Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1887 (Jahrgang 49, nr. 113-151)

1887-11-08 / nr. 129

N­ iz Nr. 129. .KIELEX. Jahrgang 1887. HSZ aschauer - Kaschau, Dienstag 8. November, eilung. ne­u . Pränumerationspreis ohne „Sluftr. Unterhaltungsblatt“ Für Kaschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2­50, vierteljähr. Mit Postversendung z ganzj. fl. 6.60, „ fl. 3.30, x "Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene­ Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. [ Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag fl. 1.25 und Samstag. fl. 1.65 Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Für Kaschau : Mit Postversendung : ganzi.. fl. 8.60, „ Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 1.430, „2 Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KASSA-EPERJESI ERTESITO. " ; Reueste Nachrichten. Ungarn. Budapest. Graf Paul Széchényi “wurde als Abgeordneter von Kapo S3varcontra Körmendy verifizirt. In Preßburg wurde Dr. Desider Szilágyi, der sich parteilos erklärte, mit 116 Stimmen Majorität gegen­­ den Liberalen Daniel M­o­l­ec zum Ablegaten gewählt. Am 1. November findet hier eine Enquete wegen E­r­­bauung einer stabilen Brühe bei Preß­­burg statt. Auch an die Preßburger Stadtgemeinde erging die Einladung, einen Vertreter in die Enquete zu entsenden. Oesterreich. Wien Am 6. war Tipa bei Sr. "Majestät in Audienz und conferirte später mit Bankdirektor "Moser. " Rußland. Petersburg. Vor einigen Tagen ist man hier in einem Hause am Ekaterinenhofer­ Prospekte in der Nähe des Katherinen-Kanals, welches einem Apotheker Namens Schuppe gehört, neuen nihilistischen An­schlägen auf die Spur gekommen. Es wurden D­y­n­a­mitbomben und andere kompromittirende Materialien mit Beschag belegt und Verhaftungen­­ vorgenommen. Deutschland. Berlin. Die Rekonvaleszenz des Kaisers schreitet regelrecht fort ; der Kräftezustand bessert sich langsam, macht aber noch eine größere Schonung nothwendig. Dagegen meldet man, daß der Kronprinz wieder sehr Helfer sei. Holland. Haag Die erste Kammer nahm in zweiter Lesung die gesammte Vorlage betreffend die­ser Fassungsrevision an. Nach Promulgirung dersel­­ben werden die neuen­ Kammern­ im Frühjahre 1888 auf der Basis des weit ausgedehnteren Wahlrechtes gewählt. Belgien. Brüssel. In der Provinz Hennegau scheint eine neue Arbeiterbewegung im Anzuge. Mehr als 3000 Kohlenarbeiter stellten die Arbeit ein. Nach Berichten hiesiger Blätter fürchtet man die Ausdehnung des Strikes. Un­­ruhen sind bisher nicht vorgefallen. Großbritannien. London. Die Radicalen wur­­den ernstlich durch das Gerücht allarmirt, daß Botschafter Morier von Petersburg der englische zurück­berufen werde, welches im Verein mit der Berufung Lytton's nach Paris den Verdacht erhöht, daß Salisbury entschlossen sei, eine starke antisrajitische Politik­­ durchzuführen. — Gerüchtweise verlautet, daß der Ministerrath ein wichtiges Meu-Arrangement im Cabinet beschloß. Frankreich. Paris In der Frage über die Enquete stimmte das ganze Haus für die Spezialdebatten. Der gesammte Regierungs-Gesezentwurf wegen der Conversion wurde mit 276 gegen 161 Stimmen a­n­­genommen. Spanien. Madrid Die Königin wird die für den 1. Dezember einberufenen C­ortes persönlich mit einer Thronrede eröffnen. Das Befinden der Königin Marie Christine und des jungen Königs ist überaus befriedigend. Italien. Ro­m. Allgemeines Aufsehen erregt die V­er­haftung des Canonicus Mancini wegen Mädchenraubes; derselbe hatte ein jun­­ges Mädchen der Mutter entführt