Kaschauer Zeitung, Januar-März 1889 (Jahrgang 51, nr. 1-38)

1889-02-23 / nr. 24

Einundfünfzigster Jahrgang 1889. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit "5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Nr. 24. Kaschauer Zeitung KASSA-EPERJESI ERTESITO. Käm­merationspreis ohne „Zunftr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.-­, halbjähr. fl. zuu vierteljähr. r Kaschau : Mit Postversendung 2: ganzj. fl. 6.60, 2 . 3.39, Hs fl. 1.25 und fl. 1.65 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. " Kaschan, Samstag 23. Februar. Lie freee a sala 1 dl a N TE . fl. 3.50, v ML ET 2 40807). 7 190 7200008 Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Für Raidan : Mit Postversendung : s­ Neueste Nachrichten. Es stehen Verhandlungen der Trippelallianz bevor für den Fall einer Dictatur Boulanger­ s. Ungarn. Die im Klub der Unabhängigkeits-Partei vom Abgeordneten Géza Bolónyi einberufene Schlußkonferenz der Arrangeure des sonntägigen Protestumzuges erklärte offiziell die Straßendemonstration für abgeschlossen. Den Zielen der Demonstration müsse jegr im Abgeordnetenhause Geltung verschafft werden. Im Laufe der weiteren Diskussion beantragte Dionys Páz­­mándy, nach dem Muster der französischen Patrioten- Liga auch in Ungarn eine nationale Verbin­­dung zu gründen, welche berufen sein würde, die Rechte der Nation zu schüßen und ihr neue Rechte zu er­­werben. In dieser Angelegenheit soll demnächst schon eine Versammlung­ abgehalten werden. In Folge dieser Entsclüsse dürfte auf die Provinz mit ferneren Demon­strationen zurückhalten. Oesterreich. Wien ist in Folge der allen Mitgliedern des Herrscherhauses verlassen. Hoftrauer von Die Ezechen verlangen strikte Sprachconcessionen beim Wehrgeset­z in Ungarn. Przemysl soll in Folge der lezten Dislokations­­maßregeln der Siß eines besonderen Korpskom­­mandos werden. Bisher unterstanden die Truppen von Przemysel dem Krakauer Korps­kommando. Rußland. Am 19. fand in Petersburg bei dem britischen Botscafter Sir R. Morier ein großer Ball statt, welchem das Kaiserpaar, sämmtliche Mitglieder des Kaiserhauses und die hessischen Fürstlichkeiten beiwohnten. Deutschland. Das Tagesinteresse wird von zwei wichtigen Thatsachen gefangen gehalten. Am 19. konferirte nämlich der Kaiser volle anderthalb Stunden mit dem Kanzler, welcher ihm, wie es heißt, vorzüglich über die Lage in Frankreich Vortrag hielt. Zweitens liegt ein merkwürdiger Bericht über Aeußerungen des Kaisers über die Arbeiterfrage vor. (Siehe H. und F) Großbritannien. Die englische Regierung bereitet für den bevorstehenden Zusammentritt des Parlaments eine ganze Reihe von Vorlagen vor, welche den Zweck verfolgen, das Land in besseren Vertheidigungszustand zu legen. Frankreich. In der Besprechung Carnot', Melines und Freycinet's erörterte Freycinet die Nothwendigkeit, daß Meline die Minister-Präsidentschaft über­­nehme. Meline zeigte sich geneigt. Freycinet versprach seine volle Unterstüßung. Meline und Freycinet machten sodann entsprechende Schritte zur Kabinetsbildung. Am 21. hat sich das endlich neue Cabinet in der fol­­genden Weise fonstituirt : Tirard: Präsidium und Han­­del; Constans: Inneres; Rouvier: Finanzen; Thevenet: Justizz Fall­äre8: Unterricht ; Fayez; Aberbau Yves Guyot: öffentliche Arbeiten; Fre­y­­cinet: Krieg; Jauces: Marine. Der Minister des Reußern wird nachträglich ernannt. auf den Portugal. Die Vertagung der Session der Kammern 5. April ist dadurch nothwendig geworden, weil man die Regierung wegen die Abzahlung einer Schuld einer Verfügung derselben, welche von 27­ Millionen Francs an die Erben der ehemaligen Pächter