Kaschauer Zeitung, Januar-März 1874 (Jahrgang 36, nr. 1-25)

1874-01-14 / nr. 4

Bunte Notizen. Ungarische Könige, die länger als 25 Jahre regiert haben. Anläßlich des 25jährigen Jubiläums des Kaisers nahm sich der „Ung. Ll.“ die Mühe, jene ungarischen Könige aufzuzählen, die länger als 25 Jahre regiert haben. Das genannte Blatt veröffentlicht folgendes Resultat seines cursoris<; absolvirten Geschichts­­kurses : Aus dem Stamme der Arpaden regierten Stefan I. (der Heilige) von 1000—1038, Andreas II. von 1205-- 1235, Bela IV. von 1235—1270. Aus dem Stamme Anjou : Carl I. (Robert) von 1310 (bezüglich 1301 bis 1342), Ludwig I. (der Große) von 1342 --1382. Aus verschiedenen Häusern : Sigmund (von Luxemburg) von 1387--1437, Mathias Wladislaus II. Jagellon, I. (Corvinus) von 1468 --1490­, von 1490—1516. Aus dem Hause Habsburg: Ferdinand I. von 1526—1564, Rudolf von 1576—1608, Leopold I. von 1657—1705, Karl III. von 1711—1740, Maria Theresia von Aus dem Hause Habsburg-Lothringen: Franz 1740-1780, I. von 1792 bis 1835, Franz Josef I. von 1848 an, der also der fünfzehnte König Ungarns ist, welcher über 25 Jahre regiert. Ueber 40 Jahre haben außer dem Gründer des Reiches nur Ludwig I., Sigmund, Leopold, I, Maria Theresia und Franz I. regiert. Ein Haupttreffer in Budapest. Der neueste Haupttreffer , welcher überhaupt gemacht wurde, nämlich der Haupttreffer der Salzburger Lose, ist einem Budapester Einwohner zugefallen. Der Treffer repräsentirt das unter den heutigen Verhältnissen gewiß nicht zu ver­­achtende Sümmchen von 40.000 fl. Glücklicher Gewinner ist, wie wir hören, der Pester Geldwechsler H. Fus. Das betreffende Loos war von ihm auf Raten verkauft worden, doch hatte der Käufer, nachdem er die ersten beiden Raten gezahlt, diese verfallen lassen und keine weiteren Ein­­zahlungen geleistet. Dadurch fiel das Los wieder in den Besitz der Firma zurück, welche sich jedoch heute über dieses Mißgeschir wohl bereits getröstet haben dürfte. Ein Räuber im Sarge entdeckt. Dem „Landboten“ wird aus Liebling geschrieben: Am 27. De­­cember, Nachm­ittags 4 Uhr, wurde Rózsa Sándor's Alt­­geselle zu Josefpälläs (bei Liebling) beerdigt. Der­­ Ver­­storbene hatte mehrere fals<e Namen und blieb nie in einem Orte längere Zeit. In Josefpälläs wohnte er seit 6 Wo­­chen, vorher war er in Eötvös. Bei uns führte er den falschen Namen Rusko Josef, sein wahrer Name aber war Lipka­kovács János. Er war mit Rózsa Sándor der Haupturheber gewesen bei dem Ausheben der Eisenbahn­­schienen und beim Postraube zu Groplomos im Jahre 1868. Seit dieser Zeit aber war er wie verschollen. Niemand wußte, wo er sich befinde, und obgleich 1600 fl. auf seinen Kopf gesetzt waren, konnte er da nicht entde>t werden. Hier kam man nur dadurch auf seine Spur, daß ein hie­­siger Insasse den Tod desselben dessen Weibe, welches im Esongrader Comitate lebt, bekannt machte. Allsogleich kam der Stadthauptmann Adler und der Sicherheitscommissär Klei vom Cs8ongrader Comitat vollständigen Personalbeschreibung. nach Josef Bällas mit der Man ließ hierauf den Sarg öffnen und fand Alles so, wie es im Stehbriefe an­­gegeben war, auch ein geheimes Merkmal, das in der Be­­schreibung eigens hervorgehoben war. Aus dem grauen Haufe Das abgelaufene Jahr war für das städtische Polizeihaus in der Sterngasse in Wien leider ein au­ßerordentlich fruchtbares. Dunkle Existenzen aller Arten und aus der ganzen Welt le>te