Kassa-Eperjesi Értesitő, 1869 (Jahrgang 31, nr. 1-100)
1869-09-18 / nr. 71
Corales. — (Der Reichstagsabgeordnete), unserer Stadt, Herr 3. v. Rimanóczy, tt — wie man uns mittheilt — ganz incognito hier angelanzt. — (Epidemien ohne Ende.) Die Sterbeliste des Monats August liefert uns erneut ein trauriges Bild von unseren Sanitätsverhältnissen. Alle Krankheiten, die an anderen „Orten nur sporadish auftreten, werden hier epidemisch. Gegenwärtig sind es der Keuchhusten und die Masern, welche unsere Säuglinge bedeiten. In den Krankheitsbezeichnungen tritt in diesem Monate der „Keuchusten" konstant auf, während in den früheren“ Sterbelisten auch "Variationen dieser Krankheit mit „Eselshusten" vorkamen. Vielleicht ist die seßtere Klassifikation in gewissen Kreisen mehr populär und wird daher standesgemäß mit Vorliebe angewendet ; (?) oder es gibt" wirklich zwei Abstufungen des Krampfhustens, von denen der eine nur in besonderen Familien vorkommt ? — Wir sind veranlaßt zu glauben, daß diese armen kleinen Geschöpfe ohne alle ärztliche Hilfe dahinsterben,“ weil "sie gröfgrenz theils der ärmeren Klasse angehören. Wäre es bei solchen Epidemien nicht Pflicht, der «Sanitätsbehörde, der Ausbreitung der Krankheit vorzubeugen und diejenigen Anordnungen zu“ treffen, welche eine so große Sterblichkeit zu verhindern im Stande wären ? Die Herren städtischen Aerzte, welche mit der Todtenschau betraut sind, kennen jedenfalls die Krankheitsherde und sollten deshalb schleunigst Bericht erstatten, auf welche Art der Verschleppung von Epidemien Einhalt gethan werden könnte. Wenige Eltern sind wohl so herzlos, ihre erkrankten Kinder ohne alle ärztliche Hilfe dem Zufalle preiszugeben , dem wo dieser orientalische Fatalismus herrscht, ist es die Pflicht der Humanität, diese Angelegenheit ins Auge zu fassen, und durch„ Ueberwachnung“ der Sorglosigkeit“ eine unverhältnißmäßige Sterblichkeit zu verhindern. Das Todes-Kontingent ist ohnedies groß genug, welches durch vernachlässigte Pflege der unehelich geborenem Kinder entsteht, welche größtentheils sehr lebensfähig, das Licht der Welt erbliden, und auf unverantwortlicher Weise, einem langsamen Hungertode überantwortet werden. « Unsere Strafgesetze kennen nur das Bergehen des gewaltsamen Kindermordes, „und können daher, in den meisten Fällen gegen die Herzlosigkeit gewissenloser Menschen nicht einschreiten, die das Dahinsiehen ihrer Pflegebefohlenen zum rentablen Geschäfte 'und zum Gegenstände ihrer Subsistenzverbesserung" machen. Unsere Waisenhäuser sind , unzureichend, Findelhäuser «noch nicht errichtet,“ und so sehen wir einen großen Theil lebenskräftiger Kinder schon bei ihrer Geburt dem sicheren Berderben preisgegeben. So wie das Impfen der Blutpoden im Nothfalle zwangsweise vorgenommen werden,und unter Kontrolle der betreffenden Behörden . gestellt“ werden“ muß, ebenso muß bei Epidemien die Sanitätsbehörde und ungerufen einschreiten und durch verständige Anordnungen dem weiteren Umsichgreifen des Nebels die engsten Schranfen zu sehen suchen. Nach der ungeheueren Sterblichkeit, welche die Blattern-Epidemie in unserer Stadt verursacte, ist die Zahl der Todesopfer die den" beiden seit hier herrschenden Epidemien zum Opfer fallen =mit Rücsicht auf: tis nicht übergroße "Bevölkerung Kaschau's = eine ungeheuere, und beziffert sich für den Monat August b. 9. mit 16 Todesfällen am Keuchhusten und 12 Sterbefällen an din Masern, also im Ganzen mit 28 Opfern einer unzureichenden“ Saunitätspflege. — (Straßenbeleuchtung.) Die Statuten unserer Straßenbeleuchtung sind uns zwar nicht bekannt, dec glauben wir annehmen zu können, dak das Anzünden der Varternen damals erfolgen sollte, wenn eine undurchdringliche Finsterniß eintritt, welche es den auf der Straße Dahinschreitenden“ unmöglich macht, eine“gefährliche Carambolage fortzukommen. Leider haben wir am 16. beim Herannahen des Gewitters um 8 Uhr Abends in den