wie unter der Hand viel Gutes t­at, und manche Thräne Hilfsbedürftiger getronnet hat. Er ver­­trat aug unter der Firma Iselin und Komp, längere Zeit die Pacetfahrten von Kiel nach Kopenhagen. *„* Ein deuts<er Chemiker in Cincinnati, Prof. Goesling­­ hat einen neuen Prozeß zur Herstellung des feinsten Zucker aus Mais erfunden. Aus einem Büschel gewinnt er 312 Gallonen- schönen weißen Syrups ; der Prozeß ist so einsam , daß er sich mit den gewöhnlichen Utensilien in einer Pächterstucke ausführen läßt.­­ Eine Newyorker Gesellscaft soll die Erfindung bereits für die Summe von 400.000 Dollars angekauft haben, um ohne Verzug ,diese­­ Zuvorbereitung in großartigem Maßstabe Faschings-Phisiognomien in Hajdan, legt­­ hätten. Lehrlinge zur Erwärmung in DE 457 2­ 8 A . . . 1 Uhr gen ein vielbelebteres Gesicht zur Schau trägt als ge­­wöhnlich. — Und daran ist nur der Prinz-Karneval - Schuld. Er gießt Lebensmuth und Tanzlust in den Bu­­sen und in die lebensmüden Waden des blasirten Lebe­­mannes , befeuert zarte Jünglinge zu unerhörten Thaten, zwängt sie in enge Lakees und buttergelbe Glace-Hand­­schuhe, führt sie auf­­ Bälle und zu Liebes-Stelldichein, und verleitet holde Maide zu einem sehr starken Verbrauch an Liebesbliken und sc­hmachtenden Seufzern. Er öffnet gewaltsam die sonst wohlbefestigte Geldbörse engherziger, dem Sparsystem huldigender Väter und­ zaubert daraus Ballkleider, Blumen und Spitzen für heirathsbedürftige Töchter. — Er stiftet ewige Liebesbündnisse , die minde­­stens eine ganze Ballnacht hindurch dauern, und wenn auch in der Neuzeit sein Renomen als privilegirter Hei­­rathsagent bedeutend abgenommen hat, so kommt es den­­noc hie und da vor, daß manches Paar von der ersten kant NOM an, gradatim bis zu Hymnens­ Traualtar tänzelt. Man huldigte in den guten alten Zeiten dem Glau­­ben, nur die in der Faschingszeit geschlossenen Ehen seien glück­<h, allein man ist heutzutage schon über so man­­ges Vorurtheil hinaus, an dem unsere Vorelteren mit großer Zähigkeit gehangen, und so fehrt sie auch Nie­­mand mehr an jene alte Ansicht. — Findet sich nur Geld­­fach zu Geldsa>, oder Jugend und Kraft zu erschöpfte, je voch reichem Alter, dann wird geheirathet und gelebt in dulce jubilo, so lange das erheirathete Gut vorhält, Ungleiche“ Chen sind schon so etwas Gewöhnliches, AM tägliches, daß sie Niemanden mehr auffallen , und nur besonders merkwürdige Verirrungen sind im Stande, einige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. = Oder ist es vielleicht keine Verirrung, kein gänzliches Verkennen der Grundprinzipien, auf denen die Grüseligkeit in der Ehe beruht, wenn eine in den Jahren schon ziemlich vorge­­rückte Witwe — die nota bene ihren ersten Gemahl mit 14 Kindern beschenkt hat, was gewiß eine respektable Anzahl zu nennen ist, wenn — sagen wir, diese Witwe sich mit einem jungen hübschen Mann vermählt, der noch nicht 25 Jahre alt ist ?" — Zwar wo „Starkes sich mit Mildem paart, da gibt es einen guten Klang" — wie Seiller in seiner erhabenen Dichtung „die Glocke“ singt , der nach unserer unvorgreiflichen Meinung ist eine Witwe mit zehn todten und vier lebenden Kindern, doch etwas zu stark um einen guten