Kaschauer Zeitung, April-Juni 1890 (Jahrgang 52, nr. 38-74)

1890-06-03 / nr. 63

LIE Sui DX Se DE a ii ka a 7 SET Sur nähe Min TR RENTEN DIR ERTEEHTEETRETTE | BERING SEHE TETTETETT PTK NET TER TEE TERN Zweiundfünfzigster Jahrgang 1890. Kaschau, Dienstag 3. Juni. Kaschauer Zeitung. Für Kaschau : Mit Postversendung 1 ganzj. fl. 6. — zumo —— Bei Inseraten wird di 1 ten le oder deren Ra­ut 5­5 fe. berechnet. Bag win Mi für ae Anzeige. ES Redaction und Expeditions-Bureau Kaschar, Hauptrasse Nr. 60. nn ne mare Le­nn "7.80, fi Bei Jusexaten, welche größeren Raum einne 6.067.087. 6­8 | und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Pränumerationspreis ohne „Zluftr. Unterhaltungsblatt* ganzjährig H. 5.“, halbjähr. F 2.56, vierteljähr. E 1.25 oe... 30, . . 1.65 int jeden Di D Erigeint j­er ee­onnerstag Fä Mit Postversendung ME Neueste Nachrichten. Mer Die Infolatsvorlage Ir­äny is wurde mit 139 Stimmen Majorität abgelehnt. (219 gegen 80). Oesterreich. Der böhmische Landtag dürfte noch wochen­­lang tagen, bis der Ausgleich geläutert daraus hervorgehen wird. Der Kaiser gedenkt ihn nicht früher aufzulösen, bis sich die beiden Parteien nicht gehörig ausgeredet haben. Rieger wurde von den Junge Zechen sehr beleidigt, gegen deren Willen mit 167 gegen 52 Stimmen das Eingehen in die Spezial- Debatte über die Landesschulrathsvorlage beschlossen wurde. Naußland. As wahrscheinlicher Nachfolger des demnächst zurücktretenden Ministers des Reußern Giers ist der Botschafter in Wien, Fürst Lobanoff-Rostowz­ki, bezeichnet. . Prinz Der die osteuropäischen Höfe besuchende italienische Kron­­ist am 31. v. M. in Petersburg vom Czaren mit Küssen empfangen worden. Die große­ Aufmerksamkeit, welche man dem ital. Gaste widmet, wird in Zusammenhang mit dem Streben gebracht, den Dreibund zu zerstören und Italien an die Flanken Rußlands und Frankreichs zu fegeln, einem Deutschland. Der Kaiser bewilligt die Sammlung zu Denkmale für seinen Vater nicht, da er ihm selbst eines setzen lassen werde. Der Kaiser ist am 30. v. M. aufgestanden und konnte die Fußbekleidung wieder anlegen und Gehversuche im Zim­­mer machen ; am 1. fuhr der Kaiser schon aus. Nach den „Reuesten Nachrichten“ hat der bairische Mi­­nisterpräsident Freiherr von Lu ü sein Entlassungs­­gesuch eingereicht; dasselbe wurde angenommen u. dem Minister des Reußern Crailsheim der Vorsit im Ministerrathe übertragen, der von nun an stets vom Minister des Reußern geführt werden soll. Prinz­ Heinrich von Preußen ist in einer Mission des Kaisers nach England gegangen betreffs Besezung der Braunschweiger Regentschaft durch den Sohn des Herzog von Cumberland an Stelle des kranken Prinzen Albrecht von Preußen. Frankreich. Am 29. wurden zu Paris 15 junge Russen wegen eines Complotte­s gegen den Czar verhaftet. (Siehe H . F.) Schweiz. Der Bundesrath stellte den Entwurf zu dem Bundesgeiet, betreffend die Auslieferung gegenüber dem Auslande fest. Italien. Die Kammer wollrte indem sie über den Antrag Bovios, Brispi ihr Vertrauen, der den Minister­­präsidenten, wegen Beilegung des Versammlungsrechtes, be­­gangen, durch Verbot eines demokratischen Congresse in Rom, ankragte, mit 329 gegen­­ 61 Stimmen zur Tagesordnung Überging. Türkei. Die Pforte unterbreitete dem Sultan den Entwurf einer Antwort an die russische Regierung auf deren Drängen um Zahlung der Rückstände von der Krieg­er­entschädigung Es heißt darin, die türkische Regie­­rung sei stets willens gewesen, für die Zahlung der Ent- Schädigung die von Rußland im Vertrage von 1878 stipu­­lirten Einkünfte zu verwenden ; aber sie müsse es ablehnen, andere Einnahmequellen mit dieser Zahlung zu belasten.