Kaschauer Zeitung, April-Juni 1886 (Jahrgang 48, nr. 38-74)

1886-06-03 / nr. 64

Bi SIE HERE Nr. 64. XLVIIT, Jahrgang 1886. Kaslchauer 3 Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ in eee ZJ EGG ganzjährig fl. esz halbjähr. E 3.58, vierteljähr. aj . 3.30, ‚Für Raichen: „Wit Porstverseudung : „“ A. 6.60, „ „ Bei Inseraten wird die fedemal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr für jede Anzeige. fl. 1.25 fl. 1.65 . Raschau, Donnerstag, 3. Juni. Ei­nw­eilung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaktions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. "Mit dem „Illustr­­ane “. es Weide „Illustr Unterhaltungsblatt in Postversendung: ,, fl. 866, „, , vierteljähr. fl. 1.75 45 ganzjährig fl. 7.--, halbjähr. fl. 3.5­8 fl. 4.30 rn­­. 2 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt­ ein “ Vom Bürgermeister-Jubiläum. Nachtrag. Wir geben hier den Wortlaut der schönen Rede, welche Domherr Dessewffy bei Uebergabe des Albums an den Jubilar, Herrn Bürgermeister Theodor Münster, hielt:­­ „Verehrter Bürgermeister ! Einer der Staatsweisen des alten Rom, der zu gleicher Zeit selbst Consul und einer der berühmtesten Redner der Welt war, Markus Tullius Cicero, sagte in einer seiner Re­­den, daß es das sicherste Pfand des Wohlergehens der Gesell­­schaft sei, wenn man zu öffentlichen Beamten solche Männer erhebt, welche sich durch Rechtlichkeit, mackellosen bürgerlichen Charakter und Fleiß auszeichnen. Ich halte dafür, daß ich nicht nur die Gefühle meiner Mandatare auszudrücken das Glück habe, sondern daß in die­­sem Punkte auch Deine Feinde — wenn deren wären — nichts entgegenreden würden, wenn ich behaupte: Daß während Deiner Dienstzeit Dir diese d­rei Attribute stets­ gebührten! = „­ Diese Deine schönen Eigenschafthaften Fröntest Du noch mit Deiner den wahren Bürger wesentlich carakterisirenden Tugend, daß Du im Zeitraume der Dauer Deiner Bürger­­meisterschaft, während Du den erhabtenen Bürgermeistersitz dieser nicht nur in der Vergangenheit geschichtlich berühmten, sondern­­ in nationaler Hinsicht auch gegenwärtig wichtigen edlen Stadt auf Grund des allgemeinen Vertrauens inne­hat­­test. Du die Interessen der Stadt und deren Bürger vertreten,doch niemal­s über sie und ihnen herrschen wolltest. Wahrlich, Du hast Deine Mitbürger nie als Stufen der Ehrsucht betrachtet, damit Du sodann von jener glänzen­­den Stufe, auf welche Dich deren Vertrauen und deren Schul­­tern erhoben, mit befriedigtem Selbstgefühl herabbliest. Du bist auf Deinem Bürgermeisterstuhle derselbe geblieben, der Du immer warst, der Deinen Mitbürgern zu wüßen stetsbereite einfache Bürger, gleichmäßig Gerechtigkeit ertheilend, Jedermann ohne Rang und Vermögensunterschied, Klein wie Groß gleicherweise em­­pfangend und anhörend mit bürgerlicher Bruderliebe ! Ich gedenke sehr nicht, all jene Schöpfungen zu detailli­­ren, welche während der Dauer Deines Bürgermeisterthums zum Wohle und zur Hebung dieser Stadt dienten; er that Dieß schon beredter und, als älterer Bürger dieser Stadt, competenter — gelegentlich­ der Portrait-Enthüllungsfeier — mein gestriger Rednergenosse. Mir genügt heute das, was ich bis sehr vorgebracht, indem ich erkläre, daß ich es nur für natürlich halte, wenn die Gefühle Deiner Mitbürger an der 30-jährigen Jahreswende seiner öffentlichen Laufbahn auf ein solches Maß gestiegen sind, daß dieselben zur Quelle des Programms dieser Jubiläumfeier wurden. Die alten Römer pflegten ihre hervorragenden Männer auf zweierlei Weise auszuzeichnen, entweder mit Ova­­tion oder mit Triumph. Mit Ovationen für kleinere bürgerliche Verdienste unter Ueberreichung eins