Kaschauer Zeitung, April-Juni 1880 (Jahrgang 42, nr. 38-75)

1880-06-03 / nr. 64

7 ; ; 1 - Lokal-Nachrichten. = Programm des­­ Monstre-Festes, welches der unter dem a. b. Protectorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Elisabeth stehende Landes-Frauen-Hilfe-Ver­­ein vom „rothen Kreuze“ am 6. Juni 1880. im Parke der­­ Cadettenschule veranstaltet: 1. Eröffnung des Festes durch vier Musikcorps. 2. Kletterbaum-Ersteigen von halb 4 bis halb 5 Uhr im Park-Quartos Nr. 1 mit Siegespfeifen, u. zw. für den ersten mit 3 fl. für den zweiten mit 2 fl. und für den dritten mit 1 fl. in Silber. 3. Sceibenschießen mit „Flobert's“ Kapsel-Gewehr von halb 4 bis. halb 5 Uhr am Turnplaß mit Schieß­­prämien, u. zw. für das 1. Beste mit 5 fl., für das 2. Beste mit 3 fl. und für das 3. Beste mit 2 fl. in Silber. 4.­­Die Vertheilung der Siegedzweige und Schieß­­prämien erfolgt durch eine Vereinsdame am Balkone der Cadettenschule. 5. Kegelscheiben mit Hängekugel von halb 4 bis halb 5 Uhr im Park-Quarte­ Nr. 2. Die Besten bestimmen sich die Theilnehmer nach den beliebig eingezahlten Einlagen selbst. 6. Tanz, von 4 Uhr angefangen, „sowohl im Bart Quarre Nr. 3 bei Zigeunermusik, als auch­ im Speise- und im Fechtsaale bei Militär-Streich-Sextet. 7. Zwei Glüd3-Lotterien von halb 4 Uhr an. Den Verkauf der Lose haben vier Vereins-Damen aus besonderer Gefälligkeit übernommen, u. zw. Lose zu 50 kr., welche überdies auch schon vor dem Feste in Maurer’s Buchhandlung getauft werden können ; Lose zu 10 kr., welche nur am Fest­­orte zu erhalten sind. 8. Die­ Ausfolgung der Gewinnste geschieht gegen Vorweisung der mit dem rothen Kreuze versehenen Lose (Treffer) um 8 Uhr unter Controlle. 9. Feuerwehr - Production, in Berücsichtigung des wohlthätigen Zweckes, von 5 bis 6 Uhr. Anmarsch mit Musik, Entfaltung des gesammten Feuer-Lösch- Traing, Production am Schulgebäude. 10. Monstre-Musik-Production von halb 7 bis halb 8 Uhr. Vortrag der Märsche aus der Oper „Der Prophet“ von Meyerbeer, Ráköc­zy- und Radezsky-Marsch, gemein­­en durch die Musil-Kapellen vom Inft.-Rgmt. Nr. 5 und 65. 11. Luftballon:Steigen um 6 und um 8 Uhr, je 4 in verschiedenen Farben in den Park-Quarten Nr. 1, 2, 3 und 4. 12. Zapfenstreich mit Fadelzug um 9 Uhr, mit Be­­gleitung von 4 Musik-Corps und 500 Trägern farbiger Lampions. Anmarsch zur Triumph-Säule. Magische Erz­leuchtung des Parkes mit 2000 Stück farbigen Campions. 13. Triumphsäufen-Enthüllung um halb 10 Uhr. Auf­­mars­ des Fadelzuges, Enthülung der Triumphsäule,­­ Beleuchtung mit griechischem Feuer in verschiedenen Farben, in vier Fronten. 14. Großes Feuerwerk um halb zehn Uhr, bestehend aus 50 effektvollen, brillanten Vieren. 