Kaschauer Zeitung, Januar-März 1888 (Jahrgang 50, nr. 1-38)

1888-01-14 / nr. 5

. ; “A a Seite 2. Zz 42 Das Intimat des Ministeriums in Ergänzung­­ der Verordnung über die Institute, welche in Gemäßheit des Dualisieirungs-Gejeges, die nöthigen für Staatsdienste3posten Vorkenntnisse zu ertheilen geeig­­net erklärt wurden, wurde ad acta gewiesen. In zwei Regalerechts-Verkürzungs - Angelegenheiten, nämlich in der des Moritz Herz gegen Johann Csányi sen. und junior in Nagy-Ida und in der des I. Pressig gegen Joseph Neumann und Jakob Fa­b­er wurde in dritter Instanz die erstbehördliche Entscheidung, welche die Verkürzung des Regalrechts ahndende Bestimmun­­gen enthält, genehmigt. Ueber die Verordnung des Ministeriums für öffentliche Arbeit und Kommunikation, womit die Appellation der Gemeinde und der gewesenen Frohndienstler (urberesek) von Mißleka, gegen die Entscheidung der Expropriations-Kom­­mission in Sachen des Kaschau-Arangidkaer Fahrweges abgewiesen und die Entscheidung genehmigt wurde, hat der Ausschuß bestimmt, hievon den Präses der Expro­­priations-Kommission und die Appellanten in Kenntniß zu setzen. Das Intimat des Kultusministeriums über Genehmi­­gung der Wahl des Matrikelführers für den Abauj - Szántóer Bezirk wurde zur Kenntniß genommen. Auf Grund des Berichtes der entsendeten Untersuchungs- Kommission wurde beschlossen, an das Honvedministerium eine aufklärende Adresse, in dem Sinne zu richten, daß an der Verzögerung der Aron Fül­öp'schen Angelegenheit, bezüglich deren das Honvedministerium die Vorlage von bestimmten Daten dreimal urgifte, der frühere­ Stuhlrichter des A. - Szänt­ö­er Bezirkes der schuldtragende Faktor sei. Die Wahl des Rabbiners zu Nagy-Ida, Herman Reichmann zum Matrikelführer dieses Bezirkes wurde seitens des Verwaltungs­-Ausschusses genehmigt. Der Semestral-Bericht des Vicegespans wurde mit dem erledigt, daß bestimmt ward, ein Exemplar dem an die Re­­gierung zu richtenden Gesammtberichte beizugeben, das andere der Versammlung des Municipal-Ausschusses vorzulegen. Diese Erledigung widerfuhr allen Semestralberichten, die übrigen Referenten sämmtlich vorgelegt hatten, welche auch Statt des wegen seiner Krankheit verhinderten Komitats­­physik­s referirte ebenfalls der Honorar-Obernotar von HammerS­berg. Auf Grund dieses Referates wurde das über den Unglücksfall des August C3ic3ava (der im Rausche zwischen die Pferde gefallen und geschleift wurde), aufgenom­­mene inquirirende Protokoll zur Kenntniß genommen , hin­­gegen bezüglich der in Ammeschaft befindlichen Kinder bestimmt, wegen deren Evidenzhaltung die Vorschriften des 14. G.-Art. des Jahres 1876 einzuhalten. (Schluß folgt ) Lofkal-Nachrichten. — Dessentliche Anerkennung. In der am 5. I. M. stattgehabten Sißung unseres städtischen Verwaltungs- Ausschusses wurde der Bericht des kön Schulinspektors kön. Rath Dr. Karl Veredy verlesen ; — der Herr kön. Rath erließ sich in selbem in der schönsten Anerkennung gegenüber dem hiesigen Ursuliner-Konvente, wo die Vorge­­setzen des Schulunterrichts alles aufgeboten hatten, um das Institut den Anforderungen des Unterrichts in ungarischer Sprache zu entsprechen ; „die Magyarisirung — sagte der Herr kön. Rath — hat hier ihren Höhepunkt beinahe bereits erreicht." — Gewiß der schönste Lob bezüglich echt patriotischer Gesinnung! !! gebung — Aus der Advokaten-Kammer. Laut Kund­­der Kaschauer Advokaten-Kammer verlegte der bis­­herige G -A.