Kaschauer Zeitung, April-Juni 1880 (Jahrgang 42, nr. 38-75)

1880-04-20 / nr. 46

­ XLIT. Jahrgang 1880. Kaschau, Dienstag 20. April. . Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag». Megjelen minden kedden, 43; esötörtökön és szom­­baton. Unfrankirte Briefe , die Redaktion werden nicht angenommen. Annonyme Briefe werden nicht berücsichtigt. Vierteljährig Pränumerations-Vedinguisse auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochenbeilage) : 5 fl. = fr. 2f(.50 kr.) mit Postversendung 6 fl. 60 kr. 5. 28. 34. 30 kr. 1 DAS GDL DIS Bei Inseraten wird die fechamal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 fr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Ganzjährig für Kaschau : Halbjährig „ " " " 146 29 4002.47 " " " Nr. 46. "Redactions- und „Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60, Prämumeration, SInffrate und Einschal­­tungen im „Offenen Sprechsaal“ werden daselbst übernommen ; ferner nehmen auch alle Postan­­stalten und Buchhandlungen Pränumeration an. Manuscripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Preis einer einzelnen Nummer 6 kr. Inseraten-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Saafenstein Zest und Wien;­­ Bogler in ferner bei A. Oppelik, Rudolf Mosse und Hebr. Korabek in Wien, sowie di“ G. L. Daube & Comp. 4 Prämumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ und das „Sluftr. Unter Ganzjährig für Kaschau: 7 fl. — kr. Halbjährig “,­­ 3 Bierteljährig „ Fi fl. 59 kr. EN: UDLE baltungsblatt"; mit Bestversendung 8 fl. 60 kr. ö­W- 3­5­45. 30fr. „ Er DAU LDN 5 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. K­a­sch­auer Berbung. Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies. Kokalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ). in Frankfurt a. M. und deren General-Agenturen. Aus dem Parlamente. In der Situng vom 13. April wurde die Wahl des Abgeordnetenhaus-Präsidenten vorgenommen. Die Stimmzettel wurden unter Namensaufruf ab­­gegeben. Nach Vornahme des Serutiniums durch den Vice- Präsidenten Paul Szontagh ergab sich folgendes Wahl­­resultat: Im Ganzen wurden 260 Stimmzetteln abgegeben. Thomas Pechy erhielt 172, Daniel Jranyi 62 Stimmen, 19 Stimmzettel waren unbeschrieben, 7 Stimmen zer­­splitterten. Th. Pechy wird den Präsidentenstuhl aber erst nach der von Sr. Majestät demnächst zu erwartenden De­­mission von seinem Ministerposten einnehmen. Ueber die Besezung des Communications-Ministeriums ist noch kein definitiver Gntichluß gefaßt worden. In Abgeordnetenkreisen tauchte zuerst die Idee auf, den Grafen Josef Zichy als Nachfolger Bégys zu em­pfehlen. Nachdem der Graf aber jene Berufung ablehnte, senzte sich die Aufmerksamkeit der Regierungs-Partei auf Emerich Ivänka, Director der Nordost­bahn. 653 scheint, daß dem Herrn Ministerpräsidenten der Vorschlag Ivanka­ s genehm wäre. Auf der Tagesordnung stand die Generaldebatte über das Budget des Cultus- und Unterrichtsministeriums. Minister Trefort vertheidigt sich gegen die persönlichen Angriffe Aladár Molnár, Ignaz Helfy’s und gegen die Behauptungen Istvő2 s. Den Antrag Helly’s, die Vor­­anschläge der Fonds und Fundationen in das Budget aufzunehmen, könne er nicht annehmen, weil es sich um Stiftungen handelt, welche ausdrücklich für die katholische Kirche und nicht für den Staat gegründet wurden. Molnar erblikt in der Errichtung einer Fünfzehner-Commission werde. Die Commission wird jedoch nur ein berathen­­mischung des Hauses in die innern Angelegenheiten der katholischen Kirche, und lehnt alle bish­rigen Anträge ab. Blasius Orban stimmt den Anträgen Helly’s und Irany's zu. Ivan Simonyi ist nicht für die Autonomie der kath. Kirche. Der katholische Clerus dürfe nicht die Trennung der Kirche vom Staate verlangen, denn der Syllabus ver­­damme ausdrücklich die These von der Trennung zwischen Staat und Kirche. Der Geistliche sei der unbedingte Unter­­gebene seines Vorgefegten, der