Kaschauer Zeitung, Juli-September 1877 (Jahrgang 39, nr. 77-113)

1877-07-10 / nr. 80

u Du KERETE de a a RT DE Ét, TES HET ER ER H 24 XXXIX. Jahrgang 1577. 4 RETTET DET U BE PIE Nr. 80. auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochen-Beilage) : Ganzjährig für Kaschau: 5 fl. — kr. | mit Postversendung 6 fl. — kr. ő. W Halbjähhrig „ he 2 fl. 50 EN 5 iF 3 f­.— tr. „ Bierteljährig ,, 7% 1 fl. 25 tr. ? w H 1550. Te, RMedackions- und Hrpedifions-Burean Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Pränumeration, Inserate und Einschal­­tungen im „Offenen Sprechsaal“ werden daselbst übernommen; ferner nehmen auch alle Beftanstal­­ten und Buchhandlungen Pränumeration an. — Manuscripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Pränumeration38-Bedingnisse auf die „„Kaschauer Zeitung“ und das „„JUustr. Unterhaltungsblatt“ Ganzjährig für Kaschau: 7 fl. 40 kr. mit Postversendung 8 fl. 40 kr. 8. W. Halbjährig „ NE ENG 70/46. 1 b 4:fl. 20:26: 2% Vierteljährig,, „ 10fl.86k./) 2ff.10tr. „ h" " Kaschauer Reihung uw vir­okalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Leben.­ ­ (KASSA-EPERJESI ERTESITO). ©. «den "Dienstag. Donnerstag und Megjelen Samstag. minden kedden, esötörtökön és szom­­baton, an die Redaktion werden nicht angenommen. Annonyme Briefe werden nicht berücksichtigt. Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, Bräm­meration"-Bedingnisse Bei Inseraten wird die fünfmal gespaltene "Petitreife oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige, Preis einer einzelnen Nummer G kr. Inseraten-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Haasenstein & Bogier in West und Wien; ferner­ bei A. Oppelin, Rudolf Mosse und Gebr. Korabek in Wien, sowie bei G. L. Danube &Comp. in Frankfurt a. 28. und deren General-Agenturen. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wir ein entsprechender Nachlaß gewährt. Kaschau, Dienstag 10. Juli. Die bei Sistowa auf das rechte Donauufer übergefetzen russischen Truppen haben eine genügende Stärke erlangt, um eine kräftige Offensive beginnen zu können. Nach den neuesten Meldungen beabsichtigen die Russen ,in drei Richtungen zu operiren : gegen Rustschuk, gegen Nikopolis und gegen den Balkan. An ein schnelles Vordringen ihrer Kolonnen ist jedoch nicht zu denken, da sie mit unglaublichen Verpflegungsschwierig­­keiten zu kämpfen haben. Wie wenig organisirt der russische Verpflegsdienst ist, geht aus der Meldung hervor, daß eine russische Abtheilung dieser Tage durch volle 24 Stunden nichts zu essen hatte. Ferner ist ein erfolgreiches Vordringen noch durch die Bezwingung der bei Biela energischen Widerstand leistenden Türken bedingt, welche daselbst erst am 6. einen heftigen Angriff siegreich zurückgeschlagen haben. d. wieder Gegen­­wärtig machen die Russen große Rekognostzirungs-Züge in der Richtung von Tirnowa, während ihre Infanterie in der Richtung gegen Rustschuk vorzurüden beginnt. Suleiman Pascha hat mit 40 Bataillonen Albanien verlassen und ist mit seinem­ Stabe am 8. d. Morgens in Ein Skutari eingetroffen. Seine Bestimmung wird geheim gehalten, do< wird er wahrscheinlich an die serbische Grenze gehen, wo allem Anscheine nach seine Gegenwart bald dringend nothwendig werden wird. Wie aus Bukarest gemeldet wird, kehrt Bratiano von Turn-Severin als Ueberbringer einer rumänisch-serbischen Convention zurück. Dieselbe enthält die Bedingungen einer eventuellen Occupation des Timok-Thales und wird geheim gehalten. Aus Konstantinopel wird neuerdings positiv die allseitige Aüs­wärtsbewegung der russischen Armee in Asien gemeldet. Mukhtar Pascha soll die reti­­rirenden Russen mit 40 Bataillonen verfolgen. Die Uebergabe der Zitadelle von Bajazid wird als bevorstehend gemeldet. . . in „Pascha erwartet von Kriegscourier. Die zweite Schlacht vor Biela. Aus dem türkischen Hauptquartier vor Schumla tele­­graphirt ein Correspondent unterm 8. d. M.: Eine Depesche des Commandanten