Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1886 (Jahrgang 48, nr. 114-150)

1886-10-23 / nr. 123

­ . . Bräm­merationspreis ohne „Jilustr. Unterhaltungsblatt“ 2 vierteljähr. fl. 1.25 in Kaschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. it Postversendung: ganzj. fl. 6.60, „ M. 3.30“ . Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Erscheint jeden fl. 1.65 und Dienstag, Donnerstag Samstag. 8 Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 68. Kaschau, Samstag, 23. Oktober. Suiineipälinnniisessnspnugtisteheine nn nn EED Mit dem „Zü­nfte. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. r 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 : ee AU Für Hajdan ; Mit Postverssendung : ganzj. fl. 8.60, 7 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt, k 1 KASSA-EPERJESIERTESITO. - 2 - e Reueste Nachrichten. Se. Majestät der Kaiser-König hat am 20. Mittags den Grafen Taaffe, den gemeinsamen Finanzminister Källay und Finanzminister Dun­ajews­ki in längerer Audienz empfangen. Es steht fest, daß die Pforte mit Rußland in der bulgarisc­hen Angelegenheit Hand in Hand gehe, wenngleich die auftauchenden Detailmeldungen über Abma­­chungen, betreffend eine förmliche Kooperation, über­­trieben sein mögen. Ungarn. Budapest. Der bezirksärztliche Dienst in fast allen Stadttheilen soll sehr lau gehandhabt werden. Stadtfisikus Dr. Patruban soll aus Gesundheits­­rücksichten in Ruhestand treten. Die Cholera [läßt indessen merklich nach; troßdem soll der Sit der Delegation für heuer nach Wien verlegt werden. Oesterreich. Wien. Der Polenklub trennt sich von den Brechen wegen der Banknotenfrage; in Folge dessen wer­­den die &zechen auch die polnischen Interessen verlassen. Rußland. Petersburg. Das russische Kabinet hat seitens der Großmächte ganz formelle Zusicherungen erhal­­ten, daß die Rückehr des Prinzen Alexan­­der von Battenberg auf­ den bulgarischen Thron von den Mächten nicht nur nicht­ begünstigt­­ werden, sondern daß eine eventuelle Wiederwahl desselben auch nicht deren Zustimmung erhalten werde. Bei ruhigerer Beurtheilung der bulgarischen Frage scheint es, daß Rußland goldene Brücken gebaut werden sollen, indem die Kabinete bemüht sind, einen Rußland genehmen Thron-Kandidaten aufzustellen und diesfalls ein lebhafter No­­tenwechsel stattfindet. Rußland hat eingesehen, daß die Auf­­„rechterhaltung guter Beziehungen ’zu den Kaisermächten ange­­zeigt sei und ein etwaiger Versuch der Trennung die völlige Isolirung herbeiführen würde. Rußland dürfte Jonach zur europäischen Politik zurückkehren. General-Gouverneur Gurko erhielt ein eigenhändiges Schreiben des Czars mit der Proposition, die Stelle eines außerordentlichen Kommissär­s in Bul­­garien zu übernehmen. Gurko antwortete, er fühle sich wohl drch den neuen Beweis des Vertrauens seitens des Czars höchst geschmeichelt, er glaube aber, seine Aktion in Bulgarien wäre nur dann erfolgreich, wenn er durch M­i­­litärkraft unterstüßt würde. General Gurko erhielt hierauf eine difflirte Depesche des Czars und reiste sofort nach Petersburg ab. Ein Attentat auf den Czaren wird gemeldet. Deutschland. Berlin hier wohlbehalten angekommen, den Frankreich, Paris. Sarrien und Sadi Cornot blei­­im Ministerium, welcher für des Leteren Finanzpro­­jekt einsteht.