Klang zu geben, wäre dieser Klang auch durch jenen von einigen wohlgefüllten Geldsälen erhöht. Doch lassen wir die Witwen und fehren wir zu unserm eigentlichen Thema, zum Karneval zurück. Von sonst gut unterrichteter Seite, wie es im gewöhnlichen Leit­­artikel- Styl heißt, wird uns mitgetheilt, daß der heurige Fasching simn wurd, ein besonders reichhaltiges Programm auszeichnen wird. — ES sind eine Menge von öffentli­­chen und Privatbällen, von Hausunterhaltungen , Tanz­­fränz­en, Picknicks, Soirées dansantes und wie die vielen, mannigfaltigen Erfindungen der Tanzwuth noch heißen mögen, protestirt, und daher die schönsten Aussichten für junge mit geringer Praxis versehene Aerzte, die auf dem Gebiete der Lungen-Katarrhe, der galoppirenden S<wind» fudht und der Drehfrankheit exelliren , vorhanden — Ob aber auch alle diese Projekte in Ausführung kommen, ist eine andere Frage, die erst die Zukunft lösen muß. — | So wissen wir bereits von einem, in Vorhinein verun- 144 AUEN zu AE vr einfach ß NE Man- | 5% SEEN gel an Ueberfluß zu Grunde ging. — Ueberfluß an mangelnden Musikern nämlich. Mas hatte im Familien­­Der Karneval mit seinem ganzen Gefolge von | kreise unter Zuziehung von einigen Freunden des Hauses Scherz und Narrethei ist überall und folglich auch in | beschlossen, eine Hausunterhaltung zu veranstalten, die die Mauern Kaschau­s eingezogen. — Diese Thatsache­­ keinen der Theilnehmer Etwas kosten sollte. Viktualien fällt selbst dem oberflächlichsten Beobachter auf, denn­­ und Tänzerinnen zu beschaffen , machte si der joviale es fann unmöglich entgehen, daß Kaschau in diesen Ta­­g Hausherr anheischig, wogegen ein anwesender junger Mann stellen, — Man als nur möglich­­zu die Haupterfordernisse zu einem hausgebarenen Piani> wohl vorhanden waren. — Da man in unserer fulti­­rten Stadt nicht, wie bei den Ochontee-Indianern, tastmäßigen Schlag der Hände, so müßte auch einen fommt für keinen der Theilnehmer mit der sollten — allein nach wem zu bewegen, eine entspießende Musik gesorgt wer­­den, Professionsmusiker zu bestellen , ging nicht­ an, denn man wollte ja einer Geld­­ausgabe belasten, und die Kosten für einige Stü> Darm­­und Roßhaaran Kinderstreicher — wie Violinspieler eigent­­lich rein deutsch heißen zu tragen, konnte­ sich der Hausherr nicht entschließen — große Verlegenheit! EndliM Instrument, um der Harmonikaspieler, angeordnet, und den Instrumenten. =­ Die es genüge weil, käme Agenten, Und die er, Umständen in keine Hausunterhaltung Freunde, von zu klagen im Stande ist, urtheilend bescheiden es die Maultrommel nämlich — dafür aber mit so größerer Virtuosität spielt. — Mit diesen beiden Kunstherren im Vereine, hoffte als ehemaliger Zieh­ zu genügen. Eine Generalprobe würde mit­ ihren betreffen­­ ersten Takte erklangen — doch wir sind zu wenig musikalisch gebildet, um uns über den Werth der produzirten Musikstufe zu äußern z zu wissen, daß der Hausherr nach beendigter Probe auf Ehre und Gewissen betheuerte, solchen willigen könne — seines Assekuranz­ zu viel Versicherungsprämie zahlen müßte, denen so versprach, der sich er aber so viele Tänzer sieht also, daß damit bereits erwähnte eine einigermaßen