Kaschauer Zeitung, April-Juni 1874 (Jahrgang 36, nr. 26-51)

1874-05-30 / nr. 43

5X + LE hd | Kaschau, Samstag. XXXVI. Jahrgang 1874.­­ “­­ Erscheint jeden Mittwoch und Samstag, mit Pränumeration Kasc­hau vierteljährig 4 fl. 25 fr., mit Postver­­sendung 1 fl. 50 kr. Pränumeration wird jeden Tag angenom­­men bei der Administration der a­ares Sis. Dauptgasse Ar. 60, bei al­­s Boftanstalten u. Buch­­handlungen. Megjelon minden Szerdán és Szombaton, unfransirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Inserate, 5 kr. für eine" fünfmal gespaltene Petit­­zeile. — Inseratenstempel‘ 30 tr. für jede Anzeige. Bei größeren Ankündigun­­gen und Öfterer Einschaltung entsprechender Nachlaß. In Wien übernehmen Inserate für uns die Here Haassenstein , Vogler, Neuer­ Markt Nr. 11 und Rudolf Messe Annoncen - Expedition. Inserate übernimmt für uns die Inter­­nationale Annoncen - Expedition von Lang , Schwarz Pest, Badgasse und Wien, Wollzeile 6. =­ In Berlin S. Kornik. In Stuttgart E. Stöcke Kaschauer Zeitung. und Fokalblatt für Volks-, Haug: und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ.) Kundldaftsblait für ashau und Lperies. Anonyme Briefe werden nicht berü­ck­­sichtigt und Manuskripte nicht zurüc­­k­gegeben. . hardt. In Paris Havas Laffitt- Bullier & Comp. . c­ új ET, 7 SOMEONE ÉVET 2 30. Mai. . _ Kaschau, 29. Mai. — Die beiden Delegationen haben als oberstes Forum in einer Angelegenheit, welche seit der famosen Armee-Liefe­­rungsausschreibung vom Dezember v. J. die industriellen­­­­ Stande kommen konnte. Kreise beider Reichshälften in Spannung erhielt, das ent­­scheidende Wort gesprochen und zwar in einer Weise, welche kaum die allerbescheidensten Hoffnungen gerechtfertigt hat. Die zahllosen Petitionen von Städten und Corporationen dies- und­ jenseits der­­ Leitha, insbesondere auch jene der Hauptstadt Budapest, in welcher letztere jüngst für die In­­teressen­­ der vaterländischen Industrie so warm eintrat, wurden von beiden Seiten dem gemeinsamen Kriegsminister behufs­ahuniicher Berücsichtigung überwiesen. Selbst wenn die sattsam ventilirten Lieferungsbedingungen der­­ Dezember- Ausschreibung nicht vorlägen. Jeder, der die Ansichten und und die­ Intentionen Sr. Excellenz in dieser Angelegenheit fennt, wird über das Schi­al der ihm zugewiesenen Peti­­­tionen, sowie auch aller seiner thunlichen Berücsichtigung empfohlenen Theilofferte keinen Augenblic in Zweifel sein können. Trotzdem aber die diesbezüglichen Verhandlungen in­­ beiden Delegationen zum gleichen Ergebniß geführt haben, waren die Motive, welche zu dem gleichem Be­­schlusse geführt, bei den beiderseitigen Verhandlungen, durch­­aus verschieden , und es scheint gegenüber dem im vorigen Jahre in dieser Frage eingenommenen Standpunkt geradezu eine­ Rollenverwechslung stattgefunden zu haben. Während nämlich der Bericht des ungarischen Heeresausschusses das Vorgehen des gemeinsamen Kriegsministers billigt und als den­ vorjährigen diesseitigen Delegationsbeschlüssen im Gan­­zen entsprechend hinstellt, hat sich in der österreichischen Delegation kaum Eine Stimme­ für die neue Form des Monopolsystems erhoben und nur der nachdrülichste Hin­­weis auf die totale Unmöglichkeit einer neuen Lieferungs­­ausschreibung seitens des Kriegsministeriums gab bei Fassung des bekannten Beschlusses den Ausschlag. “ Hiermit ist nun die ungarische Industrie von der Betheiligung­ an den Armeelieferungen für drei Jahre abermals ausgeschlossen, denn die Trottesmorte­ des­ Heeres­. Ausschußberichte, daß