­­ Italien. Rom. Der königliche Hof beabsichtigt vor seiner Uebersiedlung nach der Hauptstadt einige Tage in Florenz zu residiren und wurde der Palazzo Pitti zur Aufnahme des Hofes hergerichtet. Die Rückkehr nach Rom dürfte am 10. November erfolgen. Auch in der italienischen Armee wurde bereits mit der Einführung von Repetirgewehren begonnen und sind vorläu­­fig 11 Bataillone damit betheilt worden. Unter den demnächst zu räumenden Klöstern befindet sich das Kloster San Pasquale in Neapel. Man fand daselbst statt der gesezlichen Zahl von sieben Mit­­gliedern 181 Mitglieder vor. Bulgarien. Sophia. Gaddar Effendi suchte die Bulgaren zur Annahme der russischen Forderungen zu bewe­­gen, traf aber auf energischen Widerstand. Die Vertreter Oesterreich-Ungarns und Deutschland werden der Eröffnung der Sobranje nicht beiwohnen. Der Grund des Fernbleibens sind die Schwierigkeiten der Reife und der Unterkunft in Tirnowa. Die Agenten wären bereit gewesen, der Eröffnung der Sobranje beizuwohnen, wenn dieselbe in Sophia zusammengetreten wär­e. Der Kaiser ist am 21.­­ . General-Versammlung des Munizipal-Ausschusses, des Abauj Tornger- Komitates. (Abgehalten am 18. und 19. d. M.) Präses der Obergespan Emerich von Darvas. Gleich nach Eröffnung wurde das Intimat des Mini­­sters des Innern verlesen, worin der Commune eröffnet wird, daß k. k. und kön. ung. apost. Majestät, die Beglükwün­­sc­hungs-Adresse aus Anlaß des allerhöchsten Na­­menstages allergnädigst entgegengenommen hat. Wurde mit tiefster Ehrerbietung zur erfreulichen Kennt­­niß genommen. Ueber den verlesenen Bericht des Vicegespans, betreffend den Gang der Gesammtadministration, wurde beschlossen, dem Vicegespan aufzutragen, die Nachtragung der Rückstände zu urgiren und den Bezirksstuhlrichtern einzuschär­­fen, in ihren Berichten die Gemeinden aufzuzählen, welche dieselben von Zeit zu Zeit besuchen. Der Bericht der Control-Commission(s82ä­­mon kérő­szék) veranlaßte den Beschluß, dieses dem Vicegespan an­zufolgen, auf daß er die in dem Actenftüc Berichte erwähnten Mängel abschaffe. Hierauf wurden die verschiedenen auf das nächstjährige Budget bezüglichen Schriftstücke verlesen, das Budget festgestellt und bestimmt, dasselbe behufs Genehmigung der Re­­gierung zu unterbreiten. Die Liste der Virilisten des Comitats wurde festgestellt und bestimmt dieselbe dem Ministerium vorzulegen. Auf Grund der Vorlage des wurde behufs Ergänzung der Anzahl der Verifichrungs-Comits8 gewählten Mit­­glieder des Municipal-Au­sshusses für 5 Wahlbezirke die Wahl auf den 8. November 1. 3. anbe­­raumt. AS Wahlpräses wurde für den Miszlolaer­ Beziek : Franz Beziak, Stellvertreter: August Weber; für den Palhäszner Dr. Bela Nagy, Stellvertreter: Lud­­vig Botka ; für den Nagy-Szalauczer: Georg Föl­­des, Stellvertreter : Peter Bodnár, für den Rudnoker:­ Julius Baán, Stellvertreter: Johann Szalköczy , endlich für den Turnaer: Joseph Roos, Stellverteter : Franz a­­bian entsendet. Das neu ausgearbeitete Budget-Praeliminar bezüglich der Aufrechterhaltung der Straßen m Jahre 1887 wurde der Regierung zu unterbreiten beschlossen. Auf Grund eines Intimates des Ministeriums für Landwirthschaft, Gewerbe und Handel wurde die bezüglich der an Concession gebundenen Gewerbe ge­machte Vorlage behufs einiger ergänzenden Verfügungen an eine Deputation gewiesen. Indem der Ausbau der Z8adany-Misslyeer Straßenstrecke seitens der Regierung abgelehnt wur­­de, hat die Commune beschlossen, den Aus­bau seiner Zeit nach Möglichkeit auf eigene Kosten vorzunehmen. Bezüglich­ der Oberaufsicht, betreffend die am städtischen Gebiete befindlichen Gefängniß-Locale, wurde ausgesprochen, daß das Comitat auf den bisherigen Gebrauch beharre, wornach die Aufsicht­ durch den Verwals­­tungs-Ausschuß des Comitats weiter ausgeübt und behufs Belassung