Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1888 (Jahrgang 50, nr. 112-149)

1888-10-18 / nr. 119

Fünfzigster Jahrgang 1888. Kaschauer Zeitung. KASSA­ E PERJESI ERTESITO. Prämumerationspreischne „Zluftr­­era ad Für Kaschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. Mit Postversendung: zanzj. fl. 6.60, fl 2.50, vierteljähr. 3.30 „ . " Bei Jujeraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit­­ 5 ft. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. . 1.25 ft. 1.65 Nr. 119. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Kaschau, Donnerstag 18. October. Mit dem TERE: at a eg Min. ährig fl. 7.—, jähr. fl. 3.59, vierteljähr. fl. 1. en Be, 25460 080,73 no A. 246 ür A : Wie WEN endulig § Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. 3 Neueste Nachrichten. Ungarn. Die Schanksteuer wird im gan­­zen Gebiete der Stefanskrone eingeführt, die Ablösung der Regalien nur in Ungarn mit Ausnahme Kroatien. Sollte Kroatien ebenfalls die Ablösung wünschen, so wird der Finanzminister ermäch­­tigt, Obligationen bis zur Höhe des Bedarfs zu emittiren. Oesterreich. Baron Hübner, der 1859-er Gesandte in Paris, der den famosen Neujahrswunsc Napo­­leon III. empfing, wurde in den Grafenstand erhoben. Jeden­­falls gilt diese Auszeichnung dem mehr als 50jährigen Staats­­diener alss dem Vertreter der Metternichs'schen Politik und in ‚Soncordad­er Oesterreich. Deutschland. Der Magistrat von Berlin beschloß, den Kaiser nach der Rückkehr von der Reise durch eine Deputation zu begrüßen und der Freude über den Verlauf der Kaiserreisen in einer zu überreichenden Huldi­­gungs-Adresse Ausbruck zu geben und darin die Bereitwil­­ligkeit der Stadt auszusprechen, dem Wunsche des Kaisers entsprechend, den monumentalen Brunnen nach dem Modelle des Professors Reinhold Begas zu­ errichten und zu unter­­h­alten. Frankreich. Der Kriegsminister beschloß, daß von nun an kein ausländischer Offizier mehr der zu den Militär- Schulen und Etablissements, noch­ zu den Regimentern zuge­­lassen werde. Dem Ministerium wurde am 15. ds. das Vertrauen votitt. Die Majorität bestand aus 299 Republikanern und die Minorität aus 152 Abgeorneten der Rechten, 7 Boulan­­gisten und 8 Republikanern. Die Minister, Unterstaatssekre­­täre und 67 Republikaner, meistens Anhänger Ferry's haben sich der Abstimmung enthalten. Die radikalen Journale erachten, daß das Votum das Ministerium befestigte, welches wahrscheinlich bis zu den Wahlen bleiben werde. Die monarchistischen Journale drücken im Allgemeinen eine gleiche Meinung aus und sagen, die Konservativen haben von nun an nichts vor sich, als die Radikalen. Die gemäßigten republikanischen Journale beklagen die Schwäche des parlamentariscen Zentrums und die Ver­­blendung des Kabinets, welches eine Bresche in die Repu­­blik öffnete.­­ Spanien. Der König von Portugal ist am 15. nach Lissabon abgereist. Rumänien. Die Wahlaussichten sind für die Regierung nicht ungünstig und es gilt al­sicher, daß troß der fieberhaften Thätigkeit der Opposition das Kabinet Rosetti-Carp in der Kammer eine wenn auch nicht sehr große Mehrheit befigen wird.­­­ Die Einberufung der Kammer und des Senats wird in Folge Ministerraths-Beschlusses schon Mitte nächsten Monats erfolgen. Der König dürfte nach den Wahlen, wahrscheinlich aber erst im Jänner 1889, die Hauptorte der Moldau besuchen. Serbien. Mijatovics demissionirte , ob die anderen Kabinettmitglieder seinem Beispiele folgen werden, wird von den heutigen Berathungen abhängen. Als Ursache der Demission bezeichnet man den Umstand, daß die Fortschritts­­partei, nachdem Garaschanin erklärte, von der politi­­schen Schaubühne abzutreten, das Ministerium nicht weiter unterstoßen