Kassa-Eperjesi Értesitő, 1868 (Jahrgang 30, nr. 1-102)

1868-09-12 / nr. 73

AE ZEIRL AL ZAGELLEFLS ZP­­EGe 282 . pf Aus Ablaß“ der bevorstehenden Deputirtenwahl in der königl. Freistadt Kaschau wurde in diesem Blatte meines bescheidenen bürgerlichen Namens in so ehrenhafter Weise Erwähnung gethan, daß ich es [den jett für meine Pflicht erachte, mich darüber ganz offen und aufrichtig auszusprechen. Weit entfernt, die Verdienste jenes Mannes unters schoßen zu wollen, welcher durch das allseitige Vertrauen der Kaschauer Bürgerschaft zum Deputirten erwählt, in dieser Eigenschaft auc heute noch das Interesse meiner ge­­schätzten Mitbürger vertritt, ist es rein nur eine „Princi­­pienfrage", welche im bürgerlichen Selbstbewußtsein entste­­hend, heute bereits gesunde Lebenszeichen von sich gibt. Die Lebensfähigkeit dieses Princips, und wer wird wohl, dem Herz und Kopf am rechten Fleß ist, an dieser zweifeln, sie sucht das Terrain, um zu beweisen, „daß bür­­gerliche Denkungsart, vereint mit gesundem Verstande" nicht unwerth dieser Ehre, und vollkommen gewachsen dieser Aufgabe ist. „Wenn daher aus Anlaß der bevorstehenden Deputir­­tenwahl, die Namen hiesiger „Bürgersöhne mit in die Con­­jektur gezogen werden, so ist dies nur eine bescheidene Auf­­forderung .an das geschäßte Bürgerthum Kaschau's, endlich einmal auch ihren eigenen Kindern das Feld zu eröffnen, damit dieselben Gelegenheit "gewinnen, ihre Befähigung, ihren Geist, ihre Denkungsart und ihr Wissen vor dem Antriteg ihrer Mitbürger verwerb­en zu können. Wer vermag es mir zu­ sagen, wie unberechenbar groß die moralische Tragweite dieses Versuches wäre? Würde der­ Vater nicht etwa mit gerechtem Stolz seinem Kinde sagen: „Siehst du, unser Deputirter ist ein Börgerskind, lerne daher und trachte, daß auch du zum Manne wirst." In welchem Falle könnte­ sich aber auch die geschätzte Kasc­hauer 'Bürgerschaft' mehr" beehrt fühlen, wenn nicht durch das­ Bewußtsein, daß ihre Interessen durch ein Bür­­gerstind vertreten werden, welches in eigener Mitte gebo­­ren, den Sinn, die Denkungsart, die Empfindungen seiner Mitbürger fennt , mit ihnen Freud und Leid gleichmäßig zu empfinden im Stande ist. „Was mich speziell betrifft, so kenne ich als die ge­­rechten und ungerechten Vorurtheile, welche bei dem hier herrschenden Geiste gegen meinen­cießfälligen Versuch herr­­schen, body tröstet mich der­­ Gedanke, daß Vorurtheile sich auch der Macht der Wahrheit beugen müssen, und daß mir lieber die „Neider“ als etwa die „Leider“ sind. Es „ist auch nicht, meine­ Person, um die es sich hier handelt, denn ich bin jung, iH kann noch sehr, viel lernen, und­ noch ziemlich lange warten, für das Princip aber,­­das ich hier kurz besprochen,­­ für dieses mit meiner­ vollsten Weberzeugung einzustehen, halte­­ ich für meine heilige Pflicht. Man spricht mit Vorurtheil, mit Geringschägung über das Wissen­ der eigenen Kinder, man gebe ihnen aber Ge­­legenheit, damit dieselben die Macht ihres Wissens vor ihren Mitbürgern entfalten können,­­und mit stolzem Ente zücken gefüllter Brust wird die­­­ Macht der Wahrheit, das beseeligende,­ der eigenen Ueberzeugungstreue alle jenen Vorurtheile verdammen und vernichten, welche meistens grundlos entstanden in den Herzen und in dem Geiste so lange fortwuchern werden, bis das Beil der unerschütter­­lichen Wahrheit ihnen den Todesstreich versetzt hat. Ein offenes Feld also für die Kämpfer !!! Alexander Mihók, Lokales. — (Se. Erz, der Herr Minister Graf An­drassy) ist vergangene Woche in Rank eingetroffen. Dienstag begab sich eine Deputation des hiesigen Magi­­strats, und, von einigen­ Bürgern mit dem Hrn, Bürger­­meister an den Spiße dorthin, um den Hrn, Minister zu bewillkommen. — (Preßgerictliches.) In unserem heutigen Inseratentheile bringen wir das, uns