dieses Gebrauchs an die Regierung eine Petition gerichtet werde. Auf Grund des Erlasses des Ministeriums in Sacher der in Folge Kränklichkeit zweier Beamten Stephan Bulgnen und Joseph Szlávy erwachsenen Unkosten wurde ,=­ da die Gesundheit des Pultzner bereits hergestellt , die Verfü­­gung getroffen dem Jof. Szlávy bis­ Ende December b. Jahres mit Belassung der Hälfte seines Gehaltes einen wei­­teren Urlaub zu ertheilen. Mit Aücsicht auf die Anordnung des Honved-Mini­­steriums wurde als Grundlage für Entlassungen aus dem Militär-Verbande als Maximum der de Entlassun­­gen rechtfertigenden Einkünfte bei Bauern-Gütern der Be­­trag von 250 fl. festgelegt. (Fortsetzung folgt.) LE,­­ SSR a . Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. Bei verschlossenen Thüren. 8. Fortsetzung.) Baronesse Thekla blickte eigenthümlich lächelnd auf An­­deren Herz sich krampfhaft zusammenzog. „Werden Sie, gnädige Komtesse, auch den Winter hier auf dem Lande zu bringen ?“ fragte Graf Eugen Silas Au­relien.­­Er wunderte sich nicht wenig, wie er in dieses ärm­­liche Haus, zu diesem alten Oberst und in die Gesellschaft des blassen Mädchens gerathen war. Er konnte sich in kei­­ner Weise orientiren und wollte wenigstens wissen, was für Leute es sind, die in diesem verlassenen Eulenreste wohnten,­­ zu denen sie zum Frühstücke gekommen waren,­ vor welchen sie sehr aber das Weite suchten.­­ „Wir wohnen hier den Sommer, wie den Winter über," erwiderte Aurelie in ruhigem, fast gleichgiltigem Tone. „Das muß sehr traurig sein!“ „Nichts erscheint uns traurig, woran wir gewöhnt sind.“ „Aber sehnen. Sie sich denn nicht wenigstens weg von hier?“ Und ein Blik voll Geringschägung, man möchte fast sagen voll Verachtung, auf alle die Armseligkeit, die ihn um­gab, begleitete diese seine Worte. Aurelie verwundete dieser Bli, sowie das eigenthüm­­lich satirische Lächeln, welches die Lippen des Grafen um­­spielte, in tiefster Seele. „Ich dachte noch nie an einen Domizilwechsel.“ „Im Sommer mag die Gegend ja sehr hübsch sein, aber im Winter ist sie ein wenig unfreundlich“, sagte Baron Marcus Perbys, bloß um etwas zu jagen; denn bisher hatte er nur den Plafond des Saales betrachtet. „Giebt es hier interessante Jagden ?“ fragte die Bar­ronin, sich an den Hausherrn wendend. „Die Gegend ist sehr waldreich, und der Boden eignet sich besonders zu Fuchsjagden.“ „Reiten Sie?“ fragte lebhaft Thekla Aurelie. „Rein, ich treibe gar seinen Sport.“ „Das ist schade. Ich rechnete auf ihre Gesellschaft, und­­ so werde ich wieder die einzige Dame unter Herren sein.“ erb, in Helene Bictoris?" fragte eifrig der gl. — „Ihr gestattet die Mutter das Reiten nicht.“ „Es ist Zeit zum Aufbrechen,“ sagte Baron Marcus Perbys, indem er seine Uhr hervorzog und auf seine Mutter einen fragenden Bli> warf,­­ ihrem Plate erhob. „Du hast recht,“ erwiderte diese, wobei sie sich von „Wir müssen gehen, wenn wir die Her­­zogin nicht warten lassen wollen.“ Sie erhoben sich alle von ihren Plätzen. „Auf Wiedersehen, mein liebes Kind,“ sagte ziemlich fühl die Baronin ; „wir hoffen, Herr Oberst, Sie beide bald bei uns zu sehen. Lassen Sie uns nicht zu lange warten.“ Graf Mindszenty verbeugte sich mit kalter und reichte der Baronin seinen Arm, um sie zu ihrem Reserve Wa­­gen zu geleiten. Aurelie dankte stumm für die so herzliche Einladung, drückte die Hand Thekla­ 3 und gestattete den jun­­gen Männern, ihre Hand zu küssen, die alle so rasch den Salon verließen, als wenn sie sich vor einer anstehenden Krankheit gefürchtet hätten. Graf Silas geleitete Thekla die Treppe hinunter. „Ich möchte heute nicht in der Haut meines Bruders stehen !