Kaschauer Zeitung, April-Juni 1874 (Jahrgang 36, nr. 26-51)

1874-04-22 / nr. 32

; Meiifalen, gleich beim ersten Auftreten in Wien nicht unbe­­werkt lassen dürfen, daß er nicht die Mission hat noch mehr­­ reizen, sondern einen billigen Vergleich anzubahnen. Die Mäßigung der römischen Curie kam schon Bapst Schlüssel der Kutschenschlag reitend, ihm oft zu spät. Der es dem guten Rath Antonelli's zu verdanken haben, wenn dem heil. Stuhl neue Verlegenheiten erspart werden. Die Theorie des non jandeln­­der Vatican nimmt die possumus zwei schon mit sich votirten con­­fessionellen Gesetze hin, wünschend, daß die übrigen suspen­­dirt werden. Die päpstliche Encyklica an den österreichischen Episkopat wird einen begütigenden Nachtrag erhalten, auch die Infallibilität geht mit der Session. dinälen . Heute vor 24 Jahren kehrte der Papst mit den Car­­aus Gaeta zurück, nachdem seinem hatte. Fünf Jahre später rettete ihn sein guter Stern am nämlichen Tage beim Einsinken des Saalbodens im Agnes­­kloster , zwei Gesellschaft Füßen des der Erinnerung werthe Tage, gestern nach dem Vatican hin außerordentlich: „Mit vollem Rechte konnte man sagen, das katholische Rom, das Rom der Päpste, das Rom der Römer war zu den schreiben die Blätter des Vaticans. Der Papst empfieng eine neue Huldigungsadresse, die er mit einer längern noch nicht ver­­öffentlichten Rede beantwortete. wird der ewigen Stadt war der Zudrang katholischen überbracht, hierher Interessen­ bis heil. Vaters heute wirklich läßt General und Escorte Niel an Schon vertreten“, die gemacht zumal für die x / % : je; | # Lokal-Nachrichten. — Personal-Nachricht. General-Major und Ar­­tillerie-Director v. Hoffmann ist zur Juspicirung der hierortigen Artillerie-Division am 20. b. M. in Kaschau eingetroffen und im Hotel Schalkhäz abgestiegen. — Das Branyis­zkoer Honved- Monument. Es ist nicht lange her, daß das zur Berühmtheit gelangte Branyißkoer Honved-Monument von der Weltausstellung zurücgelangt ist und sich derzeit wieder im Leutschauer Co­­mitats­hause befindet. — Jekt aber, wie man von einfluß­­reichen Personen vernommen hat, soll dasselbe in Kascau, als der Haupstadt von Oberungarn, aufgestellt werden. Der geignetste Ort für die Aufstellung wäre auf dem Freiheits-Plake hier, an welchen sich so schöne Erinnerungen für die Stadt Kaschau knüpfen­ wurde — Die Doktors-Stelle für den Füzer-Bezirk bei der gestern stattgefundenen Situng der Abauj­­värer Comitats-Congregation Herren Dr. Ladislaus Mafróczh mit 36 Stimmen zuerkannt und verliehen. — Conecur8. Bei dem „Oberungarischen volks­­wirthschaftlichen Spar- und Kredit-Vereich in Kaschau, ist die Stelle eines Buchhalters, mit dem Jahres­gehalt von fl. 600, und der Aussicht mit­­ der Hebung des Instituts auf einen höhern Gehalt, sogleich zu belegen. Diejenigen, die diese Stelle zu erhalten wünschen, der ungarischen und deutschen Sprache mächtig sind, und die doppelte Buchhaltung ungarisch zu führen verstehen,­­ haben ihre mit Zeugnissen versehenen Gesuche, bis 10. Mai 1. 3. an die obige Anstalt einzusenden. — LPicitations-Kundmachung. Die zur Concurs­­massa des Handelsmannes Adolf Stern gehörigen Verkaufs-Artikel, Gewörbsgeräthschaften und auch das aus Hauseinrichtungs-Gegenständen bestehende bewegliche Gut wird in öffentlicher Licitation am 27. April 1. 