Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1883 (Jahrgang 45, nr. 111-148)

1883-10-23 / nr. 120

- Nr. 120. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 fr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede­inzelne XIV. Jahrgang. 1555. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redactions- und Expeditions -Burean Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. | tajdjan, Dienstag, 23. Oktober. Kafchauer Zeitung. Prämumerationspreis ohne „Jllustr. NUN ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. 4 2.50, vierteljähr. 4 1.2 Für Kajdian: Mit Postversendung: ,, fl. 6.60, M 3.30,­­ 1.63 Mit dem „Jllustr. Unterhaltungsblatt“. ganzjährig Ha 7.— , halbjähr. fl. Ns vierteljähr. k in Für fajban : Mit Postversendung; ,, fl. 8.6. ,, 5 ff." 4.30, an Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschalte werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KR­ASS­AK PERJESEERFESFTO. Neueste Nachrichten. Heute (23.) treten die Delegationen zusammen, und zwar Mittags die Österreichische, Nachmittags die ungarische. Der feierliche Empfang der Delegationen durch den Monarchen findet Donnerstag den 25. d. statt. Behufs Untersuchung des am 5. October im Vul­­can-Pass stattgehabten Zwischenfalles soll eine österreichisch-ungarische rumänische Commission ernannt wer­­den. Ungarn. Budapest. Der königliche Commissär Baron Ramberg hatte am 20. d. längere Berathung mit dem Minister-Präsidenten und sodann mit dem Minister Bedeković gepflogen und sich, mit entsprechenden Instructionen versehen, Nachmittags nach Agram zurückbegeben. Oesterreich. Wien. Sicherem Vernehmen mnd wird­­ der Reicheroth am 3 Dezember zusammentreten. Rußland Petersburg. Die Regierung hat in England probeweise eine Bestellung von Geschoßmate­­rial für 150.000 Rubel gemacht ; falls der Erfolg güns­­tig ist, soll eine Gesammtbestellung für 15 Millionen Ru­­bel (Lieferungszeit 4 Jahre) erfolgen. Warsc­hau Apuchtin hat anbefohlen daß die Studenten und Akademiker nicht nur in den Säulen, son­­dern auch an öffentlichen Orten und selbst zuhause nur russisch, keineswegs aber polnisch sprechen dürfen und er beauftragte die Geheimpolizei, darauf zu ahten, das die­­ses Gebot eingehalten werde. Gurko rügte dieses Berges den Apuchtin's mit der Bemerkung, daß dieser nur bezüg­­lic­her Umgangssprache in den Schulen Verfügungen tref­­fen darf. Polizei-Chef Butarlin meldet anläßlich der leg­ten Vorfälle im Marien-Institut, daß, troßdem seit zwei Jahren nach Warschau fortwährend Mitglieder der Terro­­risten Partei , Czornio peredjel“ kommen und sozialistisch­­nihilistische Propaganda betreiben, die Warschauer Jugend von indifferent geblieben ist. Deutschland. Berlin. Bei den mit großer Spannung erwarteten Kommunalwahlen wurden gewählt : 42 Fortschritteparteimänner, 5 Antisemiten, 2 Sozialisten. Für 11 andere Mandate findet die engere Wahl statt. Die antisemitischen und die sozialistischen Minoritäten sind fast durchwegs stark. Baden-Baden. Das deutsche Kronprinzenpaar ist am 20. Abends 7 Uhr, aus der Schweiz kommend, hier eingetroffen ; es wurde vom Kaiser und den großherzogli­­chen Herrschaften auf dem Bahnhofe begrüßt und hat im großherzoglichen Schlosse Absteigequartier genommen. Niederlande Amsterdam. Dem „Handesblad“ zufolge versprach der König der Niederlande, als er sich von dem Könige der Belgier verabschiedete, demselben im April nächsten Jahres in Brüssel einen Besuch abzustatten. Frankreich. Paris. Der Finanzminister legte am 19. d. dem Budget-Komits das rektificirte Budget vor, worin die Ausgaben um 84 Millionen vermindert und das Gleichgewicht hergestellt wurde. In parlamentarischen Kreisen ist das Gerücht