dieser Spektakel begnügt, die Beine großen Gedanken. =­ Er hat fiel das beabsichtigte Pi>und andere aber zwar nur alle Drei erschienen zu Ohren junge Mann zwei Geige ein unter 5 Meh a DAY 4.477 auf in den Brunnen­ auf dem Sklavenmarkt von Anapa verkauft» — Dennoch wußte sie ihre Prophezeiung zu erfüllen. Das Sch­Fsal hatte Thamara nach Rosette ver­­sclagen und ihr eine Macht gegeben, wie sie den Skla­­vinnen Egyptens nur selten zu theil wird. Auch Belson, den Engländer, hatte sein Geschic hierher getrieben. Sein Vermögen, das er in Sünde und Verbrechen er­­rungen, war verloren und er zu einem niedern Aben­­teurer herabgesunken, der kärglich sein Leben fristete, bis er, ohne Thamara wieder zu erkennen, von Habsucht ge­­trieben, in die Schlinge ging, die sie ihm legte. Er starb von Henkershänden den Tod der Verbrecher. 17 3­8­2 , 1. Erklärung,­ Meinungsverschiedenheiten, überhäufte ander­­weitige Geschäfte und sonstige äußere Gründe, deren­ Auseinandersetzung nicht hieher gehört, bestimmen den Unterzeichneten , seine Thätigkeit für dieses Blatt und somit die Rezensionen über die Leistun­­gen des hiesigen städt. Theaters mit der heutigen Nummer abzuschließen. Indem ich den p. t. Thea­­terfreunden für die mir bewiesene Theilnahme auf­­richtig danke , erkläre ich noch, daß von heute jede wie immer geartete Beziehung meiner Person zur­ Redaktion dieses Blattes erlischt*). BET DETE 4 quondam Artifices. *) Wir zeigen hie mit unsern geschätzten Lesern an, daß wir uns die Führung der kritischen Feder für jetzt­ vorbehalten ; doch werden uns gediegen gehaltene und kunstgerecht abgefaßte Rezensionen , wenn selche zur Veröffentlichung eingesendet werden, stets willkommen sein. Die Redaktion. Jätekrend. Szombaton 14-én Hunyadi László, opera 4 fel­­vonásban, — 15. Az eladó leány, eredeti népszinmü 3 felvonásban. 1 va vedlés [LZ 25:2 2 LD öz na. APART REIEN auen 11. Jänner. Wiener Briefe. mn “44 Und so fliehen meine Jahre Wie die Quelle rastlos hin! Glüliche Reise du altes Jahr! Gott zum Gruß der Neues­­­is: In diesen Worten ungefähr durchführen wir in jenem ernsten Momente der Sylvesternacht, wo der zwölf- LAK erster Glockensc­hlag ertönet, all' die Freuden und Schmerzen, die uns treue Begleiter bis nun zu waren. Wir werfen den Schleier der Ver­­gangenheit Über all? das Leid, das uns getroffen. — Jahrelange Feinde reichen sich zum neuen Freundschafts­­bunde in herzlicher Weise die biedere Hand, die kri­­stallene Thräne einer Jungfrau, welche über ihr Engels- Antliß herunterperlend die Hand des vor ihr knienden Zünglings beweßt, versichert ihn ihrer unerschütterlichen Liebe , um den reich besetzten Tisch sieht ein Kreis er­­achsener Jünglinge“ fit bringen einen Toast auf das ihrer Eltern, Es lebe das Vaterland! die Del­adt! Es lebe Alles, was wir lieben ! Tönt es inmitten des bunten Treibens und so be­­scließt man scherzend das Alte, begrüßt hoffnungsvoll das neue Jahr ! E Sa die Hoffnung! Indem wir von Jahr zu Jahr mehr dem Grabe rüstig entgegenschreiten , bietet auch sie uns gleicfalls nur mehr in beschränktem Maße ihre Gaben, und sind wir nun alt, und am Grabesrande angelangt, so werden ja auch unsere Hoffnungen und