Kaschauer Zeitung, Januar-März 1882 (Jahrgang 44, nr. 1-37)

1882-02-14 / nr. 18

­ Jahren 1862, 1861 und 1860 geboren sind, aufgefordert, zur Hauptstellung an obbesagten Tagen Früh 8 Uhr im Rathhaussaale bei sonstiger gesezlichen Folge zu erscheinen. — Namens:Veränderung. Der Sohn Samuel des Kaschauer Insassen Moritz Weinberger änderte seinen Vornamen mittelst ministerieller Genehmigung auf Rozgonyi ab. — Dominoball. Der am 11. b. zu Gunsten des hiesigen wohlthätigen Frauenvereins abgehaltene Domino- Maskenball ist unseren Erwartungen nicht in allen Theilen nachgekommen. Obwohl vorwiegend von einem distinguirten Publikum besucht, zeichneten sich die Mehrzahl der Dominos, etwa 60 an der Zahl, durch eine Ruhe aus, die jeder Normalschule zur Ehre gereicht hätte, nach der Demaskirung sehr wacker getanzt, sonst aber wurde Wa3 den materiellen Erfolg anbelangt, so dürfte derselbe gegen die in dem Vorjahre zu demselben Zweck arrangirten Közvacsoray wohl weit zurückgeblieben sein, worüber die heute zur Publikation gelangende Abrechnung nähere Daten liefert. — Das Eislauffest am 12. b. versammelte ein ziemlich zahlreiches Publikum im Innern des Eislaufplanes, ein doppelt so großes aber außerhalb der Begrenzung des­­selben­­ Lebtores umrahmte, drei bis 4 Mann hoch den Wall befegend, den Tummelplag, welcher auch einige Lam­­pionträger aufwies Die Petroleumflammen beleuchteten das Außenpublikum mehr als den innern Eislaufplan. Die Unterhaltung war eine lebhafte und dauerte über eine Etstunde. 4 — Theater. Am 10. b. wurde „Pry Pál“ zum Benefice des­ Herrn Kärpät Dälnoky vor einem ziemlich zahlreich versammelten Publikum gegeben, welches den Veneficianten auszeichnend bewillkommte und mit einem Lorbeerkranze mit tricoloren Schleifen beehrte. Herr Dolnoky spielte die ihn sehr zupassende Rolle des „Pıy Pál“ ausgezeichnet; magnifique waren Hr. Takács als „Haudegen im Civil“ und Hr. Fehérváry als junger Greis. Von den Damen war Frl. Kutaly allerliebst und couragirt bis zum Excep.­az igazságos király Die sonntägige Vorstellung von „Mátyás vagy a bányarém" war eine Sonn­­tagsvorstelung, welche dem literarischen Werth des Stückes nicht gleichsam. — Benefice. Morgen Mittwoch wird zum Benefize der Frau Anna Kömives gegeben: „8­477. Eine in allen Fächern routinirte und mit größtem Erfolge spielende Dame ist“Frau Kömm­­s eine sehr gern gesehene, liebe Persönlichkeit, welche durch ihr oft recht drastisches Spiel unsere vollste Anerkennung erwarb. Das Publikum, welchem Frau Kömives so viele ange­­nehme Stunden bereitete und das auch deren Fleiß und Ver­­wendbarkeit im dramatischen Fache zu schoßen weiß, wird an ihrem Ohrenabend gewiß nicht fehlen, an welchem sie sich in der Rolle der „Korah“ in gewohnter markanter Weise präsentiren wird. Oeffentlicher Dank! Der Frauen-Verein sagt seinen wärmsten Dank allen jenen, welche beigetragen, daß der zu Gunsten der Armen und Waisen am 11. d. abgehaltene Ball ein so schönes Erträgniß erzielte; insbesondere vor Allem dem hochge­­ehrten Publikum, das stets so zahlreich Antheil nimmt, wenn es gilt, der Armuth zu helfen; dem Herrn Johann Várkoly jun., der durch seine Vermittlung bei der Fabrik zur Anschaffung des Dominostoffes und dessen weiteren Verkauf ganz unentgeltlich dem Vereine besonders bei­ Hilflich war, dem Fräulein Marie Värkoly für die gütige Bemühung um Lieferung des Domino - Schnittes, den Vereinsdamen Louise Schus­ter, Novelly, Rosa Kruzsiyák, Maria Zeininger und Alexandra von Aranyossy, Liebenswürdigkeit beim Bedienen in der Zuderbäderei deren der so schöne Erfolg zu danken ist, den