Kaschauer Zeitung, Januar-März 1883 (Jahrgang 45, nr. 1-36)

1883-01-16 / nr. 6

GE EIGNES LEN EEK IE HET REBELLEN ELTEITETERERTE GE ERES OT TEHET ERETTTTERENE De SG EIT DERE RETTET, EBENE, 7 se sz 7 Nr. 6. XLV. Jahrgang, 1883. Kaschau, Dienstag, 16. Januar. Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.—. halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 . 6. fl. 8.30 fl. 1.65 ür Saichau: it Postversendung: „ fl. 6.60, „ , a Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Betitzeile oder deren Raum mit 5 fr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Erscheint jeden­­ Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redactions­­und Expeditions - Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt”, ganzjährig fl. 7— , halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 . 8.60, fl. 4.30 f­. 2.15 " , „ Für Kaschau : Mit Postversendung: ,, Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Kaschauer Zeitung. KASSA-E PERJESEERTESITO auf.­­ Neueste Nachrichten. Ungarn, Budapest. Se. Majestät ertheilt Don­­nerstag (18.) Vormittags 10 Uhr in der Ofner Hofburg Audienzen. Die Gegend um Mohács ist in Folge Dammdurch­­bruch­ überschwemmt. An der Moßtonya-Mündung ist die Schleuße und der Ningdamm von den Fluthen weggefegt. Bei Szolnok staut das Eis. Oesterreich. Wien. Graf Taaffe soll zurücktreten und durch Statthalter Br.­ Kraus aus Prag erregt werden.­­ Für den Bot­schafterposten in Paris soll Graf Hoyo3, Sectionschef im Ministerium de3 Reußern, designirt sein. Rußland. Wetersburg. Das Kaiserpaar und die kaiserliche Familie übersiedelten am 12. d. hieder und nahmen im Palais Anitschkow Wohnung. Großbritannien. London. Gladstone hütet in Folge leichter Erkältung das Zimmer. Der „Daily Tele­­graph“ meldet, daß Gladstone Howarden verläßt und nach Cannes geht. Die „Times“ glauben, England werde der Abschaffung der Kapitulationen in Tunis zustimmen, Frank­­reich dagegen die von England vorgeschlagenen Arrange­­ments bezüglich Cayptens annehmen und sich mit der Auf­­hebung der Kontrole einverstanden erklären. Die Note über die Reorganisation Egyptens wurde bereits an die Mächte versendet. Dublin. 17 Individuen wurden verhaftet, welche einen gegen das Leben eifriger Polizisten gegründeten Ge­­heimbunde angehören. Frankreich. Pasis. Der Senat wählte Le­ Troyer zum Präsidenten und zu seinem Vice-Präsidenten die Senatoren Peyrat, Calmon und Humbert. Die Wahl des vierten Vice-Präsidenten, welcher den Mit­­gliedern der Rechten entnommen werden soll, wurde ver­­taut. Wahrscheinlich wird Barbie gewählt werden. Die Kammer wählte Spuler zum Mehrere Journale sagen, die 4. Vicepräsidenten, französische Regierung gedenke ihre Rechte bezüglich­ Egyptens aufrecht zu erhal­­ten. Es sei wahrscheinlich, daß die Frage einer Conferenz unterbreitet werden dürfte. Italien. Nom. Man meldet daß ein Handschreis­chen des Deutschen Kaisers im Vatican eingetroffen ist. Diese Nachricht ist richtig, das kaiserliche Handschreiben enthält die Antwort auf das vom Papste im Jänner er­­haltene Handschreiben. In der lezten Woche wurden in ganz Italien 125 Verhaftungen, 135 Haussuchungen und 62 Zeitungs - Be­­schlagnahmen wegen der Oberdank-Affaire vorgenommen. Am 13. wurden hier wichtige Documente confiscirt. Hoh­­verrath­-Processe stehen in Aussicht. Anläßig der bekundeten Freundschaft, der Regierung gegen Oesterreich werden bei der nächsten Kammereröffnung Skandale der Irredentisten befürchtet. Serbien. Belgrad. Der Präsident promul­­girt unter rauschendem Beifall der Skupstina die vom König sanktionirten Kirchengefege. Die Abgeordneten Gli­­fics, Zdravkovics, Zunjics, Dimitriewich und Gyorgyevics wurden als Wahlmänner zur Metropolitenwahl gewählt. Die Rifticsianer sind in Folge der raschen Sanktion des Gesetzes konsternirt, da die Kirchenfrage nunmehr vollkom­­men gelöst erscheint. Rumänien. Bukarest. Der Effektivstand der ee Artillerie wird von fünf auf acht Regimenter erhöht. Montenegro. Die mei­n Emigranten haben um das montenegrinische Bürgerrecht angesucht. Armenien. Hier tauchen bereits Guerillabanden Die Türkei verspricht heilsame Reformen. Egypten. Kairo. Die englische Regierung vers­­ag angesichts der gegenwärtigen Lage Egyptens das Ok­kupations-Korps nur um 2000 Mann zu reduziren. 