15. Von 3 Uhr an executiven die Musik-Capellen auf­­ ihren Standorten Opernstücke und Tanzweisen; die betreffenden Programme werden ausgegeben werden. Restaurant und Zuckerbäcker werden bei mäßigen Am Tage des Festes ist auf dem Giebel des Ca­­detten-Schulgebäudes, sowie am Stadthause die weiße Fahne mit dem „rothen Kreuze“ aufgehißt. Anfang: 3 Uhr Nachmittags. Eintrittspreis per Person 20 kr. 5. W." (Dem geehrten „Arrangiring3-Comits“ scheint die Gepflogenheit unbekannt zu sein, daß allerorts bei­derlei Veranstaltungen den Redactionen der Localblätter,­­­ welche doch auch zur Unterstüßung solcher Unternehmungen thätig sind — die bezüglichen Publicationen und Festprogramme mittag im Berathungssaale des Stadthauses statt. Im Sinne des Geseßen ist die Zahl der internen Mitglieder zu wählen. — Ernennung. Der kön. ung. Minister für Land­­wirthschaft, Gewerbe und Handel ernannte den in unserer Stadt allgemein geschäßten Rechnungs-Revisorr Adolf Handmann "nach Bud­ap­est zum Rechnung3- hingegen den rathe des dortigen Postrechnungsrevisorats, 0 Postofficial Joseph Fingerlos zum provisorischen Ober-Postofficial des Kaschauer Postdirectionssprengels. *­­63 ist dies der von seinen besonders gelungenen Ueber­­segungen ungarischer Dichter wohlbekannte­­ Verfasser des Werkes „Bannoniens8 Dichterhain“, Adolf von der Haide. Die „Kisfaludy-tärsasäg“ erwählte ihn vor etwa 2 Jahren eben in Aner­­­­kennung seiner verdienstvollen poetischen Leistungen zum corresporte direnden Mitgliede der Gesellschaft. =. Auswanderungs-Chronik. Die Auswanderungs- Manie scheint sich doch schon abzuschwächen. Am 1. d. waren nur drei Auswanderungslustige am hiesigen Bahn­­hof erschienen, und zwar aus Kaschau Koloman R­a­dany jun., „ferner ein Landmann aus dem Zempliner und einer aus dem Borsoder Comitat. Alle drei waren mit von der Regierung ausgestellten Auslandspässen versehen. — Ein Act anerkennenswerther Redlichkeit, Feld­­webel Ferdinand Eder von der Musikcapelle des x. £. 5. Lin.-Instr.-Regim. König von Baiern, fand am 1. d. nächst dem­­ Eptoczko'schen Gasthause „zum Petöfi“ beim Ueberschreiten des Steges eine Zehngulden-Banknote und deponirte dieselbe im Stadthauptmannamte mit den Worten? thum eines „dieser Betrag könnte das schwerverdiente eigen­­armen Menschen sein“. — Der Verlustträger wolle sich in dem besagten Amte anmelden.­­ — Zur Verhütung von Unglücksfällen wird unsere Sicherheitsbehörde, wenn selbe die Communications-Misere in der Sändergasse in Augenschein nimmt ,­ die gegen­­wärtig auf den ohnedies mit allerlei Standplätzen be­­schränkten Terrain auci­nd durch die Fuhrwerke der Käsehändler wirklich lebensgefährlich für die diesen Markt­­plan besuchenden Passanten ist — gewiß wenigstens dadurch) Abhilfe beschaffen, daß die Fuhrwerke der Käsehändler am Glacis, oder in der Front wo die Viehmärkte abgehalten­­ werden, ihren Standplatz nehmen. 1 — 25 — 26 — 271-Drei. inhaltssc­hwere Zahlen­­ für die gerichtsbekannte Diebin und leichtsinnige, nach Sáros zuständige Dirne Anna Antonyak.­­ Dieselbe ging "am­ 25. vorigen Monat" von hier mittels Schub ab, nahm aber dessen ungeac­htet am 26., also folgenden Tags, bei dem in Banks stattgehabten Majales „lebhaften“ Antheil, wurde am 27. in einem Gasthause der Mühlgasse, auffällig stark zechend, von zwei Civilpolizisten hiebei betreten, arret­tirt und im Stadthauptmannamte vorgeführt, bei Unter­­suchung derselben wurde eine Baarschaft im Betrage von 90 fl. vorgefunden, welche sie in Banks „gefunden“ zu haben vorgibt. Sonderbarer Weise hat noch Niemand den Verlust 2 angemeldet, der heutzutage in dieser Höhe doch nicht so leicht zu verschmerzen ist. Wahrscheinlich liegt hier ein Diebstahl zu Grunde. .