Kassa-Eperjesi Értesitő, 1870 (Jahrgang 32, nr. 1-104)

1870-09-17 / nr. 75

d . Hi 3437 3 4 443448 Pränumerations-Einladung. Die vierteljährige Pränumeration des Blattes endet wit leiten September x 2. Indem wir für die immer zahlreichere Theilnahme, welche sich unserem Lokalblatte zugewendet, unseren ergebensten Dank aussprechen, hoffen wir burg 31 mäßige Erweiterung­ desselben, in Bezug seines vielseitigen Inhaltes, das Interesse unserer geehrten p. t. Abonnenten wach zu erhalten, und zu vermehren. 1 Die großartigen Ereignisse der Gegenwart dürfen auch in unserem Blatte nicht unberührt bleiben, weßhalb wir bemüht waren durch einen kurzen Auszug der a ge­­wärtigen politischen Situation, der Nachrichten, vom Kriegsschauplane, und allen wichtigen Begebenheiten und Veränderungen im Bereiche der europäischen Staaten, ein leicht liGes Gemälde zu entwerfen, welches alle wichtigen Momente in gedrängter Kürze in sich faßt. =­ Nicht alle Abonnenten unseres geehrten Leserkreises sind in der Lage die iden Spalten der großen politischen Blätter zu dur<wühlen, um sich dem nöthigen Ueberblik über die Weltverhältnisse herauszufinden. Zum förmlichen Studium der politischen Ereignisse gehört bei dem Volumen der großen Zounnale ein Aufwand von Zeit, wer durch den Verlust derselben für den hal­b Geschäftsmann nur Nachtheil bringen muß. Indem­ wir also für die bescheidene Sphäre des fleißigen, arbeitsamen Bürgers, das für ihn „Unentbehrliche“ bringen, und ihn mit Allem vertraut machen, was­ Bereich»seiner berechtigten Wünsche gehört, glauben wir auch den Anforderungen zu entsprechen, die sich ein Lokal-Blatt zum Ziele sein muß. An den Übrigen Grundsäten unseres bereits veröffentlichten Programmes festhaltend, und die Enthüllung der „ungeschinkten Wahrheit und des „Gleich Rechtes für Alle“ zur Devise nehmend, empfehlen wir uns der weiteren gütigen Theilname und Nachsicht des geehrten Publikums. " Mit Hinblik auf den Beginn des neuen Quartales beehren wir uns deßhalb alle p. t. Abonnenten und Pränumerationslustigen ergebenst zur gefälligen Erneuer respektive Sthfstunz ihrer Pränumeration höflichst einzuladen. Die Pränumerationsgebühr beträgt vierteljährig für Kaschau 1 fl. und mit Postversendung 1 fl. 30 kr. ö. W. zu erfahren, bitten wir um baldige Zusendung des Abonnements. — Die Pränumerationen übernehm­en für Eperies : Rosenau : Herr J­. N. Hirsch, für Schmöllnit : Herr C. W. Tröppel. “ Sam­mler von zehn Exemplaren erhalten das elfte gratis. Kaschau, den 17. September 1870. Die Administration des „Kaschau-Eperieser Kundschaftsblattes.] Um keine Verzögerung in Zusendung des BI Herr A. Floegel, für Sgló: Herr­ JT. Andreszky. Zur Situation. Die­ „Unterredung ,­ welche vor­ dem Einrüden der i italieniscen Truppen in den Kirchenstaat, zwischen den von „der italienischen Regierung abgesendeten Diplomaten Graf­­ Ponza di San Martino und S. Heiligkeit dem Papste Pius IX. stattfand, läßt über die nunmehr­ stattfindende Ein­­­verleibung­ der päpstlichen Staaten in'das Königreich Italien 'keine Zweifel mehr aufkommen. Graf Ponza erklärte auf den, von Seite des Papstes erhobenen energischen Protest gegen das Eindringen der italienischen Truppen, über die Gränzen seiner Provinz, „daß zer­nigt gekommen sei, sich hierüber in eine Discussion einzu­­lassen, „und daß es das wohlverstandene Interesse sowohl “des­ Papstes als auch des Königs von Italien erheische, die­­ Besikungen E. Heiligkeit in Italien einzuverleiben, damit nicht­ ein dritter Faktor : die Revolution, im „Gefolge imitt der vollen Republik, ihr Haupt erhebe und eine noch­­ gefährlichere