68 würden 9000 Mann hier verbleiben. Nach dem Projecte der Reorganisirung der egyptischen Armee soll die Hälfte der Offiziersstellen bis zum Grade eines Kapitäns aus Engländern bestehen. Mehrere Mächte designirten die Funk­­tionäre des Apellhofes zu ihrer Vertretung in der Ent­­schädigungs-Kommission. Am Schluß der Abgeordnetenhaus-Ligung vom 10. b. wurde bestimmt, daß im Jahre 1885 durch das Aderbanz, Gewerbe­ und Handelsministerium unter Mitwirkung der kompetentesten Fachkräfte eine allgemeine Ausstellung in Budapest veranstaltet werden soll Die Deckung der Kosten derselben werden 400.000 fl. als Staatshilfe, auf die nächsten drei Jahre vertheilt, in das Budget aufge­­nommen, welche Summe aus den Einnahmen der Aus­­stellung spätestens­­ bis Ende­ 1885 rückzuzahlen ist. Der Reinertrag wird für volkswirthschaftliche Zwe>e verwendet China. Shangai. Das Gerücht, daß eine Botschaft nach Hue senden wolle, wird dementirt. China . Die Beziehungen zwischen Frankreich und China sind aus­­gezeichnet­ werden. Bis8 zum Schlusse der Ausstellung dürfen Landesausstellungen absolut nicht, partielle oder Provinz­­ausstelungen nur mit Erlaubniß der Regierung veranstaltet werden. In den folgenden Ligungen wurde das Beamten­­qualificationsgeseß, jenes über die Millen­nialfeier und über die Rekrutenbewilligung pro 1883 angenommen. Aus dem­­ Reichstage- Lokal-Nachrichten. — Schwurgerichtsverhandlung vom 11. b. M. (Fortlegung.) Die Zeugen machten verschiedenen Eindruck auf die Anwesenden. Die­ Verbrüderung der cristlichen Zeugen mit dem Wirthshäuslerssohn legte die Vermuthung nahe, daß es dem Letteren, beziehungsweise dessen Leuten darum zu thun gewesen sei, den VBanilavismus des Pfar­­rers in den Vordergrund zu schieben, um seinen Antisemi­­tismus zu bestrafen, dem sonst nicht so leicht beizukommen gewesen wäre. Wie bei der notorischen Gehässigkeit, welche zwischen den Zeugen und dem Pfarrer herrschen muß, Erstere „keine Feindschaft“ angaben, ist ein psychologisches Räthsel Merk­­würdig ist auch, daß auf die Frage, ob Ro­ko die Oster­­predigt mit jenen russischen Worten eröffnete, keiner der 5 Zeugen Bestimmtes zu sagen wußte und nur Wilhelm Bauer mit einen kategorischen „Igen“ antwortete, obwohl er gar nicht in der Kirche gewesen war. Wer den beiden Bauern-Zeugen es erklärt haben mochte, was sie unter „Freimaurer“ zu verstehen hatten, ist unbekannt geblieben, gewiß ist nur, daß diese Leute die Freimaurerei als die größte Unsittlichkeit ansehen, weil dieselben auf eindringliches Fragen nach den obscönen Ausdrücken nebst anderen unwidergebbaren drastischen Reden auch vorbrachten, daß er sie hauptsächlich immer „Freimaurer“ geschimpft habe. Herr Rojko's Slavophilismus ist auch documentirt durch seine Unterschrift „Andrew Rojko, farar i Slovan“, welche unter seinen Artikeln in den slavischen Zeitungen prangte. Nach dem Zeugenverhör begann der Vertreter des Klägers beiläufig folgende „Klagerede“: „Der Talmud wurde 140 vor Christi Geburt von dem Rabbiner Juda Hakedosc­h zusammengestellt und umfaßt 6 Bücher u. zw.: Sedes Seraim, welches von den Feld­­früchten,­­ 2. Sedes Moed, welches vom Sabbath und den Feiertagen, 3. Sedes Naschim, welches von den Hek­athen und den Frauen, 4. Sedes Nesikim, welches