ver­­breitet, daß die äußerste Linke sich mit der Absicht trage, die Ausweisung der Prinzen zu verlangen. Man glaubt, Challemel-Laconr werde das Protecto­­rat über Anam und die Besitzergreifung des Deltas am Rothen Flusse in Vorschlag bringen. Portugal. Lisabon. Nachrichten aus Oporto melden den Ausbruch einer neuen Emente in Vil­­lanova Die Behörden mußten die Stadt verlassen. Italien. Rom. Ein Dekret des Königs verfügt die Errichtung eines Militär-Kommando 53 in Cagliari, welches dem Armeekorps von Rom unter­­stehen wird. Türkei. Konstantinopel. Lord Dufferin und seine Gemahlin dink­ten am 18. beim Sultan. Dufferin erhielt den Cheffeh­örden. Lady Die Pforte bereitet einen Protest an die Macht gegen Rußland vor, wegen Richteinhaltung der Bestim­­mungen des Berliner Vertrages in Bezug auf Batum. E35 sind Nachrichten aus Konstantinopel eingelaufen, daß Midhat Pascha nicht mehr in Haft sei; nach einer Version wäre er entflohen, nach einer Fürsprache freigelassen worden andern auf Lord Duffer in­, Bulgarien. Sophia. Karaweloff und Slavei­­koff mit ihrem Anhange sehen die Anstrengungen energisch fort, um Meetings im Lande zu organisiren, welche die gegenwärtige Sobranje für illegal und ihre Beschlüsse für ungüftig erklären sollen. Serbien. Belgrad Am 18. d. fand unter dem Vorsitz der Finanzministerö3 eine Kon­­ferenz statt, zu welcher 12 Notable, worunter auch der qu­te Finanzminister Mijatovic, einberufen ward­en, am 27. Oktober erfolgt, fest und bestimmte, daß zur Or­­ganisation der Bank Landesangehörige, aber auch Aus­­länder zu berufen seien. Syrien. Damas­kus 5. Hier sind an den Straß­e den revolutionäre Blacate angeschlagen, welche zur Abwerfung des türkischen Joches auffordern, über d Dieselbe stellte den Modus für die Zeichnung, der Nationalbank-Aktien, die unwiderruflich­ Gebühren Hamdi Waschas, des General-Gouverneur's, Klage führen und die arabischen Muselmanen aufstacheln. Die Placate gingen, wie man vermuthet, von der und­ einflußreichsten Familie, Namen3 Konad­y, aus­­reichsten Alle männlichen Mitglieder derselben wurden verhaftet, ihre Papiere mit Beschlag belegt und eine Untersuchung einge­­leitet, die im Geheimen geführt wird. China. Hongkong. Die chinesischen Behör­den treffen alle Vorbereitungen, um den Hafen von Canton zu s<ließen Die in Lungnum an der Grenze von Tonking neuerdings eingeschifften cinesischen Truppen sind in Whangoa gelandet. Britisch-Nordamerika. Im Hotel zwei Individuen Namens Am 19. Oktober wurden Bra >er und Hol­­m­e­s verhaftet, deren Gepäß eine Quantität Dynamit­­patronen und zwei Uhrwerke enthielt. Am Zeibe trugen die Genannten gleichfalls Dynamitpatronen Holmes hatte zwei geladene Revolver bei sich. Die Gefangenen geben sich für Amerikaner us: Madagaskar. Tamatava. Die Verhandlungen zwischen den französischen und madagassischen Behörden wurden aufgeschoben. Gegenwärtig ist eine friedliche Ös­tung unwahrscheinlich. Die madagassischen Streitkräfte und die französische Flotte verhielten sich zwar noch unthätig, doch war das Gerücht verbreitet, daß die französi­che Flotte die offensiven Operationen bald wieder beginnen werde. Aus Furcht vor der Erneuerung des Bombardements seitens der Franzo­­sen verließen die Bewohner in Schaaren die Stadt. Ad­­miral Galiber ist am 28. September angekommen. Das Kriegsschiff „Creuse“ wird täglich mit Verstärkungen er­­wartet. Der deutsche und der amerikanische Consul haben ihre Flaggen noch nicht aufgehißt. Die madagassische Re­­gierung verbot die Ausfuhr von Vieh und Landesproduc­­ten sowol auf englischen wie aug auf anderen Schiffen. Lokal-Nachrichten. — Allerhöchste Spende. Se. k. und kön. ung. apost. Majestät gerügte der Homorog der Gemeinde griechische katholischer Confession (Comitat Abauj-Torna) zum Auf­­baue des Pfarrhauses und dessen Nebengebäude eine Un­­terftügung von 100 Gulden aus eigener Privatschatull­­allergnädigst zu gewähren.