beiden Damen Irma Bernovits und Paula Moesary für ihre Mühe bei der Cassa, allen edlen Spendern von Geldbeiträgen und Speisen, Hrn. Julius Fabenyi und den Herren Arrangeuren, welche um das Gelingen des Balles freundlich sich bemühten, schließ­­lich Herrn Kunstgärtner Varga, der den großen Saal so Thon mit Blumen ganz umsonst decorirte, sowie den Hrn. Theodor Pausz für unentgeltliche Beistellung der Geschirre. Das Resultat war folgendes: Einnahmen der Ber­ N­kauf von Eintrittöfarten 494 fl. Ueberzahlung: von Do­­mino 7 fl., N. N.1 fl. 50 fl., Hr. Karl Werfer 1 fl. und Herr Kunstgärtner Varga 5 fl. auf­ 14 fl. 50 kr., Ge­­schenk der Casinogesellscaft 30 fl., Erträgniß des Buffets 103 fl., Beiträge der Bereingdamen in Baarem 45 fl. 50 fl. Summa 687 fl. — Ausgaben: Musik 100 fl, Nachtmal. für dieselbe 8 fl. 30 kr. zus. 108 fl. 30 Kr., Dekorirung des Saales 80 fl., Wichsen desselben 10 fl. zus. 90 fl., Beleuchtung und Möbelabwägung 100 fl., Cos­tillenorden 17 fl. 60 fl., Drudsorten 13 fl., Herrn Krieger­­beck „und Herrn Novelly für Ruder, Bäckereien und Ge­­tränke für Buffet 31 fl. 52 kr., Frau Seiler Leihgebühr für Theegeschirre 4 fl., Bedienung 13 fl. 38 kr. Zusam. 377 fl.. 80­ kr. Reinerträgniß 309 fl. 20 kr. Dem Verein ist außer dem Reinerträgniß an baarem Gelde non Dominostoff verblieben im Werthe von 112 Da8 Präsidium. fl. — Die Kasernbau-Frage ist im Einschlafen be­­griffen, kaum daß dieselbe noch das T­ageslicht so recht genossen hat. Unentschiedenes Schwanken zwischen der Sucht, gewissen Lieferanten von Militär-Verpflege-Ar­­tikeln, Gastwirthen und Händlern, Fleischern und Bädern durc Bau ausgedehnter Kasernen ein „Leben voller Wonne“ Garnison zu verschaffen, — und der Furcht, durch eine große folgerichtig dem übrigbleibenden „Volke“ das Recht kaum zu erhaltende Leben Hinsichtlich Vertheuerung der Lebensmittel und Wohnungen zu erschweren — brachte unsere Stadt in jenes Dilemma, aus welc­hem herauszu­­­ommen sie der Initiative der maßgebenden Factoren über­­ließ. Einer der Lektoren sprach auch s<en das erlösende Wort: Herr Wessel erklärte, daß er momentan nicht bisz ponirt sei, — das „Geschäft“ in Kaschau zu machen; den­­selben mag die Weigerung der Stadt, ihr Gigenthum als Garantie der jährlichen Zahlungen des Militärärars zu verpfänden, — vielleicht auch ein leiser Schlag vom­ Bon­­toux-Krach dazu bewogen haben. Nun soll ein Herr Vogel hier sein und der Stadt ein diesbezügliches Exposé vor­­gelegt haben, welches eben der Berathung unterzogen wird. .. Wir wünschen der ganzen Sache einen baldigen, Allen gerecht werdenden Ausgang. — Fund gestohlener Sachen. Am 11. d. fand man auf der Straße nach Bärcza unter einer Straßen­­brüde zwei silberne vom Diebstahl bei Hrn. Van der Nath herrührende Vasen, über­ deren Dahinkunft und Zwischen- Befiter die ausreichendsten Polizeimaßregeln ergriffen sind. — Feuer in Eperies, Am 11. b. N., Nadis 11 Uhr, kam in der Leutschauergasse ein Feuer zum Aus­­bruch, welches die Feuerwehr erst gegen 3 Uhr nach Mit­­ternacht zu dämmen vermochte, nachdem bereits 3 Wohn­­häuser und 5 Nebengebäude ein Raub der Flammen wurden. — Aus einem ernsten Journale, „Tempte János und Fre3kay Läßls, zwei ungarische Mahler, haben ein riesiges Bild, den Brand des Ringthea­ters, beinahe in Lebensgröße, au­sgestellt, welches von der Künstlerwelt voller Anerkennung sich erfreut. — — „Viele der hiesigen Fruchthändler traf diese Nachricht niederschütternd; allein wie wir vernehmen, haben einige Bänke das Arrangement übernommen und Alles geordnet. (Eperjesi lapok). Aus Heimat und Fremde, san = Des