Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1888 (Jahrgang 50, nr. 112-149)

1888-11-08 / nr. 128

Fünfzigster Jahrgang 1888. Nr. 128. gd­alchauer Mit dem „Justy. Kuterhaltun blatt. “ Pränumerationspreis ohne „illustr. Unterhaltungsblatt" 2.80; vierteljähr. f- zins­ür Kaschau : ganzjährig fl. 5.—,. halbjähr. fl. Mi Postversendung ?: ganz]. fl. 6.60, „ fl 3.30, : Bei Juseraten wird­ die sechsmal­ "gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit el­au 1%, Vereine: Im Anergiengempel 50 Fr. ‚füsriege Anzeige. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. > Kaschau, Donnerstag 8. November. * "50: . 7.— . H. 3.50, a ? He fl. 8.60, 98 is fg 4.30. "1 HE fl. 215 Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter leingeschaltet werden KASSA-EPERJESI ERTESITO. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag — und Samstag.­zeitung. Für Kaschan : Mit Postversendung : Neueste Nachrichten. Ungarn. In der Sißung vom 6. des Reichstages legte Justizminister Fa­bin­yi den Gejegentwurf über die Verantwortlichkeit der Richter etc. ein. (Siehe H und F.) Im Regalien-Ausscusse wurde der wich­­tige Beschluß gefaßt, daß — abweichend von der Vorlage, welche "einzelne Theile des Gesetzes schon mit 1. Jänner 1889 aktiviren wollte — das ganze Geseß mit 1. Jän­­ner 1890 ins Leben trete, bis dahin aber d­er Status quo fortzubestehen habe. Es werden daher auch die Städte im Laufe des Jahres 1889 neue Schanflizenzen ertheilen können ; an der Begünstigung, daß ihnen nicht blos ein dreijähriger, sondern der­­­e­n 3- jährige Fortbestand gesichert wird, werden jedoch nur die bis 1. November 1888 ertheilten, auf. Lebensdauer lautenden Lizenzen partizipiren Der Anmeldungs­termin für alle unter das­­ Geseß fallenden Geschäfte wurde auf den 1. Oktober 1889 festgesegt. Der Regalienausschuß des Abgeordnetenhauses accep­­tirte die Erhöhung der Schanksteuer nach Wein von zwei auf drei Gulden per Hektoliter. Die Regierung hat eine Verordnung wegen Regelung des Veterinärwesen erlassen, deren Inhalt wir unter „Heimath und Fremde bringen. Oesterreich. Die nach altezechliche Stadtverordne­­ten Majorität will als Revanche für Nieger’s Niederlage bei der Neuwahl des Magistrates alle Junge Zechen ausschließen. Rußland. Nachdem das Kaiserpaar am 4. seinen feierlichen Einzug in Petersburg gehalten, erließ der Kaiser ein Manifest, in welchem es heißt, der Kaiser theile mit dem Volke die Dankgefühle zu Gott für seine wunderbare Erreic tung. Sonst steht hier alles unter dem Einfluße der Eisen­­bahnkatastrafe. Deutschland. Die deutsche Polizei saisirte bei Roggenbac sämmtliche Briefe, welche Kaiser Friedrich seit 1870 an Roggenbach gerichtet hatte. (Roggenbach war der beste Vertraute­ des verst. Kaisers. und zum Nachfolger Bismarks bestimmt.) Belgien. Die Verlobung der Prinzessin Kle­me­n­­tine, der Schwester der Kronprinzessin Stephanie, mit dem Kronprinzen von Italien ist bevorstehend. Die belgische Regierung beabsichtigt von Neujahr ab verschärfte Vorschriften in Betreff des Aufenthaltes von Franzosen in Belgien­ zu erlassen, falls bis dahin französischerseits das Fremdendekret nicht abge­­schafft wäre. Großbritannien. Die englische Regierung wird in Folge der Unhöflichkeit des Herrn Bayard den Ges­an­d­­tenposten in Washington längere Zeit unbesekßt lassen.