Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-04-08 / nr. 42

­­­ evé aj ha Le ES > TEE DR R EEE ih Die Hauptpunkte dieses Handels waren in unserem Vater­­lande Leutschau, Bartfeld, Eperies und Kaschau, während der westliche Handel mit Deutschland durch die von den kriegführen­­den Partheien für mehrere Jahre zu diesem Zweckk neutral erklärten Städte Tirnau (Nagy-Szombat) und Güns (Köpeg) vermittelt wurde. Preßburg und Oedenburg wurden, da Besatzung hatten, sie eine kaiserliche Der Handel von den Kurugen fortwährend belagert, nach dem Orient besonders von griechischen und armenischen Kaufleuten über Debreczin und Kecskemét, Klausenburg, Szatmár, Szolnok Gegenstände dieses türkischen Handels u. s. w. vermittelt, waren besonders grobes für die Heerschaaren benöt­igten Waaren, wie: die weißes Tuch (abaposztó), Juchten (bagaria), Rasch (räsa), und andere orientalische Stoffe, Skophium, Goldfäden, präch­tige Schablaken, Teppiche, farbiges Cordovan­­feine Batiste, Gaze und andere orientalische Waaren. (Schluß folgt.) leder, wurde und Saffian­­ Wichtig für die Papierfabriken. * In der am 13. November 1875 abgehaltenen großen Versammlung des österreichisch-ungarischen Papierfabrikanten- Vereines, der Delegirten der Budapester Handelse und Gewerbe­­kammer und des deutsch-österreichischen Buchbrudervereines, so­­wie einer großen Anzahl von Papierfabrikanten und Händlern aus allen Theilen Oesterreichs und Ungarns wurde mit über­­wiegender Majorität der Beschluß gefaßt, sich anläßlich der Einführung des metrischen Maßes und Gewichtes in der Papier­­branche den am 21. Mai 1875 in Berlin getroffenen Ber­einbarungen über die neue Rieseintheilung­­ 1000 Bo­­gen anzuschließen. Es wird daher die bis jetzt übliche Eintheilung von einem Ballen a 10 Ries, a 20 Buch, a 24 Bogen aufgelassen und dafür in Hinkunft nach Neuries zu 1000 Bogen " Neubuc< „ 100 Bogen wir­des vo 10 Bogen gerechnet, so daß Ein Neuries 10 Neubuc oder 100 Hefte, resp. 1000 Bogen haben wird. — Als Normalformate werden folgende 13 Formate aufgestellt, wobei das beigefügte neue Gewicht in allen jenen Fällen, in welchen kein anderes Gewicht aufgegeben wurde, als Normalgewicht zu gelten hat. Der Termin der Einführung dieser Maßnahmen bleibt natürlich dem freien Willen jedes Einzelnen überlassen, darf jedoch den 1. Jänner 1877 als obligatorischen Ein­führungstermin nicht überschreiten. Es steht zu erwarten, daß der practische Werth der Papierzählung nach dem Decimalsysteme allgemein anerkannt und diese Neuerung sich bald einbürgern werde. Format Gewicht Format Gewicht Nummern in in Kilo in in Wr. Pfd. Centimeter & 1000 Bogen Wr. Zol 38480 Bogen 1 34--42 8 entspricht 13—16 67/5 2 36—45 95 » 14--17 81/5 3 37--4 € 11 „ 141/­-18 9: 4 40--50 13 » 15—19 107/s 5 42—52 155 9 16—20 13% 6 46--59 20 =. 1/02 165/, 6%, 47-60 22 RU­BENE 19 7 48—62 25 » 184­—234, 214, 8 50—70 33 „19, 27% x) 54--76 41 » 201/,--29 347/s 10 5778 46 „ 21,29, 38%; 11 60—87­5 „ 221,--32­]; 45 12 63 --90 69 H 24 —34 581/a Lokal-Nachrichten. * Generalversammlung des städtischen Municipalausscusses vom 6. April. Vorsitzender: (Originalbericht.) Bürgermeister Theodor Münster. 