Kampf zwischen Staat und Kirche sei für beide nicht ersprießlich und könne auch, für die Kirche sehr gefährlich werden. Das Festhalten an der Oberaufsicht des Staates über die katholische Kirche sei eine konservative und zugleich liberale Politik. Er stimmt für Jranyi's Antrag. Cöanady bewußt die schöne Gelegen­­heit, um über den Ministerpräsidenten wegen seiner poli­­tischen Apostasie und Wortbrüchigkeit herzufallen, und er­­wähnt, daß sogar das kalvinische Rom (Debreczin) den kalvinischen Jesuiten Tipa verbannt habe. Stefan Lecco bricht eine Lanze für Minister Trefort, welcher die Fonds und Fundationen als unbestreitbares Eigenthum der lath. Kirche gut verwalte. Emerich Szalay bestreitet die befriedigende Rechtegleichheit der Religionen in Ungarn. Er fragt? Haben die Katholiken das Recht ihre Bischöfe­­ und Pfarrer zu wählen? Haben die protestantischen Bischöfe und die jüdischen Oberrabbiner Si und Stimme im Oberhause ? Den Stiftungsurkunden gemäß soll der Staat die Fonds und Fundationen verwalten. Die Civilehe schließe die firchliche Trauung seineswegs aus. Er stimmt für­­­ die Anträge Helsy's und Jrängi's. Julius Gullner führt den Beweis, daß die Verwaltung der Fonds und Fun­­dationen große Nachtheile für selbe herbeigeführt habe. . . . Dier GENTEST:­a. Die einzuführe Controll-Commission sei eine unpar­­eite Verlegung der Verfassung. Diese Besorgniß sei und er Die einzuführende Controll­­­e gründet, nachdem die Commission nicht den Minister, lamentarisc­he Institution, die Controlle müsse dem sondern die Verwaltung der Fonds controlsiven Parlamente anvertraut werden, welchem der Minister verantwortlich ist. Er nimmt die Anträge Molnár'5 und und Szederkenyi's an, Minister Trefort weist jede Ver­­dächtigung seiner constitutionellen Gesinnung zurück und sieht in der Errichtung der Controll - Commission die em­pfehlenswertheste Maßregel. Ernst Bessenyey verlangt, daß das Gut Korponak, in dessen Besith die Jesuiten in den fünfziger Jahren gelangten, dem Orden entzogen werde, nachdem die Jesuiten nach dem in Kraft bestehen­­den Gefege vom Jahre 1791 in Ungarn nicht besißt­­berechtigt sind. In der nächsten Sitzung gelangen die auf Szegedin bezüglichen Gefegentwürfe zur Verhandlung­ des Votum haben und wird der Minister nicht vers­pflichtet sein, die Vorschläge der Commission zu befolgen, denn seine Verantwortlichkeit als Minister höre deshalb nicht auf. Uebrigens sei es würschenswerth, daß diese Angelegenheit durch ein Gefäß geregelt werde. Er nimmt den Antrag Molnar3s im Prinzipe an. Paul Mandel hält zu Gunsten der vollen Re­ligion­sfreiheit und der Civilehe eine glänzende Rede, in welcher Alles durch Argumente erschöpft wird, was bisher je für die Gleichberechtigung der Confessionen, der Gewissensfreiheit und der kosmopolitischen Vortheile gesagt wurde, welche die­ Civilehe, diese echt bürgerliche Institution, als staatlicher Act den Staatsangehörigen aller Länder bietet, wo dieselbe schon seit längerer Zeit wie z. B. in Frankreich, Italien, Spanien 2c. eingeführt besteht. Der Vortrag Mandels wurde mit großer Auf­­merksamkeit des Hauses angehört und wurden dem Redner schließlich von allen Seiten Begrü>wünschungen dar­­gebracht. Justizminister­ Pauler findet die Einführung der Civilehe in Ungarn nicht für opportun, und führt alle Schwierigkeiten an, welche sich derselben entgegenstellen. Die Lösung dieser Frage müsse bei den eigenthümlichen Verhältnissen Ungarns erst einer reiflichen Er­wägung unterzogen werden; hier dürfe seine U­mb­er­­eilung begangen werden. (63, dürfte wohl erlaubt sein, hier­ die Frage zu stellen, welchen Zeitraum unsere p. t. Staatslenker benöt­igen, um einen so wichtigen Gegenstand reiflich zu erwägen; wir glauben aber, daß, nachdem seit dem Jahre 1874, als der weise Patriot Franz Deut seine große, epochemachende kirc­henpolitische Rede hielt, schon mehr als ein Lustrum verfloßen ist, und die Herren, welche zur Einbringung von Gesetzen berufen sind, hinlängliche Muße hatten, diese staatsbürgerliche Leben­sfrage eingehend zu studieren.