-Ujhelyer Advokat, Michael Horváth, seinen Bar innerhalb des Kammergebietes von Ujhely nach aschau. — Die Hochzeit des Grafen Croy mit Frl. Rosa von Sem­sey de Semse fand am 4. b. in der Kirche zu Semse mit großer Feierlichkeit statt. Sei Hochwürden der Direktor des Budapester Central-Priesterseminars Nándor Czibulska vollzog die Trauung, welcher der Vater des Bräutigams nebst mehreren Herren aus Frankreich, sowie zahlreiche hierländische Verwandte desselben und der Braut anwohnten ; auch der Adel unserer Umgebung war glänzend vertreten. Mittwoch reiste das Brautpaar und einige Gäste, — Donnerstag die übrigen­ Gäste ab. — Edle Spenden. Für die 100 Jahr alte Witwe Szagola und die Witwe Ma how­ky spendeten die zur Linderung der Noth unserer Armen stets gerne bereiten Fräulein Gru­d­en und ein wohlbekannter ,Un­ge­nannt“ je zwei Gulden, welche wir an Frau Karoline Wandraschek abführten, welche sich freundlichst der Mühe unterzieht, die Betheilung der Armen zu vermitteln. Dank den stets bereiten edlen Menschenfreunden im Namen der darbenden Armuth. = Die Kleinkinderbewahranstalt in der Florian­­gasse wird von Seite des Publikums weniger beachtet und bei Wohlthätigkeitsakten selten berücsichtiget ; in den lezten Jah­­ren haben auch die Sammlungen kein Ergebniß geliefert und die Sammler sind rau geworden ! Und doch ist es ein Insti­­tut von so hervorragender Wichtigkeit für die Zukunft der Jugend unserer unbemittelten Klassen, die ihren Kindern keine Aufsicht zu Hause angedeihen lassen können und diese in die Bewahranstalt schien, wo der Keim der guten Erziehung eingepflanzt und gehegt wird. „Zum Andenken und auch zur Aneiferung mögen hier die Spenden folgen, welche im gegenwärtigen Dezennium der Anstalt gewidmet wurden : Im Jahre 1881 durc­h Frl. Ernestine Rößler gelegentlich einer Gesangsmesse in der Akademiekirche einge­­gangen 178 fl. 50 fl. Geschenk der Gräfin Hadik-Bar­­x Gc3zy 100 fl, Sammlung der Frau Zähr 64 fl, der Frau Karoline Wandraschek 38 fl. des Frl. Rosa von S­o 68 52 fl. 60 kr. .­­ Im Jahre 1882. Sammlung der Baronesse Geor­­gine Melczer 20 fl. 50 kr, der Frau Wandra­­schet 20 fl, Frl. Rosa von So 6­8 60 fl., die oberunga­­rische Baugesellschaft 20 fl. 1886 Im Jahre 1883, 1884, 1885 wurde nichts gesammelt , spendeten die Herren T first 15 fl., Michael R­ér­päßky 1 fl; hinzu kommt noch die Sammlung des Hrn. Josef T­im­ko von 30 fl. und ein Geschenk der oberungari­­schen Baugesellschaft im Jahre 1887 mit 75 fl. Im ganzen wurden 680 fl. gespendet, welche mit den mittlerweile aufge­­laufenen Zinsen sich auf 872 fl. 30 kr. Fond erhöhte, der aber nicht angegriffen werden soll. — Möchten doch die Rei­­chen dieser Anstalt recht oft gedenken ! — Das Theaterbaucomite beschloß in der Sigung vom 12. d., ein dreigliedriges Comité und zwar­­ die Herren Edmund Eder, Michael R­o­p ä3ßky und Jos. Halmos damit zu betrauen, wegen Adaptirung und Theatergebäudes, an dessen Stelle des jebigen Redouten­­das neue Theater zu stellen beschlossen wurde, mit Fachleuten sich zu besprechen und vom Resultate dem Comits Bericht zu erstatten (der Holz­­pla wurde für ein neues Theater ungeeignet befunden und ein anderer Platz gar nicht in Betracht gezogen) ; ferner hat dieses engere Comité auch die Baukapitalbeschaffung zu berathen und geeignete Vorschläge zu machen. In nicht ferner Zeit also er denn doch die Theaterbaufrage in ordentlichen Fluß­ommen. — Zur Berathung in der Dampfbadfrage werden heute Nachmittag 