der Jantra-Armee, Esref Pascha, meldet, daß die Russen mit mehr als 22 Divisionen Cavallerie und 4 Batterien einen erneuerten Angriff gegen die verschanzten türkischen Stellungen bei der Jantra-Brü>e unternahmen. Zur Vertheidigung dieser Stellung hat Esref Pascha aus der Garnison von Rustschuk 10.000 Mann concentrirt und eine ebenso­ große Streitmacht befindet sich auf der Linie Bellowa. Die Türken ließen die Russen bis in das Jantrathal vordringen und begannen nun Kartätschen in ihre Flanken zu werfen. Gleichzeitig begann die Infanterie aus der geringen Entfernung von 200 Schritt ein wohlgezieltes Kleingewehr­­feuer, und die Russen geriet­en nun in ein Kreuzfeuer im strengsten Sinne des Wortes. Esref Pascha stellt die an diesem Tage bewiesene Bravour des Feindes nicht in Abrede, doch wurden sie nach erbittertem Kampfe geworfen und erlitten enorme Verluste. Der Rückzug artete denn auch später in eine regellose Flucht aus. Die den Rüczug des enden Kosaken durch­­schwärmten Correspondenten Montags jedoch einen neuen Angriff­losigkeit erfolgt sein Don Schumla gehen täglich neue Verstärkungen nach der Linie Rasgrad-Ruftihuf. Ich glaube, daß das auf das Lom- Thal sich stoßende zu, die Offensive ergreifen wird. Esref Pascha schärt die daselbst stehen­­den russischen Streitkräfte auf zwei Armeecorps. Türkische Siege in Asien. Aus London telegraphirt man folgenden Bericht eines Bravour zurüc. Zur selben um den „zurüczuziehen“ und auf Zeit fand auch 4000 Mann, darunter zwei Corp8- Commandanten. — Samstag und Sonntag griffen die Türken die russischen Stellungen bei Karakilissa an, zwar und verwüsteten Alles, was in ihr Bereich kam. Der Sieg der Türken war ein vollständiger. Esref „Agence Havas' Positionen auch gegen Kosus nach der auch bereits, und zwar mit gleicher Erfolg­­in Sonntags und Russen bewerkstelligte Sturmangriff auf Kars war ein verzweifelter, mit Todesverachtung ausgeführter. Die Türken jedoc schlugen diese Angriffe mit außerordentlicher Dienstag erfolgter aber­­maliger Sturm der Russen das Schisal­­ der vorigen hatte, benügen die Türken die enormen Verluste des Feindes zu einem Ausfalle, der die Moskowiten zwang, sich wilder Flucht Erzerum zu flüchten, ein erbitterter Kampf zwischen Loris­ Melikoff und Jsmael Pascha bei Zewin statt. Die Russen wurden verloren vortrefflich Stand, konnten aber schließlich der Wucht des heftigen Angriffes nicht widerstehen und flohen mit Zurücklassung ihrer weitem vollkommen Kreise die Gegend Haupt (welcher soll. Die Red.) und befestigt auf's zu. der türkische Centrum Als nun ein am Die Russen hielten gegen Sistowa Kriegsschauplage: Straße Der nach geschlagen, daher seine Tochten und und Verwundeten. In der Nacht setzen sie ihren Rückzug fort, steten das eigene Lager in Brand, und warfen anderes Kriegsgeräthe in's Wasser. Vieles mußten Waffen und sie aber im Stiche lassen, ohne es unbraubar machen zu können, unter Anderem 200.000 Pfund russischen Zwiebau­s. Auch 740 ver­spannte Wagen mit Verwundeten aus den früheren Kämpfen fielen den Türken in die Hände. Die bosnischen Insurgenten geben wieder einige Lebenszeichen von sich. Das dortige türkische Amtsblatt, die „Bo8na“, berichtet von heftigen Kämpfen mit den Insurgenten im Gebirge Vitogora. 50 Insurgenten blieben todt, 600 Stüd Vieh wurden den Insurgenten abgenommen, sowie auf 20 Reitpferde und Munition, einen Offizier verwundet und keine weiteren Verluste­ werden Gefechte aus dem Jajater Districte gemeldet. Auch dort hatten die Insurgenten so were und die Türken nur geringe Commissäre wurden in Zwornik, Bielina und Ratscha eingesetzt, die nach Bosnien heimkehrenden Christen zu empfangen. Einige Christen sind „versuc­hsweise“ heimgekehrt. Telegramm aus Ragusa meldet: Empfindlicher Aerztemangel nöthigt zahlreiche montenegrinische Ver­wundete zum Medertritt auf österreichisches Territorium. In Budua, Cattaro und Castelnuovo sind bereits so viele eingetroffen, daß