Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1883 (Jahrgang 45, nr. 111-148)

1883-10-27 / nr. 122

Nr. 122. ür Kaschau: it Postversendung: „ fl. 6.60, „ ? . " Bei Inseraten wird die fehnmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. XLV. Jahrgang. 1883. Kaschau, Samstag, 27. Oktober. Kaschauer Zeitung. Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt” ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 6. fl. 3.30 fl. 1.65 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaktions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“, ganzjährig fl. 7— , halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75­8. fl. 4.30, fl. 2.15 ” " Für Kardan : Mitt Polstversendung: „ fl. 8.69. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschalte werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KASSA-E PERJESI ERTESITO.­ ­­ ­ . Neueste Nachrichten. Am 23. Oktober um 4 Uhr Nachmittags hat zu Wien die Auswechslung der Ratifikationen des Vertrages bezüglich der Orientbahn-Anschüsse stattgefunden. Ungarn. Budapest. Abgeordneter Cőntár er­­klärt sich bereit, die Caution für „Függetlenseg“ zu erlegen. Agram. EZ verlautet, daß der Essegger Finanz­­director Simic nach Pest berufen worden sei, und daß dessen Ernennung zum Finanz-Landes-Director in Agram in Aussicht stehe. Die hiesigen Blätter bringen die Nachricht von ei­­nem Attentate, welches auf den in der Nacht vom 20. auf den 21. b. M. verkehrenden Eilzug der Karlstadt- Fiuma­­ner Bahn verübt wurde. In der Nähe Ogulins wurde Unmittelbar, bevor der Zug passirte, ein großer Stein auf die Schienen gewälzt. Der Eilzug kam jedoch über die gefährliche Stelle glücklich hinweg, zertrümmerte den Stein und schleuderte die Stücke weit fort. Trogdem wurde der Stoß empfindlich verspürt und die Maschine leicht beschädigt. Auf die hieher gemeldete Nachri<t wurde der Zug unter­­sucht und constatirt, daß die Beschädigung eine unbedeu­­tende sei. Oesterreich. Wien. Minister Bogh­sepvich hat am 22. Nachmittag dem Kaiser sein Abberufung­s­­schreiben von dem Wiener Gesandtschaftsposten über­­reicht. Im Laufe des Vormittags wurden Herrn Bogicse­­vics die Insignien des ihm verliehenen Ordens der Ei­­sernen Krone 1. Klasse übergeben. Rußland. Vetersburg. Ein Rundschreiben des Unterrichtsministers an die Curatoren der einzelnen Lehrbezirke hebt den schädlichen Einfluß der wegen schlech­­ter Aufführung relegirten früheren Studenten hervor, welche die Studirenden zur Bildung von Corporationen, Kassen und Versammlungen anreizten, durch Anstiften von Unru­­hen die Lehrvorstände zu weiteren Ausschließungen nöthig­­ten und dadurch in den Familien wie in der Gesellschaft Mißvergnügen hervorzurufen suchten. Die bisherige Milde mußte daher strengeren Maßregeln Plan machen; die Ge­­suche der Relegisten um Wiederaufnahme seien abgelehnt. Die Curatoren sollen den Studenten einschärfen, daß sie keine politische Rolle spielen und nur Lernende sein dürfen. Man meldet den Rücktritt des Generals Todleben wegen Kränklichkeit. Die Abstelung der neuen russisch-chinesischen Grenze ist beendet Das bezügliche Protocol wurde durch die bei­derseitigen Bevollmächtigten am 7. b. M. in Tschugut­­idat unterzeichnet. Deutschland. Berlin. Am sechten Geburtstage des deutschen Kronprinzen, den 18. d., soll auf Schloß Weinberg am Bodensee die schon wiederholt angezündete Verlobung der Prinzessin Victoria (zweiten Tochter des Kronprinzenpaares) mit dem Erbprinzen von Anhalt, Leopold Friedrich Franz Ernst, stattgefunden haben. (Die Prinzessin Victoria von Preußen ist am 12. April 1866 geboren, mithin sei siebzehn und ein halbes Jahr alt ; der Erbprinz Leopold, der als Premier-Lieutanant im 1. Garde- Dragoner-Regimente dient, ist elf Jahr älter als seine Braut.