3., därz mittags 9 Uhr, im Nothfalle auch an den folgenden Tagen am Orte selbst, oder im Hause: Hauptgasse Nr. 54 an den Meistbietenden gegen Baarzahlung veräußert werden, wozu Kauflustige mit dem Bemerken eingeladen werden, daß­­ das bewegliche Gut nöthigenfalls auch unter dem Schätungs­­werthe wird hintangegeben werden, um da Zu freiwilligen jährlichen Beiträgen als Besen­ erläßt­­ Josef Esorba im „Eingesendet“ unserer heutigen mer an die p. t. Hauseigenthümer, Gönner und Freunde dieses gemeinnügigen Institutes eine Aufforderung und übersandte, seinem Antrage entsprechend, der Redaction dieses Blattes 5 ff. als freiwilligen Beitrag für besagten Zwe, wofür wir Herrn Czorba im Namen des Vereines unseren Dank öffentlich aussprechen, sowie auch zur Uebernahme und Ablieferung jedweder Unterstüßungs-Beiträge für diesen Ver­­ein uns bereit erklären und seinerzeit die Namen der edel­­müthigen Spender in unsereit­ Blatte veröffentlichen und die Ablieferung dieser Beiträge ausweisen werden.­­­ Feldjagdrecht. Bei der am 18. b. abgehalte­­nen Licitation des im Kaschauer Hotter zum gemeinsamen Eigenthum der Grundbesiter gehörenden Feldjagdrechtes wurde dasselbe von der hiesigen ost- und westlichen Jagd­­gesellschaft auf drei nacheinander folgende Jahre, um einen jährlichen Pachtzins von 160 fl. übernommen.­­­ Firma-Protokollirungen. Bei dem Kaschauer kön. Gerichte wurde am 20. März l­­ I., die Firma des Kaufmannes Jakob Trattner, Specereiwaarenhändler in Kaschau, gerichtlich protokollirt, und ist derselbe demnach auch zur Führung der Firma „Jakob Trattner“ gesetzlich ermächtigt. — Ebenso wurde von obbenanntem Gerichte die Firma des Csänyer Kaufmannes „Heinrich Fuchs", Specereiwaarenhändler daselbst, gerichtlich protokollirt, und wird derselbe auch, wie oben angeführt, allein firmiren. — Die Errichtung eines Auskunft3- und Dienst­­vermittlungs-Bureau­s entspricht in mancher Beziehung einem zeitgemäßen Bedürfnisse ; wir wünschen demnach, daß die Herren Fülöp und Schwarz, welchen die Concession zur Eröffnung eines solchen Bureau­s von der hiesigen Stadthauptmannschaft ertheilt wurde, sich auch des Ver­­trauens von Seite des p. t. Publikums erfreuen und» gen. — Das Bureau befindet sich seit dem Eröffnungs­­tage (19. d. M.) in der Mühlgasse Nr. 19. — Unglücksfall durc Unvorsichtigkeit. Der hiesige Postamtsdiener Cs. begab sich vorgestern Abends mit seinem Sclafcollegen nach Hause. Kurz­tritte machte ihnen der Quartiergeber ganz nach ihrem Ein­­erfreut die Mit­­theilung, am selben Tage einen Revolver billig angekauft zu haben. Bei Vorzeigung und Besichtigung desselben ging leider ein Schuß los, welcher den einen der jungen Männer streifte, ven Postamtsdiener Cs. aber lebensgefährlic­h ver­­wundete, so zwar, daß derselbe sofort ins allgemeine Kran­­kenhaus geschafft werden mußte und, wie wir vernehmen, an seinem Aufkommen gezweifelt wird.­­ — Curort Bartfeld. Nach vollzogener Liquidation der im Vorjahre bestandenen Actiengesellscaft des Curortes Bartfeld wurde von Seite des Magistrats der kön­ ung. Freistadt Bartfeld, der Contrakt für die Saison­ pro 1874 mit mehreren Pächtern abgeschlossen, welche die Curorts- Verwaltung und die alleinigen Rechte der Wasserfüllung mit 15. April (. J. übernommen haben. Die Saison dieses, ob seiner Mineralquellen, angenehmen Lage und einfachen Curmethode berühmten Bade- und­ Curortes beginnt mit 15. Mai l. J., und haben die neuen Pächter alles aufge­­boten, was zur Restaurirung desselben erforderlich war, um den geehrten Curgästen den Aufenthalt daselbst so angenehm als möglich und viesfällige Komfort zu gestalten. geneigte Anmeldungen der Curgäste sind gefälligst an die Verwaltung der Badepächter zu richten. Gleichzeitig werden die geehrten Herren Kaufleute, Ber Schleißer und das p. t. Publikum aufmerksam gemacht, daß die neuen Bade-Pächter bereits Dienstag mit der Füllung des berühmten Bartfelder Mineral-Wassers begonnen haben, und die von dieser Zeit an frisch gefüllten Flaschen mit treuen Etiquette und Stöpfel-Vignetten (auf weißen Papier mit grünen­ Druc) und dem Zeichen B. B. sind, um allfälligen unliebsamen Verwechslungen P. versehen und