man kaum mehr Raum zu ihrer Unter­­bringung findet, entfaltet s<on große Thätigkeit für den Wahlkampf. Fourtons Rundschreiben ist in 300.000 Exemplaren gedruckt worden, um in allen Gemeinden Frankreich­s angeschlagen zu werden. Das Amtsblatt meldete zahlreiche Absetzungen und Versetzungen in der Departementalverwaltung. Beamten ausgemerzt, auf die man sich nicht verlassen zu können glaubt. Andere Maßregeln, deren Zwel hauptsächlich darin besteht, die Bevölkerungen einzuschüchtern, werden vorbereitet. Es wurden alle Verluste. Die Türken hatten Die französische Regierung Ebenso diejenigen. Die Vertagung des Reichstags. — Sitzungen vom 7. Juli. — Beide Häuser des Reichstags sind heute durch königliches Reskript auf die Dauer von zehn Wochen geschlossen worden. Der Schlufart entbehrte jeder Solennität. Aus einigen Zeilen bestand das zur Verlesung gelangte Vertagungsreskript, und aus, ebenso vielen Worten bestand das Lebewohl, welches den Geietgebern von den Präsidenten auf die Ferienreise mitgegeben wurde. Dieses Lebewohl aber mag den Ohren der Landesväter als ein erfrischender Befreiungsruf geklungen haben. Parlament nämlich, welches beim Beginne der Session verur­­theilt war, unter der Glut­bige des Hochsommers zu tagen, wurde durch ein Zusammentreffen der Verhältnisse zu zehn­­wöcentlichen Ferien begnadigt. präsidenten war es allerdings, die Ausgleichsvorlagen noch vor der Vertagung zu erledigen, und dem Hause den gewiß nicht alltäglichen Genuß durc hitzige Debatten verschärfter Hunds- Wir zweifeln auch nit, daß präsident die Macht besessen hätte, seinen Willen der Minister­­durchzusetzen. Aber so groß auf der Einfluß ist, welchen Tipa auf die Majorität des Reichstags ausübt, so ist da die Ohnmacht seiner cisleitanischen Collegen und der Starrsinn der öster­­reichischen Parlamentarier noch größer und es ist dem Aus­­gleiche gegönnt, während der heißen Jahreszeit in dem Friedens­­stande einer ministeriellen Vorlage auf dem Tische des Hauses zu liegen, um erst, in kühleren Tagen und vielleicht auch mit­­ fühlerem Blute von den Debattenstürmen beider Staatsge­­biete umtost zu werden. Das „Polit. Volksblatt“ äußert sich diesbezüglich, wie folgt : „Von heute bis zum fünfzehnten September sollen des Krieges Stürme schweigen zwischen den beiden Reichshälften der österreichisc-ungarischen Monarchie" =­ dies die eigentliche Bedeutung des königlichen Handschreibens, welches, die Ver­­tagung des Reichstages bis zu dem erwähnten Termine an Die beiden gegnerischen Heere, die beiden Parlamente, gehen einen zehnwöchentlichen Waffenstillstand ein und ziehen ihre vorgestobenen Vortruppen, die Regnikolar-Deputationen ordnet, zurück. Wird auf den Waffenstillstand ein definitiver Friede folgen? Wir wünschen es ja gerne, aber wir müssen es bei­­Wir , haben es dieser Tage schon ausgesprochen, woran es liegt, daß zwischen den beiden parlamentarischen De­­putationen keine Einigung zu Stande kam ; es lag, um es kurz zu wiederholen, an dem Mangel ehrlicher und loyaler Ab­­sichten in den zur Entscheidung berufenen österreichischen Kreisen. Die unmännliche Haltung, die das cisleithanische Cabinet im Frühling dieses Jahres in der Ausgleichsfrage bekundete, die Frivolität, mit welcher dasselbe an seinen Worten, die das ungarische Ministerium nicht schriftlich besaß, herumdeutelte : sie rächen, sie nun durch die Zwitterstellung, welche dieses Cabinet zwischen der transleithanischen Schwesterregierung und der eigenen Partei einnimmt, von denen beiden es mit dem gleichen Mißtrauen behandelt wird. Ausschlaggebend für die schroffe Haltung, welche die österreichische Quotendeputation der unserigen gegenüber einnahm, ward schließlich das seitens des Cabinetes Auersperg dem Cabinet Tipa gegebene Versprechen, aus der Annahme des Ausgleichs durch den Reichsrath eine Cabinetsfrage machen zu wollen. Da nun aber die Partei, die sich um das ehemalige Mitglied­ des Bürgerministeriums, Dr. Herbst, sc