­­ — Reisepaß eines Drahtbinders. Johann Kea, auch Wißloßki benamnet, seines Zeichens Drahtbinder, von hier schon einmal ausgewiesen, wurde am 1. d. auf der Prome­­nade betrunken liegend, von einem Polizeiwachmann arre­­tirt und im Stadthauptmannamte vorgeführt, wo er sich dem Herrn Stadthauptmann gegenüber äußerte, daß er darüber sehr indignirt sei, in Kaschau stets beanstandet zu werden, wo er doch seine Reise-Legitimation in bester Ord­­nung habe. Ueber Aufforderung , dieselbe vorzuzeigen, überreichte er das Document, welches­ der Herr Stadt­­hauptmann entfaltete, es war „ein Viehpaß über eine acht­­jährige rolhe Kuh“. Die Indignation des Drahtbinders erreichte nun den höchsten Grad, als auch die Giftigkeit seiner Reise-Legiti­­mation nicht für gut befunden wurde. — Polizeibericht. Im Monate Mai d. J. wurden polizeilich eingebracht 391 Individuen, u. zw.: 200 Männer, 166 Weiber und 25 Kinder. Der kön. Staat­­anwaltsc­haft wurden übergeben 4, dem kön. Bezirk­gerichte 29, abge­­schoben 217, polizeilich bestraft 78, in das Spital über­­führt 5, fremden Behörden übergeben 7, entlassen 71 Personen. — Bürgerliche Schießstätte. Bei dem am 30. Mai stattgehabten Scheibenschießen hat die erste Prämie Herr Stanislaus Chrzanovszky, die zweite Herr Alexander Stadler auf je einen Vierer-Kreisschuß gewonnen, die dritte und vierte Prämie — unentschieden zwischen den Herren Robert Baliga und Karl Hauszer, da beide Schüsse gleich tief sind. Außerdem wurden noch Vierer-Kreisschüsse getroffen von den Herren Alexander Stadler und Stan. Chrzanoyszky je zwei, und Emerich Szabó 1 Vierer. — Nürnberger und Galanteriewaaren, prachtvoll und billig, zu Tombolageschriften vorzüglich geeignet, sind in der Handlung von Eduard Eschwig­s Sohn in größter Auswahl zu haben. Wir empfehlen die Besichtigung derselben und sind überzeugt, daß für die Tombola des am 6. d. stattfindenden­­ Volksfestes sich diese eleganten und practischen Gegenstände­­ bestens eignen. — Im Badeorte NRank-Herlein werden am­ 7. Juni, Vormittags 9 Uhr, alte Kupferrohre, beiläufig 260 Kilo, sowie Wechsel und Pipen aus Messing, 49,50 Kilo, im Licitationswege durch die Badeverwaltung veräußert. Bis zu genanntem Termine werden auch schriftliche Offerte Preisen für die Grqui>ung des p. t. Publikums sorgen. | NE­N R | auf 32 festgeseßt, und zwar haben die gewerbtreibenden­­ Wähler 16, die Handeltreibenden ebenfalls 16 Mitglieder angenommen. Laufender Brand und verlorene Fresslust bei Schweinen wird nur durch das echte „Thüringer Schweine­­pulver“ beseitigt und ist gelbes in Kaschau bei Adriänyi - Marke zu haben. 14., 15. Suni Religion. in erster Reihe zugesandt werden. Die Redaction.