des Tabakmonopols betraf, deren Gesetmäßigkeit von diesen Seiten entschiedenst bestritten wird, stürmisch angreift. Man nimmt an, daß aus diesem Anlasse in nicht ferner Zukunft eine theilweise Umgestal­­tung des Kabinets erfolgen wird. Italien. In Neapel erneuerten sich am 19. die anarchistischen Unruhen. Die Arbeiter durch­­zogen die Stadt truppweise, eine rothe Fahne schwingend, auf welcher die Worte „Anarchie, Kommunis­­­mus, Atheismus!” standen. In mehreren Quartieren kam es zu einem Handgemenge mit der vat welche 123 Arbeiter und 2 berüchtigte Anarchisten, Fabri8s und Pan­­niccioli, verhaftete. Serbien. Ristics erhielt am 19. einen längeren Ber­­uch des Königs. Ristics erschien dann wieder zweimal im Palais zur Audienz. Man glaubt, Ristics werde sehhr bald zur Kabinetsbildung berufen werden. Ristics verhält sich aber noch ablehnend.­­ Die Verhandlungen mit Bulgarien wegen Abschlusses eines Handelsvertrages wur­­den unterbrochen, weil die bulgarischen Unterhändler Schwie­­rigkeiten hinsichtlich der serbischen Vieheinfuhr machen.­­ Griechenland. Die Session der Kammer wurde nach Wotk­ung des Budgets am 19. geschlossen. Einem Gerüchte zufolge hätten der Unterricht­­ und der Justizminister ihre Demission eingereicht. Bulgarien. Der Prinz ist in Sophia eingetroffen, um mit Stambulow, welcher an Anthrax leidet, zu konferiren, begab sich sodann wieder nach Philippopel zurück. Opposition, ihn vom Reden abzuschreden, zum Wort. Herr v. Tipa sprach über fünfviertel Stunden lang. Balthasar Horvat gegenüber bemerkte er, daß ein Justizminister, der dem Abgeordnetenhause ein Gesetz vorgelegt, demgemäß selbst die Reservisten dem Militär-Audi­­toriat unterstanden wären, am allerwenigsten das Recht habe, ihm einen Angriff auf den Liberalismus und die freien Institutionen zu imputiren. Auf die Bemerkung Szilágy's, daß die T­i­p­a's mit den Zentralisten und Förderalisten ihr Sache machen, erwiderte er, er könne nur mit enen in Solidarität sein, die ebenfalls auf der Basis der 1867er Gehege stehen und dieselben ebenso interpretiren, wie er und das seien nicht die Zentralisten und Förderalisten. Dem Grafen Apponyi erwidert er schließlich, dessen ganze Argumentation gelange zu dem einen Schluffe: „Nieder mit Tipa!’ Nun könne er aber aus Gründen des Par­lamentarismus der Opposition diesen G­ fallen nicht thun, denn unparlamentarisch wäre es nur, im Besiße des Ver­­trauens der Krone und der Majorität sich der Minorität zu beugen. In dem Momente, in welchem er dieses Ver­­trauens verlustig werden würde, wird es seine parlamentarische Pflicht sein, zu gehen, aber den Wünschen der Minorität und der Straßendemonstration könne er nicht willfahren. Ohne maß der Referent und der Honvid-Minister ihre Absicht, zu dem Paragraphen zu sprechen, wegen zu großen Lärms der „Gemäßigten“ ausführen konnten, folgte die Abstimmung, welche die Annahme des modifizirteng. 14 seiten 38 der Majorität ergab. Aus dem Reichstage. Schluß der Debatte über §. 14. Am 21. „als der Präsident die Debatte für beendet erklärte, gelangte der Ministerpräsident nach einem mißlungenen Versuche der | Ma | = Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. Lokal-Nachrichten. — Ernennung. Der mit­­ der Leitung des Finanz­­ministeriums provisorisch betraute kön. ung. Ministerpräsident ernannte bei der kön. ung. Finanzdirektion Ka­s­s­a­u, den Rechnungsrevisor Joseph Bertjit zum Rechnungsrathe. — Herr Fabrikant Wilhelm Dunkel erhielt vom portugiesischen­­ Generaltonsul in Budapest folgendes Schreiben : Nr. 2, III. Reg. 1889. Budapest, 20. Februar 1889. Sr. Wohlgeboren Herrn W. K. Dunkel priv. Parquettenfabrikant in