Myrthenfranzes; mit Triumph­ in Begleitung eines Lorbeer­franzes zeichneten sie jene Bür­­ger aus, welche wenigstens über 25.000­ Menschen siegten. Verehrter Bürgermeister! Du warst so glücklich, die über 25.000 zählenden Einwohner dieser Stadt mit Deiner Liebe zu erobern. Wir haben Dir deßhalb jezt einen Triumph veranstal­­tet und in dem Bildnißkranze dieses Ehrenalbums überreiche ich Dir im Namen der k. Freistadt Kaschau und in deren Vertretung den Lorbeerkranz bürgerlicher Anerkennung ! Nimm dieses Ehrenalbum als Zeichen des Vertrauens und der Liebe Deiner Mitbürger hin ; es kommt irgendwel­­cher Auszeichnung immer gleich ! Nimm dieses Ehrenalbum und behüte es als eine theure Reliquie in Deiner werthen Familie, daß bei deren Besichti­­gung Deine Kinder und Enkel sich begeistern lernen für de­­ren Vaterstadt Wohl und Ruhm ! Nimm dieses Ehrenalbum , erlaube jedoch, noch ehe ich diesen Bildnißkranz im Namen meiner Mandatare Dir über­­reiche, daß ich nochmals den Consul Cicero reden lasse : „Ornamenta vitae nostrae, honor, dignitas, virtus, non minori negotio retinentur, quam comparantur“. Die Zierden unseres Lebens: Die allgemeine Achtung, Würde, Tugend sind mit nicht weniger Mühe zu bewahren, als deren Er­­werben kostete. Deßwegen bitte ich Dich, daß Du die Fahne, welche Du, den Spuren Deiner biederen Vorgänger folgend, flattern ließest, von nun an mit verdoppelter Kraft in Deiner Hand haltest , bleibe der unbestechliche Träger der Idee ungarischen Königsthums und Staatswesens, der unermüdete Verbreiter der Nationalität, deren Zusammenbruch eventuell nicht nur den Ruin des Ungarstammes, sondern auch den Verlust dessen staatenbildender Kraft bedeuten würde, aller jener Ideen, auf welchem Königthum und Staatlichkeit Ungarns beruht und für welche die ungarische Nation nicht nur ihret­­wegen, sondern zum Wohle jedes Bewohners des Königreichs so viel Blut schon vergoß, und es mit dem Verschwinden des ungarischen Königreichs vielleicht Jahrhunderte langer, bluti­­ger Kriege bedürfte, bis auf demselben geographischen Raume, welchen wir sehr Ungarn nennen, ein neuer, gesunder, fried­­licher und­­ freier Staat sich entwickeln würde. Trachte, daß troß den wesentlich veränderten Berfehrs- und Kommunikationsverhältnissen die Stadt Kaschan auf dem Gebiete des Handels und der Industrie seinen alten hervor­­ragenden Platz behaupte. Sei der Wächter der persönlichen Freiheit, daß in un­­serer Stadt Jedermann ohne Unterschied des Ranges und Standes, der Religion und Nation sich wohl fühlen möge. Sei der Vertheidiger der religiösen Moral, denn die glaubenslose Moral gleicht der Blume ohne Duft und erweist sich unzureichend in der Versuchung. Sei auch der kräftige Erhalter der öffentlichen­ «Ordnung, ohne welche lezte beiden Stabpfeiler des öffentlichen Wohles er gesunde, blühende und friedliche Gesellschaft zu den­­en ist. Lebe lange und glücklich und nach zurücgelegter langer, mit Freuden erfüllter Dienstzeit lasse ein gesegnetes Andenken an diese und Deinen Namen zurück. Und nan, übernehme dieses Album ; indem ich Dir das­­selbe im Namen meiner Sender, der Bürger der k. u. Freistadt Kaschau und in deren Vertretung übergebe, wünsche ich mit ihnen im Vereine, daß Gott Dich zum Wohle der Stadt und zu unser Aller Freude noch lange leben lasse!