­­ Serbien. Am 30. v. wurde das Urtheil im Prozesse Panipa gesprochen. (Siehe H. u. F.) nicht, so daß die Gegner der Sranyi’schen Vorlage mit„3. Ja“, die Anhänger derselben mit „Nein“ stimmen. Von 453 verifizirten Abgeordneten — Präsident stimmte nicht == stimmten mit Ja 219, mit Nein 80. Abwesend waren 153. Die der Majorität von Irangi'sche Vorlage erscheint daher mit ei- 130 Stimmen abgelehnt. Die „Ja's“ vieler Mitglieder der liberalen Partei wie I 6kai und Mikpäth wurden von der äußersten Lin­­ien mit schmerzlichem Citam­en, die „Nein“'s der Mitglieder der gemäßigten Opposition Akon Beöthy's, Bila Ber­­nátys und Stefan N­a­gy's hingegen mit Eljenrufen auf­­genommen, Sigung vom 31. Mai. Thaly interpetiert wegen der Millenium­s­­feier und Graf Szapáry verspricht Vorschläge der Regierung. Ferner wurde das Ergänzungsgefett zum Shanik­­gefälle verhandelt. Wekerle vertheidigt die angefoc­h­­tenen Paragrafen desselben. Spon­er interpellirt wegen der Revision des Spiritussteuergesetzes. Aus dem Reichstage. Sigung vom 29. Mai. Am Schuße der Inkolats­debatte ergrif der Justizminister das Wort. Derselbe gelangte nach mehreren polemischen Bemerkungen zu der Konklusion, daß die Regierung und ihre Partei einig darin waren, Kossuth sein ungarisches Staatsbürgerrecht zu erhalten und er, Szi­­lágyi, hatte der Interpretation des gewesenen Minister-Prä­­sidenten beigepflichtet. Diese Interpretation hätte aber nur dann einen Sinn gehabt, wenn Kossuth dieselbe acceptirt hätte. Nun war es aber Kossuth, der sich aufs Energischeste dagegen erklärte, daß der Annahme des Ehrenbürgerrechtes einer ungarischen Stadt seinerseits eine solche Deutung gege­­ben werde. Und wenn Kossuth seines Staatsbürgerrechtes verlustig geht, so sei die Unabhängigkeit"­Partei schuld da­­ran, die ihm ein künstliches Martyrium "bereitet. Der Ber­­eich zwischen Rákoczi und Kossuth könne nicht bestehen. Kossuth sei­ von Niemandem expatriirt worden, als von sich selbst ; er blieb dem Vaterlande auch seit 1867 fern, um hie­­rdurch zu demonstriren, daß er den Weg nicht billige, den die Nation damals betreten. Wenn Kossuth aber von der Nation verlange, daß sie ihn seinen Weg allein gehen w­ so könne die Nation auch von Kossuth verlangen, daß er sie auf dem von ihr einmal betretenen Wege nicht weiter beirre. Dieses muthige Wort wurde auf der äußersten Lin­­ien mit Verblüffung, auf der Rechten mit stürmischen Kund­­­gebungen der Genugtäuung aufgenommen, an einem w underschreiblichen "Trubel versuchten "noch ‚mehrere Abgeordnete auf beiden Seiten, sich in „persönlicher­­ Sache“ “ verständlich zu­­ machen, worauf zu allgemeiner Be­­friedigung endlich die Abstimmung, und zwar mittelst Naz­imensaufrufd vorgenommen wurde. Die Frage lautete, ob das Haus den “A­bleh­­nu­ngs­antrag des Ausschusses annehme oder Lokal-Nachrichten. — Einweihung. Die vom Präsidenten des hiesigen religiös-wohlthätigen Vereins­, dem hoch­­würdigen Dominikaner-Ordenspriester BP. Hyacinth ge­­gründete und in dem von diesem Verein aus den Spenden seiner Mitglieder zu religiösen Versammlungszweien ange­­kauften Hause, in