1. Bürgermeister Theodor Münster beantwortet eine In­­terpellation des Ausschußmitgliedes Joseph Timte, welcher gefragt hatte, ob die Pensionsfrage der städtischen Lehrer bal­­­digst erledigt werden wird, dahin, daß die Finanzcommission diese Frage bereits verhandelt habe und dieselbe auf die Tages­ordnung der nächsten Generalversammlung gesezt werden wird. 2. Der Bürgermeister legt das Gesuch des Bauunter­­nehmers Gregersen, in welchem dieser ersucht, man möge ihm mit Nachsicht auf den Umstand, daß aus dem für den Bau der Baracken bestimmten Holze Schindeln nicht er­­zeugt werden können, gestatten, dieselben anderwärts zu be­­­­­schaffen und mit Holz zu recompensiren, vor. Dasselbe wird in der nächsten Sizung verhandelt werden. 3. Ein Erlaß des Ministers des Janern, mit welchem der Stadtgemeinde eröffnet wird, daß die Verhandlungen wegen Abänderung mehrerer Bestimmungen der den Verkauf von Spiritus und Spirituosen normirenden Verordnung (1868, 8. Juli 3. 13.713) im Zuge seien und die in dieser Angele­­genheit gemachte Eingabe der Stadt erst nach Beendigung die­­ser Verhandlungen erledigt werden wird. 4. Die Zuschrift des Dampfschifffahrts- und Eisenbahn- Oberinspectorates in Angelegenheit der Waggonverschiebungen (siehe Nr. 41 unseres Blattes, Notiz: „Die Verschiebungen beim Bahnhofe”. D. Red.) dient zur Kenntniß und wird die Stadthauptmannschaft angewiesen, das Vorgehen der Bahn­­verwaltung zu controllien. 5. Bericht der mit Uebergabe des Forröer Besitzes betrauten­­ Commission und ein auf Herstellung des dortigen Ochsenstalles, der Dielen und der Umzäumung des Hofes gerichteter Antrag. Die Uebergabe wird zur Kenntniß genommen und sind die beantragten Reparaturen vorzunehmen. 6. Dem Gesuche des Bernhard Eisenberger um Ber­­Mugang des Tehänger Pachtes auf neue 6 Jahre wird Folge­­ gegeben. 7. Das Gesuch des Berlin­er Pächters Rudolph Langs< um Verlängerung der Pachtzeit und Herausgabe eines Theiles seiner Caution, wurde derart erledigt, daß die Pachtverlänge­­rung nicht bewilligt, das zweite Ansuchen aber der Rechts­­commission zugewiesen wurde. 8. Der Bericht des Bürgermeisters über die Besetzung der Stelle eines Waisenvaters wird dahin erledigt, daß bis zur er ri Beschlußfassung über die Belegung des Postens des Waisen­­stuhlpräsidenten die fragliche Angelegenheit in der Schwebe bleibt. (Unseres Wissens ist die restitutio in integrum des Waisenstuhlpräsidenten von der Közgyüles angeordnet worden. Warum hat man diesen Beschluß noch nicht vollzogen? Was hat der vorliegende Beschluß zu bedeuten ? Oder entscheidet die Stadtbehörde zwischen einer restitutio in der Idee und einer thatsächlichen ? Die Red.­ 9. Die am Mühlgraben zu errichtenden Badecabinets betreffend, wurden folgende Beschlüsse gefaßt , errichtet 1. Am Mühlgraben dürfen nur schwebende Badecabinets werden und dürfen im Bette des Grabens keinerlei Bauten vorgenommen, noch Pfähle eingesclagen werden. 2. Auf Verlangen der Behörde müssen die Cabinets sofort entfernt werden.­­ 3. An Jahres­pacht für das bewätigte Wasserrecht haben die Schwimmschule 100 fl., die andern Kaltwasserbadbesiter 20 fl., die Befiger von Cabinet 8 zum eigenen Gebrache 5 fl. zu entrichten. 10. Die Ablösungsgebühren der öffentlichen Wegarbeit wurden nach dem vorjährigen Schlüssel festgestellt. 11. Das Rauchfangkehrerstatut wurde angenommen und wird in der üblichen Weise promulgirt werden. Morgen Fortlegung der Generalversammlung.