­ Der Bundesratdb verlängerte den kleinen Belagerungszustand für Berlin Altona und das Hamburger Gebiet bis 30. Sept. 1884. Großbritannien, London. Für den 25. war der Ministerrath zusammenberufen.­­ Die amtliche Ga­­zette veröffentlicht die Ernennung des Generals Patrick Grant zum Feldmarschall. Frankreich. Paris. Die äußerste Linke wird nicht die Aus­weisung sämmtlicher Prinzen, fort­­dern nur diejenige des Grafen von Paris beantra­­gen, weil derselbe seit Graf Chambord's Tod verschiedene Akte als Prätendent begangen habe. Italien. Rom. Der österreichisc-ungarische Bot­­schafter in Rom, Graf Ludolf, wird sich Freitag Früh nach Neapel zu einer Unterredung mit dem Minister des Aeußeren, Mancini, begeben. Im Laufe dieser Woche wird ein Ministerrath den Termin für die Einberufung der Kammern feststellen, höchst­wahrscheinlich für den 22. November. Hierauf begibt sich Depretis für kurze Zeit, um sich einigen speziellen In­­teressen der südlichen Provinzen zu widmen, nach Neapel.­­ Ostrumelien Philippopel. Die ordentliche Session der Provinzial-Versammlung wurde durch den Gene­­ral-Gouverneur Fürsten Bogorides am 22. b. M. eröffnet Die Bevölkerung der Dörfer hat eine Deputation unterworfenen Rhodope­­nach Philippopel entsendet, um gegen die Vexationen und Gewaltakte, welchen die genannte Bevölkerung seitens jener der nicht unter­­worfenen Dörfer ausgesetz ist, den Schuß der Regierung anzurufen. Die Deputation, welche für den Fall der An­­fehr von den Führern der nicht unterworfenen Dörfer mit dem Tode bedroht wird, könnte nur unter dem Schuße einer militärischen Expedition in ihre Heimath zurückkehren. Da die Expedition auch nut unterworfene Dörfer zu passiren hätte, müßte sie 3000 Mann stark sein und hätte siger blutige Kämpfe zu bestehen. Der General-Gouver­­­­­­neur hat über die Angelegenheit an die Pforte berichtet, welche erwiderte, daß die Frage den Gegenstand eines Ministerrathes bilden werde. Der General-Gouverneur glaubt, um ernste Wirren zu vermeiden, bis auf Weiteres eine zumwartende Haltung beobachten zu sollen. Egypten. Die Lage der egyptischen Finanzen ist eine sehr ungünstige und die Noth unter den Fellahs eine geradezu schredenerregende. Um einige Abhilfe zu schaffen, drängt man von allen Seiten auf Auszahlung wenigstens der Hälfte der von der internationalen Kommission bereits zuerkannten­­ Entschädigungen. Peru. Lima. Der Friede ist geschlossen; die Ch­i­­lenen haben am 23. b. die Stadt verlassen, die Peru­­aner sind eingerückt. Aus den Delegationen. Am 25. wurde die ung. Delegation von Sr. Majestät empfangen, wobei Sr. Majestät auf die Ansprache des Kardi­­­nal: Erzbiscofs Haynald mit folgender Rede erwiderte : „Die Versicherungen treuer Ergebenheit, welche Sie soeben an Mich gerichtet haben, erfüllen Mich mit aufrich­­tiger Genugthuung]. Die Beziehungen der Monarc­hie zu den auswärtigen Mächten haben ihren durchau­s befriedigenden Cha­rakter nicht verändert. Dem tiefen Frieden35bedür­fnisse der Völker Europas entspricht das loyale Bemühen der Mächte, ihnen die Segnungen des Friedens zu erhalten. Die Bestrebungen der österreichisch-ungarischen Monarchie waren unablässig auf dieses Ziel gerichtet. Die ungestörte Entwicklung der friedlichen Verhältnisse gestattet seiner Regierung, den materiellen Interessen der Mon­­archie nach Außen hin eine erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Sie wird fortfahren, den wichtigen Aufgaben, welche auf diesem Gebiete an sie herantreten und deren erfolgreiche Lösung vielfach bereits angebahnt werden konnte, ihre besondere Thätigkeit zuzuwenden. Sie haben im vergangenen Jahre Meiner Regierung mit einer Be­­reitwilligkeit, die I< dankbar anerkenne, die Mittel zur Vollendung der Heeresreform zur