von Seite des löbl. königl. ung. Preßgerichtes in Eperies zur Einschaltung ein­­gesendete Urtheil seinem vollen Zuhalte nach mit dem bei­­gefügten Bemerken, daß der Verurtheilte durc seine sub­­ordinirte militärische Stellung dienstlich verhindert wurde, bei der am 19. Juni d. h. in Cperies abgehaltenen schwur­­gerichtlichen Verhandlung seine Vertheidigung zu führen, und deßhalb, als bei der Tagsatzung nicht erschienen,­­ ohne alle Vertheidigung — blos in contumaciam verur­­theilt wurde. Der von Seite des Berurtheilten auf höhere Anordnung beim löbl. Preßgerichte zu Eperies eingereichte Protest, wegen Incompetenz dieser Behörde wurde von der­­selben zurücgewiesen und das genannte Urtheil mithin noch vor Entscheidung des Competenzconflictes gefällt. Erst durch die allh. Entschließung Sr. Majestät des allerg. Kaisers und apost. Königs vom 6. August d. J. wurde der Competenz­­streit der k. k. Militärbehörde mit dem königl. ung. Justiz­­ministerium dur< Bestätigung des bereits gefällten Ur­­theiles 'geschlichtet und dem Verurtheilten die Weisung er­­theilt, eine Erneuerung dieses Prozesses anzustreben. Wir veröffentlichen diese Thatsachen auf besonderes Verlangen des Verurtheilten und als wahrheitsgetreue Ergänzung des im obigen Urtheile nicht enthaltenen Umstandes, daß die Straferfüllung des Beklagten — wegen nicht erlaubten und nicht erfolgten Erscheinen des Vorgeladenen blos in contumaciam erfolgte, — (Zum­ung: Landessängerfeste), welches am 20. b. M. in Debreczin stattfindet, begeben sich vom hiesigen Gesangsvereine 37 Mitglieder. — (Jagd- und Schüßenfreunde) machen wir auf die­ seit einigen Tagen im Hotel zum weißen Sciff aufgestellte Gewehr-Muster-Ausstellung aus der europäisch berühmten Fabrik des Peterlongo in Innsbruck aufmerk­­sam. Es sind daselbst wahre Prachtstüke von Sceiben­­und­ Jagdgewehren, Lefaucheux u. s. w. wie auch ein Vor­­der- und zugleich Hinterladungsgewehr zu sehen. — (Die herbstlichen Uebungen best. k. Militärs) in der nächsten Umgebung der Stadt ge­­winnen für unsere Bevölkerung immer mehr an Interesse und täglich begleitet eine schaulustige Menge die ausrücken­­den Truppen, um die interessanten Evolutionen der ausge­­führten Manoeuvres, in der Nähe betrachten zu können. Die Konzentrirung der Truppen soll bis inclusive 21. b. M. dauern, wornach die Abtheilungen wieder in ihre Standquartiere abrüen. = (Eisenbahnbrücenbau.) Die Vorarbeiten zu dem Brückenbaue über die große Hernad (auf der Hälfte des Weges gegen Tehany) schreiten rüstig vorwärts. Die Erdaushebungen zu den Fundamenten erforderten große Mühe, weil das durchsilternde Grundwasser die Arbeit er­­schwerte. Durch einen verschallten Rost wurde das weitere Eindringen des Wassers verhindert und durch unausgesetzte Arbeit das angesammelte Wasser ausgeschöpft, so daß ge­­genwärtig mit dem Legen der Fundamente begonnen wer­­­­den kann. Die Thätigkeit auf der ganzen Strebe im Hernad­­thale ist eine sehr erfreuliche und dürfte troß der großen zu überwindenden Schwierigkeiten die Beendigung des Baues in der hiezu anberaumten Zeit erreicht werden. — (Reunionen)* Die vom löbl. k. k. Offiziers­­korps der Garnison veranstalteten musikalischen Reunionen finden am 12, 19. und 21. d. M. in den Kasinolokalitäten statt. Anfang um 8 Uhr. Die am 5. abgehaltene Reunion war sehr zahlreich besucht und animirt ; nur war das schöne Geschlecht nicht hinlänglich vertreten, um außer dem ge­­botenen Musikgenuß auch noch die Freuden des Tanzes ge­­nießen zu können. Wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, will das schöne Geschlecht das­­ Versäumte nachholen und rüstet sich mit den Waffen der Schönheit und Anmuth, um zu demjReigen Terpsychorens ein würdiges Kontingent zu stellen. — (Herbstanfang). Troß der nor ungewöhnlich anhaltenden Hitze