Wünsche die bescheidensten. Wir hoffen nur noc mehr wenige Stunden, Minuten, Sekunden länger leben zu können, und wie erbarmungslos ist dann diese Hoffnung, die uns im Leben so unendlich viel geboten, die uns so oft zu edlen, mächtigen, großen Thaten und Hand­­lungen angespornt? — Sie wird kleinlich, wie der Mensc selbst, sie erstirbt an unserem Grabe, weil sie eben mit uns geboren wird. Man gewöhnt sich jene bald an Alles, und sind einige Tage verstrichen, so hat man sich auch schon be­­reits in das neue Jahr hereingelebt, man ist der Alte groß all­ den guten Vorsätzen, die man gefaßt, man be­­sucht wieder das Kaffee, das man entschieden zu meiden sich vornahm, man schimpft über­ die traurige Lage der heutigen Sittenzustände , predigt Moral , geht sogar am ersten Jänner in die Kirche , doch denselben Abend ist man sc­hon im Karltheater, um sich die militärisch­ kostü­­mirte Legion der „schönen Weiber"von" Georgien“ mit zwanzigmal vergrößerenden Gläsern anzusehen, der Abend ist angenehm, man geht also zu Fuß zu Hause, passirt den Stefansplaß, um sich in den Studien am moralischen Felde zu bereichern, nur noc ein unbedeu­­tender Kopfschmerz als Nachzügler des gestrigen Syl­­vester­-Gelagers erinnert an den Jahreswechsel und an all" die guten schönen Vorsätze , die man eben im Mo­mente dieser Nominiszenz heute zwar nur zum erstenmale, doch bereits in den letzten Stadien unseres Alltagsle­­bens , übertritt. Und so geht es fort, was aber nur ein Zeugniß­­ dessen ist, daß die Mehrzahl der Menschen, wie schön und erhaben auch nur ihre Bestimmung sein mag, ihrer Handlungen nag do< nur Gewohnheitsthiere sind. Die Jugend dürfte das meiste Interesse daran­­ haben, das neue Jahr mit Sehnsucht zu erwarten, denn diejenige Generation der Menschenkinder, die ihre Ge­­­brechlichkeit unter dem Mantel stoischer Entsagung vers­cheidiget, dieser Generation ist der neue Kalender und­ die darin enthaltenen schauerigen Anekdoten und Haus­­mitteln, die wertbeste Gabe des neuen Jahres. Mütterleins, deren Töchter bei jedem Heiraths- Antrag eines wohlbestallten Kanzellisten die Migraite bekommen haben, oder gar in theatralische Ohnmacht fielen , erwarten nur mehr entschieden, daß der Karne­­val, denn doß diesmal wenigstens einen gestrengen Herrn Rath bringen werde. . Ein falscher Geschäftsmann blitt stolz auf seinen Sohn, der ein gesundes Bein ist, und den er um sich selbst emporzuhelfen, gegen baare D­araufbezahlung an Weib zu bringen hofft. So denken ungefähr Einzelne. Jeder nach seiner­­ Art, daß sind die Erwartungen Einzelner. Die Jugend aber, die tanzlustige, lebenslustige Jugend sieht in dem neuen Jahr nur den Vorboten des nahen Karnevals. — In Wien singt, springt und­ hüpft man vor Freuden, man hat zwar sehr oft auch kein Geld, doch dies genk­t nicht solche Geister, die Kredit-Quellen eröffnen sich, die Debardeure grafieren, Professionisten fal­iren , Schuldenarreste werden vergrößert, und der Rest was bleibt, ist ein ausgiebiges Kontingent für die Neudorfer Strafanstalt. Das dürfte ale im Laufe dieses Karnevals das Resultat so vieler de<gespannten Hoffnungen werden. Mihók, 1865. Telegrafische K­urse vom II.—13. Jänner. k

Next