ja gegenstände im Betrage von die Lieferung dieser Ausrüstungs­­jährlich 4­­ 500.000 Gulden der freien Concurrenz vorbehalten bleibt, sind gegenüber dem jährlichen Bedarf an Tuch-, Leinen- und Ledersorten im Betrage von 7 Millionen Gulden sehr schwer erst zu nehmen. Bekanntlich hat für die Gruppe C, Beschuhungs­­und­ sonstige Ledersorten, außer vom Scene-Consortium Nie­­mand Offerte eingereicht, und wenn hierauf fußend (nach Dr. Scaffer's und Dr. Herbst's Aussage) dieses­­ Con­­sortium­ schon erklärt hat, die Gesammt-Lieferung aller drei Gruppen oder keiner derselben übernehmen zu wollen, so ist auf die wiederholt in Aussicht gestellte Berücsichtigung der ungarischen Tuch­­lieferungs-Offerte sehr geringe Hoffnung vorhanden. § ; %* X Und das hängt die Erhaltung des leern­n Industrie­­zweiges in Ungarn, in diesem Augenblik wohl einzig und allein von dieser Betheiligung ab. Es heißt, der Reichs- Kriegsminister wünschte sich vor der definitiven Entscheidung von der Leistungsfähigkeit zu­ überzeugen ; wir hoffen, der drei ungarischen Tuchfabriken es wird dies geschehen, und daß hiebei nicht Herr Skene den Experten abgeben wird,­­ denn mir dann könnte auf die Berücksichtigung wenigstens des­ einzigen ungarischen Offertes bestimmt gerechnet werden. Die Losonczer, Gäcser und Preßburger Tuchfabriken haben für gemeinsame Rechnung auf 40%, des Gesammt­­bedarfs an Tuchmontursorten Offerte eingereicht und das für die Gesammtgruppe A­ vorgeschriebene enorme Vadium von 150.000 Gulden hinterlegt. Der Gesammtbedarf an diversen Tuchmontursorten (ca. 210.000 Waffenröke und Blousen, 60.000 Mäntel, 350.000 Pantalons und Hosen 2c ) dürfte ca. 1.200.000 Ellen betragen ; es entfielen demnach für das Budapester Hauptdepot oder auf die genannten drei Fabriken 4.500.000 Ellen per Jahr, ein Quantum, welches dieselben mit Leichtigkeit unter den vorschriftsmäßigen Modalitäten herstellen können.­­ Wenn nun auch das obengenannte Konsortium von Muth und die Mittel besaß, um mit dem mächtigen Skene-­­ Kern-Offermann'schen Tuch-Triumvirat den Kampf aufzu­“ "­­­­ nehmen, so ist es kein Wunder, wenn unter den trotz aller Petitionen, Regierungs-Urgenzen und Parlamentsbeschlüssen Punkt für Punkt aufrecht­erhaltenen Lieferungsbedingungen in den anderen Gruppen kein ungarisches Offert zu Der Herr Reichs-Kriegsminister hat zwar nachträglich in den Delegationen erklärt, auch die eingelangten Theilofferte thunlichst berücksichtigen zu wollen, wir erlauben uns aber diese Erklärung Sr. Excellenz für nicht korrekt zu finden, denn wenn eine solche Berücsichti­­gung, resp. die Dezentralisation in den Gruppen und Liefe­­rungsquantitäten in seiner Absicht lag, so hätte er die Lieferungsausschreibung rechtzeitig modifiziren müssen, welche im Punkt 7 klar und deutlich besagt : „daß Anbote auf die Beischaffung einzelner Sorten der Montursrüftungs­­sorten 2c. nicht angenommen werden, weil nur Offerte auf die Gesammtbeschaffung der Gesammterfor­dernisse einer Gruppe der Beurtheilung unterzogen werden". Geradezu unbegreiflich ? ist es aber, daß auch der un­­garische Heeresausschußbericht unschuldig that und der eben angeführten präzisen Feststellung gegenüber dem Reichs- Kriegsministerium vorwirft, daß „die Ausschreibung nicht deutlich genug die Bestimmung enthalte, wonach Offer­­ten nicht­ blos auf die einzelnen Gesammt­­gruppen, sondern auch auf Theile derselben zugelassen werden“; und nicht minder unbegreiflich ist es, wenn der Ausschuß­­„bericht an der Offertausschreibung nur noch das eine aus­­zuseen hat, daß „deren mangelhafte Stylisirung selbst die Voraussezung nicht ausschließt, wonach die Bereinigung, respektive nachträgliche Einzwängung aller Offerenten in ein einziges solidarisches Consortium be­absichtigt gewesen sei"­­— während doch im Punkt 1 ganz ausdrücklich zu lesen ist: „dieselben müssen sich unter solidarischer Verpflichtung zu einer Gesellschaft vereinen und in dieser Weise als gesellschaftliche solidarische Unter­nehmung ihren Anbot einbringen“.