haben uns die Schwalben bereits in gro­­ßen Zügen verlassen. Nur einzelne Nachzügler machen sich noch hie und da bemerklich. Der Instinkt dieser Thiere läßt sich in der Regel nur selten täuschen , und dürfen wir die­­sen Witterungspropheten glauben , so ist auf keine anhal­­tende Wärme in diesem Monate mehr zu rechnen und mit dem­ ersten eintretenden Regen dürfte unser heuriges tro­­pisches Klima ein Ende nehmen. — (Frühe Weinlese.) Die Entwicklung und Neife der Traube ist bereits so weit vorgeschritten, daß man in vielen Gegenden Ungarns bereits er­­stlich an die Weinlese denkt. Selbst in der Hegyallya dürfte heuer die Weinlese um 14 Tage früher als gewöhnlich stattfinden. Nur wenige Weingartenbesizer werden in der Lage sein die­ Fröste abzuwarten , welche die Sitte der Traube für die Bereitung der Ausbruchweine so sehr erhöht. Bei der zu hoffenden reichen Ernte macht sich ein großer Mantel an Fäßern und Gebinden fühlbar , und die Weinproduzenten suchen ihre Vorräthe zu den billigsten Preisen an den Mann zu bringen , um nur für die neue Fechlung kaum zu ge­­winnen. Ob das consumirende Publikum durch Herabsetzung der­­ Weinpreise auß etwas gewinnen wird, steht erst zu erwarten. — (Scheibenschießen.) Bei dem Sonntag den 6. und Dienstag den 8. September abgehaltenen Scheiben­­schießen hat, und zwar am erstgenannten Tage das erste Beste Herr Alexander Stadler auf einen Nagel und das zweite Beste Herr Josef Nio auf einen Viererschuß, am zweitgenannten Tage das erste und zweite Beste Herr Friedrich Müllner auf je einen Viererschuß gewonnen. — (Erstlagen.) Vergangenen Sonntag hat in dem Orte Kavecsany nächst Kaschau ein Mann sein Weib derart geschlagen, daß sie binnen 24 Stunden ihren Geist aufgab. Der Thäter wurde den Saroser Komitatsgerichte übergeben. — (Diebstahl.) Ein männliches Individuum, wel­­les dieser­ Tage einem Einwohner in Soövar 400 fl. ge­stohlen hat, wurde Donnerstag an das hiesige Komitats­­gericht eingeliefert. — (Ein tüchtiger Arzt mehr.) Herr H. Do­­nath, Dr. der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe, bisher städtischer Arzt zu Nosenberg, zugleich Badearzt in Lutschka und Korotnicza wird vom 15. J­ an in hiesiger Stadt blei­­bend sich niederlassen, und Armen und Hilflosen zu jeder Stunde unentgeltlich beistehen. Bei den vielen glülichen Kuren, die Herr Dr. Donath bisher vollführte , und der allgemeinen Anerkennung und des Zutrauens, das er sich Reisebilder in zwangslosen Versen. Zuerst besah ig in London die Tempel Das giebt für den Plebs ein gutes Exempel. Man ist in England bei allem Gebox' Doch immer noch strenge und orthodox Am Sonntag darf Niemand dort Musik machen Dafür thun sich Pfaffjen ins Fäustchen lachen. Gesoffen wird zwar sehr viel und gestohlen, Man denkt dabei an Rußland und Pohlen! Nur kleine Diebe werden gehenzt, Die großen werden mit Würden beschenkt. Man prügelt Matrosen noF immer im Takte Dieß nennt man die „habeas corpus" Akte Der Freiheit zu Liebe wird auch noch gepreßt, Da baut sich der Adel ein goldenes Nest. Der Plebs, ist recht gut: zum Kanonenfutter? Die Lords die bleiben beiz ihrer Frau Mutter, So lange sich nur, viele Deutsce finden, Die sich für England's Gold lassen schinden; Wird man, die eig'n­en Kinder noch schonen, Die nur geschaffen für: „Bürgerkronen," Der Adel, ist reich. ; und für die Regierung, Und duldet nicht leicht eine Volksverführung. Im Baterhaus, sigen die Krämer und Pächter Am Wollsa>, als Friedens- und Freiheitswächter. Dodd kostet es immer noch große Mühen, Will man dem Adel ein Vorrecht entziehen. Auch sitzen schon lange im Parlamente Die Herren vom alten Testamente. Und hat einer nur viele Souverain d'or Man wählt ihn­ in London zum Lord Mayor. Dort wird ein Jeder nur werth gefunden Soviel er wiegt in englischen Pfunden. Außer