Ver­fügung gestellt und hiedurc die rasche Durchführung der territorialen Korpsbildung ermöglicht. Die im verfassungsmäßigen Wege erfolgte Aenderung sei­ner Bestimmungen des Wehrgefeges, welche sich auf die Ausbildung der Gringreservisten beziehen, sowie eine Ans­wahl von Maßregeln zur Kräftigung der Kriegstüchtigkeit erheirschen indeß noch eine Ergänzung des ordentli­­chen Erfordernisses für das Heer. Meine Regierung hat sich dabei die volle Rücsicht auf die Finanzlage der Monarchie zur Pflicht ge­­macht und IH hege die Ueberzeugung, daß sie den aus dem Wesen unseres Vertheidigungs-Systems sich ergebene den unerläßlicen Ansprüchen ihre patriotische Würdigung nicht versagen werden. In Bosnien und der Herzegowina ist in Folge geeigneter administrativer Maßnahmen ein befriedigender Zustand der Ruhe und Ord­­nung eingetreten, welcher von einer fortschreitenden Kon­­solidirung der Verhältnisse Zeugniß gibt. Meine Regie­­rung ist daher in der Lage, für das nächste Jahr eine R­ez­ouktion der Truppen in jenen Ländern und damit eine Herabminderung des für dieselben erfor­­derlichen Kredites in Aussicht zu nehmen. Die Verwal­­tung 3:Auslagen werden durch die eigenen Einnahmen Bos­­m­end und der Herzegovina eehecht. Ein Zuschuß zu Lasten des gemeinsamen Staatshaushaltes wird daher nich­t in Anspruch genommen. Im vollen Vertrauen, daß die Er­­füllung ihrer verfassungsmäßigen Aufgaben von Ihrem hingebenden Eifer und Ihrer bewährten Einsicht Zeugniß geben wird, heiße ich Sie auf das herzlichste willkommen.“ (Lebhafte, wiederholte Eljenrufe.) Minister.Präsident T­ip­a stellte in dem auf den Empfang folgenden Cercle die einzelnen Delegations-Mit­­glieder dem König vor. Die Delegation des österreichischen Reichs­­rathes unter Führung des Präsidenten Fürsten Cz­ar­torybski wurde Nachmittags 1 Uhr von Sr. Majestät empfangen. Die Ausschüsse der ungarischen De­legation werden demnächst schon ihre Thätig­­keit beginnen 63 wird demnach den gemeinsamen Ministern sehr bald Gelegenheit geboten sein, ihre Gxpo- 163 in den Delegationsausschüffen zu entwickeln; man er­­wartet namentlich von den Ministern Kalnoky und Källay längere Auseinandersegungen. Sowohl der Minister des Aeußern, als auch der Minister für Bosnien und die Herzegowina wird in der Lage sein, auf günstige, wäh­­rend des verflossenen Jahres erreichte Ergebnisse hinwei­­sen zu können. Nahm­ 2 Uhr mittelst Separatzug Kaschau und bezieht ihre neue Garnison in Budapest. Seit 1866 waren Batterien vom 5. Feld Artillerie: Regimente hier und sind deren Herren Stabs- und Ober­­offiziere und stets theure Liebenswiürdige Gäste gewesen. Mögen die Herren in ihrem neuen Bestimmungsorte dieselbe Sympathie erwegen, welche sie hier durch ihr chevalereskes Auftreten so schnell erwarben und speziell der Herr Divisionskommandant Major Karl Novotny über­­zeugt sein, daß Kaschau die Erinnerung an die Herren Offiziere der Artillerie auch fernerhin mit aufrichtigstem Herzen kultiviren wird. — Steuereintreibungs-Maßregel. Der Finanz- Minister hat den k. Steuzer-Inspectoren aufgetragen, behufs­richtiger Bemessung der Steuern von zur öffentlichen Reche­nangslegung verpflichteten Gesellschaften außer der Bilanz und dem Generalversammlungs-Protokoll auch einen detaill­iirten Ausweis der Geschäftsauslagen und überhaupt all jene detaillirten Rechnungen abzuverlangen, die zur Bemes­­sung der Steuer der betreffenden Gesellschaften nothwen­­dig erscheinen. — Gerichtshalle. Beim hies. kön. Gericht kommen demnächst zur Schlußverhandlung : Am 29. d.: Andreas Sander, wegen schwerer körperl. Verlegung; dessen Weib wegen Verbrechen des Todt­­schlag ; Franz Büsjanek, wegen schw. Am 30. October: Andreas Csordás körperl. Verlegung. schw. körp. Ver­­legung; Andreas Voda