­­ Mag man über die von den Freunden des Lieferungs­­­­monopolsystems stets ins Feld geführte „Schlagfertigkeit“ welcher Ansicht immer sein, und befanntlie werden gerade vom Standpunkte der Kriegstüchtigkeit sehr gewichtige Argu­­mente für die Dezentralisation in den Armeelieferungen geltend gemalt, — höchst­­ unangenehm­ mußte es jeden halb­­wegs Eingeweihten überraschen, daß gerade “ungarischerseits im oft erwähnten Ausschußberichte die Marotte des Herrn Kriegsministers in Bezug auf die Besc­huhu­ngs­artikel gebilligt und gerade bezüglich dieses Industriezweiges die strengste Konzentrirung in den Konfektionsanstalten ausge­­sprochen wird. Beschuhungen, welche nicht in Skene's Fabrik angefertigt werden, sind für Armeezwecke total unbrauch­­bar; dies wird mit solcher Ueberzeugung ausgesprochen, als wenn außer der österr.-ung. gemeinsamen Armee die gesammte bescuhte Menschheit — sit venia verbo. — an schlimmen Fußübeln leiden würde. ő . Die Masse des ungarischen Kleingewerbestandes be­­schäftigt sich bekanntlich mit dem Besc­huhungsgewerbe und ist darin sehr tüchtig, vielseitig und gelehrig, wie wir, nach dem Urtheile der ersten Fachmänner auch gelegentlich der Jury-Arbeiten auf der Wiener Weltausstellung vielfach Gelegenheit hätten, uns zu überzeugen. Es wird durchgehends sehr gutes Material verwendet und eine sehr dauerhafte Arbeit geliefert: Für vorschrifts- und <ablonenmäßige Aus­­führung waren ja die Consortien oder die Depots streng verantwortlich. Hätte die Offertausschreibung 20 bis 30%­ ige Theilofferete zugelassen, es hätte bestimmt ein leistungs­­fähiges Consortium aus Ungarn concurrirt, und wenn von dem jährlichen Bedarf von 720.000 Paar diverse Beschu­­hungen­ nur 200.000 Paar im Herstellungswert­e­ von circa einer Million Gulden auf Ungarn entfallen wäre, der ungarische Kleingewerbestand hätte dadurch eine ausgie­­bige Unterstüßung erhalten, welche einem großen Theile desselben die durch die vielfachen Katastrophen der letzten Jahre bedrohte Existenz gesichert hätte. Aber auch mit Ausschluß des Kleingewerbes könnten­­ im Falle der Zulassung von Theilofferten für­ Beschuhungs­­­lieferung leistungsfähige Konsortial-Etablissements in Ungarn entstehen, welche genau dieselben amerikanischen Maschinen Skene'sche könnten derartige täglich 5 fl. 50 kr. Herstellungspreis — Eingeweihte sind darüber einig­e selbst Maschinen in der theuersten Lokalität Budapest­ s, im Kiosk auf der Elisabeth-Prom­enade in Betrieb gefegt werden, ternehmen und noch immer würde das Un­­sich außerordentlich gut rentiren.