­ — Kundmachung, Die Wahl der internen Mit­­a­nglieder "der Handels- und Gewerbekammer findet am 29. Juni I. 3. von 8 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nach­­; ; | . ° ' | . . Schul: und Unterrichtswesen. HUG — Am hiesigen Prämonstratenser-Obergymnasium die Classenprüfungen in folgender Ordnung abge­­halten: 17. Juni von 8--12 Uhr: VII, EL. Lateinische, griech., deutsche Sprache. FOREN TRIE AAN % VI. „ WM Mathematik, Naturgeschichte. . „ Ungarische Sprache, Geschichte, Mathematik, Naturgeschichte. Lat . ung., deut. Spr., Geographie. 0 A) „ Latein., ungar. Spr., Geographie. Latein, ungar. Spr., Geographie. 1A), Mathemat., Geogr. Naturgeschichte, Ungarische Sprache, Geschichte. te en V. „ Latein., griech., deutsche Sprache. Zu diesen Prüfungen werden alle Freunde der Schüler, insbesondere die p. t. Eltern und Verwandten der­­selben, von Seite der Gymnasial-Direction höflichst einge­­laden. Die Prüfungen der Privat-Schüler werden am 25. und 26. Juni abgehalten. Die Direction. — An der Staatsoberrealschule finden die Jahres: Schlußprüfungen in folgender Ordnung statt: Am 18. Juni: Vorm. 8 Uhr Religion. Am 19. Juni: Vorm. 8 Uhr VII. Classe Geschichte, Geographie, Naturgeschichte. VI. Classe ungarische, deutsche, französische Sprache. V. Classe Chemie, Mathesis, Geo­­metrie. Nachm. 2 Uhr IV. Classe Geographie, Physik, Chemie. 5 Uhr Turnen. Am 21. Juni: Vorm. 8 Uhr V. Classe Geschichte, Geographie, Naturgeschichte. II. Classe ungarische, deutsche, französische Sprache, Geschichte. 1. Cl. Geographie, Natur­­geschichte, Arithmetik, Geometrie. Nachm. 2 Uhr II. Classe Geographie, Physik, Arithmetik, Geometrie. Am 22. Juni: Vorm. S Uhr Mündliche Maturitäts­­prüfungen und nach diesen Prüfungen der Privatschüler. Am 24. Juni: Vorm. 8 Uhr VII. Classe Physik, Chemie, Mathesis, Geometrie. VI. Classe Geschichte, Geo­­graphie, Naturgeschichte. IV. Classe ungarische, deutsche, französische Sprache, Geschichte. Nachm. 2 Uhr III. Classe ungarische, deutsche, französische Sprache, Geschichte. Am 25. Juni: Vorm. 8 Uhr VII. Classe ungarische, deutsche, französische Sprache. VI. Classe Chemie, Mathesis, Geometrie. Nachm. 2 Uhr V. Classe ungarische, deutsche, französische Sprache. , Am 26. Juni: Vorm. 8 Uhr II. Classe Geographie, Arithmetik, Naturgeschichte, Geometrie. I. Classe ungarische, Lateinische, ungarische Sprache. Ungarische Sprache, Geschichte. Latein., ungar . deutsche Sprache. Mathematik, Naturgeschichte. Lat., ung., deutsche Spr., Geschichte. Mathematik, Naturgeschichte. Mathematik, Physik. Mathematik, Naturgeschichte. Lateinische, ungarische Sprache. Mathematik, Geogr., Naturgesch. Mathematik, Physik. 18.0, 19. „ nn» D.B) „ „nn nn. N in ren „ 1B) „ 2 el­len | VII. „ UN EN, 77 VI. , N ZE EEUINS 48 V. „ ER WERTE jó IV. “ (nn no. MA), EITHER 78 III. „ DIRE ARSEN ZES 4 11. B) „ Oe SERIE EDEN) je I. A) „ Ba Kerl, M 1.B) „ UBE CHUN ER“ 5 VH. „ VI. „­ ­ deutsche Sprache, Geschichte. 