­­ * Am bischöflichen Palais und an allen Kirchen Kaschaus, sind seit gestern Mittags Trauerflaggen angebracht. — Die Section des Leichnams des verstorbenen Bischofs Johann Perger wurde gestern vorgenommen und lieferte folgendes Resultat, welches uns von competenter Seite mitgetheilt wurde: Sections-Befund. Oedem des Gehirns ; beiderseitiges Lungenoedem ; Caverne der rechten Lunge und Tuberkeln ; in der linken Lungenseite verkalkte Tuberkeln ; rechtsseitige Bronchien - Erweiterung; fettige Entartung des Herzens, passive Vergrößerung der linken Kammer ; atheroma­­töser Proceß der Mitralklappe. * In Angelegenheit der Göllnitz-=Schmöllnitz- Margi­räner Flügelbahn findet am 23. b. M. Nach­mittags in Göllniz eine Generalversammlung aller Interessenten statt, bei welcher auch das kön. Finanzministerium, die Oder­­berger Eisenbahngesellschaft u. s. w. vertreten sein werden. Wir machen auf diese für die obere Gegend, besonders für den Montanbezirk so wichtige Versammlung bestens auf­­merksam. Das mit den Vorarbeiten betraute Action­comits ist aus tüchtigen und energischen Männern zusammengeseßt und einmal in Fluß gebracht, wird die Sache gehen. Help you self. — Die Versiegelung der Briefe betreffend enthält das Amtsblatt folgende Kundmachung: Da in neuerer Zeit der Gebrauch schlechter Siegelwachs - Sorten immer mehr überhand nimmt,­­so wird das Publikum erinnert, es möge zur Verschließung seiner Correspondenzen nur Siegella> guter Qualität gebrauchen, dies umso mehr, weil das Siegelwachs schlechter Qualität sich überaus leicht ablöst und bei Geld­­versendungen die Postämter nöthigt, eine derartige Sendung behufs Feststellung des Geldinhaltes der Postdirection einzu­­senden und in dem Falle, wenn­ die Postdirection feststellt, daß in der Sendung eine geringere Summe, als die deklarirte, enthalten ist, der Schaden den Absender trifft, der das schlechte Siegelwachs angewendet hat. — Vergnügungs-Zug. Schrödl’s I. Wiener Reise- Bureau, Wien, I. Bezirk, Sonnenfelsgasse 19, veröffentlicht folgende Kundmachung: Samstag, den 15. April d. J., an­­läßlich der Osterfeiertage, verkehrt ein Vergnügungs-Zug mit außerordentlich ermäßigten Fahrpreisen von Kaschau, Szerencs (via Miskolcz, Hatvan) und von Tokay, Nyiregyhaza, Debreczin, Großwardein, Csaba, Arad (via Czegl8d) nach Wien. Abfahrts­­zeit und Fahrpreise nach Wien und retour: Von Kaschau (via Miskolcz) am 15. April Vormittags 9 Uhr 20 Min. II. Classe 25 fl. 70 kr., II. Classe 17 fl. 30 fl.; von Szerencs (via Miskolcz) am 15. April Vorm. 11 Uhr 27 Min. II. Classe 22 fl. 58 kr., II. Classe 15.1. 23 kr. Wichtige Bemerkungen und besondere Begünstigungen : 1. Die Ausgabe der Fahrbillete findet bis vor Abgang des Zuges bei der Personencassa der Theißeisenbahn statt. 2. Die Rückfahrt kann beliebig einzeln innerhalb 14 Tagen mit jedem Personenzuge (Eil- und Schnellzüge ausgenommen) stattfinden. — Die Ankunft der p. t. Theilnehmer aus den Stationen Kaschau und Szerencs erfolgt in Pest um 7 Uhr Abends am kön. ung. Staatsbahnhofe, und haben dieselben für die Ueber­­führung ihrer Person und ihres Gepäces vom ung. Staats­­bahnhofe auf den österr. Staatsbahnhof in Pest selbst zu sor­­gen. Die Ankunft der Theilnehmer aus den übrigen Stationen (via Czegled) erfolgt in Pest 8 Uhr 31 Min. Abends. — 3. Der Ansc­hluß der Theilnehmer aus den obgenannten Sta­­tionen an den Separatzug in Pest erfolgt mit zu den angege­­benen Zeiten abgehenden normalen Personenzügen. —­­ Der Separatzug verkehrt erst ab Pest u. z. um 8 Uhr 40 M. Abends. — 4. An Freigepäck wird per Billet 25 Kilogr. gewährt. — 5. Auf der Rückreise ist innerhalb der Giftigkeitsdauer der Billete ein Aufenthalt in Pest gestattet. — 6. Für 2 Kinder bis zu 10 Jahren ist nur ein Billet der betreffenden Classe zu der lösen. Ein Erwachsener mit einem Kinde hat zur Fahrt in II. Classe ein Billet II. und III. Classe, zur Fahrt in der III. Classe aber ein Billet