der alten Abtei von Westminster ist's an allen Orten schmutig und finster. Hier stehen die Denkmäler großer Männer Seit König Eduard, genannt der Bekenner. Sie zeigen uns, meist recht gut erhalten, Marmor die alten Helden gestalten die Geset>e Englands geleitet Auch Männer des Volkes halten hier im Dichterwinkel ihr Standquartier Sh­akespeare, Sheridan , Johnson und Spencer Haben den Platz beim gothischen Fenster ; Milton, Mason Buttler und Dryden Ruhen hier alle den ewigen Frieden. Auch fanden hier für ihr Wirken den Sohn Der Garrick, der Goldschmidt und Addison, Selbst Händel, vom deutschen Compositeure, Hat man ein Denkmal gefegt hier zur Ehre, Die großen Männer, wie Fox und Pitt, Und alle, die zur Freiheit den Schritt Old-Englands geführt, und. gelenkt Im Tode man hier noch, ihrer: gedenkt, Für. Albions Söhne der Wünsche khühmnster;­ War stets ein Denkmal in Abby-Westmünster, Nelson der Held hat mit stolzem Gefühl, Dieß Ziel stets verfolgt im Schlachtengewühl, In den Räumen dieser­­ geheiligten Hallen Hat mir das Eine am Besten gefallen, Daß Könige, Künstler, Redner­­ und Dichter Hier fanden ihre geredhtesten Richter. Und weil die Extreme, sich immer berühren, So ließ, ich mich schnell nach dem­ Tower führen. Es erfüllt jede Brust­ mit Beben und Schauern Was vorging in diesen düsteren Mauern. Seit Elisabeth wählte den Bau zum Gefängnis, Walter dort immer ein sch­war­z­es Verhängniß. Die Schatten aller Männer und Frauen Die hier ermordet, — erfüllen mit Grauen Die Räume des Towers im Geisterwehn, Io glaubte im Geiste sie wirklich zu seh'n. Manch! Blatt der Geschichte von England ist roth Vom Blute der Opfer die hier ihren Tod Erlitten durch feigen Nichterbeschluß = 3 Hier galt „hohe Wille"nicht: freier Entsc­hlu­ß Mit UÜbscheu verließ ich die Stätte der Willkühr Und schritt nach dem goldenen Tempel der Habgierz Wo allgeschäftig fast alle Nationen Nur so achern um Sterlings, Louisdors­ und Doublenen. Die englische Bank und die Londoner Börse Rechnen nam Pfunden und hassen die Verse, Ba­eitdin unsterblicen Rahm verbreitet SVILLESTION, Die Geldmänner sind nur meistens prosaisch „Das goldene Kalb" ist jezt: christlich-mosaisch Die Schätze Europas vom besten Klang Liegen im Keller der englischen Bank. Und wenn am Festland die Throne wanken Versichern sich Fürsten in englischen Banken. Die Schld der Nation" ist so ungeheuer, Wie im Shoop der Erde das flüßige Feuer ; Und troßdem hat England den besten Kredit Und macht nicht wie and're Staaten falsct Selbst falsche Noten die Bank bezahlt Und wären sie nu< so follegt gemalt Man straft nicht den betrogenen Mann Der das falsche Papier nicht erkennen kann. Die Pflicht des Staats ist: Banknoten zu machen Die nicht so leicht sind nach ßzumachen Bei uns haben Fälscher noch gute Beute, Der Schaven trifft nur die armen Leute. Von der Bank ging ich in das British Museum und später ins dorische Colosseum. Das erste beginnt, wie uns auser­wählt, Die berühmte Chronik von Kaschau erzählt: Sogleich nach der Sündfluth mit solchen Thieren Die lange s<on mußten ihr Leben verlieren Der Iehtyo-Sau-Russ, das "Mastodon, Die Nieseneide<hs, der Platt­yodon, Sind alle vertreten in diesen Hallen. Nur ein Curiosum fehlt dort vor allen Es ist das seltene Petrefact Was in Kaschau wurde herauskloakt Als man mit Hülfe“ der städtischen Kasse Einen Kanal gebaut in der Forgacs-Gasse. In steinerner Mundsemmel lag das Thier, Es trank weder Wein no< Märzenbier, Vorweltlich war­­— nag dem Entdeker — Sowohl das Thier, als auch der Bäer. Der Bäcker wurde zwar nicht gefunden, Der die Semmel gebaren in Vorwelts-Stunden ; Doch müßte = nicht nur naß vom Schein = Der Bäcker älter als die Semmel sein. Leider ging uns troß aller Müh' Verloxen , der toatis diluvii! R. Z. achte WES EIES ERR GSI

Next