­­ Wird auch der ungarischen Tuchindustrie, wie bestimmt zu Armee-Lieferungsfrage doch, in einer für Ungarns Industrie denkbar ungünstigsten Weise für in unserem Vaterlande, hat (Fortsezung­) entschieden worden. Zur Zeit der drühendsten Kalamitäten, der gefahr­­drohendsten Stagnation auch der geringen Gewerbethätigkeit der größte Arbeitgeb­er im Staate seine Arbeiten abermals in monopolistische Hände gelangen lassen. Weder die Bedingungen zur Sicherung der Rentabilität der Eisenbahnen. . Man glaubte Seitens des Staates bis jetzt, dadurch Wi einer Bahnunternehmung möglichst viele Beginn­­unter verschiedenen Titeln einräumte ; wir nennen die Steuerfreiheit, die Zinsen­­Reinerträgnisses da nur garantie entweder im oder der Garantie einer bestimmten Erwägnißsumme. Leider zeigte es sich groß die Gründer selbst kein Geld zum Zweckk­ des Bahnbaues besassen, sondern sich nur auf die Geldmission verlegten. Sie­­ strengten sich durchaus nicht an, für die Geldbeschaftung den „möglichst besondere günstigen im Interesse des­ Bahnan­­­­lagecapitals aufzufinden, da ihr Endzweck nur der, eigene ' Nutzen war und in so­ lange, als der­ kleine Capitalist die Werb­e ohne eine genauere Prüfung übernahm, auch für die Gründer kein Anlaß geboten war, selbst zu sinken, in Folge der Krise eine Erscheinung zu Tage, die man in der Gründungsepoche gar nicht kannte,­­ nämlich die Prüfung der Anlagewerthe seitens des kleinen Capitalisten. Dieser ist mißtrauisch geworden, er fängt an zu rechnen, welcher Werth den Unternehmungen beizumessen ist, und es ist nicht zu zweifeln, daß diese Capitalisten nach und nach die Fähigkeit sich erwerben, zu beurtheilen, ob­­ das anzuhoffende Erträgniß eine hohe Capitalsinvestitur verträgt. Bis auf die neueste Zeit erfuhr der Actionär in der Regel nicht, wie hoch sich die factischen Baukosten per Meile der­ Eisenbahnlinie, für deren Bau er seine Er­­sparnisse hergab, beliefen, sondern er wußte nur die Größe des Anlagekapitals, und da er, und sogar oft die Gründer +­ einer neuen Bahnlinie selbst, die Erträgnisse nur auf den Wege des Vergleiches mit­ einer fertigen Bahn zu ermitteln­­ suchten ; einer Bahn, die häufig in ihrer , wirthschaftlichen­ , Situation grundverschieden war, so mußte er auch zu voll­­ständig irrigen Resultaten gelangen. Gewöhnlich calculirt man so: Die nebenliegende Bahn hat so und­ so viel ge­­kostet die ersten Jahre ist zwar kein Erträgniß erzielt worden, aber man sehe dafür die­­jenigen Dividenden an, und unsere projektirte Bahn wird sich ebenso­ rentiren, wenn­ . nicht gleich in den ersten Jahren, so doch gewiß in den späteren, da sie ja dieselben Quellen der­ Rentabilität besitzt. Das Verschweigen der­­ effektiven Bauauslagen einer Bahnlinie hat­ übrigens seine triftigen­­ Gründe, wie wir­­ durch einige Beispiele erläutern wollen.3 : > ; N Nehmen wir an, eine Bahnlinie kann­ um­­ 16 Mil­lionen Gulden effectiv hergestellt werden, man investirt jedoch : 24 Millionen Gulden Capital, darf­ es, da Wunder nehmen, wenn die Capitals­beschaffung theurer wird ?: Jeder,­­ der etwas von Wirthschaft versteht, rechnet­­ das: .mögliche Er­­trägniß eines Bahngebietes und überhaupt jeder Industrie­­anlage nicht nach den gegebenen­ Biospecten, sondern nach der Resultaten­­von Combinationen, die aus dem Capitalg­ , erfordernisse und der Leistungsfähigkeit der Anlage sich er­­­­geben. Nun ist es allerdings nicht in­ Abrede zu stellen, daß bei der Beurtheilung­ des künftigen Erträgnisses einer­ 1 jeden Augenbli> genau hoffen, Modus Nun Fabrik, die Capitalien für­­ dieselben für Gründern­ötigungen­­ gungen Ja so diese Zwecke tritt aber in Betrieb sehen können, heranzuziehen, wenn man für 300 Paar Procenttage Berücksichtigung zu Theil den Bahnbau herstellende werden, mehrere Jahre günstig so Gebührenfreiheit, des wie dieser Begünstigungen, zu machen, das Bauunternehmen die ist bie. zu stimmen und den daß Anstren­­g , . , . . . , § | | . ; ' d­ie

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