einem dazu adaptirten großen schönen Saale untergebrachte Kleinkinderbewahr-An­­st­alt wurde am 31. v. feierlichst eingeweiht. Punkt 9 Uhr Vm. kam Se. bischöfl. Gnaden Dr. Si­­­gismund B­u­b­ics in Begleitung des bischöfl. Archivars u. Consistorialnotärs Hw. Ferdinand Pl­ent vor dem Fest­­hause an, an dessen­ Schwelle ihn der hw. Herr Pater H­yacinth empfing und durch die schön mit Baumzweigen beform­te Hausflur in den ebenfals mit Laubguirlanden, in denen ein „Isten Kozett“ zu lesen war -- gezierten Saal führte. Ehrfurchtsvoll von den schon anwesenden vielen Gästen, meist Damen und Kinderfreunden, so­wie von den versam­­melten kleinen Kindern begrüßt, wel­ in zwei Abtheilungen (Knaben und Mädchen), alle festlich gekleidet, 18 Bänke zu 10 Site einnahmen. Se­ bischöfl. Gnaden nahmen sogleich die Einweihung vor, das Gebäude, dessen Bewohner, den Lehrkörper und die Zöglinge segnend ; hierauf wandte sich der Herr Bischof an die Gäste mit einer Bezug habenden Ansprache, in welcher er den Segen des Himmels auf alle jene herabflehte, die zu dem Gelingen der Errichtung dieser Anstalt beitrugen und noch beitragen. Und sich zu den Kleinen wendend, ermahnte er diese in liebevollster Wise zur Folgsamkeit und Gottesfurcht, zum fleißigen Lernen und der Uebung aller Tugenden, zu welchen sie ihre Lehrer aneifern, damit sie brave Menschen, nägliche Bürger ihres Vaterlandes werden. Die Kinder stimmten sodann, als fi­­e. bischöfl. Gna­­den regte, einen Hymnus an, der sehr gut eingeübt und von den beiden Lehrerinen Julie Dittert und Kath. Sima geleitet war, welche sodann mehrere Knaben und Mädchen vorführten, die vor Se. bischöfl. Gnaden verschiedene Gedichte deklamirten, deren erstes an den Herrn Bischof, das zweite an die Gäste gerichtet war — während die weiteren ge­­mischten Inhalts waren. Se. bischöfl. Gnaden ließen jedes Kind zu sich kommen, befragte es um seinen Namen und un­­terhielt sich mit den Kleinen in herzinnigster, gemüthzerheben­­der Weise ; er spraß zu Jedem milde freundliche Worte der Ermunterung und manches launige Wort zeugte von der Ge­müthstiefe, die unserem der Kleinen in sein Herz edlen Overhirten eigen, der das Los geschlossen und für diese rationell zu sorgen sich zur Aufgabe gemacht hat. — Inzwischen ka­­men wieder Gesänge zum Vortrag und machten die Kinder verschiedene Evolutionen, im­ „Fröbelgarten“-Styl, die recht gut eingelernt­ waren. Ein Mädchen überreichte gelegentlich einer Deklamation­­ dem Herrn Bischof auch einen Blumenstrauß ; das Auftreten der kleinen, netten Bursch­en und Mädchen war meist ein recht, kouragirtes, was jedenfalls auf die pädagogisch richtige Behandlung der Kinder hinweist. Merkwürdig, daß gerade nur Eines der Kinder, ein gewiß sonst recht munterer Knabe, der zu seinem sicher he­­roischen Gedichtsvortrage, sogar das Schwert umgürtete und den Czako aufsezze — so verlegen war, daß man sein Wort aus ihm herausbrachte, bis Se. bischöfl. Gnaden das Eis oder­ das Lampenfieber brach und ihn zum Sprechen brachte. Nun wurden Kipfel und „Studentenfutter“, wie Se. bischöfl. Gnaden in Reminis­zenz an ihre Jugend das Gemische in den Daten nannte, verabreicht und nachher paarweis ab­­marschirt. Der Herr Bischof besichtigte noch, nachdem er sich von allen Anwesenden verabschiedete, die Loyalitäten des re­­ligivs-wohlthätigen "Vereins, dessen Bet­ und Versamml­ungs­­zimmer und sprach