­­ Am 18. d. vollendete der allte­­s Jubiläum mein/hoc­hgeachtete und geliebte Katechet der hier. Staats­­oberrealschule, Hohmwürden Johann Neimer, das 30. Jahr seiner Lehrerthätigkeit, welchen Umstand dem bescheidenen und jeder lauten Demonstration abholden greifen Priester zu verschwigen gewiß gelungen wäre, wenn der Herr Director Mauritz und der Professorenkörper dessen nicht eingedenk geblieben und zur Veranstaltung Momentes zusammengetreten wären, welche der Feier dieses in einer außer­­ordentlichen Sigung dem Jubilar ihre Glühwünsche dar­­zubringen beschlossen, daß Gott ihm noch recht viele Jahre den Kollegen erhalten und sein ferneres Wirken, ebenso wie das seiner vergangenen Lehrthätigkeit stets von glei­­chen Erfolge begleitet sein möge. An einem aus Anlaß dieser Feier abgehaltenen F­­milienwachcmahl nahm nur der engere Kreis der Verehrer Nejmer’5 und der geistlichen Herren als dessen Collegen in bester Laune Theil; überraschend war er, als Director Mauritz in einem Toast an den Jubilar des Wahlspruch „in hoc Signo“ erwähnte, der Saal sich verfinsterte und an der dem Jubilar zugewendeten Mauer ein kolossales Kreuz in elektrischer Beleuchtung erschien, das der Hr. Physik­­professor dahin zauberte und damit großen Effect erzielte. Auch wir begrüß wünschen den hochwürdigen Herrn Catechet von vollstem Herzen und möge er seine nächsten Jubiläen nur stets bei gleicher Leibes - und Geistesstärke erleben. Elfen! — Graf Herbert Bismark, Sohn des deutschen Reichskanzlers weilte vorgestern in Gesellschaft der jungen Grafen Andrássy und Keglevich als deren Gast er nach Torna gereist ist, einige Stunden in unserer Stadt. Wie wir vernehmen soll ein hiesiger Fiaker ein so desperates Gespann zur Weiterreise des Grafen beigestellt haben, daß wir uns nicht verwundern dürfen, wenn man unsere Verhältnisse im Auslande rügt. — Todesfall. Am 16. d. verstarb zu Rimaßombat der dortige Gerichtspräuses Herr Rudolf Márton im 60. Lebensjahre und wurde am 18. d. unter großartiger Theil­­nahme aller Beamtenbranden, des Advokatenkorps 2c, zur ewigen Ruhe geleitet Friede seiner Asche ! Herr Advokat Nándor Bernolak verfaßte einen warm gehaltenen Netrolog über den allgemein beliebten und holz geachteten Todten, der durch die Presse weiteste Verbrei­­­tung fand. Pi Ungarische Landes-Ausstellung 1885. Die nd Bezirks- Commission für die im Jahre 1885 ach­tete Budapester Landesausstellung veröffentlicht einen patriotischen Aufruf an sämmtliche Industrielle und Land­­wirthe BR Stadt, worin dieselben zur regen Theilna­h­me an dem großen volkswirth­­­­schaftlichen­­ Wettkampfe Ungarns aufgefordert werden­ ist. Die ersten und bewährtesten Führer unserer national­­ökonomischen Interessen haben die ebenso mühevolle als ehrenwerthe Aufgabe übernommen, der großen Masse un­­garischer Produzenten Gelegenheit zu bieten, ihre Producte an einem Orte dem vaterländischen Publikum wohlgeordnet vorzuführen und kein würdigerer und passenderer Ort konnte diesem Zwecke dienen, als es die seit Jahrzehnten so großartig erblühende Hauptstadt des Landes „Budapest“, der Stolz Ungarns ist. Der Zwe dieser vielversprechenden Ausstellung ist ein weittragender. Vom Erfolge derselben hängt unser gesunde wirth­­schaftliche Aufschwung, unser materielle Wohlstand, auf dem die gesicherte Zukunft eines Staates basirt, somit die einzig vollkommene U­nabhängigkeit Ungarn ab. 63 handelt ich darum, den vollen Beweis zu er­­bringen, daß Vieles und Mans im Inlande bes­­ser und billtiger