wird. Auch den Rücktritt des Bautenministers Bogic3evics hält man für gewiß. Milojkovics (liberal) soll die Kabinetsbildung übernehmen, der Kabinetssekretär Christics Minister des Äußern, General Protics Kriegsminister werden. Montenegro. Fürst Nikolaus hat an die Komman­­danten der Grenzbezirke strenge Befehle erlassen, keinem be­­waffneten Arnauten das Betreten Montenegros zu gestatten. Dies ist als Repressalie gegen gleiche Maßregeln der türki­­schen Behörden gegen Montenegriner aufzufassen. Griechenland. Die griechischen Blätter behaupten, daß Griechenland Rechte auf Mazedonien habe und daß leiteres niemals bulgarisches Land war. Afghanistan. Zuverlässigen Nachrichten aus Herat zufolge hat sich Ish­ak Khan nach Kerki (Buchara) ge­­flüchtet. Die Truppen des Emirs haben Mazar besetzt, wo die Ueberbleibsel der Armee Ishak Khans die Waffen streckten. Die Rebellion ist beendet und ist die Autorität des Emirs im afghanischen Turkestan wieder hergestellt. Ostafrika. Der Sultan von Zanzibar entsendete Truppen zur Herstellung seiner Autorität an Pangani. Die Station Madimola am Kingali ist nieder­­gebrannt worden. Die Beamten der Gesellschaft von den oberen Kingani-Stationen haben sich nach Dar-Es- Salaam zurückziehen müssen. Mehrere vom deutscen Kanonenboot „Möve“ desertirte Seeleute erschossen viele Eingebo­­rene in der Nachbarschaft von Bugamajo, wurden­­ aber dann von den feindlichen Mon-Stämmen getödtet; ihre Leichen wurden theilweise wer­­rt. (Die Landschaft Moe ist ein Theil von Megiha am unteren Kimjan, nicht weit von der Küste entfernt. Deren Bewohner stehen im Rufe des Kannibalismus­) (= << men emm en ser --ekbkeeplithP Lofal-Nachrichten. Personalien. — Der hiesige k. u. Gendarmerie-Distrikts-Comman­­dant Major Adalbert Haller von Hilib ist gestern mit seiner jungen Frau Gemalin hier angekommen : am Bahnhof empfingen denselben die Offi­ziere des Distrikts nebst deren Frauen und wurden den neu angekommenen Dame drei herrliche Bouquets überreicht. (Blumenhalle U­h­l) — Herr Dr. Max Leichtman,­­ des Herrn H. Leichtman wurde von der Regierung nach Kaloc3a, wo epidemis­­che Trachoma herrscht, als Aushilfs-Arzt beord­­net. Vorige Woche wurde er zu Se. Em. Cardinal Hay­­nard zur Tafel geladen, welcher ihn den anwesenden Bi­­schöfen vorstellte und gegen 1­­. Stunde mit ihm conferirte. Militärisches. — Mit Wartegebühr auf die Dauer eines Jah­­res wurde beurlaubt: Major Karl von Fischer des Inftr.-Rgmts Ritter v. Kees Nr. 85. — In Ruhestand wurden verseßt : Major Kol. Burkhardt des 65. Inftr.-Regmt8, Major Victor Ruppert des 67. Inftr.-Regmt3, Major Freiherr E­d­­mund von Kr­auß­ des Uhlanen-Regmts Nr. 7. — Für die arme Witwe in der Amselgasse Nr. 12 spendete H. M. 1 ff. — Die beiden Kaufmannskränz­en, deren eines vom Verein der jungen Kaufleute in dessen Locali­­täten als Közvacsora, das andere von jungen Kauf­­leuten Ratchaus als Tanzunterhaltung im Hotel Schalkhäz an ein und demselben Tage gegeben wurden, maz­ten gut besucht und recht animirt, unterschieden sich jedoch von ähnlichen Vorgängern dadurch, daß nach einem on­dit bei Schalkhaz eine Ku­plizitation stattfand, mit dem Aus­­rufepreis­ von 5 kr. und dadurch eine hübsche Summe für Wohlthätigkeitszwecke (als ob ein Kuß nicht selbst schon­ wohl thäte) eingebracht wurde. Der Mensch wächst mit seinen Zwe­­cken ; am Ende erleben wir noch mehr, wenn das Elend größer und die Wohlthätigkeit num mehr in Anspruch ge­­nommen wird. — Der Badhausbau wurde bei der am 15. abge­­haltenen Offertverhandlung unter den beiden Offerenten Mich. R 6­päßky und Hugo Hanis, dem Ersteren,­ welcher den­­ Bau mit 38.500 fl. Kosten auszuführen sich erbötig machte, übergeben und wird Herr R 6­p­äß­ky mit demsel­­ben sogleich beginnen. Da die Sache schon soweit gediehen ist, kommt nun die­­ Beschaffung des Geldes zunächst in Betracht. Am 1. November ist die 7. Rate zur Einzahlung der Dampf- und Wannenbad-Aktien fällig, da vom­ genannt­en Tage für alle Rückstände Verzugszinsen aufgerechnet werden [|]ei6,GKKGBDBee.B1„tM­.