Situation herbeiführe. — Die volle Unab­­ängigkeit des “Papstes werde gewahrt, und derselbe unter den Schuß des katholischen Königs von Italien gestellt werden." "­­­Interessant sind die Aufschlüsse, die San Martino bei dieser­ Gelegenheit über die von­­ den andern Staaten Europas in dieser Frage einzunehmende Stellung abgab. Italien betrachte die römische Angelegenheit als eine interne und werde deshalb die auswärtigen Regierungen nur von seinen Beschlüssen­­ und Ausführungen in­ Kenntniß sehen. Oesterreich-Ungarn werde aus seiner Passi­­­vität ni­ct heraustreten und Preußen hätte sich in Florenz „durch seinen diplomatischen Vertreter mit der Besezung Roms, "unter der Bedingung der Aufrechthaltung der geistlichen Sicher­­heit und Unabhängigkeit des Papstes einverstanden erklärt. Was schließlich, Frankreich anbelangt, habe der Minister des "­Aeußern der provisorischen Regierung auf die erfolgte An- Frage „wegen Lösung der September-Konvention geantwortet, "dag Frankreich sich im gegenwärtigen Augenblicke nicht um auswärtige­ Fragen kümmern könne , und die Verantwort­­lichkeit seiner einzuleitenden Handlungen Italien allein überlassen müsse. Nach diesen wichtigen Erklärungen trat Graf Ponza seine Rusreise nac Florenz an, und das Korps des Ge­­nerals Cadorna begann seinen Marsch über die Grenze des römischen Staates, im Gefolge einer größern Anzahl von Civilbeamten, zur sofortigen Organisirung des occur­pirten Landes, ohne bisher auf einen Widerstand "gestoßen zu sein. Sympatische Kundgebungen em­pfangen vielmehr in allen römischen Orten die italienischen Trup­­pen, und wir glauben annehmen zu dürfen, daß es zu keinem blutigen Zusammenstoße mit den päpstlichen Trup­­pen kommen werde. Während die deutschen Armeen langsam aber unge­­hindert ihren Marsch gegen Paris fortseßen, scheint die Diplomatie nicht unthätig zu sein, „ um auf einer nur halb­­wegs“ annehmbaren Basis den Frieden­ zu vermitteln, und das schredliche Schauspiel einer­ Belagerung und Zerstö­­rung von Paris zu verhindern. Der alte Thiers soll dazu bestimmt sein, die Friedensvorschläge Frankreichs bei den neutralen Mächten zu vermitteln, und wird sich ungesäumt an die Höfe von Petersburg, London, Wien, und Florenz wenden, um in einem Exposé das höchste Maß von Zuge­­ständnissen anzubieten, welches Frankreich dem Frieden zu brin­­gen geneigt wäre. Die verzweiflungsvolle Vertheidigung von Straßburg, Metz und anderen kleineren befestigten Orten, die Catastrophe von Laon, und die durc den höchsten Fanatis­­mus der Landbevölkerung hervorgerufenen, grausamen Sce­­nen, geben nur eine leise Vorahnung, zu welchen Mitteln eine aufs Aeußerste gebrachte Nation schreiten würde, um sie ihrer­ Feinde zu­ entledigen. Die fürchterlichen Blutopfer, welche König­­ Wilhelm dem Götzen der Macht gebracht, stehen in keinem Verhält­­nisse zu den für die Menscheit dadurch zu erzielen­­den Errungenschaften. Die von den ungeheuren Erfolgen noch gegenwärtig berauschten Sieger werden sich erst bei Erkenntniß der ungeheuern Menscenverluste die sie erlit­­ten, ernüchtern, und wer weiß ob sich der Siegesjubel nicht auch mit unzähligen Verwünsc­hungen gegen König Wilhelm vermengen wird, der die Blüthe der deutscen Nation genwärtig nur dem Machtinteresse seines Hauses opfs Des Königs fromme (?) Briefe erfüllt ein bitt Hohn, und durch die gottesfürstigen Phrasen König Wi­helms schimmert der Pferdefuß Bismarks durch, alle Rührung des Königs und dessen auf den Sola­feldern vergossene Thränen viel abhalten werden,­­ Programm von „Blut und Eisen“ bis in seine äußern Konsequenzen