zw ven Marten­en: Daß dieser Erkenntniß mehr Eingang und Anerkennung ver­­schafft und den ungarischen Producenten ein mangelndes weites Absaßgebiet erschlossen werde und die diesbezüglichen mit der steigenden Erzeugungsfähigkeit immer lauter ges­tordenen Klagen unserer Industriellen endli< behoben werden. An unseren Producenten liegted nun dieses berentungsvolle Ziel zu Pudermannzmervern­en. Sie selbst sind es, um deren Wohl es sich in erster Reihe handelt, möge daher keiner, der sich in seinem Fache tüchtig und leistungsfähig hält, die Gelegenheit versäu­­men, seine plagfähigen — nicht gefünftelten — Erzeugnisse bei kleinen Kosten zur Schau und Prüfung vorzulegen. K­aschau soll zeigen,daß es die­ Be­zeichnung „Hauptstadt Oberungarns“ nach jeder Richtung verdient. Kaschaus Erzeugnisse sollen sowohl in Hinsicht der Mannigfaltigkeit als der Menge, nicht minder durch ihre Vollkommenheit in der Ausführung nicht zur Ehre gereiden, einer Haupt Mögen weniger bemittelte tüchtige Industrielle un­­serer Stadt begeisterte Mäzene finden, die ihnen durch Bestellungen ermög­lichen, an der Ausstellung theilzunehmen. Zu diesem Zweckk wäre eine Sammlung freiwilliger Spenden am Piaße, deren Ertrag die löbl. Commission dann für sich Meldende nach ihrem Gutachten verwenden könnte. Schreiber dieser Zeilen stellt im Falle des Zustan­­dekommens, seinerseits 10 fl. als Eröffnungsspende zur Verfügung. Wir sind der agenehmen Erwartung, daß es nur vier Aufrufes bedarf, um die Stadtkommune, die Han­­dels- und Gewerbekammer, unsere vielen Vereine und opferwillige Menschenfreunde zu Spenden zu bewegen, gilt es das, einen Zustand zu erreichen, wo auf dem ärmsten Arbeitsmanne die Nothdurft des Lebens und etwas darüber gesichert sein soll. Auch­ wäre es unseren Grachtens bereits an der Zeit, daß die Hergesandten Anmeldungsbögen zur Ver­­theilung gelangen würden, da der Anmeldungstermin unseres Wissens mit Ende dieses Jahres abläuft und die Gewin­­nung der Aussteller immerhin eine längere Zeit in An­spruch nimmt. Wir werden die Namen der sich meldenden Kaschauer Aussteller von Zeit zu Zeit veröffentlicen, um deren Interessen gegenüber dem consumirenden Publicum sc­honjetht zu fördern. steller — Zur leichteren Orientirung für die Aus­­bei der Budapester Landesausstellung im Jahre 1885 ist ein vorzügliches Menschen von 20 gedruckten Bögen unter dem Titel „Kiällitäsi utmutat6“ von dem auch in Kaschauer Kreisen verehrten Herrn Ministerial­­und Ausstellungs-Secretair Wilhelm v. Ballogh und Franz Toldy Notar der Budapester Commission erschienen und in allen Buchhandlungen, des Landes um den Ladenpreis von 60 fr. zu haben. ,­­­ Theater. In „Szerelem bolondjai“ hatten wir wieder Gelegenheit, Frau Temesvary als „Pazzi Paula" als gewandte Darstellerin weiblicher Charakterrollen tragen zu lernen, und wurde dieselbe auch stürmisch applaudirt. Frau Csóka bot eine schöne imponiremde Erscheinung, Frl. Megyasszay war reizend, Frl. Kovács Ilka liebenswürdig, Frau Hegedüs falt und steif. Unter den Männern war sein einziger aus der noblen Welt zu entdecken, in der sie sich bewegten, höchstens könnten wir Herrn Fenyvessy aus­­nehmen. — Herr Ivánffy sollte weniger auf das Aufpugen seines Gesichtes denken, als auf die Charakterisirung sei­­ner Make 3; dieses Milchgesicht konnte nie Kapitän der Leibgarde gewesen sein. „Fütty“, Volksstük in Versen, ging am Sonntag vor vollem Hause in Szene. Wir glauben, daß es nicht oft aufs Repertoire gelangen wird. Die gar zu geringe Basis des Stückes (zwei Nachbarn prozessiven Jahre lang, wem der Gesang der Nachtigall gehöre, welche auf einen Grenz­­baume ihrer beiden Grundftücke singt =!) verlehnte die SODEN FE­­­een;

Next