­­Staatssekretair. Bayard war es, der dem Gesandten Sacville einen „icheren Geleitstein“ duch Nordamerika zur Fahrt nach England­ zusandte.) Frankreich. Auf der Place Anvers ließ der Gemeinde­­rath von Paris die symbolische Statue des bewaff­­neten Friedens enthüllen. Die Frage der Quästoren wird durc­h die neueste Forderung­ des Ge­­meinderathes, in die Couloirs der Kammer freien Zutritt zu erlangen, nog mehr komplizirt. I­n Serbien. Aus allen Theilen des Landes treffen Zin­­stimmungskundgebungen an den König ein ; das ganze Bolt ohne Parteiunterschied gruppire sich bei dem großen Verjün­­gungswerke um den Thron. In der ersten Sißung des Sub­­somites des Revisions-Ausschusses kam seitens aller Mitglie­­der das Streben nach Versöhnlichkeit zum Ausdruch. Es wurden die allgemeinen Prinzipien, die der Revision zu Grunde gelegt werden sollen, erörtert. Das Zustandekommen eines Kompromisses scheint sehr schwierig, aber dennoch nicht unmöglich zu sein China. Das amtliche Organ der cinesischen Regie­­rung brachte ein kaiserliches Dekret, demzufolge die Kaiserin- Regentin am dritten Tage des zweiten Mondes, des nächsten cinesischen Jahres, der auf den 4. März 1889 fällt, von der Leitung der Regierung sich zurückziehen und der Kaiser persönlich die höchste Macht übernehmen wird.­­Bereits vor zwei Jahren hat die Kaiserin in einer Serie von Edikten den Wunsch ausgedrückt, von der Regentschaft abzutreten, auf die dringenden Bitten der Prinzen und Minister sich aber bestimmen lassen, diesen Termin noch hinauszuschieben. Der Vater des jungen Kai­sers, Prinz Chun, war nebst dem jungen Kaiser unter Denjenigen, die die Kaiserin am dringendsten bestürmten, die Geschäfte der Regentschaft noch weiter zu führen.) :­ einer 5 - # Lokal-Nachrichten. — Theodor­ Morgen feiert unser Herr Bürger­­meister, kön. Rath Theodor Mü­n­st­e­r sein werthes Namens» fest. Zu den vielen Gratulanten, welche an diesem Tage nicht versäumen, ihren Anhänglichkeitsgefühlen­ und ihrer Verehrung für das geliebte Stadtoberhaupt Ausdruck zu geben, schließen auch wir uns mit­­ den besten Wünschen und einem herzlichen Elsen" an. Militärisches. — Se. Exzellenz der Korpscomman­­dant FML. von Braumüller,kommt am 9. Nov. Abends halb 9 Uhr in Kaschau an und Leitung des Corpsbereichs wieder übernehmen. wird am 10. die — Oberstl. 3. Mautner, Commandant des 6 Corps 3-Artillerie-Rats, ist am wöchentlichen Urlaub eingetroffen. 5. Abends von seinem sec­hs­ — Intendant Stefan Török des IV. Honvéd-Distrikts ist von Szegedin nach Kaschau trans­­­ferirt worden und aus schon hierher übersiedelt. — Die neue Artilleriekaserne ist am 6. d. von der Stadt übernommen worden. Die Cantine erhielt der bisherige Restaurateur an der Lajosquelle Herr Adolf Büttner. == Die Reform des Wehrgeseßes3, welche eben dem Budapester Reichstage und dem österr. Reichsrathe vorliegt enthält, in nuch die nachstehenden, als die wichtigsten Bestimmungen : das ungar­ische Rekru­­tenkontingent wird von 39,552 auf 42,711 Rekruten und 12,500 Honvéd jährlich erhöht. Die Exfaßreservisten werden außer der achtwöchentlichen Ausbildung auch zu den periodischen Waffenübungen einberufen. Die Pflicht wird auf das 21. Lebensjahr verlegt. Stellungs3­ Die Einjährig - Freiwilligen dürfen während des Dienstjahres ihre Studien nicht fortlegen, können demnach ihren Dienstort nicht mehr frei wählen. Wer die Offiziersprüfung nicht abgelegt, muß noc­h ein Jahr weiter die­nen Die Meldung zum Einjährig-Freiwilligendienst muß nicht mehr im 19. Lebensjahre erfolgen, sondern kann bei der geieglichen Stellung stattfinden. Die Mediziner werden ein halbes­ Jahr bei der Truppe als Infanteristen, das zweite halbe Jahr als Mediziner zu dienen haben. Für Honv­éd werden 15 Perzent aller Einjährigen­- Freiwilligen gesichert. In der Kriegsmarine wird als eine Art zweite Reserve eine dreijährige Seewehr eingeführt. EE Die Honvéd = Halbbrigaden erhalten Regimentsnamen und wird deren­ Zahl nicht fixirt. — Wahl. Bei der am 6. 