und in ein Kloster gesperrt, aus welchem die Polizei es Br­­.d. befreite. Sämmtliche Blätter besprechen die alte. Griechenland. Athen. Die Kammer wurde ohne Thronrede am 5. eröffnet. Die Bureaus wurden gewählt. Die Regierung zählt 39, die Opposition 28 Abgeordnete. Serbien. Belgrad. Die Beseitigung der Min­i­­sterkrisis befriedigt zwar, allein es herrscht doch sowohl im liberalen als im radicalen Lager Mißmuth darüber, daß ein bloßes Gleichgewicht hergestellt worden, während man in dem einen wie in dem anderen La­­ger das Uebergewic­ht anstrebte. König Milan brachte bei einem Galadiner zu Ehren der in Belgrad zur Synodial-Sigung versammelten Bischöfe einen Toast aus, doch welchen die Frage der Errichtung eines serbischen Patriarchats als­ besei­­tigt gilt. Der König stellte seitens seiner Regierung eine sorgfältige Prüfung­ und Unterstüzung der Synodialbeschlüsse in Aussicht und ermahnte die Bischöfe, in Eintracht und Uebereinstimmung mit der Regierung, die sein Vertrauen befige, zum Wohle der Kirche zu wirken. Mit starkem Nach­­drucke sprach dann der König seine Hoffnung aus, daß die Synode allem aus dem Wege gehen werde, was mit den Patriarchaten in Kar­­lovik und Konstantinopel Weiterungen hervorzurufen vermöchte, sion Bulgarien. Sophia. Der Fürst­­ hat die Dem­is­­des Kriegministers Mutkurow, welche er in Folge Differenzen über die Besezung des Directors der Kriegsschule am 3. überreicht, nicht angenommen. — Die Offiziere der Garnison erhielten Ordre, vor 11 Uhr Abends kein öffentliches Local zu betreten. ! un Lokal-Nachrichten. — Ein neuestes Portrait unseres Herrn Bischofs Dr. Sigismund Bubies ist in der Auslage der Kunst- und Musikalienhandlung Koczanyi und V­it 63 zu sehen. • — Zum Namenstage des Hrn. Bürgermeisters Theodor Münster, welcher­ auf morgen den 9, d fällt, bes­teiten sich seine Freundeskreise und Verehrer vor, ihm eine Ovation darzubringen. Auch wir wollen in der Reihe der Gratulanten mit unserem Wunsche nicht fehlen und bringen­­ ihm hier ein herzlich-inniges , Elsen" dar. — Trauung. Am 15. d. findet die Trauung des Herrn. & ung. Cultusingenieur . Josef von­­ Udrangig mit Fräulein Anna von Kelcz in der Seminarkirche durch den Domherrn Hochw. Paul Szmrec3nänyi aus Erlau statt. — Die Katholikenversammlung am Sonntag wählte einen 50 gliedrigen Ausschuß, welcher aus sich die Deputations-Mitglieder für den Bischofs-Empfang und deren Führer wählen wird. — ODessentlicer Dank. Zum Zweke der Neu und Umgestaltung der Kaschauer röm. kath. Lehrerinenpräpa­­randie sind bei der Gefertigten neuerdings folgende gütige Spenden eingelangt : von Ihre Excellenzen die Hrn. Bischöfe : von Neutra Hw. August Roskoványi 10 fl., von Csanád Hw. Alexander Bonnaz 50 fl., von Zips Hw. Georg Czapka 20 fl. von Siebenbürgen Hw. Franz Lönhardt 10 fl., der Hw. Hr. Probst von 3 a ß 6­50 fl., die Hw. Domkapitel von Gran 10 fl., von Kaloc3a 5 fl. von C3anadh 10 fl., von Rosenau 10 fl., Hw. der Abt von Zirc Hr. Hieronymus Supfa 5 fl., Hw. Hr. Pfarrer Anton Majorsky von Neusohl 10 fl., Hw. Herr Abt und Domherr Stefan Kov­a= c386czy von Erlau 10 fl, Hw. Herr Probst von Tyrnau 5 fl. Zusammen 205 fl. Indem wir die Uebernahme dieser gütigen Spenden hiemit auf diesem Wege bestätigen, mögen die hochgeehrten edelsinnigen Geber für dieses der nationalen Frauenerziehung neuerdings gebrachte Opfer den innigsten und wärmsten Dank des Sammlungskomites entgegennehmen. Kaschau, 29. September 1887. Im Namen des Sammlungs­comites Karoline Wandraschek Comite-Präsidentin. — Todesfall. Am 