II. Classe zu lösen. Kinder unter 2 Jahren auf dem Schooße gehalten, sind frei. * Falsche Fünfziger Banknoten circuliren in Kaschau und den umliegenden Comitaten die mit Nr. 48 gezeichnet sind. Wir warnen das Publikum vor diesen Falsifikaten, deren Rücseite besonders mangelhaft nachgeahmt ist. * Ein französischer Wintermantel wurde am 29. März auf der Landstraße zwischen dem Wirthshause Vilagos und dem Orte Olc3var gefunden. Der Eigenthümer wolle sich bei ‘der Stadthauptmann­­schaft Abth.: II. “melden. Die 15. Nummer des illustr. Unterhaltungsblattes pro 1876 ist für die p. t. Pränumeranten desselben heute beigelegt. Aus Heimat und Fremde. — Spende des Königs. Se. Majestät der König hat, wie das Amtsblatt meldet, zur allsogleichen Unterstüßung der durch die Theiß-Ueberschwemmung geschädigten Bewohner fünftausend Gulden aus der Privatschatulle gespendet. — Denk-Grabmal. Die Landes-Trauercommission hat zu Anfang dieses Monats eine Sitzung abgehalten, in welcher beschlossen wurde, einen Concurs zur Einreihung der dies­­bezüglichen Pläne auszuschreiben. Die drei besten Arbeiten wer­­den prämiert und wurde für das beste Werk ein Preis von 3000 fl. festgesetzt.­­ Cardinal Tarnóczy ist am 4. b. M. um 3 Uhr Nachmittags in Salzburg verschieden.­­ Gräfin Guido Karácsonyi, geb. Marie Mare­czibányi de Pucho, Sternkreuz- und Palastdame ihrer Majestät der Kaiserin-Königin, ist nach langer, schwerer Krank­­heit an allgemeiner Entkräftung im 41. Jahre ihres Lebens und 24. ihrer glücklichen Ehe am 3. d. M. in Budapest vers­­chieden. Das Leichenbegängniß fand am 6. d. M. statt. — Lehrcurse für Honved - Hauptleute. An der Ludovica-Academie hat am 1. d. M. der Lehrcurs für Haupt­­leute begonnen, welche auch bereits in größerer Zahl von den verschiedenen Bataillonen aus der Provinz hier angekommen sind. Bekanntlich müssen auch in unserer Honveldschaft die sämmtlichen Hauptleute die Stabsofficiersprüfungen gut bestehen, wenn wollen­ sie auf Beförderung zu Stab­sofficieren Anspruch erheben . Mißgeburt. In Miskolcz hat eine Kuh des dortigen Fleischauers Neumann ein in sonderbarer Weise miß­­gestaltetes Kalb zur Welt gebracht. Das Kalb hat zwei Köpfe, die aber so gestellt sind, als ob sie an der Stirne zusammen­­gewachsen wären, da die vier Ohren einander paarweise gegen­­überstehen. Auge ist nur eines vorhanden. Wie lange die Mißgeburt gelebt hat, und ob sie überhaupt lebend zur Welt kam, ist aus dem ungarischen Blatte, dem wir diese Notiz ent­­nehmen, nicht zu ersehen, da nur so viel gesagt wird, daß das Kalb für das Museum (für welches ?) ausgestopft worden sei. — Treue Diener. Ein Stuhlweißenburger Weinberg­­besitzer ging dieser Tage in seinen Weinberg hinaus, da trifft plöglich, als er figy dem Preßhause nähert, der Lärm eines lustigen Gelages sein Ohr. Er öffnet die Thüre und bleibt beinahe erstarrt stehen vor dem Anblic, welcher sich seinen Augen darbietet. Sein Keller steht offen, die Fässer sind ange­­zapft und eine Gesellschaft heiterer Kumpane ist mit der Ver­­tilgung der edlen Flüssigkeit beschäftigt ; der sauberen Gesell­­schaft präsidiren sein eigener Kutscher und der Weinberghüter, die ein schallendes Lebehoch auf den närrischen Haushern aus­­bringen, Den man so betrügen kann, daß er nicht einmal selbst weiß, wie viel Wein aufgegangen ist. Die Scene änderte sich jedoch, als der erwähnte Herr eintrat, die losen Vögel suchten mit solcher Vehemenz nach allen Seiten hin das Weite, als ob man sie aus einer Kanone ausgeschossen hätte. Der Kutscher und der Weinberghüter, diese beiden „treuen Diener ihres Herrn“, denken nun im Kühlen über die möglichen Folgen ihres Geniestreiches nach.