die Weltausstellung nach Wien, und die heilige Hermandad machte reiche Ernte. Nach Syrien, Arabien, Egypten, Rußland u. s. w. gab es Schüblinge, und im Ganzen wur­­den nahezu an 20.000 Sträflinge und Schüblinge im Jahre 1873 in dem Polizeihause in Gewahrsam untergebracht, und hatte die magistratische Polizei-Abtheilung mehr als 17.000 Geschäftsstü>e zu erledigen. Historische Tabletten. Ludwig der Strenge, Herzog von Baiern, hatte Manna von Brabant, welche eine sehr schöne Gemalin, Jo­­er aufs zärtlichste liebte. Ein­­stens mußte der Herzog verreisen ; seine Gemalin blieb daher unterdessen bei einer Tante in Donauwörth, von wo aus sie öfters Briefe an ihren Gemat und dessen ersten Mini­­ster und Liebling schrieb. Der Bediente, der die Briefe überbringen mußte, verwechselte eines Tages dieselben, und so erhielt der Herzog den Brief an seinen Liebling. Der Herzog fand die Ausdrücke seiner Gemalin verdächtig, und seine Eifersucht artete bald in Wuth aus, daß er seinen Liebling selbst ermordete, und nach der Mordthat nach Donauwörth ritt, wo er bei der Nacht vor dem Schloß antant. Den Pförtner stieß er sogleich nieder, die Tante, und Alle"die, welche bisher die Herzogin umgeben hatten, mußten sterben, zulegt wurde auch der unglück­hen Johanna der Kopf abgeschlagen. Der Herzog war erst 28 Jahre alt und dennoch wurden ihm in der folgenden Nacht alle Haare grau. Dies brachte ihn zum Nachdenken ; er erkannte die Unschuld seiner Gemalin, wallfahrtete barfuß nach Rom, wo er das Gelübde b­at, in Baiern ein Kloster zu bauen. Er ging wieder in sein Land und erbaute die Abtei Für­­stenfeld. Schöne Befheerung. Cromwell hatte einen Diener, der White hieß und ein Schuster von Profession war. Dieser White warb um das Herz der schönen Miß Franciska, der jüngsten Tochter Cromwell's, welche mit einem Großen hätte vermählt werden sollen. Franciska ver­­nahm die geheimen Seufzer des Verliebten, ohne sich da­­durch beleidigt zu fühlen ; aber dieses halbe Einverständniß der Liebenden blieb den Augen eines Cromwell nicht lange verborgen. Er hatte zwar die Liebelei nur geahnet, suchte sich aber bald durch den Augenschein völlig zu überzeugen. Zu diesem Ende eilte er, da er White einmal bei Franciska wußte, unerwartet auf das Zimmer seiner Tochter und er­­bebieb­ den verliebten Diener und Schuster, wie er knieend vor Franciskas Füßen lag und ihre Hand an seine Lippen drückte. Anstatt bei dieser gefährlichen Ueberraschung in Ver­­legenheit zu kommen, wandte sich White mit der größten Gegenwart des Geistes zu Cromwell und sagte flehentlichst : „D­ichßreist Großbritanniens, stehen Sie mir jekt bei, helfen Sie mir Ihre Tochter zu bewegen, daß sie mir ihre Kammerjungfer abtrete, in die ich sterblich verliebt bin!" Für eine so schöne Art sich aus einer großen Verlegenheit zu ziehen, verzieh ihm Cromwell, ließ aber auf der Stelle Francislas Kammerjungfer, die sehr häßlich war, nebst einem Geistlichen holen und die erbetene Verbindung voll­­ziehen. Eine fürstliche Nonne Am zweiten Weih­­nachtsfeiertage Carmeliterinen trat als Novize in das Kloster der barfüßigen zu Posen die Fürsten Maria Czartoryska, geborne Gräfin Grocholska, Witwe des verstorbenen Fürsten Witold Czartoryski, des Bruders des polnischen Kronpräten­­denten Fürsten Wladislaw Czartoryski, nachdem sie die Feiertage in Kurnik bei der Schwägerin Gräfin Isabella Dzialynska, geborenen Fürstin Czartoryska, die auf