Monarchen Geld und Bontoux. Der Director der allerh. Privatfonds erklärt in einem offenen Schreiben, daß das Privatvermögen Sr. Majestät und der Herrscherfamilie mit den Speculationen Bontoux' in gar feinem Connere stehe. — Vom Grafen Julius Andrassy. Bei seiner letten Anwesenheit in Wien unterließ es Graf Julius Andrassy selbstverständlich nicht, Munkacsy's berühmtes Werk: „Christus vor Pilatus“ anzusehen. Ein ungarischer Journalist begleitete unseren ehemaligen Minister des Reu- Bern. Nachdem Graf Andrassy eine Weile das Bild be­­trachtet hatte, äußerte er: „Dieser Pilatus kommt mir nöthigen vor, 4 als wenn er an seinen Knöpfen abza­un wolte, e> er hineingehen soll oder nicht — "just so wie ich nach Bosm­en.“ = Vom­ „rothen Kreuz“. Auf Einladung des Kriegsministers hat die Bundesleitung der „Gesell­schaft vom rothen Kreuze“ beschlossen, drei­ mobile V Vereinsde­­pots in Ragusa, Mostar und Serajewo aufzustellen. — Ludwig Kossuth hat neuestens an den Abge­­ordneten Ignaz Helfy ein Schreiben gerichtet, dem wir die folgenden, den Seelenzustand des greifen Patrioten “grell beleuchtenden Zeilen entnehmen: „Ich hätte nie geglaubt, daß die ewige Kränklichkeit, bei welcher man nicht gerade krank ist und sich dennoch seinen Augenblick lang wohl befindet, so verdammt erschlaffend wirken könnte auf die Funktionen des Gehirns und auf die Freilich war ich bisher Zeit meines Lebens Arbeitsfähigkeit, noch nie 80 Jahre alt. Das ist eine ganz neue Situation. (Es ist schwer: si) darein zu fügen“. — Friedensvereine. CS betrübende Thatsache, daß sich außer ist eine außerordentlich vielen Mitteln unser“ Landvolk der Prozessiren wegen jeder Kleinigkeit rui= nirt. = Wir wollen hier nicht davon reden, wie viel Antheil an der so stark ausgebildeten Prozeßsucht unserer Bauern die glücklicherweise geringe Anzahl von juridischen Provocateurs hat, welche jeder noch so ungerechten Sache, ihren Arm leihen und oft das Ungebührlicste zu ver­­theidigen, wenigstens seinen Folgen so lange als möglich­­zu entziehen sich anheif­ig machen, ja in öfteren Fällen die Betreffenden zur­­ Betretung des Nechteweged­aufs fordern, wo diese ihre Sache nach Rec­hts­bewußtsein und­ Gewissen selbst für unrecht halten. Kommt bei Rechtsfällen noch die am Lande über­­wiegende Kopfflügigkeit der Parteien dazu, so ist das Be­­enden der meisten Streitsachen schon außer dem Bereiche derselben liegend und ganz in den Händen der Advocaten, welche den Gang des Verfahrens zu DAN BE oft weniger Anlaß führen, als durch Verziehen­­ desselben der Sache mehr Gewicht zu verleihen und die Erpenönoten zu­ erweitern gelaunt sind. Meistent­eild hört der Sieger in einem solchen Broz zesse die Mähr seines Erfolges mit ebenso zorniger Miene­ an, als der Besiegte, ob nun der Streit­­ überhaupt ein gerechter war oder nicht ; denn er hat seine Rechthaberei schrek­< büßen müßen und wenn er das nächstemal mit seinem Nachbar wegen einer vera>erten Grenze Streit bekommen sollte, wird Commissionen er gewiß — wieder zum Advocaten laufen u. heranzzitigen und Zeugen verhören lassen und Sachverständige berufen, bis ihn ein gerichtlicher Ver­­gleich in die fon mehrmal genossene Lage verlegt, bei der Theilung der Gerichts- und Verfahrenskosten die Hälfte und vielleicht das Ganze brechen zu müssen,­­ wo jede dieser Aussagen den Werth des Streitobjectes be­­deutend überragt. ALs Bimedium gegen diese grassirende Krankheit der Prozeßsucht möchten wir die Creib­ung von „Friedens­vereinen“ anrathen, wie solche in manchen Gegenden im­ Auslande bestehen wo gewisse Bezirke sich zur Aufstellung­ eines