Nebengassen der Stadt kein einziges brennendes Lämpfen«gefunden, welches uns aug nur als Irrwisch durch die labyrinthisc aufgehäuften Diamantkiesel, unseres aufgerissenen Straßenpfasters zu leiten im Stande ,gewesen wäre. Die von Zeit zu Zeit ruhenden Blige zeigten für Momente die Gefahr für die durch die greifbare Finsterniß dahinwandelnden Unglüclichen, welche in den ausgehöhlten Trottoirsteinen ihr unfreiwilliges Fußbad mit frondem Gleichmuth nahmen Der Mond, dieser treue Begleiter unserer Erde,j spielt in unserer Stadt doch“ weg immer eine schöne Rolle, / und wird vom..den Lampenanzündern noch insbesondere zadurch gefeiert, daß sir, auf sein kalendarisches Aufgehen rechnend, | mit ihrem eigenen Lichte kargen, und erst durch die tobernen Elemente aus ihren Höhlen aufgesteugt werden müssen, um der Menschheit die künstliche Leuchte aufzustechen, welche mit ihrem milden Widte wie glänzende Johanniswürmchen durch bag, nächtliche Dunkel schwanken. Es ist bed eine schöne Sache um die Gasbeleuchtung, be sonders wo selbe bereits in voller Benützung steht. „Man zündet in der Regel bei völliger Dämmerung die Gasflammen an, und wartet dann allenfalls auf das launenhafte Erscheinen des Mondes, welcher sehr oft hinter dichten Wolken sein Antlitz verbirgt. Aber wie weit ist es noch bei uns, bis uns das neue künstliche Licht aufgehen wird. Trotz dem energischen Vorgehen der Gasbereitungsgesellschaft sieht es mit der inneren Einri<tung des Gasometers nur sehr luftig aus. Unsere Hoffnungen, die für den 1. November „auf Eröffnung unserer Gasbeleuchtung rechneten, müssen sich vertagen, denn nur durch Zaubergwalt könnte man im Stande sein, bis zu dem angehofften Termine alles“ auszuführen, was zur Vollendung des Werkes noch erübrigt. Trösten wir, uns mit der baldigen Gewißheit einer intensiven Erleuchtung! — (Wie man sich von Kindern befreit.) Samstag hat eine unbekannte Werbeperson ein fünf Monate altes Kind einer Oebstlerin auf hiesigem Plaße mit dem Bedeuten übergeben, daß sie gleich wieder zurükkehren und das Kind übernehmen werde. Bis„ zur Stunde“ ist jedoch die herzlose Mutter nicht wiedergekommen. (Die musikalische Abendunterhaltung), welche das löbliche Offizierscorps des Infanterie-Regimentes Her 329 von 738 Mittwoch den 15. September im hiesigen“ Nedoutensaale veranstaltete, versammelte eine zahlreiche und sehrewählte Gesellschaft: Die Konzert-Leistungen der Regiments-Kapelle fanden allgemeinen und wohlverdienten Beifall, nach deren Beendigung sich vier anwesenden Gäste den Freuden TorpsyHoren*s hingaben-"Das" schöne" Ber schlecht war ziemlich“ zahlreich vertreten und erhöhte den Glanz des Festes durch sehr einfache, aber äußerst ges<macvolle Toiletten. Trotzdem die Herren Offiziere durch die körperlichen Anstrengungen der Feldübungen sehr hergenommen werden, so war eine Ermüdung in der animirten Ausführung und Arrangirung der Ronde- und Contretänze kaum bemerkbar und dauerte das heitere «Fest: bis 3 Uhr — (Glüh im Unglück) Vor einigen Tagen fiel in einem Hause ein fünfjähriger Knabe vom Eisengeländer des ersten Stoßes in den Hof herab, ohne, sich im Mindesten zu verlegen (Ein moderner Pau.) Wenn er vergönnt, war, die weiten baumlosen Ebenen unseres schönen Vaterlandes zu durchwandeln , der, wird gewiß jenes primitives Instrument rennen, auf dem, der südungarische Schafhirt in der traulichen Einsamkeit der Pußta, nur, von den Sternen des Himmels und seinen kraushaarigen Scüßlingen gehört, dem Hangen und Banger, dem Sehnen . und Träumen seiner Seele in schlichten aber tiefempfundenen Melodien Ausdru> gibt. .Es ist , dieß „ein, Stü Pußtapoesie, das uns nicht fremd, das uns lieb und sympatisch ist; ein Theil jenes unbefinirbaren Zaubers, der die Pußta umweht, in deren liebliche Mysterien , die Laute des herrlichen Petöfi uns eing führt: „Wenn diese Pußtapoesie nur nicht so ländlich wäre! Höret wir viele unserer Leserin sagen : „Wenn