von dem an Menschen und Thieren verursagten Schaden, 5. Sedes Kodasim, welches von den Thieropfern und 6. Sedes To­­haroth, welches über Tiefe und Koscher Aufklärungen gibt. Das unter den Titel Sedes Kodasim existirende 5. Buch des Talmud u. zw. dessen unklare Stellen gaben vielen Antisemiten Anlaß, an gebrauchte Menschenopfer irrig zu glauben. Mein Client sprach wohl von den Eßlarer Vor­­fällen, doch nur in der Absicht, seiner cristlichen Heerde das Laster des Branntweintrinkens abzugewöhnen. Dies­en Bestreben hatte den Haß des israelischen Pächters zuf­olge: Der Vortragende selbst hat den Talmud und Sulchem Aruch eingehends studiert und kann nicht umhin, einzugestehen, daß hoher moralischer Werth in den Lehren liegt; das Verboth der Mischung des Blutes mit Milch klingt sogar poetisch, indem, nach Maimonides, des Zikleins Blut mit der Muttermilch zu mischen als die größte Grausamkeit betrachtet wird. Ebenso hat auch dessen Client Kenntniß vom Tal­­mud, mithin ist es nur eine Andichtung, mit welcher die Zeugen, die selbst­­ als Kläger erscheinen und gegen deren Beeidigung klägerischerseits Einwendung erhoben wurde, die Ehre des Klägers angegriffen hatten. Auf welche Art Geklagter zur Kenntniß der Aussagen in dem gegen Kläger angestrengten Criminalprocesse gelangte, ist zu ernsten Pflicht des betreffenden Gerichtes, da das Verrathen des Amtsgeheimnisses vor der Schlußverhandlung jedenfalls eine Geiegübertretung involvirt, durch welche eben Kläger vor der Zeit filius ante patrem an den Pranger gestellt wird. Jene Auffassung, daß Jemand, der seine slavische Muttersprache cultivirt, ein schlechter Patriot sein müsse, ist grundfalsch. Sprecher selbst stammt aus einer alten slavischen Familie, bewies troßdem als 1848/49-er Honved- Oberlieutenant seine Liebe gegen das gemeinsame Vater­­land mit Blut­ und Vermögensopfern, später dur< Jahre zehnte im publicistischen Wege“. *) Schließlich bittet Spieger, ein löbl. Geschwornenge­­richt möge den Zeugenaussagen keine Aufmerksamkeit zol­­len, da die Zeugen als Kläger nur im eigenen Interesse sprechen und bittet im Sinne der Klage zu entscheiden. Nach ihm sprach der Vertheidiger kurz und bündig und betonte, daß sein Client nur Thatsachen berich­­tete, welche durch Zeugenaussagen erhärtet sind, demnach er dessen Schi>sal getrost der Gerechtigkeit bliebe der Ge­schworenen anheimstelle. Der Herr Präsident gab ein klares Resume der Ver­­handlung und die Gescworenen zogen sich um 2 Uhr 20 *) Womit aber der Herr Pfarrer Min. zurück um nach 10 Min. wiederzuerscheinen und durch den Obmann Hr. Ed. Eder den bereits gemeldeten Freispruch zu verkünden. Der Kläger-Vertreter meldete die Nullität,­Best werde an. — Todesfall. Gestern verstarb hier Hr. Ladislaus Fekete von Romhany, S.-A.-Urhelyer Advokat, im 32. Le­­bensjahre. Das Begräbniß findet heute Nahm. */,4 Uhr von Nr. 14. Dominikanerplaß, nach dem Kalvarienfried­­hofe statt. — Sitzung des Nichtercollegiums zweiter Instanz in Forstvergehens-Angelegenheiten. Das Richtercollegium zweiter Instanz des Comitats A­bauj- Torna hielt gestern eine Situng am hiesigen Comi­­tatshause ab, bei welcher in Folge Appellation der­ betreffenden Partheien eine Forstvergehens - Angelegenheit meritorisch entschieden, bezüglich der, andern hingegen der Richter erster Instanz zur Schöpfung einer neuen Entschiedung angewiesen wurde. — Ballchronik. Am 1. Februar: Arbeiter-Ball. Am 3. Februar: Ball des „Rothen Kreuz“, und Ball des Scheider-Unterstüßungs- und Selbstbildungsvereins. — Der morgige Frauenvereins-Ball, zu wel­­chen die Entreefarten in den Geschäftslocalen A. Maurer, Haymann, Várkoly und Kemény mit der Herren 2 fl. per Verson und 5 fl. für Familien zu haben sind, wird dem hochgeehrten Publicum nochmals besonders