Forums vereinigt haben, welches aus gewählten Gliedern aus den verschiedenen Gemeinden besteht und im erster Reihe berufen ist, auftauchende Streitfragen zu un­­tersuchen und brein­mann zu beseitigen. Diese Einrichtung hat sich den gemachten Erfahrungen gemäß als sehr wohlthätig erwiesen und wurden durch solche „Friedensvereine“ an manchen Orten 90 Perzent streitiger Fälle der Gerichtsprozedur entzogen und die Zanksucht, der Haß und die Habsucht bedeutend vermindert. — Ein russischer Kmmissär ist in Groß-Kikinda­ verhaftet worden. Derselbe heißt Petrovics, ist aus God im Torontaler Komitat gebürtig u. hat gestanden, daß er aus Rußland komme ; es wurden kompromittirende Schriften­ bei ihm vorgefunden. Der Stuhlrichter leitet das Verhör des Verhafteten. — Vom Insurrections:Sc­hauplätze. Jovano=­vics ist mit seinem Stabe von Mostar nach Ragusa zurück­­gekehrt­­; den zufolge fand in der Krivoschije eine stürmische Versammlung statt, in welcher über die Unterwerfung be­­­­ ­­­­ Sevilleroy, Wiener Federzeichnungen. Von Eduard J. Richter. Abe­­nd CE­N „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze!“ Seit undenkligen Zeiten sammelt sich stets in der Chorwoche in der Wiener Komödiantenherberge, einem kleinen Gasthause mit dumpfigen Zimmern in der Dreihufeisen­­gasse auf der Wieden, welches den Schild­ „Zum Wasen“ trägt, allgemein aber in Künstlerfreifen „da­s Loch” ge­nannt wird, eine Anzahl männlicher und weiblicher Indi­­viduen, die alle zu Thaliens Fahne geschworen haben. Das „L­o­c“ hat sich eine historische Berühmtheit er­­worben und wir finden in diesen Tagen, wo die „Pro­­vinzhußare­n“ ihren Einzug halten, Künstler ersten Ranges, Journalisten und Kunstmäzene der Residenz ver­­sammelt, die sich an dem lustigen Treiben des sorgenlosen, leichtsinnigen Völkleins ergößen, das nur „einen Gott und einen Ro>“ kennt, das in so vielen Gast- und Kaffeehäusern in der Provinz auch fezt „gut angeschrieben“ steht, das dem Sprichworte : „Lustig gelebt und selig gestorben“ huldigt, das ohne Heimat, ohne Ziel, rastlos herumwandert. Und sie ergegen sich nicht blos, sie lassen sich auch „aus pumpen “ müssen sich „anpumpen“ lassen. Freilich ist neuerer Zeit der Besuch dieses alljähr­­lichen RendezvouSortes nimmt mehr so zahlreich wie einst. Viele meiden dieses Lokal, entweder fürchten sie hier un­­liebsame Bekannte zu treffen, oder erweikt dasselbe mnan- MES Erinnerungen in ihrer Seele oder ist ihr Kostüm ( defekt, daß sie sich scheuen, sich hier zu zeigen. Aber trogdem herrscht hier, besonders am Gründonner­­stage, fröhliches Leben! Wie viele dieser Musensöhne haben diese Reise per pedes apostolorum zurücgelegt, wie viele haben den legten Kreuzer, ja Mancher sogar einen Theil seiner besseren Garderobe geopfert, um nur die Reisekosten bestreiten zu können, um nur das „Los“ zu erreichen, wo sie neue Kontrakte abschließen, wo sie Gönner und Freunde, neues Engagement und wieder ein gutes „T­öpf­­chen“ echtes Schwechater Bier finden. Im Jahre 1740 befand sich die Komödianten-Her­­berge „zum lustigen Bruder“ neben dem Kärntner­­thor-Theater im ehemaligen Komödiengäßchen (nun demolirt). Diese Herberge, welche schon lange nicht mehr existirt, hatte einen „Herbergsvater“, den bürgerl. Bierwirth Franz Riedl (geb. 1724, gest. 1793), welcher ein origineller und lustiger Patron war. Riedl verstand seine Stellung mit großer List auszubeuten. Indem es damals auch keine Theateragenten gab, übernahm er das Vermittlungsgeschäft zwischen den Unternehmern wandernder Bühnen und den Engagement suchender Schauspielern, welc­he Legieren er, wenn