Kaschau. Sie waren so freundlich, anlässig der 1885er Landes­­ausstellung in Budapest für die damals im Entstehen begrif­­fenen Handelsmuseen zu Lissabon und Porto mehrere den Aufschwung der ungarischen Industrie würdig demonstrirende Objekte zu schenken. Die Regierung Sr. getr. Majestät des Königs von Portugal und Algerien hat sich bestimmt gefunden, Euer Wohlgeboren für deren opferwillige Vermittlung ihre Aner­­­kennung und ihren Dank auszudrücken. Das betreffende Dokument, welches im Originale beiliegt, lautet : „Ministerium des Aeußeren, =­ Direktion der Consulat- und Handelsangelegenheiten. Se. Allergetr. Majestät, in gehöriger Würdigung der durch Euer Wohlgeboren um die Sammlung der im Wege des Budapester portug. Generalkonsuls den Museen von Lissabon und Porto überlassenen Objekte fragung drückt hiemit für diese Vermittlung, bewiesenen Unter­­welche für das Land so nüglich war und den Glanz seiner Institute ausneh­­mend erhöhte, ihren Dank aus. Gott beschüße Sie! Das Sekretariat des Aeußeren, 13. Dezember 1889. Baron Gomes, m. p. General-Consul Dr. Szvetenay fügt nun separat seinen Dank für die uneigenmäßige Weise bei, mit welcher Herr Dunkel zur Bereicherung der genannten Museen hochherzig beigetragen hat. — Die Actien der Dampf- und Wannenbad- Aktien-Gesellschaft sind fertiggestellt, die voll eingezahlten Interimsscheine können gegen die Originalien jm Couponbogen bei der Firma Zahr und Szakmary umgetauscht werden, diejenigen Actionäre aber die mit einigen Raten noch im Rückstande sind, wollen die Einzahlung ehestens veran­­lassen, da laut Statuten der Gesellschaft Verzugszinsen auf­­gerechnet werden müssen, die mit jedem Tage wachsen. — Wie wir hören, wird der Bau bei Eintritt einer milderen Witterung mit größter Energie in Angriff genommen ; der bereits fertiggestellte Brunnen hat reiche Quellen des besten filtrirten Flußwassers, es ist daher nicht zu fürchten, daß das Unternehmen auf's Trockene geräth. — Das bürgerliche Casino hält am 24. ds. (morgen. Sonntag) 11 Uhr Vm. eine ordentliche General­­versammlung ab. Gegenstände derselben sind : 1. Jahresbericht. 2. Ueber-Prüfung der Rechnung pro 1888 und Bud­­getfeststellung pro 1889. 3. Wahl Freier. Rechnungsrevisorn. 4. Anträge. — Die Kaschauer Creditbank hält ihre Gene­­ralversammlung am meldet wurde am 21. 23. März 1889 ab und nicht, wie ges dess. M. — Der hiesige freiw. Feuerwehr-Verein hält morgen Sonntag seine Generalversammlung ab. — Die Wiener Versicherungs-Gesellschaft hat ihre hiesige Haupt-Agentur für Kaschau und Umgebung an die Herren Adrianyi und Marks übertragen. — Notarswahl in Encs. Am 21. wurde in Encs Ignaz D­e­uts< nach heißem Kampfe zum Kreis 3- notär gewählt. — Volksversammlung ist bis jegt keine ange­­meldet ; die Mittheilung eines hies. Blattes, daß eine solche von der 1848­ er Partei einberufen worden sei, ist unrichtig ; eine Demonstration scheint uns übrigens nach den Geschehnissen in der Hauptstadt und nachdem auch betreffs 8­25 der Wehr- Aufs calmirende Maßregeln im Zuge sind = über­­üiffig. — . Faschings-Liedertafel. Wer sich gemüthlich unterhalten will, beruhe am 2. März die im Pennksaale des Hotel Schaffhäz bei gedechten Tischen stattfindende Liedertafel des hies. Männergesangsvereins, zu welcher Karten in der Buchhandlung des Herrn Franz Mildner zu lösen sind. Militärisches.