10 Uhr IV. Classe Mathesis, Geometrie und Gesang in allen Classen. Am 27. Juni: Vorm. 94, Uhr Schlußfikung­er des Selbstbildungsvereines. Am 27. Juni: Prüfungen derjenigen Privatschüler, die sich bis zum 20. Juni noch etwa melden sollten. Am 30. Juni: Vorm. 8 Uhr feierlicher Jahres­­schuß. Zu den Prüfungen, sowie zu den Schlußfeierlich­­keiten werden hiemit die p. t. Eltern, Vormünder und alle Freunde des Schulwesens höflichst eingeladen. Kasc­hau, am 1. Juni 1880. Im Namen des Lehrkörpers vom Director. Tageswenigkeiten. — Beschränkung des Verkaufs von versüßten Spirituosen in versiegelten Flaschen. Da die Erfahrung gemacht wurde, daß in den Handlungen unter der Benennung Rosoglio, Liqueur, Rum, Cognac und anderer alkoholhaltiger verfüßter Getränke, welche im Sinne der bestehenden Borz­schriften in versiegelten Flaschen verkauft werden dürfen, mit Benachtheilung des Schankregals ordinäre, schlechte, rosoglivartige Getränke sehr häufig auch durch hiezu nicht berechtigte Kaufleute in den Handel gebracht werden, so hat der Minister des Innern zur Einstellung dieses Miß­­brauches am 21. v. M. eine Verordnung erlassen, der gemäß vom 30. Juni L. I. an folgende Bestimmungen in Kraft treten: 1. Rosoglio, Liqueure, Rum, Cognac und andere alkoholhaltige Getränke sind im Sinne der bestehenden Borz­schriften nur dann als solche geistige Getränke anzusehen, welche in versiegelten Flaschen verkauft werden dürfen, wenn ihr Preis per Liter sammt Flasche mindestens auf 60 fr. festgefeßt ist. 2. Der Verkauf der im Punkt 1 auf= gezählten alkoholhaltigen versüßten Getränke in der erz­wähnten Weise wird im Sinne der diesbezüglich in Kraft stehenden Verordnungen lediglich Materialien­, Spezerei­­und Gemischtwaarenhändlern mit protokollirter Firma gestattet. Die übrigen Theile der in dieser Hinsicht bestehenden Vorschriften werden von dieser Verordnung un­­berührt gelassen. — Wahnung mittelst Correspondenz-Karte. Oester­­reichische Gerichte haben erkannt, daß die Mahnung eines Schuldners mittelst offener Prostkarte als eine Ehrenbe­­leidigung zu betrachten jetz wenn wir uns recht erinnern, wurde die Androhung, die Mahnung in dieser Form fort­­zusehen, in einem speciellen Falle sogar als Erpressung behandelt. Um so interessanter dürfte die Constatirung der Thatsache sein, daß die preußischen Gerichte die Praxis angenommen haben, die entstandenen Gerichtskosten von den zahlungspfligtigen Parteien mittelst Postkarte einzufordern. Aus Heimat und Fremde. — Ueber die Audienz des Erzbischofs Samajssa bei Leo XIII. bringt „Magyarország“ folgende interessante Mittheilungen : „In das Arbeitszimmer des Papstes ein­­tretend, fand der Erlauer Erzbischof den Heiligen Vater an seinem Schreibtische fibend. Als Samassa sich tief Derz weigernd, seine huldigende Ansprache begann, erhob sich Leo XIII. und hörte stehend die in classischem Latein“ge­­haltene Rede bis zu Ende an, worauf er, dieselbe in ebenso feierlicher Weise beantwortend, vor Allem erklärte, mit vollem Herzen an der ungarischen Nation zu hängen, und „wisse, was Er kenne die ungarische Geschichte sehr gut König Stefan der Heilige und nach ihm