4­­­ Uhr fünfundvierzig hiezu ge­­ladene hiesige Herren im Handelsfammersaale zusammenkom­­men. Wir empfehlen denselben die Durchlesung unseres heu­­tigen diesbezüglichen Artikels. — Zodesfall. Am 8. b. verstarb zu Eperjes Herr Andreas Sz 6­man Hausbesiber im 65. Lebensjahre und wurde derselbe am 10. bo. alldort unter großer Theilnahme der ganzen Stadt und Aller, die dem biedern charactervollen Mann kennen und schätzen lernten, zu Grabe getragen. Der Verstorbene war der Vater der hiesigen Kaufleute Gebrüder Széman und der Eperjeser­städt. Arztensgattin Frau Julia Herkely;­­­ derselbe erlitt schon vor 8 Jahren einen Schlaganfall, der seitdem sich öfter wiederholte, bis dieß lettemal der­ Tod nach langem Leiden­­ den alten Herrn­ erlöste. — Der heutige Bal­ der landwirthschaft­­­lichen Hörer verspricht sehr elegant auszufallen und sollen­ sich die Herren Arrangeure alle Mühe gegeben haben, was­ Ausstattung des Saales 2c. betrifft, Glänzendes zu leisten ;­ schon die 24 mit den Goldbuchstaben G. B. durchstikten rothen Atlasschleifen der Arrangeure, die wir in Herrn Julius Morvai's Aussage zu bewundern Gelegenheit haben, deuten darauf hin, daß man keine Kosten scheut, den Gästen etwas Elegantes zu bieten. =­ Karten. ä 2 fl. per Berson, 5 fl. per Familie , 3 Personen sind in der Comité- Canzlei, Hotel S­hhalkh83 Zimmer Nr. 32 und Abends3­ an der Casse zu haben. Ueberzahlungen werden mit Dank“ angenommen und im den Zeitungen quittirt. Anfang 9 Uhr.­­­ Der Verein junger Kaufleute veranstaltet­ am 21. b. in seinen Saallokalitäten eine gemütllice Köz­­vacsora, zu welcher alle Freunde des Vereins, wie Herren, geladen werden ; es verspricht dies so Damen,­ ein­ recht ange­­nehmer Abend zu werden, aus welchem mit Hilfe Korvát b. oder R­á­c­z'scher Musik jedenfalls ein Tänzchen sich entpuppen­ dürfte. Demnächst alles Nähere. — Für den Arbeiterball, welcher am 4. Feber im großen Casino stattfindet, wurde als Lady-Patronesse Frau: Josefine S­c­u­b­ert, Gemalin des Herrn Hoteliers Franz­ Schubert gewonnen, welche mit ungemeiner Liebenswür­­digkeit auf die durch eine Deputation an sie gestellte Bitte­­diesen Posten annahm.­­ 17.42 — Die Canditenfabrik des Herrn Ed. Szerencsi befindet sich von nun an wieder in seinem eigenen M Nr. 2 und 3 der Pesterstraße südwärts im zweiten Hofe,­ wo dieselbe im bisherigen Umangel weiter betrieben wird. — Thierschutz Ein Render befahl gestern, die in der Mühlgasse von einer Familie den Vögeln gestreuten, Getreideferner vom Trottoir wegzukehren und drohte der sich» dem widersezenden Köchin mit dem Arretiren. Ueber Appell, beim Herrn Oberstadthauptmann, damit derselbe den Render's­ bedeute, dieses Liebeswert, wodurch g doc Niemandem Etwas. Leides geschehe, nicht zu stören, erwiderte dieser, daß er sich­ mit solchen Kindereien nicht abgeben werde. . . In der Mühlgasse geschah es aug, daß vor dem Augen des Menders Fuhrknechte von einer zum Schneiden­ aufgeschichteten Klafter Holz Scheiter nahmen und auf die­­­ Pferde einschlugen, die im Schnee nicht weiter konnten. Mit­ der Thierschugvereinsfarte wird man nur ausgelacht. — Die Handels- und Gewerbekammerwahl-­­Listen sind bis 20. d. -am Nathhausthore behufs Einsicht wegen eventuellen Reclamationen angeschlagen, welche bis 28.. h. beim Magistrat eingereicht werden müssen.