“ flüsterte Thekla dem Grafen zu. „Warum?“ „Er beging die Ungeschicklichkeit, uns hierher zu füh­­ren, und voraussichtlich wird ihm Mama eine derbe Lektion ertheilen!“ „Wie, sind Sie zum ersten Male hier ?“ „Zum ersten und zum lezten Male! Daran können Sie doch wohl auch nicht zweifeln?“ „Ich bin mit den Verhältnissen in diesem Hause nicht vertraut! aber ich muß gestehen, daß mich die Haushaltung, das Schloß, das Konversationszimmer, der Hausherr in ab­­geschabter Toilette und Aurelien­ halte, gemessene, ich möchte fast sagen, säuerliche Art und Weise ein wenig überrascht hat.“ „Wie finden Sie sie ?“ „Soll ich die Wahrheit sagen?“ „Deshalb frage ich ja.“ „Ich habe sie nicht genau betrachtet.“ Graf Mindszenty blickte seinen Gästen lange nach. „Geht nur !“ rief er dann empört. „Eure Gesellschaft bietet wenig Genuß. Euer Spott beleidigt und erzürnt, aber er thut diesem Herzen nicht mehr wehe, welches durch viel größere Prüfungen bereits gegangen, als daß solche kleine Nadelstiche noch einen blutigen Eindruck hinterlassen könnten.“ Mit gebeugtem Haupte kehrte er in den Salon zu­­rück, wo ihn Aurelie mit ruhiger Miene erwartete; nur der scharfe Beobachter konnte in dem unheimlichen­­ Aufflammen ihrer dunklen Augen ihre innere Erregung erkennen. „Wir wollen frühstücken,“ sagte diese, ihrem Vater die Hand reichend. „Das war eine entschiedene Beleidigung!“ rief der alte Graf zornerregt aus. „Warum? Io war auf alles vorbereitet.“ . Sie traten an die schöne, gedeckte Tafel heran, auf welche soeben Marie die gesamaßvoll tranchirte Hammelkeule gestellt hatte, ziehen. „Ich werde deshalb den Baron Perbys zur Rechenschaft . Eine Beleidigung habe ich mir nie gefallen lassen, ohne dafür Genugthuung zu fordern.“ „Ja, lieber Vater," sagte Aurelie, indem sie Plat nahm und den Thee einschenkte, „man hat uns gründlich ausgelacht , aber wir wollen nichts thun, um den Schimpf des heutigen Tages zu vermehren. Wir wollen gar nicht davon Notiz nehmen, daß die Perkyls in der Nachbarschaft wohnen. Wie sie nach ihrer Fagon leben, so wollen wir es auch thun ; aber mein Herr Vater mag aus diesem Besuche die Lehre schöpfen, daß wir von der Welt nichts zu hoffen haben. Wir dürfen auf keine bessere Zukunft rechnen und­­ müssen uns vor allem vor dem Umgange mit Menschen hüten, welche uns, trogdem wir ihnen im Range gleichgestellt sind, in unseren Lumpen verachten.“ Der Oberst stürzte wüthend den heißen Thee hinunter. „Du wirst zu Deiner Großmutter nach Wien­ reisen,“ sagte er, einen Brief aus der Tasche ziehend. „Ja, wenn sie etwas von mir wissen wollte, ginge ich gern zu ihr; aber sie hat mich immer gehaßt.“ 4 „Heute habe ich diesen Brief bekommen, lies ihn und entschließe Dich.“­­ Aureliens Antlitz glühte, als sie den Brief in die Hand­­ nahm , aber sie war lange unschlüssig, ob sie ihn lesen sollte. Endlich raffte sie sich zusammen und las folgendes : „Mein lieber Schwiegersohn! Ich bin seit Wochen leidend und möchte gern Aurelie­ um mich haben. Wenn bei Ihnen niemand ist, der sie nach Wien begleiten könnte, so will ich Ihnen meine Kammerfrau senden ; aber ich verlange unbedingt, daß Aurelie komme und zwar in kürzester Zeit. Auf Vergnügungen jedoch soll sie nicht regnen. Is bin alt und krank und kümmere mich nicht mehr um die Welt. Antworten Sie mir umgehend, ob ich Babette zu Ihnen hinsenden soll. Gräfin Fanny Sittova.“ (Fortsezung folgt:) relie, junge * Veen, . . .

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