Unterschlagung; Diebstahl ; Stefan Hován und Joh. Pásztor Georg . Pásztor, und Genossen wegen schwerer körperl. Verlegung — Advocat Julius Szilcz wird von der Advo­­katenkammer zur Domizil - Angabe aufgefordert, vom Criminalgericht aber wegen Veruntreung­sten brieflich verfolgt. — Trauung. Am 11. November 1 Uhr Nachm. findet die Trauung des Hrn. Emanuel Moskovics mit dem liebenswürdigen „Frl. Henriette Guttmann in Eperjes statt. “ Theater. In „Poirier és veje", einem präch­tigen französischen Lustspiel, sahen wir am Mittwoch uns­sere besseren Kräfte recht gut zusammenwirken und wir Frl. Megyaszay als Antonie und Herrn Vedress haben als deren Vater in den Haupttitelrollen lobend zu erwähnen. Erstere gab die Rolle der vernachlässigten, durch ihren Edelmuth aber dem ein wenig zu blasirt gegebenen ade­­ligen Manne (Ferryochon) imponirende bürgerliche Frau mit einer so natürlichen Nuanzirung, daß das Publikum sie wiederholt stürmisch applaudirte. Herr Vedress gab den bürgerlichen Parvenü mit großer, vielleicht zu großer Verve, hätte aber nicht nöthig gehabt, bei seiner Autoritätsan­­betung und der dem hohen Adel entgegengetragenen Ehr­­ehrbietung den vorgestellt werdenden „Herzog“ durch den Zwicker von oben bis unten zu messen. „König Lear“ am Donnerstag wurde bei halb leerem Hause mit einer Besezung und Ausstattung gegeben, daß Gott erbarm. Ohne auf deren Fehler eingehen zu wollen, konstativen wir die ihres Gleichen sucht, nur eine Kunstleistung Molnär's. Legte Herr Molnär das unarticulirte Beiwerk seiner Declamationen ab, das halb Verschlingen, das zu sich Sprechen, wo dem Publikum der Sinn verloren geht, stände sein Lear groß da; er mag ihn natürlicher geben, als Andere, aber alles Natürliche ist nicht immer schön und die Kunst ist es, die manches Natürlic­h,Ruhe und Unschöne genießbar machen soll. Nach ihm war Vedress in seiner Rolle vorzüglich. Der Narr (St-Németh) war ein Bajazzo für die Gallerie, sonst nichts ; diese belohnte ihn auch immer mit Lachen, selbst in den ernstesten Scenen. — Theaterrepertoire heute Samstag 27. Angot, die Tochter der Halle, Operette mit Frl. Cserváry und Hrn. Mezey, morgen Sonntag den 28. d. „Vörös Sapka“. Montag den 29. d. „Hadjarat­a belieben“ zum 2. Male ; Dienstag den 30. d. zum Benefize des Herrn Georg Molnär : König Richard der III. Diese Meisterrolle Herrn Molnär's wird wohl jeder Verehrer dieses Mimen gerne von ihm dargestellt sehen und wir hoffen, daß troß der Indifferenz Kaschau's gegen Dramen diesmal die Pietät vor dem alten Künstler die „Oberhand gewinnen wird. “ Die Mitglieder des Männergesangsverei­­nes, welche der jüngsten Versammlung nicht beizuwohnen Gelegenheit“hatten, werden ersucht, jeden Dienstag und reitag, ohne auf spezielle Einberufung warten, welches einesfalls geschieht,puntt zu 8 Uhr Abend im physik. Lehrsaale der hier. Ober­­realschule um so gewisser zu erscheinen, als unregelmäßiges Kommen statutengemäße Ausschließung nach sich zieht. — Die Feuermeldungen waren bis nun an die Telegraphenleitung zwischen Thurm und Feuerwehr­­wachstube beschränkt ; von nun an stehen zu diesem Behufe Verbindungen aus der Stadthaupt­mannschaft, dem Thea­­ter, der großen Kaserne und der Gißlerischen Feuerwehr, Localität zur Verfügung, um vorkommenden Falles jede Meldung direct und schnellstens erstatten zu können. — Die Thurmuhr wird endlich doch — wirklich — ausgewechselt und eine neue aus der Fabrik des Hrn.= Zacharia aus Leipzig, mit welchem der Magistrat in Ber­­ ­­­­­vofal-Nachrichten. — Militärisches. Der Herr Generalmajor Karl Chevalier Ruiz de Roxa 53, seit Kurzem Kommandant der 33. Infanterie-Truppen-Division wird mit 1. Novem­­ber zum Feldmarsc­­halllieutenant ernannt. Die 2./5. Bat.-Division verläßt morgen am 28. d.

Next