man nur nicht soweit pilgern müßte, in sie zu genießen 17 Trösten Sie sich meine Damen! Sie könen ein Grad von dieser Poesie anhören und ansehe ohne weiter zu wandern, als bis zu unserm Theater, in Herr Jakob Nagy, dem das Verdienst gebührt, die Tilinkó bühnenfähig gemaht zu haben, Samstags Abends unter Mitwirkung der Militärmusik diesem Instrumente die lieblichste Töne entlogen und Sie in die[ poetischen] Gefilde der Rußta verseßen wird. Herr Nagy, "der für seine „Theilnahme an dem 1849er Befreiungskampfe viele Jahre im Kerker “ schmachtet, hat in Berlin und andern großen Städten lebhaften Beifall und großen Zuspruch gefunden, und es steht zu erwarten, daß auch unser kunstsinniges Publikum dieser interessanten Erscheinung seine Sympathien entgegenbringen werde. — (Ein Meister als Dieb.) Dieser Tage wurde ein hiesiger Einwohner dem Strafgerichte übergeben, der mit seinen zwei Lehrlingen„ mehrere Diebstähle“ verübte und die Lehrburschen. für. j-den Wi mit. 102500 mpeg honorirte. -- (Oro - hydrographische Studien.) Wer von unseren lieben Lesern war nichts schon in der Lage, sich von der Güte unseres Trottoirs zu überzeugen ? Wer hatte nicht schon Gelegenheit, dieses, liebliche DUTCH nD von Berg..und Thal, von Höhe und Tiefe, dieses herrliche Muster der Holprigkeit, das man den „bekohlten“ Staatbürger mit steinerner Konsequenz nüchtern „machte , oder die versto>teren Bacchuspriester mit Beulen „und anderen Schönheitspflastern zierte, in seiner ganzen Herrlichkeit zu erkennen? Es hieße 'Culen nach Athen tragen, wenn wir diesen liebenswürdigen Alliirten der hiesigen Fußbekleider und Scusteroibeflissenen eingehender beschreiben, wollten ; wir alle kennen ihn, diesen unwiderleglichen Beweis der Einsitz unserer Gemeindeverwaltung, die uns in ihrer unverfälschten Herzensgüte schon hienieden einen Theil der im Korrektionshause des Jenseits auszustehenden Strafen abarbeiten lassen wollte. Es genügt eine traurige Tatsache zu konstatiren: Die heillose Neuerungswuth hat nun auch diesen treuen Freund mit frecher Hand erfaßt und will ihn mit sconungsloser Hüte modernisiren. Wo werden die trauten Roth- und Negenlachen, die sich bisher mit wahrhaft rührender Gemüthlichkeit in den Thälern des jegibem Untergange " geweihten “ einnisteten, nun ihre Wohnungen ausschlagen ?" Oh! mundus vult dea ergo decipiatur! — (Den Caucanenthusiasten) Jertühben for die freudige Mähr , daß“ Herr Latavar eine wohlkonstituirte Vallettänzerin, eine Pepita en miniature engagirt hat, die uns in die heiligen Mysterien Terpsichorens einführen soll. —. (Scheibenschießen.) Bi dem Sonntag den 12. b. stattgefundenen, Scheibenschießen Hat das erste Beste Herr Jos. Forgach und das zweite Herr Fr. Müllner all Je einen Bieterschuß gewonnen. „Morgens. Neuestes aus der Heimat. *.,* Das Debrecziner Fleisch- und Weinrgale wurde von einer Gesellschaft auf die Dauer eines Jahres um den Schilling von 75.500 fl gepachtet. Eb Eine sechzigjährigere Frau" in" Großwardein hat einen bildhübschen, schlaufen und kräftigen Sohn, der im verflossenen Jahre zum ersten Male zur Nekrotirung berufen, aber damals als einziger Sohn einer Wittwe entlassen wurde“ PWM mittlerweile hat aber die ehrbare W Matrone einen = 18jährigen Mann geheirathet, der Rechstittel zur Reklamation war also weggefallen und die Rekrutirungskommission war 'eben' daran, den Bursch 'n für tauglich und wehrpflichtig zu erklären , als seine Mutter mit aufgelöstem Haar und weinend in das Amtszimmer stürzte und, so lange, bat; und weinte, big: die Kommission sicher- Die Wilden. Eine Erzählung von: F. F. (Fortsetzung:) „Ich rechne auch gar nicht darauf daß er die Einladung annehmen wird,“ erwiederte "Perry. “,,Er muß mich dog empfangen, und bei der Gelegenheit sehe ich vielleicht auch die beiden Schönheiten." Zost lachte laut" auf. , Berry, Sie haben, was. den Alten“ anbetrifft, Wirklich 'no& Jugendträume, haha! So denkt man "als Fähndrich. So will Ihnen voraussagen, wie es Ihnen ergehen wird, und wenn Sie mehr erreichen, gebe ich zwei Bowlen zum Besten. Auf Ehre ! Wenn Sie sattit hiefsum Feldzugsplane weit kommen, und der Alte gerade bei besonderer guter Laune ist, so gelangen Sie in s Vorzimmer. Dort fragt Sie der Diener nach Ihren Wünschen, um sie seinem Herrn mitzutheilen, denn zu sprechen ist er nicht. Der Diener geht fort, Sie sind eine Zeitlang allein, blicken sich ig im Zimmer um, sehen Büchsen und Pistolen, Degen und D Dolche an den Wänden aufgehängt,“ lauschen vergebens auf den Klang, irgend einer weiblichen Stimme, treten an's Fenster, schauen vergebens "auf den Hof, warten dann noch eine kurze Zeit bis der Diener wieder kommt und Ihnen meldet : " „Der Herr Rittmeister von Knorr, bedauert sehr — allein er hält von solchen Vergnügungen nichts und die gnädigen Fräuleins noch viel weniger." Dann gehen Sie wieder ab, der Diener "begleitet Sie bis an die Thür und macht Ihnen eine steife Beibeugung. Schauen Sie sich aber ja nicht um, sonst könnten Sie noch SIEHEN daß“ er Ihnen eine Nase nachdreht !" EVILLEYTON. „So ist es — so ist es," riefen, Bamelz und Bernewiß gleichzeitig. „Es ist Alles schon dagewesen. Jost selbst hat es versucht!" „I< lasse mich damit nicht abweisen. 39... verlange den Alten selbst zu sprechen, ich fdage eine äußerst wichtige Angelegenheit vor," warf Perry ein. „Haha!“ fuhr Jost fort ; „dann wird Sieber Diener ersuchen, „dieselbe seinem Herrn schriftlich „mitzutheilen.“ „„Und wenn ich „sage, daß sich dieselbe nur“ mündlich abmachen lasse ?“ „Dann wird der, Herr N Rittmeister«dur< den, Diener Ihnen, sein Bedauern, vag er „darauf verzichten müsse, aussprechen lassen. Ihm ist nicht beizukommen „ wir haben Alles versucht. Der Mensch hat den Spleen und ist nicht zu heilen !“ „„Und ich will die beiden Mädchen sehen ! rief Perry ungeduldig und mit dem Fuße, auf die Erde. stampfend. „Auf Ehre, ich will sie sehen !“ „Wie wollen Sie das beginnen ?" "„Sie sagen, die Mädchen reiten und schießen in dem Garten?" „Seiden Tag.“ „Gut, so lasse ich morgen durch meinen Diener eine Leiter vor das Thor an die Gartenmauer tragen und sobald ich das Schiefen höre, steige ich auf die Mauer. Der Alte soll seinen Willen nict haben!" “ „Haha! famos.1 d 8 gibt „einen Hauptspaß 1:8 riefen Pawel und Bernecht. Nur Kladde sagte ruhig: „„das werden Sie nicht thun, Perry !“" „3“ werde es thun," erwiederte dieser, „Ich will sogar langsam auf der Manier auf und abgehen !“ Das thun Sie nicht,“ wiederholte Kladde. „Und ich gebe mein Egrement, als, Offizier, daß ich es thun werde,“ rief Perry erhißt. „Wer will mich daran hindern 2. 7 Der Mittmeister.““ sagte Kladde ruhig. Bab! Ih, fürchte ihn nicht V" rief Perry. I< will gestehen, daß ich heute durch seine verdammte Manier etwas <oquirt war, aber zum agyaban Male werde „ich, es nicht sein “/ „Ich habe Sie , zum WENRTEN gewarnt! bemerzte Kladde, und ließ sich in seinem Punschgenusse nicht weiter stören. „Berry, lassen Sie sich nicht in Furcht seßen,“ rief Pawel. „Der „Rittmeister wird Sie nicht sogleich umbringen. Es gibt einen Hauptspaß, «und wir müssen, dabei sein ! Haha! I< kann mir den Schreien der beiden Mädchen denken, wenn Sie plötlich auf der Mauer erscheinen. Am Ende machen Sie noch eine Eroberung; Berry! Haha ! Geschieht das, so muß, Kladde, zehn Flaschen Sect zum Besten „geben ! ve Perry drehte sich nicht ohne Selbstbewußtsein sein zierliches blondes Schnauzbärtchen. Er pfiff ein lustiges Lied dazu und malte sich viellei<t in Gedanken schon ein zärtliches Liebesabenteuer mit einer der Wilden aus = oder mit beiden, denn er besaß ein weites Herz. „„I9 verpflichte mich zu zwanzig Flaschen" für „den Fall,“ erwiederte Kladde troden und strebte mit einer Berraglichkeit und" Seelenruhe die Beine von“sich "als ob ihn die ganze Welt nichts angehe, so lange 05) St in der Terrine war. (Fortsetzung folgt.)