­m“r“mmeme2ePÖEEmeEE=====zww=w====w=zwz=euuez=z=zzwwwewewÄunnw:zen.uÄl, TT LT­ITTEN Herbstblätter. Novelle von P. H. (Fortsezung). Welch ein Tournier entwickelte sie da zu Gunsten Jvo8, der vor Spannung und Entzücken den Athem anhielt. Mit großen Augen sah Franz die Umwandlung, die mit dem Mädchen vorgegangen, seit sie das Kind auf dem Sc­hooß hielt. Von dem kleinen Medium konnte er ja auch Nuten ziehen. Und nun entwickelt sich das anmuthigste Spiel, das die Großmama und ihren würdigen Gemahl mit so berechtig­­tem Unmuth­ erfüllte. Sobald Joo von Johannes Schoop herabgeflettert, um irgend­eine fabelhafte Herrlichkeit auf dem Kamin, der Johannes Hauswirthen gehörte, zu bewundern, Hielt sein Papa ihn an, und begann ihm die Haare zurecht zu zung streicheln , einmal in die Stirn und dann zur Abwechs­­aus der Stirn. Dabei sprach er durch ihn zur Nach­­arin. „Du darfst das Fräulein nicht so belästigen, 300." Natürlich versicherte sie, er mache ihr keine Mühe. Dann­­ erklärte ihm sein Papa auf das Nachdrücklichste, sie sei zu gütig gegen ihn und er verdiene so viel Nachsicht und Freund­­lichkeit nicht. Darauf zog sie ihn wieder zu sich, um den eitlen Heinen Burschen, der vor Freude hochroth ward im Gesicht, ein“ dunkelrothes Band, "das ihr von der Näherei übrig geblieben, als Cravatte um den Hals zu knüpfen. Das erinnerte ihn an die Zeit, da 3008 Mutter sein größe­­res Vergnügen gekannt, als das winzige Kind mit Schleifen und Bänder »herauszupugen. Das eine seiner Händchen haltend sprac er von jenen schönen Tagen, sie faßte das andere und war ganz Mitleid für das Kind. Zvo hielt ‚prachtvoll still in seiner Bligableiterrolle, die den beiden über­ ihre Verlegenheit hinweg half. Er ließ sich von Johanna die Bilder in der Gartenlaube erklären und zeigte dann jedes dem Vater hinüber, eine sehr drollige Erläuterung in vese Manier dazugebend. Und unvermerkt verstrich die Zeit. Hüben und drüben gab es mit jedem Viertelstündchen mürrischere Gesichter. Jvo's Großeltern warteten, troßdem ihre Essenszeit bereits vorüber war, mit­ der­ Sonntagstafel , dasselbe, b­aten Johanna's Hauswirthe. Aber beide er­­schöpften­­ sich dabei gerade nicht in Segenswünschen für die Schuldtragenden. Endlig als die Hausfrau ihr ältestes­­ Tödterchen mit der Botschaft hereinschräte, die Familie könne nicht län­­ger warten, erhob sich Franz erstaunt und erschronen über die ungebührlice Länge seines ersten Besuchs, aber das junge Mädchen war nun in die Freuden und Leiden seines Lebens eingeweiht, sie wußte von seinem kurzen Glück und der langen trostlosen Zeit, die demselben gefolgt. Auch sie hatte mit ihren Mittheilungen nicht gegeizt. Beiden war es ein seltener Genuß, einmal zu einem wirklich theil­­nehmenden Ohr von dem eigentlichen Schicksal zu sprechen, und er nannte nun ihr Elternhaus, ihre friedliche sorglose Kindheit und die herben Schläge, die sie getroffen, als wäre er ein alter Freund. Sprechen wir nicht von der Sonntagstafel. Hüben und drüben hätten sie den Beiden doch die mißmuthigen Gesichter am Tische vergällt werden müssen, aber sie bemerkten nichts davon. Beide waren in Gedanken noch immer bei dem angenehmen Stündchen. Beiden schien­ so, als sei ihnen etwas von ihrem alten Leben zurückgekehrt. Joo vollends war unausstehlich. Wäre dies dem verwöhnten Enkelchen gegenüber nicht gar so unmög­­lh