haart, nichts sehnlicher wünscht, als den Sturz dieses Ministeriums, welches täglich an Unbeliebtheit zunimmt, so warten sie auch sehnlichst auf den Moment, da das Mini­­sterium die Ausgleichsgesete dem Reichsrath vorlegen und die­­ Majorität verlieren wird. Drum gehen sie auch bezüglich der Quote keinen Ausgleich ein und­­ warten der Dinge, die da kommen sollen. Aus dem letzten Nuntium der ungarischen Deputation geht hervor, daß sie, was uns betrifft, auf derartige „kommende Dinge“ vergebens warten. Wohl hat die Reichstagsdeputation die Verhandlungen nicht abgebrochen, sondern nur über die Ferienzeit aufgeschoben, aber mit dem ausdrücklichen Bedeuten, daß sie die Verhandlungen nur dann wieder aufnehmen werde, wenn seitens der österreichischen Deputation irgend­ein Vorschlag (bezüglich der Verzehrungssteuerrestitutionen) gemacht werden wird. Nun, daß Dr. Herbst und Consorten mit diesem Vor­­schlag nicht hervortreten werden, das ist klar, wenn aber nun österreichischerseits keine Annäherung erfolgt, so ist nicht nur die Mission der Regnikulardeputationen, sondern der ganze Ausgleich als gescheitert zu betrachten. Sollen wir die Halsstarrigkeit der Oesterreicher für ein Glü& halten? Fast hätten wir Lust dazu. Wir haben uns nie mit diesem Ausgleich befreunden können, uns war derselbe stets ein Dorn im Auge gewesen und da unsere volkswirth­­schaftlichen Gegner nun so freundlich sind, uns an dem Ab­­schluß desselben zu verhindern, so wollen wir die Sache mit Geduld ertragen. Das Cabinet Auersperg-Lasser hat schon längst erklärt, es wisse, daß es, wie alle Ministerien, sterblich sei, und diesem Ministerium kann ein anderes folgen, welches vielleicht nicht so liberal wie Dr. Herbst, jedenfalls aber ges­techter und billiger gegen Ungarn sein wird. Da uns die Liberalität des österreichischen Cabinets nichts wüßen, die con­­servative Gesinnung und Nichtung des etwaigen Nachfolgers desselben aber nichts schaden kann, so sehen­ wir nicht ein, warum wir eventuell nicht auch ein conservatives österreichisches Cabinet sympathisc begrüßen sollen. Jedenfalls wird sich unter einem solchen, das vor Allem treu zum Reiche halten wird, leichter die gegenwärtige Waffenruhe mit einem definitiven Friedensschuß vertauschen lassen, tage zu bieten, zweifeln. Die Absicht des Das Minister­­­ 3:4 In Sachen .der Honvedheeresausrüstung. Die Organisirung des oberungarischen Consortiums zur Beschaffung der Beschuhungserfordernisse der Honvedarmee macht erfreuliche Fortschritte. Die in Rosenau am 5.d.M. unter dem Vorsitze des Kammersecretärs Deil stattgefundene Berathung der be­­treffenden Interessenten beschloß den Beitritt zu dem ober­­ungarischem Consortium unter den bekannten Bedingungen : 1. Dreh­ung eines oberungarischen Consortiums für die Dauer von vorläufig einem Jahre. 2. Dieses Consortium verhandelt durch seine Delegirten direct mit den Organen des Honvedministeriums. 3. Das Ministerium gibt die Maximalpreise der ver­­schiedenen Ausrüstungsartikel an und werden 4. mit Beseitigung jeder Offertverhandlung directe Unterhandlungen betreffs des Quantums und der Preise ge­­pflogen. 5. Die Uebergabe hat in den Liken oder dem Haupt­­site des Consortiums vor einer gemischten Commission zu ge­­sc­hehen, welche aus militärischen und Civilfachmännern zusammen­­gesetzt ist.­­ Bas 6. Die Caution ist auf ein Minimum zu­ reduziren. Dieselben Beschlüsse faßte die unter Vorsitz des er­­wähnten Herrn Secretärs am 7. b. in Leutscau abge­ haltene Conferenz der dortigen Interessenten. Sonntag am 8. d. fand in Igls eine Conferenz der Interessenten des Bezirkes der XVI Zipser Städte statt, welche er den Beschlüssen der Rosenauer und Leutschauer Con­­ferenzen anschloß.­­ Er erübrigt noch Sáros, Zemplen, Borsod und Ungh für die Sache zu gewinnen und dann wird es möglich sein, vor die Regierung mit einem fertigen Organismus zu treten. | -

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