­ Michael Polit beklagt sich, daß die serbische Kirchen­­autonomie geschädigt wurde. Die Ernennung des Bischofs Angyelics zum Patriarchats-Administrator sei eine Ber­­legung des Congreß-Statutes. Er freut sich, daß Gladstone in England gesiegt, denn jezt werde die Occupation Bosniens nicht mehr lange dauern. Ministerpräsident Tipa ergreift zu einer kurzen Ent­­gegnung das Wort und führt den slavischen Nationalitäten­­s<wärmer durch historische Citate über die als Flücht­­linge nach Ungarn gekommenen Serben, (vormals Raiten), welche die Gastfreundschaft Ungarns in Anspruch nahmen, in derber Weise ad absurdum. In der Fortsetung der Budgetdebatte des Cultus-Ministeriums am 14. wurden die kirchenpolitischen Fragen des Weiteren erörtert. Ferdinand Szederksnyi schließt sich dem Antrag Helly's an mit der Modification, daß die Rechnungsabschlüsse der Fonds und Fundationen mit dem Budget zugleich dem Abgeordneten­­hause zur Controlle vorgelegt werden sollen. Minister Trefort lehnt auch diesen Antrag ab, und will die Ueber­­­­wachung der Verwaltung der zu bildenden Controll­­- Commission zuweisen. Anton Boér verherresch­t jede Ein- Budapest, den 17. April 1380. Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung vom 15. April die vier auf die Reconstruction Szegedind und die Theißregulirung bezüglichen Geiäßentwürfe angenommen und damit das im Nominalwerthe 44 Millionen betragende Ansehen votirt. Von den effectiv einfließenden 40 Millionen sind 25 Millionen als Darlehen den Flußregulirungsgesell­­schaften und 15 Millionen für die Commune Szegedin als Darlehen für Private und zur Reconstruction der Stadt be­stimmt. Der Vortrag des Referenten Alexander Hegedinis er­­örtert alle speciellen Details, in welcher die zu Gebote stehenden Summen verwendet werden sollen, so wie gingen von Steuerfreiheit bei den Neubauten die Begünsti­­ge, und bittet er das Haus, alle vier Gefäßentwürfe cumulativ behandeln zu wollen. Der kön. Commissär Ludwig Tipa hob das eifrige Streben der Einwohner zur Wiedererbauung ihrer Vater­­stadt rühmend hervor und ließ auch der Opferwilligkeit der Stadt-Commune volle Gerechtigkeit widerfahren. Durch die vorliegenden Gefegentwürfe werden den Szegedinern 10 Mil­­lionen zur Verfügung gestellt, d. i. ungefähr die Hälfte des Betrages, welcher zum Wiederaufbaue der eingestürzten 5500 Häuser nothwendig ist. Die zu vertheilenden Giebelspenden werden die Neubauten auch erleichtern, da ein Theil derselben Durch Betheilung der Bauenden mit Baumaterialen ausgefolgt werden wird. Der Abgeordnete für Szegedin Ferdinand Bakay findet das Ansehen sehr theuer. Durch die Dämme allein sei Szegedin vor einer Wiederkehr der Katastrophe nicht geschübt. Hiezu sei eine Anschüttung von 30 ° über den Nullpunkt der Theiß nothwendig. Bakay bringt daher einen Gegenantrag ein, der mit Rücksicht auf die später erfolgte Abstimmung hier nicht berührt wird. Nachdem noch Bela Komjathy und Ludwig Mocsáry Bemerkungen bezüglich der Niveau­ 3-Erhöhung gemacht, ergreift der Ministerpräsident das Wort um darzulegen, daß die An­­schüttung Szegedins­ nur nach und nach bewerkstelligt werden könne, wie dies in Budapest nach der 1838ger Ueberstwemmung geschah und noch heutigen Tages fortgelegt wird. Bei der Abstimmung in der Generaldebatte wurden die Regierungsvorlagen beinahe die Spezialdebatte angenommen, einstimmig als Basis für In der Sikung vom 16. April wurde die General­­debatte über das Cultur- und Unterrichtsbudget ebenfalls zu Ende geführt. Die von Helfy und Szederkönyi ge­­stellten Anträge, die Voranschläge und Rechnungs­abschlüsse über die Fonds und Fundationen und Budget einzustellen blieben in der Minorität;­ dagegen wurde der Antrag, Molnärs , eine Commission zur Prüfung der rechtlichen Fundamente der Fonds und Fundationen so­wie der Antrag Jränyi's einen Gefäßentwurf über die Ein­­führung­ der Givilehe wo<, im Laufe dieser Session einzubringen von der Majorität angenommen. Der zweite Antrag JIränyi's zur Einbringung eines Ge­bezentwurfes zur Einführung der vollen Religions­­freiheit wurde mit 107 gegen 94 Stimmen abgelehnt. 