etwa möglicher­weise vorkommenden Fälschungen vorzubeugen. <auer Gesangsverein. Bezüglich der in immer unseres Blattes in Kürze mitgetheilten Idet über die in Aussicht stehende außerordentliche Pro­­n unseres Gesangsvereines, betreffend der Oper. „Stradella“ von Flotow, wird uns die Aufführung weiter mit­­getheilt, daß dieselbe Ende Mai, spätestens aber Anfangs Juni stattfinden wird und hierbei auch zwei» Coryphäen des Budapester Nationaltheaters, nämlich Fr. Zda Berza und Hr. Steger (welcher die Partie „Stradella“ über­­nehmen soll) mitwirken werden, wie die bereits eingleiteten Unterhandlungen mit den benannten geehrten Gästen an­­hoffen lassen. Die betreffenden Damen, welche im Chore mitwirken sollen, wurden ebenfalls dieser Tage von Seite der Vereinsleitung zur gefälligen Mitwirkung aufgefordert. Wir sehen bei der Thätigkeit des­ Vereins dem Gelingen dieses angenehmen Kunstgenusses mit Zuversicht entgegen. — Nach Aufführung dieser Oper soll in kurzer Zwischenzeit die zweite diesjährige Liedertafel, mit einem Tanzkränzchen verbunden, zum Vergnügen der bei­­tragenden Mitglieder des Vereines zu gewärtigen sein. — Scürßen-Verein. Laut Beschluß des Ausschusses dito. 18/7 d. M. findet die Voreröffnung der Spieß­­stätte Sonntag den 26. b. M., — und die feierliche Eröffnung am 3. Mai l. J. statt. — An diesem letzteren Tage haben sich sämmtliche Schützen in Uniform — älterer und neuerer Muster — früh */, 8 Uhr im Hofe des Rathhauses zu versammeln, von wo aus der Aus­­marsch 8 Uhr Früh erfolgt. Geschossen wird, mit 2stündi­­ger Mittags-Unterbrechung, den ganzen Tag hindurch. Die Prämien geben die Ausschußmitglieder freiwillig und können derselben auch die übrigen Herren Mitglieder zur Vermehrung freundlichst beitragen. Die Einlage für 25 Schuß beträgt 50 kr, als eine Prämie kann nen, zwei Prämien sind für einen Tiefschuß Niemand gewinn fü­r Kreisschüsse bestimmt. Ueber die Modalitäten des am 26. d. M. abzuhaltenden Vergnügungsschießens haben die theilnehmenden Schüten selbst zu bestimmen. — Feuerwehr. Sonntag, Vormittags, 19 Uhr, findet im städtischen Rathhaussaale die Wahl des Unter- Commandanten statt, und werden hiezu sämmtliche Mit­­glieder der Feuerwehr eingeladen. “ Nachmittag finden keine Uebungen mehr statt, und werden selbe vom 10. Mai angefangen immer Früh 4. Uhr abgehalten. mn emm das für unsere städt. Feuerwehr Mehr — Spende, Die Versicherungs-Gesellschaft „Donau“ hat dem Feuerwehrvereine zur Anschaffung von Löschrequi­­siten einen Betrag von 75 fl. 8. W. übersendet. Elsen! — Die Brüder Bodnár gefangen, Einer gestern an die hiesige Staatsanwaltschaft gelangten telegraf. Depesche zufolge, wurden a­m 20. b. die, im Vorjahre aus dem hiesigen Comitatsgefängnisse entflohenen, übelberüchtigten Sträflinge Stefan und Josef Bodnár in der Umgebung von S.-A.­Ujhely von dortigen Banduren aufgegriffen und nach starkem Widerstand und heftiger Gegenwehre eingebracht , und zwar wurde der Erstere todt, der Lektore lebend der S.-A.-Urhelyer Staatsanwaltschaft übergeben. Den ges­naueren Bericht über diese Gefangennahme werden wir nach näherer Information den geehrten Lesern unseres Blattes demnächst mittheilen. <==... iQ r | / fewilleton. Die großen Tage Kaschau's. Historische Erzählung von Karl P. Szathmary. Aus dem Ungarischen überlegt von Walter Newman. (Schluß.) „Verwundert blickt Ihr auf mich, Ihr Herren, und scheinet mich zu fragen, wie sich ein weibliches Wesen unter­­fangen mag, Euch in Eurer Sorge um das Wohl des Vater­­landes zu stören?... Aber das Andenken eines großen Fürsten verdient, daß man von den der Zukunft gewidmeten­­ Augenblicken wenigstens einen einzigen, der Vergangenheit widme.... „Jedenfalls, jedenfalls!" — sagte Homonnai, der den Vorsitz