3. b. verstarb hier nach lang­wieriger Krankheit das Fräulein Margit Korponay bv. Komenka in dem jugendlichen Alter von 17 Jahren, Hero und Leander. Novelle von „Cicada““. (Schluß.) "Zwei Jahre sind nach diesem für Lucile und Richard Jo verhängnißvoll glücklichem Tage verflossen. Nachdem das junge Mädchen die Brautzeit in Neubach unter dem Schuße ihrer Tante zugebracht hatte, finden wir sie heute an einem schönen Vormittage des Monat September in ihrem Vater- Haus zu Oberwalden. — Lucile im vollsten Brautschmuck stand in ihrem Gemache am offenen Fenster und blickte träu­­merisch in die schöne Herbstlandschaft. Aus dem übermütigen Kinde war eine anmuth­volle Jungfrau erblüht ; ein unwider­­stehlicher Zauber sprach aus ihren lieblichen Zügen. Sie gli) einer angehauchten frischen Pfirsichblüthe. — Richard und Frau Ilmenhorst standen hinter ihr. — Das Auge “des glücklichen Bräutigams ruhte mit Entzücken auf seiner­­ Braut, plößlich lächelte er.­­ Hoffer immer mein Vormund und gestrenger Erzieher gewe­­sen, so­ wäre ich schon längst ein solches Engelexemplar ge­­worden.“ „Mir scheint,“ lächelte Frau Elmenhorst, „Ihr wollt „Was lachst du Richard,“ trug Lucile sich umwendend ; Jie hatte unter dem Schleier von der Seite zufällig den stillen „Bewunderer angeblich und sein Lächeln war ihr nicht ent­­­gangen. „So dachte an die unterbrochene Traung des armen “Schilf , das mag vor zwei Jahren beiläufig um diese Zeit „gewesen sein. — Der Bedauernswerthe­ er hat, troßdem er ein Advokat ist, das Kürzere ziehen müssen.“ „Mein Gott! welch welch ein Kind war ich doch zu jener „Zeit“, rief die Braut heiter. „Und bist Du jezt mehr Luci ?“ „Richard, beleidige mich nicht," sprach sie schmollend, "doch legte sie im früheren Tone fort: „Siehst Du, diese Winterbrautschaft mit Stilf, war sehr nüßlich für mich ; eine “gerechte Strafe, die ich für meinen Uebermuth und Leichtsinn wohl verdiente, denn ic war im Grunde genommen ein Ausbund.“ „Du warst von jeher lieb und reizend, rief Richard Hingeriffen, nur in verschiedenen Gestalten, früher Kobold, seht ein Meisterwerk Corregio­ 3.“ „Dieses Kompliment verdient einen Kuß“, lachte Lucile ihre kleine Hand hinreichend. — „Sieh Richard, wäre mein guter Papa am Leben geblieben, oder wärest Du statt Onkel mit Plaudern die Stunden der Trauung verpassen. Es ist Zeit Kinder, die Gäste harren schon alle versammelt im gro­­ßen Saale." —­­­ — Bald betraten Richard und Lucile die schlichte Kirche von Oberwalden. — Bei der Zeremonie finden wir nur die nächsten Verwandten und Bekannten anwesend Es sind die Harnaus mit ihren Kindern Robert und Eveline. Lettere war seit Kurzem die Braut ihres Cousin­s Friedrich von Ordenberg geworden, =­ und hinter ihnen Lucilens gewesener Vormund, Anselm Hoffer mit seiner Gemalin Rosine, geborene Duffer. — Das Glüh, — Rosinens hingebende Liebe hatte ihn mit den Menschen ausgesöhnt. — Ihre vortrefflichen Eigenschaften nehmen wohl alle Feine Gedaufen gefangen in diesem Augenblic, denn sein stolzer Bli> weidete sich mit Wohlgefallen an seiner Ehehälfte. Rosine sah noch in ihrem zimmerbraunen Galakostüm und den Dahlien, Anselms Lieb­­lingsblumen, im Haare, recht jugendlich aus und konnte das Herz ihres Mannes, troßdem sie schon zwei Jahre vermählt waren, vollends beruhen. In der That ein so glückliches Ehepaar wie dieses, konnte man weit und breit nicht finden. — Gottes Segen fehlte in ihrem Bunde nicht, das bewies die zahlreiche Familie, welche hinter den glücklichen Eltern stand und auf welche Anselm stolz sein konnte, standen zwei