“ Das große Executiv-Comics hielt am Dienstag Abends eine Schlußsizung, welche das Absolutorium dem rechnungs­­legenden Cassier Herrn Bel­ler nebst protokollarischen Dank für seine praktische Thätigkeit votirte. Auch den beiden No­­taren A. I. Siposs und Kozora wurde der Dank für ihre Bemühungen abzustatten beschlossen und Lebterem Streibgarnitur von Cuivre­poire als Andenken verehrt. eine Wir k­önnen hier nicht umhin, der Verdienste des gan­­zen&recutiv-&omit­es, vornehmlich aber dessen Hauptes, des Präsidenten Hrn. Josef Lang zu ge­denken, die sie sic Alle um das so gelungene Zustandekommen aller Programmpunkte erwarben. Der Erfolg krönte ihr schönes Werk. Herr Lang und seine Getreuen können stolz auf ihre Leistungen zurückblicken ; der Dank aller Mitbürger, den wir in deren Namen ihnen abstatten, möge ihr Lohn dafür sein ! s­­­­­ inn­­­­­ ig Reueste nachrichten. Tipa und Taaffe sollen endlich beide demis­­sioniren Gegen Ersteren drängt man wegen seiner Haltung in der­ Henki-Affaire, gegen Taaffe stehen alle Parteien auf, sogar schon seine verhätschelten Czechen, welche in der Petroleumzollfrage die Polen unterstoßen. Ungarn. Budapest. Die Jansky-Affaire wird so weit aufgebauscht, daß neuerdings Interpellationen im Par­­lamente und Leitartikel in den Zeitungen die Sache unge­­bührlich breittreten. Durch jene That wurde nichts beabsichtigt, durch die nachfolgenden Debatten darüber leuchtet aber so recht die Antipathie gegen das gemeinsame Heer hervor, welcher einige Herren von der Linken freien Ausdruck geben. ; mein wenn Des Vaters Schuld. Original-Novelle von M. Dobson. (56. Fortsetzung.) Meines Vaters ? wiederholte immer erstaunter die Kom­­tesse, auf deren Wangen die Farben wechselten, während ihre sonst so zuversichtlichen Augen die seinen mieden. Darf ich mich Ihnen näher erklären ? Sie neigte bejahend das Haupt; eine tiefe Bewegung hatte sich ihrer bemächtigt, ungeachtet sie den Zusammenhang noch nicht begreifen vermochte. Er hat mir gestattet, Sie zu fragen, fuhr er fort, und seine Stimme zitterte, ob ich mich getäuscht, wenn ich geglaubt, daß ein holdes junges Wesen seine erste reiche Liebe dem ar­­men Roderich Blum zugewandt , um sie zu fragen, ob es seht ihm diese Liebe offen schenken, ob es die Seine, sein geliebtes Weib werden kann und will ! Roderich! sprach leise Komtesse Thekla, überwältigt von ihren Gefühlen, von der Aussicht auf ein Glück, das sie nie für möglich gehalten. Thekla, entgegnete er, ihre beiden Hände fassend. Thekla willigst Du ein, liebst Du mich? O Roderich, Du weißt­ es, flüsterte in seliger Freude zu ihm aufblidend die Komtesse. Im nächsten Moment lag sie an seiner Brust und mit tiefer Empfindung sagte er: Habe Dank, meine theure, geliebte Thekla, für Deine Liebe, deren Besig mich so namenlos selig macht. Sage mir aber auch, daß Dich die meinige beglückt ! Muß ich Dir das sagen, Roderich ? erwiderte sie ernst. Sagt Dir das nicht Dein Herz — Ja, ja, Du holdes Kind! und er drückte sie voll inni­­ger Rührung an seine Brust und tauschte dann den Verlo­­bungsfuß mit seiner Braut aus. Roderich, sagte sie endlich, das blonde Lodenhaupt er­ Ben, während ihre Hände seinen starken Arm umfaßt hielten. oder ich, ich begreife noch Alles nicht. Ist aber diese un­sere Verlobung ein Traum, so laß mich nicht erwachen, laß mich an Deiner Brust, in Deinen Armen — — Graf Roden war leise eingetreten und hatte mit sicht­­licher Befriedigung auf das schöne junge Paar geblickt. Er hatte auch die Worte seiner Tochter gehört, welche aber das Schließen der Thür unterbrochen, und Thekla diesen Laut hörend, entriß sie Roderichs Armen, warf sich an seine Brust und — denn das Glück will auch oft Thränen haben —­­­ brach in lautes Weinen aus. Graf Roden kannte sein Kind, auch Roderich Blum hatte seine Braut in ähnlicher Erregung gesehen, Komtesse Thekla aber faßte sich bald, und mit feuchten Augen zu ihrem Vater aufblidend flüsterte sie: Du guter, lieber Papa, wie unaussprechlich glücklich hast Du mich gemacht! Ihr Vater küßte sie voll tiefer Rührung und inniger Liebe, und ihre Hand in Roderich's legend schloßer Beide an seine Brust und fügte mit bewegter Stimme hinzu : „Nehmt meine besten Segenswünsche, meine theuren Kinder, und möge in Verein mit unsern Lieben, die keine Ahnung davon haben was hier geschehen, noch viele, viele Jahre wiederkehren !