führte, und Margit und deren Verhältniß zum Fürsten kannte. „Ich werde nur eine einzige Frage stellen, Ihr Her­­ren, und überlasse das Uebrige Eurer Weisheit... Was verdient der Mann, der unter der Maske der Freundschaft sich schon in früher Jugend in das Herz unseres armen Fürsten stehlend, dessen ganzes Leben zu einem unglücklichen­­ und freudenlosen machte, der im Geheimen mit verrätheri­­scher Hand jenes Verhältniß zerriß, welches seinen Busen mit Glückeligkeit erfüllt haben wiürde?... der auf dem Schlachtfelde, das Vertrauen seines Freundes täuschend, legieren durch Feindeshand hatte umkommen lassen wollen, und der schließlich als Krone all dessen das Leben des noch in voller Kraft stehenden Mannes mit in kleinen Mengen beigebrachtem Gifte hinmordete?..." Die Wirkung dieser Fragen war eine so große, daß die Herren — mit Ausnahme Katai's, der gebrochen in seinen Sessel zurüksank — von ihren Siten aufstanden und die Verkündigerin solch entsetzlicher Dinge voll Schrecken anstarrten.­­ „Die arme Frau hat der Schmerz verwirrt gemacht", sagte Homonnai mit leiser Stimme. n30 habe meine Frage bei vollem und klarem Ver­­stande gestellt ud kann ein jedes meiner Worte beweisen !” sagte Margit, auf den neben ihr stehenden Peter deutend. „Der Rest des Lieblings8obstes ist nur vorhanden, welches der treue Freund seinem fürstlichen Freunde reichte, der ihn aus dem Staube, zu der ersten Würde nach ihm selbst erhob“. Jedes Auge wandte sich Kätai zu, der besinnungslos, mit überhängendem Kopfe in seinem Stuhle lag. Dies erklärte Alles. „Tod ! Hundertfachen, tausendfachen Tod!" riefen die Herren mit dumpfer Stimme. „Dort liegt der Elende ! Blikt auf ihn. Das Bewußt­­sein seiner Schuld hat ihn niedergeschmettert. Richtet über ihn, wie auch Gott über ihn richten möge!" Margit wandte sich um, und ging aus dem Saale. Kätai erlangte sein Bewußtsein erst im Gefängniß. Eine einzige Beere von dem durch ihn gesandten Obste ge­­nügte, um einen Hund bis zum andern Morgen zu tödten. Er * * Das Gerücht hinvon verbreitete sich schnell und ver­­feste die ganze Stadt in fieberhafte Aufregung. Das Gefühl gerechter Rache erfüllte jede Brust. Jedermann erwartete die Lösung von den Geständnissen des Kanzlers. In der ganzen Stadt gab es sehr wenig Leute, die in dieser Nacht schliefen. In einem jener engen Gäßchen, welche vom Haupt­­platze aus unter einem thorförmigen Bogen nach den Neben­­gässen führen, sehen wir zwei dunkle Gestalten sich vorwärts bewegen. Sie gehen mit eiligen Schritten neben­einander’; ihr Gesicht, wie ihr Körper ist mit schwarzem Tusche verhüllt.­­ „Wir haben keinen Augenblic zu verlieren“, sagte der Eine in lateinischer Sprache, „wenn man Kätai zur Verantwortung zieht, sind wir verloren !" „Der Plan ist gut", sagte der Andere, in derselben Sprache. „Es ist unmöglich, daß er nicht gelingen sollte. Die Gemüther sind ohnehin gereizt, und was ist natürlicher, als daß die Hajduken, die stets die Lieblinge des Fürsten gewesen, den langsamen Verlauf der gesetzlichen Formen nicht mehr erwarten könnten ? Wir dürfen hier nichts schonen. Der Kanzler darf den Morgen nicht überleben. I< gehe nach rechts, du gehe in den südlichen Theil der Stadt; in diesen Gassen sind sie alle einquartiert“. Die zwei dunklen Gestalten verschwanden wie böse Geister im Dunkel der Nacht. ... Am andern Morgen schleppten die Hajducken den Mörder ihres tapferen Fürsten aus seinem Kerker und hielten ihn, ehe die Herren es verhindern konnten, in Stade, hal * * Und was ward aus der armen Margit ? Wer frägt, was aus der armen Blume wird, die vom Sturme losgerissen, in kalter Naht fortgeführt wird durch die Lüfte, über die kahle Einöde bin? | - > -

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