einige Tage aus Paris gekommen war, um von ihr Abschied zu nehmen, zugebracht hatte. Die Brüder der Fürstin beglei­­teten sie bis zur Pforte des Klosters, das sie nach den strengen Ordensregeln nie mehr, weder im Leben noch im Tode, verlassen darf. Die neue Ordensschwester bringt vom Kloster ein colossales Vermögen mit. Zur Rinderpest. Wie aus Rußland berichtet wird, hat ein Herr Kotkowicz ein Mittel gegen die Rinder. Er ist Verwalter ausgedehnter Güter in der Pest entde>t­ Nähe von Moskau und hat auf denselben mit dem von ihn angewandten Mittel die Pest völlig bezwungen und fernge­­halten. Da dem Ministerium die günstigsten Zeugnisse über die Solidität des Erfinders zugegangen sind, so hat es denselben nach St. Petersburg berufen und ihn aber jetzt bereits dem Gouverneur von Smolensk zur Verfügung ge­­stellt, welcher außerordentliche Hilfe für sein augenblicklich von der Viehseuc­he stark heimgesuchtes Gouvernement bean­­sprucht. Die Berichte über den Erfolg liegen noch nicht vor. Die berühmte 30.000- Dollar-Kuh. Wir glauben kaum, daß je größere Summen für Rinder bezahlt worden sind, als bei einem Verkauf der Heerde des Herrn Samuel Campell in New­ York wills. Die bekanntesten und berühmtesten Züchter der Shorthornrace aus allen Gegen­­den der Erde waren zugegen. Die Racen, welche die höchsten Preise brachten, wa­­ren die Duchesses und Oxfords ; das erste Thier, das ver­­kauft wurde, bekannt unter dem Namen Duke of Oneida, brachte 12.000 Dollars. Diese Kuh, bekannt als die erste Duchess of Oneida, wurde dann versteigert und nach einem höchst aufregenden Kampfe dem Lord Skelmersdale aus Eng­­land für 30.000 Dollars zugeschlagen. Später wurden nun andere Stü>e von demselben Züchter zu 19,000 bis 35,000 Dollars verkauft. Das Interesse erreichte den Höhe­­punkt bei Duchess of Genvea, der Mutter der obgenann­­ten Kuh, welche Pavin Davis aus England für die noch nie dagewesene Summe von 40,600 Dollars kaufte. Im Ganzen wurden 111 Stück für die Summe von 380.000 Dollars verkauft. Die Duchesses-Heerde wurde zuerst 1853 von England eingeführt. Der Rumpf einer Kuh dieser Race bildet eine un­­geheure Masse; der breite Rücken ist fast ganz eben; Schul­­tern und Kreuz sind sehr breit, die Rippen stark gewölbt. Die Brust bildet vorn ein förmliches Quadrat. Dasselbe gilt von der hintern, 0'628 Meter breiten Seite. Das le­­bende Gewicht einer ausgewachsenen Kuh schwankt zwischen 500—600 Kilo, gemästet zwischen 800­-950 Kilo. Das geringste Gewicht des Kalbes bei der Geburt beträgt 35 Kilo. Die Kuh ist nicht nur milchergiebig, sondern lie­­fert auch sehr fette Milch. Der Ochse mästet sich außeror­­dentlich gut. Am folgenden Morgen bot sich den Einwohnern der kleinen Stadt Benevent ein schreilicher Anbli> dar, als sie sich an ihre Arbeit begeben wollten. Am Fuße eines meh­­rere hundert Fuß tiefen Abgrundes lagen die Körper von dreißig Dragonern mit ihren Pferden, die meisten todt, alle schreiließ verwundet. Ein Mann in Bauerntracht bes fand sich unter ihnen, er war völlig todt, und seine Finger hafteten krampfhaft an dem Halse eines französischen Offi­­ziers, den er wahrscheinlich dem Triebe der Selbsterhaltung folgend, erfaßt hatte. Man erkannte ihn als einen Ein­­wohner des Nachbardorfes, er hieß Esteban Lanz. Die wenigen der Dragoner, welche noch lebten, wur­­den in die benachbarte französische Garnison gebraut. Sie erzählten, daß zogen wären, und