­­­ Geschäftsstatistik unseres k. u. Gerichtshofes. Im Jahre 1887 sind beim hiesigen k. u. Gerichtshofe im Ganzen 24,667, vom Jahre 1886 verblieben im Rücstande 268 , von diesen 24,935 Stück wurden im verfloßenen Jahre 24,840 aufgearbeitet, demnach 95 in Rücstand verblieben. Auf die einzelnen Abtheilungen vertheilt kommen auf Civil- Grundbuchs- Straf- Disziplinar Präsidial­­sachen. sachen. sachen. angel. sachen... _ — Statistisches. Dampfkessel bestehen im Comitate Abauj-Torna im Ganzen 132, von welchen im­ Jahre 1887 durch Proben 37 versucht, die andern bloß inspizirt wurden. Wassermühlen besigt das Comitat Abauj-Torna 64, welche alle im vergangenen Jahre auf ihre Solidität­ untersucht wurden. — Schneeverwehungen zufolge stehten gestern die Eisenbahnzüge zwischen Kapsdorf und Poprad, dann bei Forró, wohin gestern früh 100 Mann abgingen ; der Eil=­­ 15 ml _ Restanzen von 1886. 117 91 60 iE kt Einlauf 1887. 8420 6918 9297 32 1431 Erledigun­­gen 8537 7009 9342 32 1431 Rückstand für 1888. 80­­­ F= = m­ — mu­­­r Die Hausfrau verfügte sich dann in ihr Toilettenzim­­mer, traf Anordnungen für Küche, Keller und Haus und ber Schäftigte zu machen, sich entweder mit Lektüre oder fuhr aus, um Einkäufe Erst bei der Mittagstafel um drei Uhr Nachmit­­tags sahen sich die Gatten wieder, und wenn nicht dringende Arbeiten den Ingenieur in Anspruch nahmen, verlebten sie den Rest des Tages miteinander. Das Eine aber stand fest: allabendlich in der zehnten Stunde trennte man sic — fühl, formell mit wenigen Worten. Die Hofrätin schloß sich in ihrem Zimmer ein, wäh­­rend der Gemahl noch einige Stunden am Arbeitstische zu­­brachte und gegen Mitternacht gleichfalls das in seinem Stu­­dierzimmer befindliche Lager aufsuchte. Sie sind nicht glücklich. Das war die Quintessenz der he in den Salons, soweit sie das junge Ehepaar­e trafen.­­ Unglück der Ehe trug, die Schuld an dem blieb allen ein Geheimnis, das durch die Vermutungen, welche man hier und dort aussprach, nicht aufgeklärt wurde. Dabei ließ die Glückgöttin eine wahre Sturmflut von äußerlichen­ Gütern auf das Haupt des Ingenieurs nieder­­stürzen. Der Regent ernannte ihn zum General-Direktor der Bahnen, Posten und Telegraphen. Aus allen Teilen Europas wandte man sich an ihn mit den ehrenvollsten Aufträgen. Das Vermögen seiner Gattin schien sich unter seinen Händen zu verzehnfachen, und doch Tag für Tag jene ge­­runzelte Stirn, jener finstere, ins Leere gerichtete Eli, welcher auf nagenden Herzenskummer, auf erschütternde Seelen­­kämpfe schließen läßt. Fides, die braunäugige Gazelle aus der Schweiz ver­­zehrte sich fast in dem brennenden Verlangen, den Schleier zu lüften, welcher die Geheimnisse dieser Ehe verhüllte. Mit einer indiskreten Frage durfte sie sich der Gebieterin nicht nähern. Nur zu sehr kannte sie den strengen, durchdrin­­genden Eli, mit welchem Irma das leiseste Zeichen von Vertraulichkeit zurückwies. Das elegante, fein erzogene Grafen­­kind, das sich mit Einfachheit Dienerin gegenüber nie das kleinste Sichgehenlassen zeigen. Fides blieb auf die spärlichen Resultate ihrer Beobachtungs­­gabe beschränkt.