08. in Entyiczke stattge­­habten Wahl wurde der herrschaftl. Hofrichter Ol4h und der Grundbesitzer Franz Demeczky zu Comitats-Aus­­schußmitgliedern einstimmig erwählt. — Besichtigung der Stuhlrichteräm­­ter sämmtlicher Bezirke unseres KomitatsS. Die Inspizirung und Untersuchung aller B­ezirksstuhlrich­­terämter unseres Komitats wurde im Verlaufe der lekteren Wochen durchgeführt. Beinahe ausschließlich dieser bedeuten­­den­ Aufgabe widmete sich letere Zeit, seinem Amte gemäß, der Vicegespan des Komitats, Herr Ladislaus von K­om áz ; TTT TCZ­<ZT­ TTQZQZQZQCC ECC=SSSSS==== === === === == === ==e.ee-1 ae „Seyilletoy. Iwan, der Spaßmacher. Lebensbild von Rudolf Bergner. (Schluß.) Waffe Der Edelmann „greift nach seinem Revolver, allein seine hätte ihm wenig gewüßt. Hätte Iwan seinen Arm sinken lassen, dann weilte jezz Stefan Mirowski nicht mehr unter den Lebenden. Warum aber: that es Iwan nicht, warum ist..der.-Sto>-Freiner-Hand-entfallen,=noch­ ehe=ihn die Reisen­­den EI AENA Er hat „etwas erblickt, was ihn ge­­fesselt.­­ Ihm war plößlich, als schwebte von jenseits des Flußes eine Wolke daher, und als ginge aus ihr die schöne Anita drohend hervor. Dann wieder war ihm, als schlänge sie ihr schwarzes­ Haar um seinen Hals und er müßte vergehen. Die Stimme des Edelmannes weht ihn aus seinen Träumereien. „Wer bist Du denn? Bist Du ein Wegelage­­rer, der die Brücke zerstört hat, um mich­ zu überfallen. ?* „So bin Swan, der Spaßmacher,“ verlegt jener me­ Hand. „Ad der“, lautet die Antwort. „Ja ich erkenne Dich. Nun dann tritt näher und­ hilf uns. Hättest schon längst die Brüte wieder herstellen können, doch thut nur das, “was man Euch befiehlt, und auch das nur schlech.. Gib das ‚Brett her.“ Er befiehlt in rauhem Tone, man sieht, er ist daran gewöhnt, und­ Iwan gehorcht, er ist gewohnt, zu gehören. „Da fauf Dir einen­ Palinka“ ruft der Edelmann und wirft ihm eine Silbermünze zu. Hierauf treibt der Kutscher die Pferde an, der kleine Wagen rollt davon und entschwindet im Dunkel der Nacht. Lange, lange steht Iwan regungslos, er hört nicht wie die Nachtigall in klagenden Tönen schluchzt, er denkt nicht mehr an den stolzen nod immer das Bild der Auffalia vor. Edelmann, „ihm­ schwebt ‚Wenn er doch ge­­nauer nach dem Fluße ausschaute ! ‚Er würde vielleicht "wahrnehmen, daß die Russalka ein Gebilde seiner­ Phantasie ist, und daß fs auf dem Fluße nur der Nebel gelagert hat. "Ihn aber zieht es nur fort, dort auf jenes Licht steuert er „zu, er bezeichnet das Haus des Bopen. Endlich steht er vor demselben. Ohne zu wissen was er thut, „flettert er über den Zaum und schwingt sich auf­­ Den alten Apfelbaum. Von ihm aus blickt er direkt in das Kämmerlein des schönen Mädchens, denn der Vorhang ver­­hindert nur den Einblic bis zur Hälfte des Fensterss. Was er sieht, bringt ihn von Sinnen. Das herrliche Geschöpf entkleidet sich. Langsam und zögernd läßt sie das schoßende Gewand von den Schultern fallen, “ die jegt in ihrer plasti­­schen ‚Reinheit und Runde wie Marmor glänzen, dann schwebt sie zum Spiegel, und jezz o Wünder, frntt die lechte, ver­­verdedende Hülle, und sie steht da wie eine Fee, sie steht vor den leuchtenden Bliken des Verborgenen in ihrer ganzen Herrlichkeit, in ihrer ganzen Pracht. Prüfend und träumend ruht ihr BE auf dem herrlichen Werke der Natur, auf den entzüdenden Formen, die ein günstiges Geschi> ihr zu eigen gegeben: Kein Zweifel, sie denkt­­ dabei an den Verlobten, sie ermißt ihre Kräfte, und ein siegesbewußtes Lächeln über­­fliegt ihr Antlig. Das schwarze Haar hat sich losgelöst und fällt jegt in Flechten hinunter, sie greift darnach mit ihren elfenbeinernen Fingern, öffnet es vollends und wirft es den Nacken hinab. Die Augen des Lauschenden nehmen bei diesem An­­blicke­ einen überirdischen, schwärmerischen Ausdruc an und beklemmende Gefühle überfallen ihn. Krampfhaft umklammern seine­ Hände die knorrigen Reste des Baumes. Das schöne Geschöpf ist unerwartet zusammengefahren und hat schnell nach dem Nachtgewand gegriffen, um die göttlichen