durchzuführen, wenn nicht eine­­„wunderle Fügung Gottes“ plötzlich einen Strich durch seine Rechnet macht. Die in den voraussichtlichen Friedensbedingungen hartnäckig festgehaltene Abtretung von Elsaß und Lothring dürfte für Deutschland ein Danaer-Geschenk werden,­­ wie der Apfel der Eris den Keim der Zwietracht auf trüge und nur erneuten Kampf und Streit erregen muß In Nizza ist ein Aufstand ausgebrochen. Man­­ dort, wie in Paris die Republik jedoch nicht vie fvi­­nösiste , sondern die italienische. Die Behörd wurden verjagt, die politischen Gefangenen befreit,­ alle Büsten und Embleme Napoleons vernichtet. Aus dem Römischen wird Aehnliches erwartet,­­ will der Papst, wenn seine beabsichtigte Flucht gelingt,­ Jnnsbruk oder Salzburg (?) sein Asyl aufschlagen. Die widersprechenden Gerüchte die seit 2 Tagen a Paris in Wien eingelangt sind, lassen auf einen Wechsel den Anschauungen der Führer der provisorischen Negierun und auf einen Umschlag der Pariser Bevölkerung zu Gun­des Friedens schließen. Bekanntlich waren bereits alle Anstalten zur Verleg der französischen Regierung von Paris­ nach Tours getrofft Nun meldet ein vom Fürsten Metternich eingetroffenes P­legramm uns das Gegentheil, nämlich das Verbleiben b Regierung in Paris. — Das­ Telegramm lautet zwar: ein Orafelspruch der Pythia in Delphi : „Alles hat sich ges­chert, das Ministerium bleibt in Paris ; wir gehen nicht in Tours“, bedeutet aber, wenn man zwischen den mysterielle Zeilen zu lesen versteht, daß man von dem äußersten Widi stande, zur äußersten Friedensgeneigtheit überzusprink gedenkt.­­ 4 FEUILLEtON. „Die W­ilhelmshöhe bei Cassel. von. I, I.-R. "zu Zeit als „Heinrich & EE " ein Ahne der Heiligen. Elisabeth, Tochter des ungarischen Königs Andreas als Landgraf über Hessen und Thüringen regierte, war "SELEN noch ein Kloster, in welchem fromme Ms­unde und­ bußfertige Nonnen für das Seelenheil der Menschen­ beteten. az + Schon in den­ Zeiten Philipp des Großmüthigen, eines berühmten­ Zeitgenossen der Reformation, wurde „Wilhelmshöh­e' jedoch den geistlichen Uebungen fern­­'gerügt und' die weltliche Lust bemächtigte sich der“ düsteren 'Räume, um­ daraus ein Lustsploß mit Gärten, Lusthäu­­sern, Springbrunnen 2c. zu schaffen, und dem sybaritischen hessischen Hof ein ungestörtes Asyl für seine Maitressen­­wirtschaft zu­ gewähren, welches den berüchtigten „Hirsch- Park: Ludwig des XV. in Frankreich zu überbieten suchte. *% Betrachten wir das S<loß in seiner heutigen Form ein wenig näher.“­­ "1 "Das Hauptgebäude umfaßt in der Mitte einen schön gewölbten Dom­. Die Seitenflügel sind in alt-römischen Style erbaut. Gleich hinter dem Schlosse befindet sich ein großer Springbrunnen, der seinen Wasser­­strahl 200 Fuß hoch in die Lüfte treibt. Wenden wir uns von hier in den Park. Meld ein reges buntes Leben ! Jung und Alt hat sich aus dem nahegelegenen Kassel­ hier­­her begeben , um da einen freundlichen Sommermorgen zu genießen, die Wasser springen zu sehen, und die herrlichen Anlagen wiederholt in Augenschein zu nehmen. "Im Innern eines waldigen Didlichts treffen wir ein, ganz nach Ark der alten Ritterburgen gebautes S<loß, die „Löwenburg“" genannt und gelangen von da zu der Felsenhöhle , der „Grotte des Pluto,“ und zu dem „Win­­terkasten.