sie auf den Fang einiger Guerilla­s ausge­­in dem Augenblik, wo sie geglaubt, dem­ selben habhaft zu werden, durch den Führer, welchen die Dunkelheit der Nacht getäuscht, über einen Abgrund geleitet­­e wären, der so unheilbringend für so Viele von ihnen gewesen. Man sandte eine Abtheilung aus, um sie zu­ begra­­ben, und die Leichname des Unterlieutenants Pisani, welcher das Detachement kommandirt hatte, des Führers, so wie die von dreiundzwanzig Dragonern wurden in ein gemein­­sames Grab gelegt. Der Abgrund hinter Benevent trägt noch heute den Namen: Salto de los Franceses, „Fran­­z welchen er von dieser traurigen Begebenheit erhielt. Von diesem Tage an hörte man nic­hts mehr in Cas­talonien von dem „Unsichtbaren“. Wie oft in tiefer Wehmuth­aeh’ ich dich kummervoll Und doch im stiller Demuth, So fern von allem Groll. Du hast es deinem Sohne Stets tief ins Herz geprägt, Wie man die Leidenskrone Mit hoher Würde trägt. Und als einst Gottes Wille Dich taub gemacht und krank, Als rings in Todtenstille Die Welt um dich versank, Da zogst du dich nach Innen, In Traumeswelt zurück Und wärmst in stilem Sinnen Dich an vergang'nem Glück. Verkehrst mit deinen Lieben, Die längst im Schattenreich Und zählst die dir geblieben In Dankbarkeit zugleich. Hilfreich zu allen Stunden Für Jeden, der dir nah, Denkst du nicht eigner Wunden, Wo Einem Weh geschah. Geographische Mittheilungen. Ein Seitenstü> zum Suezcanal. Seitdem der Suezcanal glücklich eröffnet wurde, läßt es den Nord­­am­erikanern keine Ruhe, das Seitenstüd, die Dar­­­­ste­hung der Landenge von Darien auszuführen. Bekanntlich beschäftigt man sich seit 30 Jahren schon mit Plänen dieser Art, über zwanzig Projecte tauchten nach und nach auf, alle erwiesen sich indessen schließlich als unpraktisch oder finanziell nicht durchführbar, und auch von den allerneuesten Plänen bleibt es zweifelhaft, ob sie je zur wirklichen Durchführung kommen werden. Die Er­­gebnisse der Atrato-Expedition von 1873 finden wir folgen­­dermaßen dargestellt : Es handelt sich darum, eine Canal­route vom Atratostrome über das Rückgrat des Continents bis zum stillen Ocean zu finden. Man führt den Atrato von seiner Mündung aufwärts bis dahin, wo er den Napipi aufnimmt; in diesen mündet der Doguado, ein Bergstrom, welcher mit vielem Steingeröll angefüllt ist und etwa eine englische Meile vom Gestade des großen Oceans entspringt, welcher dort die Chiri-Chiribu<t bildet. Auf dieser Strecke soll nun das Problem zu lösen sein und gelöst werden. Die Erforschung der Napipi-Route im Jahre 1871 erfor­­derte einen Durchstich von nur 30 Miles und einen 5 Mei­­len langen Tunnel. Das Fahrwasser sollte 25 Fuß Tiefe Fortsetzung in der Beilage. Bist fromm,­­ nicht wie die Sippe, Die unterm Beten flucht Und mit verbiss'ner Lippe Den Gott der Rache sucht, — Bist fromm, nicht wie Zeloten, Voll Haß, Verfolgungsgier, — Vor allen zehn Geboten Gilt ja die Liebe dir ! Wo Zornesflammen toben, Da dämpfest du den Brand, Zum Segnen stets erhoben Hat deine milde Hand, Du legtest sie noch milde Auf deines Kindes Haupt, Wenns nicht mehr glich dem Bilde, An das du einst geglaubt. O sprich in gleicher Weise Stets das Versöhnungswort Und bleibe deinem Kreise Not lang ein Friedenshort. Leucht' uns auf allen Wegen Voran mit mildem Straf Und sei für so viel Segen Gesegnet tausendmal­­ Albrecht Graf Wiedenburg.

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