gewesen, die Großeltern hätten ihn vermut­lich mehr als einmal barsch Schweigen geboten. Er wurde nicht müde, von der Tante zu sprechen ; alles, was er drüben gesehen, war viel schöner als daheim, Großmutter besaß nur einen gewöhnlichen Fingerhut und nichts anderes, ihr Kuchen hielt keinen Vergleich mit dem aus, den ihm Johanna gege­­ben, und eine solche Cravatte wie die, welche sie ihm um­­gebunden, fand sich im ganzen Hause nicht vor. Auch fiel seine Begeisterung nicht so schnell in todte Asche zusammen, wie es sonst bei Kindern der Fall ist. Sobald ihn Großmama des Morgerns ange­kleidet, wand er sich geschmeidig wie ein Aal aus ihren Händen, polterte die Treppe hinab und­ winkte ihr nach einigen Augen­­blicken, ahnungslos über ihren Verdruß, vom Fenster gegenüber lachend zu. Selbst die betrübende Thatsache, daß er bei der neuen Tante artiger sein mußte, als daheim, daß die enge Stube mit dem­ angehäuften Nähgeräth seinem Umhertollen nur ein sehr begrenztes Gebiet gestattete, daß­­ er die Nähereien nicht verwirren und­ mit der­ Scheere dem Aufputz und den Stoffen nicht nahe kommen durfte, wirkte nicht „abfühlend auf seinen Enthusia­smus. Der rauhe Wind mochte ihm den Aufenthalt der Straße verleihen, und ehe er sich bei den Großeltern langweilte, die in­ der That in ihrer mürrischer Erbitterung nicht­ mit dem quedsilbernen Jungen anzufangen wußten, trug er, mit soviel Geduld als er aufzutreiben wußte, die ungewohnten Zügel. Es wurde ihm nicht allzu schwer Finger rührte, bevölkerte gemacht. Während Johanna flink die sie für ihn das enge Stübchen mit all den trauten Gestalten des deutschen Märchen- und Sa­­genihages ; er lauschte ihr in athemloser Spannung und verfiel nur selten auf eine seiner Teufeleien. War es jedoch einmal der Fall und sprach ihm Johanna ernst und ein­­dringlich ins Gewissen, dann senkte er bußfertig den Loden­­kopf und versprach volle Besserung. Selbst daheim hätten die Großeltern eine gewisse Milderung seiner Sitten bemerken müssen, wenn sie dazu geneigt gewesen wären. Aber wenn Johanna sich mit dem Kinde Mühe nahm, so legte sie nur Fallitride, um dessen verblendeten Vater zu fangen. Großmaria nahm sich kein Blättchen vor den Mund, sie hielt mit ihrer Meinung über die Sirene nicht zurück, freilich erzielte sie mit ihren Anklagen ein gar sonderbares Resultat. Immer häufiger richteten sich Franzens Blicke auf das Fenster gegen­­über, immer heller wurde seine Miene, immer mehr verschwand der Trübsinn aus seinem Bli>. Sonst hatte ihm nichts solchen Verdruß erregt, als wenn er Abends beim Nachhause­­kommen den Knaben nicht vorfand ; jeßt schien es ihm ein be­­sonderes Vergnügen zu machen, ihn von drüben abzuholen und dabei eine Viertelstunde mit der Nachbarin zu plaudern. Großmaria ging den ganzen Tag wie ein drohendes Ge­­witter herum, und ihr Gemahl glich mehr als je einer großen grauen Spinne, die auf eine unschuldige Fliege lauert, zuleßt lief sie ihnen ahnungslos in's Garn. Ivo hatte sich erkältet und mußte das Bett hüten. Mit der Hart­­näckigkeit eines­ kranken Kindes verlangte er seine Tante Johanna. Groeßmama in 1 Spielzeug und Wäsche­­reien in's Bett, aber nicht? vermochte seine Gedanken ab­­zulenken, gekommen Papa s­ie als sonst aus seinem Geschäft und hörte noch vor der Zimmerthür das Kind nach der Tante zu verlangen. „Warum habt Ihr sie nicht gebeten, herüberzukom­­men?" fragte er arglos: „Fräulein Stirner ist die Gefäl­­­ligkeit selbst und Ivo ihr besonderer Liebling. Sie wäre ohne Bedenken an sein Bettchen geeilt.“ „Das glaube ich,“ verseßte Großpapa, „an Bedenken scheint die junge Dame überhaut nicht zu leiden.“ (Fortsezung folgt.)

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