Kaschauer Zeitung, Januar-März 1886 (Jahrgang 48, nr. 1-37)

1886-01-16 / nr. 6

7­­. + Nr. 6. ini == Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI-ERTESITO: Pränumerationspreis ohne „iilustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. A. = Vierteljähr. 28.80, A. 1.25 1.1.65 Für Kajschau: it Postversendung: „ fl. 6.60, „ 1 " XLVIII. Jahrgang 1886. Bei Inserate­n wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr für jede Anzeige Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redactions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hanptgasse Nr. 89, Kaschau, Samstag, 16. Jänner. Für Kaschau : Mit Postversendung: ,, zzz Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“. ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. A. 1.75 fl. 860 fl. 4.30 fl. 2.15 , „ ee „ Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingesc­haltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Neueste Nachrichten. Ungarn. Budapest. Im Amtsblatte wird eine Instruktion publizirt, welche der Kommunikations-Minister in Betreff des Verfahrens bei Entwiclung der Inun­ Dationsgebiete erlassen hat. Rußland. Petersburg. Der neueste, noch geheim gehaltene kaiserliche Utas, welcher nach dem 25. Jän­­ner publizirt werden soll, lautet: „Alle preußischen Untertribanen, die bis 31. Jänner 1886 ni<t russische Unterthdbanen geworden, wer­­den ausgewiesen; den Gutsbefitern werden acht Monate, den Fabriksbefitern sechs Monate, den Fabrik­ar­­­beitern sechs bis acht Wochen, den Landarbeitern sechs Wo­­chen, den Handwerkern eine Woche Frist zur Regelung der 'Vermögensverhältnisse gewährt." Laut dieses Ukases werden über 100.000 preußische Unterthanen ausgewiesen. Deutschland. Berlin. Der Kaiser eröffnete am 14. den preußischen Landtag persönlich. Frankreich. Paris Die Kammern wurden am 11. d. eröffnet. In der Deputatisten-Kammer hielt der Al­­terspräsident Blanc eine Ansprache, in welcher er die Re­publikaner auffordert, sich zu vereinigen, um die Stabilität der Regierung zu sichern. Redner zollt der Wiedererwäh­­lung Grevy's Beifall und fordert die Kammer auf, sich mehr mit den Geschäften und weniger mit der Politik zu befassen. Die Kammer wählte Floquet mit 243 von 298 abgegebenen Stimmen wieder als Präsidenten. Die gesammte Rechte ent­­hielt sich der Abstimmung. sagung, Präsident Grevy wird an die Kammer nur eine Dank­­nicht über eine politische Botschaft richten. Man spricht von einer Vertagung der Kammern bis Ende des Monats, weil die Budget-Vorlage noch nicht be­­reit ist. Casimir Perier wird den in das Ministerium getretenen Develle als Vice-Präsident der Kammer erseßen. Spanien. Madrid. Die Königin fühlt sich in Folge einer Erkältung unwohl. Er verlautet, daß folgende Ernennungen auswärtiger Vertreter vollzogen wurden: Nascon für Rom, Mazo für London, Cances für Washington, Merry für Wien und Crespo für Konstantinopel. Die Journale melden aus Saragossa, daß mehrere von den Anhängern Ruiz Zorilla's, worunter ein Generalrath und zwei Munizipal-Beamten, eingekerkert wurden. In Se­­villa fanden gleichfalls mehrere Verhaftungen statt. Serbien. Belgrad. Der König richtete am griechischen Neujahrstage ein Handschreiben an Garaschanin. Der König drückt darin seinem treuen Rathgeber, seiner treuen Armee, seinem geliebten Volke Dank aus und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß der König und das Land auch für­­derhin auf alle Söhne des Vaterlandes werden rechnen kön­­nen. Der König begnadigte sämmtliche im Jahre 1883 verurtheilten politischen Verbrecher. Das königliche Handschreiben schließt mit den Worten : „Ihr auf­­richtig dankbarer König und Armee-Oberkommandant Milan.