“ In diesem Gebäude befindet sich eine Wassakanst, welche das Wasser bis auf den Berg hebt. Aus den Thoren des Gebäudes strömt nun das Wasser wieder heraus, und wälzt sich den Berg herab, von einer Felsenstufe zur anderen stürzend. Auf dem Win­­terkasten steht­ eine hohe Pyramide mit einer Statue des Herkules, von Bronce, welche inwendig ausgehört ist. In einem seiner­ Beine steigt man auf einer Wendel- Treppe­n in­ ihn hinein, und es können sich in seiner Keule 10 Personen niederlassen. Von­ den genannten Lustschlössern­st das westlich von Kassel gelegene, welches einstens von den ehemaligen Landgrafen, Kurfürsten, und Königen als Sommerresidenz be­­nügt und von dem jegt gefangenen Kaiser, Louis Napoleon III. bewohnt wird, vorzugsweise unter dem Namen „Wil­­helmshöhe“ bekannt. Der „alleweil lustige König­­ Jordans“, Bruder des ersten Napoleon, residirte hier und in der „Au“, woselbst er ein­ prächtiges Schloß mit einem­­ Marmorbade auf­­bauen ließ, am liebsten. Die für­ kurze Zeit „Napoleonshöh­e“ getaufte „Wilhelmshöhe“ war in den Jahren 1807 und auch nor später von dem genußsüchtigen König Jerome von Westphalen in den Sommermonaten am liebsten besucht, während die Bäder der „Au“ in Begleitung des Hofes zur Stärkung der Gesundheit dienten. Noc heute zeigt ein alter Diener in der Au das Marmorbad, woselbst der „niedliche König Jerdins“ („18 petit polissen") am liebsten verweilte und haben mich Zeitgenossen versichert, daß aus Sanitätsrücsichten Niemand, der dem Hofe nahe stand, Rothwein trinken wollte, aus Furcht selbiger sei als Stärkungsmittel für das königliche Bad bewußt worden. „Morgen wieder lustig" sagte Jerôme und halb Kassel war auf den Beinen, insbesondere auf „Wilhelmshöhe“ , wo die Wasser sprangen, das Bolt sein Bier trank und die niederhessischen Bäuerinen in ihren Nationalkostümen ihre Tänze aufführten. Jerolme empfing dort am liebsten seinen Hof. Auch die reichen Juden wurden hier zugelassen, um ihnen bei dieser Gelegenheit nach Belieben neue Familiennamen zu geben. Im Jahre 1814, nach dem Untergange der Nar­leoniden treffen wir den hessiscen Landgrafen, der mittl­weile den Titel eines Kurfürsten angenommen hatte, wie auf „Wilhelmshöhe", aber eine Wirthschaft führend, weil der des Jordms nichts nachgab. Das Bolt konnte in Einmischen des „Goldsc­hmieds­ Töterlein“ in die R­gierungsgeschäfte nicht länger ruhig mitansehen, und W­­elm floh nac Frankfurt. Erst dem Kurfürsten Fri­tig - Wilhelm war es vergönnt, die Sympathie seit geduldigen Hessen ganz zu verscherzen und sich als Gott b­ling unsterblich zu machen. Auch Friedrich Wilhelm verweilte am Geben „Wilhelmshöhe“. Von hier aus hob er die Verfassung des Landes aj verweigerte einem preuß. Oberst der im Namen seit Vetters, des preuß. Königs um Audienz bat dieselbe, ú empfing Re­ch­berg, der ihm die Bundestruppen in­s Land brachte, sehr gnädig. " Seine Gemahlin, eine Gräfin Schumburg, To eines preußischen Weinhändlers und von einem drei Offiziere, Namens Lehmann abgekauft, hatte auf „Wilhe [ms­höhe“ ihren Sommeraufenthalt. Es war ein freundlicher Sommerabend , Friedt Wilhelm, am Arm seiner Gertrud, im Park auf und gehend. Plößlich steht vor beiden ein Mann, wo sie bis zur Zeche bewaffnet,­­ er verlangt von dem Fürsti ihm­ die Pistole vorhaltend, ein Lösegeld von 50.000 Thale Der Kurfürst bewilligte sie seinem Gegner gerne, don er doch dermalen Lehmann, den ersten Gemahl seiner Ő­trud, und nunmehrigen preuß. Oberst nicht in seiner Nä dulden. Auf „Wilhelmshöhe“ wurde­ der „letzte Kur für im Namen seines Vetters Wilhelm gefangen genonmi und nach, Erfurt, einer preuß. Festung, geführt. In Prag erwartete jeit der edle Kurfürst seine] freiung aus seinem unfreiwilligen Exile von Napoleo­­n III, der gegenwärtig auf seiner Lieblingsburg bei­­ He Kassel, der freiwillige Gefangene KG des Prei­königs ist. em és ; wee mea he ET os ener ne 02 ti

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