mehrere Könige und mit ihnen die Nation gethan. Er kenne die Dienste, welche die ungarische Nation der Sache der Christenheit geleistet. Er sei ein Nachfolger jener Bäpste, welche stets große Vorliebe für Ungarn hegten. Als Be­­weis seiner Sympathie erwähnte Leo XIII. lächelnd, daß er absichtlich, als er Ihren Majestäten zur silbernen Hochzeit sein Porträt sandte, dasselbe durch einen ungarischen Künstler (Zolatich) malen ließ, sowie er auch bei Zeiten darauf bedacht gewesen, einen Ungar in seiner Nähe zu haben, weshalb er den Grafen Franz Zichy jun. troß seiner Jugend soeben zum päpstlichen Kämmerer ernannte. Während der zweistündigen Audienz erkundigte sich Se. Heiligkeit sehr angelegentlich über die Verhältnisse Ungarns und seiner Staatsmänner, von denen er Herrn v. Szlavy am besten kannte. Als Samassa ein für Ungarn wichtiges Ereigniß erwähnte, daß Baron Paul Sennyey neuerdings ins Parlament getreten, mußte er dem Papste, der bis dahin von Sennyey nichts gehört hatte, ausführlicher über ihn erzählen. Der Heilige Vater hatte die Aufmerksamkeit, Tags darauf den Grafen Zichy zu Samassa zu senden und auch mehrere Kardinäle zu veranlassen, den Erzbischof zu besuchen“. — Aus Brüssel — schreibt „P. Ld.“ — erhalten wir Mittheilung über einen Vorfall, von welchem unser Correspondent sagt, daß über denselben in den officiellen Kreisen tiefes Stillschweigen bewahrt wird und von dem auch in den Blättern der belgischen Hauptstadt bisher keine Erwähnung geschehen ist. Das Ganze erscheint uns sehr unschuldig und beschränkt sich, in wenigen Worten gesagt, darauf, daß die Königin am Tage der Abreise des Kron­­prinzen Rudolf mit der Prinzessin Stefanie auf einem leichten, mit zwei Ponies bespannten Korbwagen eine Spazierfahrt machte und während der Fahrt einen Schlag, wie von einem Projectil herrührend, an der Schulter fühlte. Die Königin, die nicht verwundet ist, wandte sich rasch um, sah aber nichts und Niemanden. Eine Unter­­suchung über den Vorfall wurde eingeleitet.­­ — Eine aufregende Scene spielte sich am 1. d. um die Mittagszeit am rechtsseitigen Donau-Ufer in unmittel­­barer Nähe der Margarethen-Brücke ab und hatte ein nach Hunderten zählendes Publikum herbeigelebt. Eine unge­­fähr 25jährige hübsche Dame in schwarzem Seidenkleide und gleichem Hute näherte sie nämlich in beschleunigter Gangart dem Donau-Ufer, schlug dort angelangt ein Kreuz und sprang mit einem Aufschrei in die Wellen. Zwei­ Matrosen hatten dies bemerkt, sprangen behend in einen Kahn und ruderten der Unglüclichen nach, die circa hun­­dert Schritt stromabwärts an die Wasseroberfläche kam. Unter großen Anstrengungen gelang trosen, die mit dem Tode Ringende­n3 den wackeren Ma­­zu retten und ans Land zu bringen. Alle Bemühungen seitens der am Ufer Befindlichen, die Ohnmächtige zu sich zu bringen, blieben VT erfolglos, und sie mußte in diesem Zustande ins Johannes­­spital überführt werden. Nähere Daten über die Identität der Unglück­chen fehlen noch.

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