­­­­ Aber sie war fest entschlossen, nicht zu ruhen, bevor sie alles wußte. Sie kannte die Gewohnheiten ihrer Gebieterun bis in die kleinsten Details. Darauf baute sie ihren Plan.. E38 war ein milder freundlicher Herbstmorgen, die junge Frau saß in einen bequemen Cachemirmantel gehüllt in der Nähe des Fensters. Das reiche schwarze Haar floß aufgelöst über Hals und Schultern. Fides war beschäftigt, es in kunstvolle Flechten zu ordnen. Tiefe Stille herrschte. Von beiden Seiten wurde kein Wort gesprochen. Irma liebte auch während der Toilette das Geschwäß der Dienerin nicht. Der feine, aber Schrille Ton einer Glocke vibrierte durch das Zimmer. Die junge Frau zuchte kaum merkbar zusammen. Fides rümpfte ebenso unmerklich das Näschen. Draußen auf dem halbdunkeln Korridor blieb alles still. Die Glocke erklang zum zweiten Male schärfer, anhal­­tender, dringender. „Ist Franz nicht da?" fuhr die Hofrätin auf. „Die gnädige Frau haben ihn gestern Abend mit einem Briefe zu Ihrer Excellenz der Frau Generalin von Rothenburg gesandt.“ „Aber gestern Abend ist nicht. Heute!“ rief Irma in strengerem Tone, als ihr sonst eigen. „Gestern Abend erhielt er den Brief. Heute ist er ge­­gangen ihn abzuliefern.“ „So sehen Sie selbst, was der Herr wünscht !" „Gnädige Frau ! soll ich nicht wenigstens erst die voll­­ständig derangierte Coiffure ==“ „Eilen Sie! ich warte !“ rief die Hofrätin ungeduldig und stampfte mit dem kleinen Fuße den Teppich. Scheinbar hurtig verließ die Jungfer das Gemach. Draußen erhob sie mit einer lebhaften Bewegung den Zeige­­finger der rechten Hand bis zur Höhe des Mundes und flüsterte : „Bit! sie ist besorgt um ihn, aber Besorgnis ist noch seine Liebe! Und langsam wie eine Schwede schritt sie nach dem Arbeitskabinet des Hofrats. Dieser saß auf dem Sopha. Er schien die Feder eben aus der Hand gelegt zu haben. Auf dem abgespannten Antlig kämpften noch die lezten Arbeitsgedauken Emit dem Berger über die schlechte Bedienung. Das aufgetragene Frühstück stand unberührt. „Wie bloß er aussieht, der arme Herr!" dachte sie. Es lag eine Mischung von Spott und Mitleid in dem frischen Antlig. Ein Seitenloli des Hofrats, streifte blitzartig ihre Ge­stalt. „Wie lange steht der Kübel schon hier?" klang es grol­­lend von seinen Lippen, „der Champagner ist warm geworden, das Eis geschmolzen. Wo ist der Franz ?“ „Gnädige Frau haben ihn mit einer Bestellung fort­­geschi>t. Er wird das Dejeuner zu früh aufgetragen haben. Wenn der Herr Hofrat erlauben, werde ich —" Eine rasche Bewegung seiner Rechten, schnitt ihre Rede ab. Und dann erhob er sich, setzte sich wieder an sein Arbeits­­­pult und nahm die unterbrochene Arbeit wieder auf. Fides­ zuckte schnippis­ die Schulter und schritt diesmal auffällig rasch hinaus. Nach wenigen Sekunden­­ war sie wieder bei ihrer Gebieterin. Die junge Frau saß genau in ihrer vorigen Stellung. Nicht eine Falte des weichen Mantels hatte sich verändert. Das reiche Haar umwallte wie eine Schattenflut Naden und Schultern. = „Nun? Was wollte der Herr ?“ fragte sie leise. „Der Champagner war nicht kalt, das Eis nicht fest­ genug“ verseßte das Mädchen gleichmütig. „Das ist nicht gut! Ihr seid unzuverläßig, Sie und Franz! muß ich mich um Alles kümmern ? Warten Sie hier, bis ich zurückkomme !" . Die junge Frau hatte sich während dieser Worte erho­­ben und hastig das Haar zurücgeschüttelt. Den Mantel fester um sich ziehend, schritt sie zur Thüre hinaus und kehrte nach wenigen Minuten mit dem blrgenden Zinnkübel zurück. Zwi­­schen den krystallhellen Eiswürfeln ragten dunkelschimmernd, die langen Hälse zweier Champagnerflaschen empor. „Tragen Sie diese Flaschen in das Arbeitszimmer­­des Herrn und bringen Sie die andern­­ zurück,“" befahl­ die­ Hofrätin. (Fortsehung folgt).­­­­ Warum sie es nicht seines waren, wer so bewundernswerter jegigen Standes Gewandtheit auch der in die fand, wollte

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