“ Aus Pirot wird gemeldet, daß der Bürgermeister von Pirot wegen Hochverrathes von dem Standgerichte abge­­urtheilt werden wird. Er ist beschuldigt, gleich anderen bul­­garisch gesinnten Bürgern, dem Feinde Dienste geleistet und speziell den bulgarischen Truppen den Weg nach dem sonst unzugänglichen I­3 v­o­r­gezeigt zu haben, wodurch es den age möglich wurde, den Serben in den Rüden zu fallen.­­ Japan. Yed­bo. Die Agenzia Stefani meldet, daß sich in Japan immer mehr die Tendenz kundgebe, die volle Freiheit der christlichen Religion zu erklären und dieselbe offiziell als auf gleichem Fuße mit den übrigen Religions-Bekenntnissen stehend anzuerkennen. Zu diesem Ergebnisse habe ein Schreiben des Papstes an den Kaiser von Japan erheblich beigetragen. Samoa-Inseln. Apia. Zwischen den Deutschen auf den Samoa-Inseln und der Samoa-Regierung ist ein scharfer Conflict ausgebrochen. Ohne die Intervention des englischen und des amerikanischen Consuls wären die Deutschen massakiert worden. Das Kriegsschiff „Albatros“ landete See­­soldaten und Matrosen. Der König entfloh. Die Flagge Samoas wurde von dem deutschen Consul heruntergeholt. Der englische wie der amerikanische Consul legten Protest dage­­gen ein. 5 Verwaltungs-Ausschusz-Sitzung beim Abauj-Tornaer Comitats - Munizipium. (Abgehalten am­ 14. D. M.) Präses der Obergespan Emerich v. Dar­vas. Nach Eröffnung der Situng wurde der Bericht des Biiegespans über den Gang der Gesammtadministration im Monat Dezember vorgelegt und zur Kenntniß genommen. Bezüglich dessen Semestral-Berichtes der zweiten Hälfte des Vorjahres wurde bestimmt, denselben in einem Exemplar der Regierung und in einem zweiten dem Municipalausschuß zu unterbreiten. Dieser Beschluß gilt auch den übrigen von den ein­­zelnen Referenten diesmal ebenfalls vorgelegten Semestral- Berichten für den oberwähnten Zeitraum, so dem Berichte des Comitat8-Physikus, des Staatsbauamts-Ch­efs, des kön. „Steuer-Inspectors 2“. Auch der Bericht des Comitate-Physikus über die Sa­­nitätsverhältnisse des Monats Dezember wurde nach Verle­­sung zur Kenntniß genommen. Laut demselben herrschten im Comitate die Blattern,­­ Masern, der Scharlach und der Typhus. Auch Lungenent­­zündungen grassirten durchaus mit letalem Ausgang. Dann wurde vom Semestral-Bericht des kön. Staats­anwaltes­­ eine rege Debatte veranlaßt, welche sich um die Frage drehte, was zu machen sei, auf daß die Auslagen für Sträflinge von deren Vermögen möglichst erlebt würden ? Es ist doch in keiner Proposition, daß im Vorjahre im zwei­­ten Semester die Auslagen circa 16.000 fl. betrugen, worauf nur ein Ersa von etwa 500 fl. erstattet wurde. Mitglied Egydius v. Berzeviczy beantragte eine Adresse an die Regierung. Nach Erklärung sehr divergirender Ansichten wurde endlich festgefegt, den Administrations-Organen strenge auf­­zutragen, sie mögen Armuth3-Bestätigungen nur für wahrlich vermögenslose Leute ausstellen und den Staatsanwalt anzu­­weisen, die Einbringung der Elsäße energisch zu betreiben. Auch eine zweite Frage , nämlich die Gestattung von Führung i­sraelitischer Matrikel veranlaßte eine Debatte. In dieser Richtung wurde beschlossen, im Kaschauer Stuhlbezirke und Kas<au ,an folgenden 3 Oörtern : Szina, Nagy­ J­da die nöthigen Maßnahmen behuss Führung der Matrikel zu treffen. . . Der Referent in Militär-Sachen legt seinen Semestral­­bericht für die zweite Hälfte des Jahres 1885 vor. Die ebenfalls von ihm verlesene Verordnung des Mi­­nisteriums des Innern über die Art der Fertigstellung der über Militärsachen zu machenden Ausweise, wurde zur Kennt­­niß genommen. In Folge Antrages dieses Referenten wurde beschlossen, in einem Falle einem Militaristen die Entlassung vom Mili­­tär-Verbande zu ertheilen, in einem zweiten ein um Gewäh­­rung der exzeptionellen Ehelicenz einschreitendes Gesuch höheren Orts befürwortet vorzulegen. Der kön. Schulinspektor legte die von den einzelnen Bezirken eingelaufenen Berichte über Schulversäumnisse vor. Indem diesbezüglich einige Lücken obwarfen, wurde bestimmt, die Stuhlrichter zur