“ „Und mögen auch Sie uns lange, lange erhalten blei­­ben, um immer wieder unsern Verlobungstag mit uns feiern zu können, Herr Graf“, erwiderte Roderich Blum mit sicht­­licher Bewegung. „Wie, Roderich, Herr Graf? Nachdem ich dir mein theures, liebes Kind zur Braut gegeben, denn Du hast es nicht von mir begehrt, willst Du mich nicht auch deinen Vater nennen ?“ „Mein theurer Vater !" und tiefgerührt ergriff der junge Mann die Hand des Grafen, um sie an seine Lippen zu führen, dieser aber zog­ ihn an seine Brust, und ein Kuß besiegelte das schöne, auf Achtung und Vertrauen Verhältniß zwischen Vater und Sohn, während die gegründete Komtehe, fest Freudenthränen vergießend, dabei stand. Ihr Vater, dies gewährend, umfaßte auch sie, und sagte sie voll inniger Liebe betrachtend : „Nun aber auch keine Thränen mehr, mein herziges Kind, und laß mich wieder dein frröhliches Lachen hören. Habe ich nicht den höchsten Wunsch deines Herzens erfüllt ?“ „Ja, das hast Du gethan, Du lieber einziger Papa!“ rief freude- und glühstrahlend Komtesse, Thekla ihren Verlob­­ten dabei anbel­cend. „Eine Bedingung aber habe ich bei Eurer Verlobung, Roderich !“ sprach der Graf sich an diesen wendend. „Eure Hochzeit darf erst im nächsten Herbst sein — =“ „Ich bin damit einverstanden, wenn auch Thekla es ist = =“ „Ihr seid Beide noch jung, auch kann ich meine Toch­­ter in meiner Haushaltung noch nicht entbehren,“ fügte er mit einem lächelnden Bli> auf diese hinzu: „Denn Kuno und Mathilde werden wohl bis zu seiner gänzlichen Herstel­­lung in einer südlichen Gegend bleiben !“ „Du brauchst mich auch nicht zu entbehren, entgegnete mit einigem Selbstgefühl die kleine Gräfin. Papa.“ „Wir können bei Dir im Schloße wohnen, und Roderich der nun nicht mehr — —" ;­­ „Studi­en braucht, kann Dir bei Deinen Arbeiten hel­­fen, willst Du wohl sagen“, erwiderte ihr Vater, und beide Männer konnten sich bei diesen schnell entstandenen Plänen des Lachens nicht erwehren. So „Ist das denn nicht möglich ?“ fragte mit leichtem Exp­rethen die Heine Gräfin. „Gewiß, mein Kind, doch laß uns noch seine Zukunften pläne machen, sondern uns vorerst der Gegenwart sagte der Graf Beider Hände in den feinen haltend, freuen!“ „Auch ich habe in Bezug auf unsre Verlobung noch etwas Wichtiges mitzutheilen,“ erwiderte Roderich. „Was kann das sein ?“ und seine Braut bli>be ihn fragend an. „Ich muß den Namen Elmenhorst wieder annehmen, dann nur unter diesem, auf den ich getauft bin, kann ich als Erbe meines Vaters auftreten!“ we­­it seinen Kindern Plag nehmend, sagte jeht. Graf Roden. „Wir wollen noch diesen Abend an unsere Lieben schreiben, und sie von dem hier stattgehabten Ereigniß in Kenntniß setzen !" „Und morgen nach Baden reisen ?" Tochter. „Nach Baden ?" wiederholte der Graf: „Ja, richtig, ich hatte Dir vom Reisen gesagt “ —" „Verschiebe es bis übermorgen, Papa!“ bat Kom­­teffe Thekla. „Ihr Beide sind erst so eben angekommen —" „Falls Du bleiben kannst, Roderich — —" „Ich habe Zeit, Evelina und Sternfeld meinen, daß ich in besonderen Geschäften in meiner Heimath bin!“ „Roderich,“ fuhr nach kurzem Zögern Graf Roden fort, „Deine Cousine liebt Dich wohl sehr und ist eben so ängstlich um dein Glü> besorgt = =“ (Fortsetung folgt.) , fragte seine EH

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