kleine Bebe's, =­ An der Hand zweier Kindsfrauen die jezt in dem reizenden Alter sich befanden, wo man die Kunst des Gehens erlernt. — In diesen kleinen festen Staatsbürgern stellen wir dem Leser Anselms Erstgeborene vor, die Zwillingsgebrüder Sepperl und Papperl, doch sind wir mit ihnen noch nicht fertig. Zwei Ammen, mit Anselms Zweitgeborenen werden sichtbar. Es sind Säuglinge, die Zwillingsgeschwister Netterl und Zetterl. — Doch um Anselms Glückseligkeit vollkommen begreifen zu können, wollen wir dem Leser einen Blic in das Tagebuch des gesegneten Vaters werfen lassen. „Schwarzwald den 12. September 18.9. Ich bin ein glücklicher Gatte und ein glücklicher Vater, folglich der glüc­­kichste Mensch auf Gottes Erdboden. — Wahrlich es ist nicht gut dem Geschicke entgegen zu arbeiten, was geschehen soll geschieht, troß allen Sträuben. Rosine und ich waren für einander bestimmt in aller Ewigkeit und ich kann es jett frei sagen,­ daß sie für mich die passendste Frau ist. Weder Marie noch Lucile hätten mir dies vollkommene Glü> ge­­währen können, keine von ihnen, das ich jezt mit vollen Zügen genieße, denn ich bin überzeugt, würde auf meinen Tisch solche Gerichte jegen wie Rosine. Betrachte ich erst meine zwei Zwillinge, so wird meine Ueberzeugung zur unerschütter­­­­lichen Gewißheit : Rosine -Du bist ein Prachtexemplar ! Du bist in jeder Hinsicht unübertrefflich, Du sorgst für Geist, Herz und Magen. — Es beweist dies der Umstand, daß seit Du geliebtes Wesen mich beglücst ich an einem großem wissenschaftlichen Werke arbeite.“ „Der Einfluß einer geregelten Fütterung bei Kindern und Erwachsenen auf die geistige Thätigkeit.“ Daß Du mein Herz vollkommen befriedigst, beweist, daß ich seht außer dir Niemanden Andern mit Liebesanträgen beglühe, und was den Magen anbelangt, so sollen statt mir folgende Zahlen sprechen, die das Gewicht von uns Jedem zu bestimmten Zeiten ausdrücken. — Nr. 1. — 39 Anselm Hoffer der Vater. Vor der Hochzeit wog ich 80 kgr. Während der Braut­­schaft mit Lucile verlor ich 5 kgr. meines gewöhnlichen Ge­­wichtes, was für Lucile von Chevenal nicht empfehlend ist. — Gerechter Gott wie weise bist Du! — Als Luciles Gatte wäre ich schon vielleicht heute zu einem armen Gaul herab­­gemagert, denn diese Liebe hat mich verzehrt und ihre Roh­kunst hatte mich zu einem Gerippe ausgemergelt. — Doch brave Rosine, edles Weib, Du hast an mir doppelt erregt, was ich durch Lucile verloren, denn schon ein Monat nach der Hochzeit wog ich um zehn kgr. mehr d. h. 90 kgr. Summa summarum 10 kgr. Das heißt nach zwei Jahren habe ich netto zwei R­entner. Nr. 2 Rosine als Mutter. Die Verünftige ! sie sorgt immer gut für ihr körperliches Wohl, wog sie 100 kgr. gegenwärtig 110 kgr. Vor der Vermählung Nr. 3 meine Kinder. — Erstens: Sepperl und Pepperl. Im Alter von fünf Monaten. Sepperl 18 kgr., Pepperl 20 kgr 2 dkgr. Jetzt hat wieder Sepperl mehr d. h. 30 kgr. und Pepperl 28 kgr. 92 dkgr. — Zweitens meine Töchter, Netterl und Jetterl , gegenwärtig 3 Monate alt. Erstere 12 kgr. Letztere 12 kgr. 15 dkgr. Dh Zukunft!!! Zukunft für Anselm Hoffer erfreulich sein werde und wünschen, er möge dieses am Abende seines Lebens erlangte häusliche Glü> noch lange in steter Gesundheit und Zufriedenheit genießen. d Ende. Wir wollen hoffen, daß diese­­ Den 5. April 18.. um 2 fgr. mehr. Am 8. Juni 18... um 2­­. fgr. mehr. Den 24.. September 18 . . nur um­ 1 gr. mehr. Am 27. Dezember 18.. um 3 kgr. mehr. Am 11.­­August 18.. um 1'/, fgr. mehr.

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