Füllung derselben aufzufordern. Unter anderen wurde festgelegt, dem Fütrerer Stuhlrichter den Auftrag zu geben, daß er die Ausweise für die Zukunft nicht, wie seht, massenhaft (Sept., Okt., Nov. u. Dez.,) sondern mo­­natlich einschien solle. Der Bericht, daß die Gemeinde B­a­r­k 6 ihre Beschwerde gegen den dortigen Lehrer behufs Entfernung desselben zurück­­nahm und die Sache zwischen Lehrer und Gemeinde geschlichtet ist, diente zu Kenntniß. Die bezüglichen Schriften sind im Archive zu hinterlegen. Die Eingabe des C3 erebauter Stuhlrichters, we­­gen Zustellung der Ministerial-Verordnung, über die Zuge­­währung des 5 °/%-igen Steuerzuschlags zu Gunsten der B­uz­zitaer Schule, wurde einfach zur Kenntniß da inzwischen die Zustellung bewerkstelliger wurde­ genommen. Ueber den Bericht des Munizipal-Fis­cals in Sachen der grundbücherlichen Einverleibung der Schulgründe, wurde beschlossen, den Bericht behufs­eingehenden Studiums dem k. Sculinspektor auszufolgen. LTT — ez <<] vv aaiaannvon nnmnvn=--nv em ever eme rer mr“ “rr[rr"r 1 m[ ml Des Vaters Schuld. Original-Novelle von Mr. Dobson. (6. Fortreg­ung.) I< werde Sie später in Kenntniß regen, und zugleich bestimmen, wie viel Geld monatlich an Frau Bach ausge­zahlt werden soll. Für den Augenblic jedoch brauche ich noch feitig, da ich in der Kasse meines Vaters eine Summe vorgefunden, und auch noch im Besich eines ansehnliche ansehn­­lichen Taschengeldes bin! Sie haben seit dem Tod Ihres Vaters schon viel ge­­dacht und geordnet, mein Fräulein, konnte der Anwalt sich nicht enthalten zu sagen, indem er zugleich die junge Erbin mit unverkennbarem Interesse betrachtete. Er war nothwendig, Herr Doktor, da nach dem trau­­rigen Ereignis ich mich schon bald von hier fort sehne. Eine Frage aber habe ich noch an Sie zu richten, die ich fast ver­­gessen hätte. Sie sind viele, viele Jahre mit meinem Vater in Verbindung gewesen ; wissen Sie­­ haben sie jemals er­­fahren, ob er jährlich bestimmte Zahlungen geleistet, vielleicht besondere Verpflichtungen, die er eingegangen, Wohlthaten u. s. w., die ja auch noch von meiner verstorbenen Mutter herrühren können. Alle diese Zahlungen wünsche ich fortge­­seßt zu wissen, denn mit meinem Wissen und Willen soll durch seinen Tod Niemand eine gewohnte Einnahme einbüßen oder entbehren! E35 war bereits meine Absicht, wegen einer Summe mit Ihnen zu sprechen, Fräulein Elmenhorst, die ich bisher vier­­teljährlich einem hiesigen Bankhaus zur weiteren Beförderung übergeben. Durch einen reinen Zufall, fügte betheuernd der Anwalt hinzu, habe ich vor einigen Monaten erfahren — hier lauschte Evelina mit der größten Spannung — daß es dem Geschäft Seemann und Comp. in der Universitätsstadt H. zugeschickt wird, und zwar zahlbar an eine Frau Emmerich, ob aber diese in der Stadt selbst wohnt, weiß ich nicht. Ihr Vater legte immer der Sache eine große Wichtigkeit bei, in­­sofern sie pünktlich besorgt werden mußte. Die Frau muß übrigens todt sein, da mir gemeldet worden, daß seit längerer Zeit das Geld nicht hat besorgt werden können, und sicher verwahrt, zu weiterer Verfügung bereit liegt. Soll ich die Zahlung einstellen, bis ich der Sache weiter nachgeforscht ? Kein, nein, entgegnete schnell Evelina, zahlen Sie nach wie vor die Summe und bringen Sie sie mir in Abrechnung. Frau Emmerich mag längere Zeit von H. abwesend gewesen sein und nach Jahren das Geld abgefordert werden. Ich möchte aber in der Sache dieselbe Diskretion als bisher beo­­bachtet wissen = — Das geschieht unbedingt, mein Fräulein! — Die Bankgeschäfte haben Geldangelegenheiten aller Art zu ord­­nen — — Wie heißt das hiesige, welches mein Vater in's Ver­­trauen gezogen ? Es ist die Firma Eichenfeld — — Mit dieser Angelegenheit, Herr Doktor, meine ich, ist für den Augenloli alles Erforderliche besprochen, und ich möchte Sie nochmals bitten, die gerichtlichen