sie sich über ihre Persönlichkeit und Leistungen hin­­länglich auszuweisen vermochten, auf Rechnung künftiger Anstellung, Wohnung, Speise und Trank kreditirte und dabei eklatanten Gewinn fand. Die Direktoren nannten ihn sehr treffend den „Komödiantenschnüffler“. Einer der besten Freunde Rie­dl's war der Theater­­direktor Franz Scherzer aus Wiener­ Neustadt, welcher oft in die Komödianten-Herberge kam, um selbst Engage­­mentsvorträge abzuschließen. Scherzer war ebenfalls ein origineller Kauz, aber troß seiner prosaischen Ansichten über die Kunst, eine grund­­ehrliche Haut. Eine kleine wahre Anekdote mag dies illustriren. Einen durch Neustadt reisenden fremden Musiker fragte Scherzer einst, was derselbe von seinem Orchester halte. Dieser antwortete: „Die Leute spielen nicht übel, aber alles zu ho, zu hoch!” Am andern Morgen ließ Scherzer in seinem Orchester alle Stuplfüße unten abschneiden. Nachdem die alte Komödianten - Herberge „zum lnftigen Bruder“ schon lange nicht mehr besteht, so blüht neues Leben aus den Ruinen beim „Wasen“. Und troßdem, daß da Viele zusammenkommen, denen gar selt­­sam zu Muthe ist, die vielleicht nicht wissen, wo sie morgen ihr müdes Haupt niederlegen werden, herrscht doch in dieser Kneipe ein lustiges Schädern und Lachen, ein lebhaftes­­Plaudern und Erzählen. Leben sie doch alle in dub­i jubilo diese Franz Moore und Jaromir­ 3, diese Louisen und Medeen, diese Schneider Fips und Lumpaziva gab und yu3=­­Brüder und lassen sich „keine grauen Haare wachsen“. Sie erzählen da pathetisch von ihren großen Erfolgen: an den diversen Hoftheatern in Buxtehude, Hirs<au, Gim­­pelshausen, sie zeigen Zeitungsausschnitte aus obscuren­ Journalen, Photographien und Theaterzettel, und betheuern hog und theuer, eine zweite Wolter, Geistinger und Gall­­­mayer, ein Lemins­ky oder Sonnenthal zu sein. Damen finden wir in diesem künstlerischen Gambrinus- Tempel weniger vertreten, do< wissen die Herren desto­­mehr zu erzählen und die versammelten Gäste und Freunde­ lauschen gespannt und neugierig. Und sie wissen gar viel von der lezten Saison mit­ zutheilen, Freud' und Leid, Interessantes und Pikantes. Sie erzählen von Liaisonen und Durchfällen, von Kabalen und Vorschüssen, von mißgünstigen Rezensenten, erhaltenen oder ausgetheilten Prügeln, von Kränzen und Nebenbuhlern, von Pfändungen und Philistern, von Lobgedichten und „si<hmäßigen“ Direktoren, von geflichten Wämsern und Rollenfressein, von Applaus und faulen Aepfeln, von gut= gesinnten Gönnern und von Ohrfeigen, von verliebten Di­­rectricen und heiseren Souffleurd, von bornirten Regisseurs, von Gageabzügen und elenden Benefices, von Triumphen, Schminke, von Cadeau’3 und Schulden u. s. w. Sie erzählen von Gestorbenen und Verdorbenen, von Durchgebrannten und Glückkindern, von neuen und unter­­gegangenen Sternen, von Lust und Elend, von Noth und Verspwendung, von Lorbeer und Dornen. Zwar fehlen seit leäterer Zeit die drastischen Typen der ren, auch „Schweinchen“ genannt, Original-Semie­­und kein Jünger Thaliens kommt mehr mit hohen Pappenheimern und Ritterhandstuhen angethan, das Ränzlein am Ritterschwerte: tragend. Diese Zeiten sind überwunden, aber troßdem fin­­det man hier die originellsten Charaktere, die interessan­­testen Physiognomien. Oft sieht man in einer dunklen Ehe einen blassen jungen Mann fiten, das Lo>enhaupt gedanken= voll in die Hand gestüßt, still und wortkarg vor sich hin= Ie RN - Irene ra > Panel ann man mn mn mann an nm nn nern mene Tm em amn enn wren Ete an samen nenn ann ces ne nu

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