208 Abgeordnete waren abwesend. Hier muß bemerkt werden, daß der Antrag zur Ein­­führung der Civilehe schon im vorigen Reichstage angenommen, von der Regierung aber nicht ausgeführt wurde. Die sehr wiederholt erfolgte Annahme des Jränyi'schen Antrages ist auch nur dem Umstand zu ver­danken, daß Jränyi nur die Einführung der Civilehe im Allgemeinen, aber keineswegs die Einführung der obligatorischen Civilehe beantragte. Für die Annahme stimmten Abgeordnete aller Parteien, auch von der libe­­ralen Partei, während mehrere Abgeordnete der ver­­einigten Opposition den Antrag Jranyi's ablehnten. Nachdem am 17. April der Vice-Präsident des Ab­­geordnetenhauses Br. Kemenyi die Situng des Hauses eröffnete und die Enthebung des bisherigen Communications- Ministers Thomas Bedy zur Publikation gelangte, "nahm legterer den Präsidentenfiß ein, und hielt seine Antritts­­rede, in welcher er sich dem Wohlwollen des Hauses empfahl und um freundliche Unterstüßung seiner Wirksamkeit bat. Sodann wurde die Specialberathung über das Budget des Cultur- und Unterrichtsministeriums vorgenommen. Zur Verhandlung gelangten die Voranschläge für die Studien­­direction, die Budapester und Klausenburger Universität, das Budapester Volltechnikum, die Staatszeichnenschule, die Hermannstädter Rechts-Academie, die Staats­mittelschulen und Präparandien. Selbe wurden beinahe unverändert an­­genommen, mit bei­den Volksschulen forderte der Abge­­ordnete Zlinsky eine Erhöhung der Dotation von 840.000 fl. auf 900.000 fl. Dieser Antrag wurde der Finanz-Commission­ zugewiesen. Koloman Tors rügte die Nachlässigkeit mancher Schul­­inspectoren, von denen mehrere während 5—6 Jahren nur einmal die Schulen inspielten. Br. Arpad Mednyansky findet die Lehrräume der medizinischen Fakultät zu be­­strän­kt: Weder das Irrenhaus, noch die städtischen Spitäler sind zum practischen Studium, Jurgie, für die Studirenden zugänglich, besonders der Chi- Minister Trefort ist geneigt, Paralellklassen zu er­­richten, wenn das Haus die hiezu nöthigen Geldmittel bez­willigt. Die Finanz-Commission empfiehlt die Errichtung dner orientalischen Akademie in Budapest. Nach Erledigung der Specialdebatte über das Budget gelangen die noch rückständigen Gefäßentwürfe, bezüglich der Verlängerung der Functionsdauer des königl. Commissärs für Szegedin, und die Vereinigung Neu- Szegedins mit Alt-Szegedin zur Verhandlung. EE­­­­ öm mm nn un 1 Sitzung der Verwaltungs­-Commission des Altaujvarer Comitat 8-Municipium. (Abgehalten am 15. J. m.) Nach Eröffnung derselben Durch den Präses, Ober­­gespan Gmeric­ von Darvas, wurde beschlossen, an das Ministerium die Bitte zu richten, bezüglich der Substitu­­tion an Stelle des kranken Waisenstuhlheisigers Halmy eine Verfügung treffen zu wollen. ER: In der Repräsentation ist dargelegt, daß sich Die zu erledigenden Restanzen beim Waisenstuhle derart anhäuften, daß fest schon ein Substitut kaum mehr dieselben zu be­ „wältigen im Stande­ sein wird. Nachdem zwischen der Generalversammlung und dem Minister, betreff Honorirung des Substituten Differenzen auftauchten, zögert der Obergespan das Recht der Substituty- Ernennung geltend zu machen. Der verlesene Bericht des Vicegespans über den Gang der Administration im Monate März, wurde zur Kenntniß genommen.­­ Dieser Bericht breitete sich insbesondere über die Ber­fügungen aus, welche die Regierung zur Unterstüßung der Nothbedürftigen und Beschaffung von Anbausamen im Monate Februar veranstaltete. Ferner wurde in demselben auch der Verordnung erwähnt, laut welcher die Stuhlrichter vom ” 4

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