anempfohlen, weil erstend der diesjährige Fasching nur noch kurze Zeit dauert und zweitens, weil dieser Ball, wie aus den frühe­­ren Jahren bekannt, stets der gemiüchlichste und von der jungen Damenwelt favorifizierte war. Der diesjährige Ball wird seine Vorgänger gewiß in jeder Beziehung noch übertreffen, da der Frauen - Verin sein Möglichstes aufbietet, um das ballbesuchende Publicum zufrieden zu stellen und auch dem humanen Zweckk gerecht zu werden. — Közvacsora im Bürger-Casino. Den Theil­­nehmern an diesen als gemüthlich und unterhaltend bes­kannten gemeinschaftlichen Souper’3, besonders den Einhei­­­mischen wird in Erinnerung gebracht, sich, zu den nächsten am 20. d. stattfindenden Unterhaltung zur rechten Zeit einschreiben zu lassen, um etwaigen durch Zusammenströ­­men einer größeren Anzahl Gäste in letzter Minute vor­­kommenden Unzukömmlichkeiten vorzubeugen. Anfang Weiters wird diesbezüglich bekannt gegeben, daß der dieser Közvacsora auf halb 8 Uhr festgelegt ist. Indem eine große Anzahl aus­wärtiger Gäste erwar­­tet wird, wiederholen wir unser Eingangs gestelltes Er­­suchen wegen zeitgemäßer Anmeldung. — Theater. Indem wir uns vorbehalten, auf die gestrige Benefize des Frl. Gizella Erdélyi, welches, mit kurzen Worten gemeldet, recht gut ausfiel, in nächster Num­­­mer 3­urückzukommen, haben wir für morgen eine Novität „Roko nok“ von Frau Hermine Riess zu verzeichnen, welche einer freundlichen Mittheilung der Autorin zufolge in Ans betrat des durch die 1880 erfolgte Auszeichnung are erkannten Werthes des Stüdes für das Kaschauer Bub­licum großes Interesse zu erregen das­ Anrecht Hat. Das Sujet ist, wie wir vernahmen, den jenigen Ver­­hältnissen der Sozietät entnommen, die Darstellung zeichnet in treffenden Strichen den hierzulande herrschenden Fami­­lienbezug und gibt ein getreues Bild des Lebens des Treiben: unserer maßgebenden Kreise und Koters zu. Dieses Werb­en und Interesses wegen empfehlen wir dasselbe ohne jede Voreingenommenheit der Gunst des Publicums. — Bank. Wie wir von einem Theatercomitsmit­­gliede hörten, hat der hiesige Bankfiliale-Vorstand, Herr Zahorz, über Anregung des Theatercomités bei der Direc­­tion der National-Bank in Wien wegen Leistung eines Beitrags zum hiesigen Theaterfonds Fürbitte eingelegt, wurde aber mit derselben trogen abgewiesen, was wir bei der sonst immer manifestirten Munifizenz dieser Anstalt schwer begreifen können.­­ — GConcert. Am 30. Jänner wird der Clavier­­virtuose Hr. Josef Weiss im hiesigen großen Casinosaale ein Con­cert abhalten, auf welches wir das Publikum mit dem Bemerken aufmerksam machen, das Billeten hiezu bei Hen. A. Maurer zu haben sind. Wir kommen übrigens demnächst näher darauf zurück. — Auflassung der Er­werbsteuer I. Classe für Taglöhner. Die Regierung hat den ärmsten Leuten des Landes ein Douceur gemacht. Die Erwerbsteuer erster Classe für Taglöhner und deren Angehörige ist für das Jahr 1883 aufgelassen. (Ob für immer, ist nicht gesagt.) Der Finanzminister hat nämlich mit Rücksicht darauf, daß der bezügliche Gesezentwurf von "der Finanz-Commission de3 Abgeordneten-Hauses angenommen die Steuer-Inspek­­toren angewiesen, die Taglöhner und deren Angehörige zwar konskribiren zu lassen, aber aus der Reihe der Steuer­­pfligtigen auszulassen und im ein besonderes von den Steuer-Inspectoren zu verfassendes Verzeichniß aufzunehmen, damit Diejenigen, welche etwa ein anderes Einkommen aus Capitalien, Erwerb oder aus Unbeweglichem genießen, und Sanktionirung des hierauf bezüglichen Gejeß 238 der Ber­steuerung unterzogen werden können. HienaH sind diejenigen Taglöhner und deren Angehörige, welche sich aus­­schließlich vom Tazlohne ernähren, unbedingt LESETT TEL ; | x

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