­­ Manöver. Das Kriegsministerium beabsichtigt mit Rücsicht auf die Temperaturverhältnisse und die Kulturen künftig den Turnus der Uebungen im kleinen Rahmen s<on mit Ende Juli zu schließen, den dritten Jahrgang der Mannschaft zu beurlauben und bis 1. Sep­­tember die sogenannte „Waffenruhe“ eintreten zu lassen. Am 1. September sollen sodann alle zur Waffenübung verpflichteten Reservisten einberufen werden und es beginnen bei zuträglichen Temperaturverhältnissen und mit Rücksicht darauf, daß die Felder zu dieser Zeit bereits betreten werden können, die Brigade u. Divisionsgebungen. Die Regimentsmusiken, welche aus Anlaß der tiefen Trauer bei den militärischen Kondukten nicht spielen durften, werden wissen Trauermärsche und nach von nun an bei Leichenbegang- Abgabe der Ehrensalven die Volkshymne wieder spielen. Das Einrücken des Konduktes hat aber ohne Spiel zu erfolgen. — Abauf: Tornaer Vizinalbahn. Am 21 . Februar fand die administrative Begehung der Strecke zwischen Somod und Torna unter Führung des Ministerialsekretärs Aadir Lakatos und des technischen Raths Julius von Geduly und Ludwig Ho­rváth Eisenbahn-Oberinspektor statt ; von Seite des Corpskommandos war Herr General­­stabs - Hauptmann M­offer entsandt. Ferner waren die Direktions-Räthe Linkes­ und Münnich sowie Bau­meister Gerster zugegen. — 8. 14 der Wehrvorlage lautet nach der Tex­­tirung des Wehrausschusses und nach dem von Tipa amen­­dirtem Texte (derselbe ist hier fett gedruckt) folgendermaßen : Das zur Erhaltung der gemeinsamen Armee und der Kriegsmarine nothwendige jährliche Rekrutenkontingent wird auf Grund und mit Aufrechthaltung der in den 88, 11, 12, 13 und 14 G.­A. XII. 1867 enthaltenen verfassungsmäßi­­gen Rechte mit 103.100 Mann festgestellt ; dieses Rekruten­­kontingent ist zwischen die Länder der ungarischen Krone einerseits und die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder andererseits dem Zahlenverhältnisse der Bevölkerung gemäß, und zwar stets auf Grund der Ergebnisse der legten Volkszählung aufzutheilen. Das im vorhergehenden Punkte festgestellte Rekrutenkontingent ist für zehn Jahre gültig. Nach dem Ergebnisse der am 31. Dezember 1880 in beiden Staaten der Monarchie durchgeführten Volkszählung sind gegenwärtig aus den Ländern der ungarischen Krone 42.711 Rekruten zu stellen. Das zur Aufrechterhaltung der Landwehr der Länder der ungarischen Krone erforderliche jährliche Rekrutenkontin­­gent wird gleichfalls auf zehn Jahre mit 12.500 Mann festgestellt. Das festgestellte Rekrutenkontingent der gemeinsamen Armee kann vor Ablauf von zehn Jahren nur dann zum Gegenstande einer Frage gemacht werden, wenn Se. Majestät im Wege der betreffenden verantwortlichen Regierungen die Erhöhung oder Herabsezung des Rekrutenkontingents für nöthig erachtet ; bis zum Ablauf der obigen Frist ist ein auf die Aufrechthaltung oder Renderung des Rekrutenkontingents abzielender Vorschlag von Seite der Regierung der Geseß­­gebung rechtzeitig zur unterbreitet. Die en Beistellung sämmtlicher Rekrutenkontingente kann aber nur dann geschei­hen, wenn die Geseßgebung dieselben für das betreffende Jahr schon bewilligt hat. — Offene Lehrerstellen. Zu Hajzslin: Ter­­min zur Prüfung am 2. April bei hw. Dechant Joh. Adamovich -­ Zu Kurima: Am 27. März bei hw. Dechant Joh. Adamo­vich. — Zu Sztrocsin: Am 9. April bei hw. Dechant Joh. Adamovich in Duplin. b — Ein Meisterwerk der Gravirkuns­t hatten wir Gelegenheit zu sehen, als­ uns dieser Tage der hiesige Graveur Edmund Alexy eine Silberuhr zeigte, deren äußerer Gehäuseedel von ihm mit dem Wappen der Stadt Kaschau in Tula-Manier gravirt u. in dessen Mitte der halbe Adler aus Gold eingesetzt ist. Um das Wappen herum läuft die Inschrift in gothischen Buchstaben : Alexy Ödön, vesnök Kassán 1866—1886. (Im ersteren Jahre kam er hieher, im Letzteren vollendete er diese schöne Arbeit.) — An ; - T­. f ; 2 - |

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