Reize zu ver­­hüllen. Sollte ihr eine dunkle Ahnung zugeflüstert haben, daß­ dieselben. jezt ein Anderer geschaut als Der, dem sie bes­­timmt sind und dem sie rechtmäßig gebühren Wie unwil­­lig über sich selbst schüttelt sie das Haupt, streicht noch ein­­mal über die­­ langen, wallenden Haare und lächelt von Neuem. Ad, dies Lächeln ist so friemrenhaft, daß er auch ganz andere, welterfahrenere Männer wie Du einer bist, armer Iwan, um den Verstand bringen könnte ! Sie breitet ihre weißen­ Arme aus, löst sich auf den Rand des Bettes und da — danb läst sie das Licht mit ihren reizenden, etwas ‚ wollüstigen Lippen aus. 2), es war ein Götteranblick ! Doch jetzt, ist das Licht erloschen, Stille und Finsterniß erfüllen diesen durch die Anwesenheit der Schönheit geweihten Raum. Mit verhaltenem Athem lauscht Iwan, der Spaßmacher. Ihm ist es, als hätte dies Wesen auch in seinem Innern das Licht, das dort glühte, w­erlöscht. Noch wartet er eine Weile, ob der helle Stern nicht wieder vor ihm auftauche, doch alles bleibt still, düster und finster. Da erhebt sich der Wind, er kommt von der Csernahora herab und fegt heulend dur die Bäume und Büsche des Gartens. Ist er ein Bors­bote des nahenden Winters, der Herold des Todes ? Er reißt Iwan den Hut vom Kopfe und zerzaust unbarmherzig seine Haare. In seinem Wehen scheint er böse Dämonen herbeizuführen, denn das Gesicht des Mannes verzieht sich, und er gestikulirt heftig mit der Hand. „Die Russalka habe ich gesehen,“ murmelt er, „gesehen zum lezten Male. In drei Tagen soll sie Hochzeit haben, Hochzeit haben mit dem stolzen Fremden. Nein, nein, sie soll es nicht!” kreischt er auf. „So erwürge sie, ich erwürge sie mit diesen Händen !“ Und er bewegt sich und rutscht­­ auf dem Aste vorwärts. Gleich darauf verändert sich sein Ge­­sichtsanspruch, er wird ruhiger. „Sie kommt auf mich zu“, lippelt er, „die Russalka mit dem weißen Busen, mit den weißen Schultern und den langen Haaren. Ihre Haare sind nicht golden, sie sind schwarz. Sie lächelt,­­ wie das weh thut, ihre grauen, klaren Augen dringen mir in­s Herz. Sie schlingt ihre Haare um mich, weh’, ich sterbe.“ Und mit verzerrten­­ Gesichtszügen reißt er das Tuch vom Halse, windet es sich mit halberstarrten Händen, wieder um den Hals, befestigt die Enden des Tuches am­ Bäume und sinkt­ hinab. Eine Minute ist es, al wolle das Tuch nachgeben und Iwan, den Spaßmacher, verächtlich fallen lassen, allein es hält doch. Der Wind wird stärker und stärker, sein Heulen übertäubt das Röcheln eines Sterbenden. Ein grausiges Kämpfen des Lebens mit dem Tode, ein minuten­­langes Beugen des Astes, dann spielt der Wind nach Will­­kür mit einem entseelten menschlichen Körper. — — — : Anita, die schöne Popentochter, schlummert sanft. Sie träumt von Huldigungen und von Geschenken, die ihr ele­­gante Kavaliere darbringen und das Heulen des Windes stört sie nicht im Mindesten. Am frühen Morgen klopft der ehrwürdige Pope an die Thür ihres Zimmers und als sie ihn­ bittet, einzutreten, kommt er mit betrübter Miene auf sie zu. „Anita,“ äußert er mit seiner­ milden Stimme, „es ist heute Nacht ein Unglück passirt, der Herr hat seine Hand von einem Unseligen­ abgezogen und der Thor hat sich an der Natur und am Allmächtigen versündigt.“ „Was ist geschehen ?" fragt das schöne Mädchen , in­­dem sie sich dichter in die weiße Dedke hüllt. „Ein Bursche, sie nannten ihn Iwan, den Spaßmacher, hat sich erhenkt, und zwar hat er dazu unsern Garten aus­­ersehen. Doch fürchte nichts, rege Dich nicht auf, seine Eltern haben den Leichnam bereits geholt, Du kannst ohne Sorgen den Garten betreten.“ „IH verlasse Euch ja ohnehin bald," meint sie schnell, „Mich wird die Erinnerung nicht quälen. Aber gerade Der -- was muß Den dazu veranlaßt haben ?“ fragt sie

Next