Geschäfte so schnell wie möglich zu ordnen ! Ich werde nicht ermangeln, Fräulein Elmenhorst, und sie von dem Erfolg meiner Bemühungen benachrichtigten, auch Ihnen die gerichtliche Vollmacht zur Unterschrift vorlegen oder zuschicken ! Nach einem weiteren, kurzen Gesprä über den Ver­­storbenen empfahl sich der Anwalt und sann auf seinem Wege zur Stadt über die junge so reiche Erbin nach, die kaum zur Selbstständigkeit gelangt, diese schon so schnell in der Weise gebrauchte, und zwar mit einer ruhigen so umfassen­ Bestimmt­­heit, wie er sie kaum bei älteren Damen gefunden. Evelina dagegen war zufrieden, zwei für sie so wichtige Angelegen­­heiten geordnet und den Anfang zur Erfüllung ihrer so schwe­­ren Pflichten gemacht zu haben. Eine größere Freude aber empfand sie über die unerwartete Aufklärung, die sie erhalten, in welcher die vernommenen Namen, die sich ihrem Gedächt­­nis fest eingeprägt, ihr von wesentlichen Noten sein mußten. Nach Verlauf von vier Wochen hatte die junge Erbin alles zu einer längeren Abwesenheit vom Baterhause Erfor­­derliche geordnet und auch den Tag ihrer Abreise bestimmt. Sie wäre am liebsten schon früher gegangen, hätte schon früher ihre Nachforschungen nach den ihr unbekannten Verwandten, die vielleicht gar in Armuth und Dürftigkeit lebten, angestellt; allein sie wollte wenigstens einen Monat nach dem Tode ihres Vaters vorübergehen lassen, ehe sie auf unbestimmte Zeit die Heimat verließ. Am Nachmittag hatte sie noch einmal die Grabstätte ihrer Eltern besucht, zum ersten Mal, seitdem die Leiche ih­­res Vaters dort beigesezt worden, und da, in der feierlichen Stille der dem Todten geweihten Stätte, wo sein Sarg neben dem seines unglücklichen Opfers ruhte, da war ein Gefühl unsäglichen Schmerzes um ihn über sie gekommen. Dies Ge­­fühl hatte sie seine Schuld auf Augenblicke vergessen lassen, sie hatte um den Vater geweint, den sie so unaussprechlich geliebt, und der auch ihr stets die zärtlichste Liebe bewiesen ; sie hatte sich die furchtbare, jahrelange Qual vorgestellt, die er seines Verbrechens willen erduldet, und hatte sich das ihm geleistete Gelübde wiederholt, nicht eher rasten noch ruhen zu wollen, bis der rechte Erbe das Geld der Elmenhorst bekom­­men. Die seine Geburt beweisenden Papiere lagen noch im­­mer wohlverwahrt im geheimen Fach des Schreibtisches ihres verstorbenen­ Vaters ; anfänglich war es ihre Absicht gewesen, sie mitzunehmen, doch hatte sie diesen Plan bald aufgegeben, da sie in dem bisherigen Behälter am sichersten waren. Als Reiseziel hatte sie die Stadt Wiesbaden bezeichnet und Doktor Helmold beauftragt, seine wie alle für sie einlau­­fenden Briefe dorthin zu senden. Evelina hatte absichtlich einen größeren Badeort zum einstweiligen Aufenthalt erwählt, denn eines Theils konnte sie an einem solchen unter den vielen Fremden und Kurgästen ungehinderter und unbeachteter als an jedem andern Orte wohnen, und zweitens konnte­ es auch dem Kreise ihrer Bekannten nicht auffallen, wenn sie längere Zeit, vielleicht gar noch im Herbst und Winter, dort verweilte, man mußte höchstens darüber denken und sagen, sie wünsche das Trauerjahr ungestört zu verleben. Von Wiesbaden aus aber wollte sie die Nachforschungen unternehmen, und mit Hülfe der erforderlichen durch den Rechtsanwalt Helmold erfahrenen Namen hoffte sie eine Spur ihres Vetters und seiner Mutter, wenn diese noch am Leben, aufzufinden. Der Entschluß aber stand in ihr fest, nicht eher in ihre Vaterstadt zurückzukehren, bis sie im Stande sein würde, ihm die Millionen zu überreichen, die sein eigen wa­­ren, und ihn auch noch aus ihrem mütterlichen Vermögen für den gehabten Verlust zu entschädigen. Was dann aus ihr werden würde, wußte sie noch nicht ; vielleicht kehrte sie : BE Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten ZU

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