­­­ Einbruchsdiebstahl. In Moór brachen zu Ende des vorigen Monats, wie , Székesf." berichtet, während sich der Ortsrichter der Recrutirung wegen in Stuhlweißenburg befand, in dessen Wohnung durch den Ofen ein und raubten das ganze vorgefundene Geld im Betrage von über 700 Gulden. Die Untersuchung wurde von der Behörde sofort nach Ent­­deckung des Diebstahls in Angriff genommen und ein Theil des geraubten Geldes bei dem im Hause des Ortsrichters wohnenden Offiziersdiener gefunden, dessen Herr nicht wenig verwundert war, als man die gestohlenen Banknoten aus seinem eigenen Sattel, in welchem dieselben eingenäht waren, zu Tage förderte. Den Raub hatte der Officiersdiener mit einigen Ka­­meraden verübt, aus der — Ein lustiges Lotto-Geschichtschein, Es datirt noch so traurigen „Denk-Woche, ist aber so komisch, als daß wir es nicht nachträglich der Tagesironik einverleiben dürften. Die Liebe der Schustersgattin in einem hauptstädtischen Bezirk zu ihrer schönen Tochter steht mit ihrer Leidenschaft für das Lotto auf glei hcher Stufe; im ganzen Stadttheil gibt es keine Zweite, die, gleich ihr, der Träume unharmo­­nisches Gewirre so planvoll lösen, so voll Geschir enträthseln kann. Auch bei ihr bezeichnet das Hinscheiden eines berühmten Mannes eine neue Hoffnung des Glü>es und mit anerkennens­­werther Wißbegierde erkundigt sie sich um den Geburtstag, das Alter, das Wohnhaus und die Sterbestunde des Heim­­gegangenen. Merkwürdiger Weise ging Frau X. bei dem Gold­­regen, der nach dem Tode Franz Deäk's auf die Lotterie­­schwestern beiderlei Geschlechtes hier niederströmte, leer aus und in ihrem Herzen setzte sich der entjegliche Entschluß fest, fortan­­ nur den 73er, das Alter Deäk's zu setzen. Diese unselige Zahl verschlang große Summen und bald waren alle Geld­­quellen der „Schusterin“ erschöpft. Doc sie fand rasch einen Ausweg. Ihr Mann übertrug ihr stets das Amt, das Leder einzukaufen und händigte ihr auch immer das erforderliche Silber und Papier ein. Frau X. trug nun diesen Nervus des Schusters in die Lotterie und ließ die Waare von dem­­ Kaufmanne gutschreiben. Dieser willigte anfangs ein, als die Schuld aber groß geworden, ließ er den Schuhmacher höflich um Zahlung bitten. Der Fußbekleider war hierüber sehr erbost, sparte nicht mit derben Worten, erfuhr aber schließlich aus dem Munde seines Lebenstrabanten, daß das fragliche Geld dem 73er zum Opfer gefallen sei. Das Geständniß brachte das „Papphäferl" zum Ueberfließen. Der hintergangene Ehes­­gatte ergriff das Rohr, „das man nach Spanien taufte", und demonstrirte damit seiner Frau die Lehre von der Wider­­standsfähigkeit der Körper. Während der erzürnte Mann sein Weib tüchtig durchbläute, stürzte die Nachbarin athemlos zur Thüre herein und brachte die frohe Nachricht, daß die Num­­mern 73 (Deäk), 13 (13. März) und 19 (19. März: Joseph) „bekommen“ seien. Meister Schuster hörte diese Meldung sprachlos an und fühlte, ein menschlich Rühren. Und als er sich vom ersten Schrecken erholt, da rief er: „Geh', Frau, jezt wis’ Du mich dur...” Ob Madame mit dieser Satis­­faction zufrieden war, können wir leider nicht berichten. — Versuchter Kircenraub. In Pecska verbanden sich ein Gemeiner des dort stationirten Husarenregimentes Nr. 14. Namens Deutsch, der Wirth Stephan Tuli und noch einige Individuen zu dem Zweckk, in die dortige rumänische Kirche

Next