sich­ überall recht lobend über die ganze Einrichtung und überhaupt über den Bestand und das Wir­­ken des Vereins aus. Dem hochw. Herrn P. Hyacinth gebührt diese Anerkennung auch von Seite der Oeffentlichkeit und der Elternwelt, welche hier ihre Kinder wohl und gut bewahrt weiß, wo jeden Tag fast 60 derselben auch verköstigt werden ; die Anstalt kann auch nicht alle aufnehmen, die sich melden, da die Räumlichkeiten schon für die jenige Anzahl von Kindern zu klein sind. Möge der Segen, den der edle Oberhirt für das Ge­­deihen und Aufblühen dieses Institutes vom immerdar auf demselben heilverbreitend rohen­­ Himmel erbat. — Verwaltungs-Ausschusß-Sit­zung. Die Ver­­waltungs-Kommission der kön. Freistadt Kasch­au wird ihre diesmonatliche ordentliche Sitzung, wegen des an i den 5. b. fallenden Frohnleichnamsfestes am 6. b. 4 Uhr Nach­­mittags im Bureau des Bürgermeisters Theodor Mün­­st­er kön. Rath abhalten. — Als neue Mitglieder des städt. V­er­­waltungs-Ausschusses wurden an Stelle Geza Benc­zur3 und Mart. Martonffy’s die Herrn Josef Hal­m­os u, Karl Szakmary gewählt. = Königl. Tafel. Der Justizminister hat an die Stadt Kaschau die Anfrage gerichtet, ob dieselbe bis zum 1. November die nöthigen Localitäten für die kön. Tafel zu be­­schaffen im Stande sei ? Diese Anfrage scheint darauf hinweisen zu wollen, daß der Justizminister die Dezentralisation noch im Laufe dieses Jahres durchzuführen beabsichtigt. — Trauung. Gestern, Montag, fand in der evang. Kirche die Trauung des Herrn Zeichners Szamecz mit Fräulein Il­ka, Tochter des städt. Delonomen Herrn Josef Kr­ipt statt. Personalien. — Der k. ung. Forst-Inspector Herr Adolf Szabó wurde als Juror zur Ausstellung in Wien berufen und ist dieser Tage auch dahin abgereist. — Dr. Victor v. Fellegi k. ung Finanz- Sectionsrath ist Sonntag hier­ zur Inspizirung eingetroffen. — Dr. Zäray, der verdienstvolle Handelskammer- Sekretär aus Fünfkirchen ist zum Besuche s­ Freundes Herrn Eugen Deil Freitag hier angekommen und begab sich Sams­stag nach Fünfkirchen zurück. Militärisches.­­ Se. Excellenz FML. Braumüller von Tanne bru wird am 11. Juni Abends 8­24 hier eintreffen und am 12. die Leitung des Corpskommandos wieder übernehmen. Se. Excellenz hat seine vollkommene Gesundheit wieder er­­langt und gratuliren wir vom Herzen zur Wiederherstellung derselben. — FML. Rovács von Mad ist von seiner großen Generalstabsreise hier angekommen und hat die Leis­tung des Corpscommando übernommen. AN — Inspizirung. Gestern Vu. 8 Uhr erschien der Brigadier Herr GM. Josef von F­aby in Vertretung des Corpscommandanten im hiefsten k. u. k. Militärverpflegs­­magazin und inspizirte die Mannsc­haft auf ihre Tüchtigkeit in der Handhabung und Bflege der jüngst erhaltenen Schieß­­waffen. Der Harr General drückte seine vollste Zufriedenheit über die Ausbildung und Haltung der vom Herrn Offizial Robert M­utter mutftechaft einexerci­ten und commandir­­ten, sich recht gut repräsentirenden Mannns Haft aus. Beim Besuche der Magazins-Localitäten sprach sich der Herr Brizadier über die überall herrschende Reinlichkeit be­­lobend aus ; besonders gefielen die Kanzlei-Localitäten, welche seit jeher ihrer Düsterheit wegen berühmt waren, nun aber über energische Anregung des H:ren Verpflez3 verwalter 38 D­0­ Krauz ein ganz freundliges elegantes Aussehen erhalten h­aben. — Herr Genie-Director Major Josef Stürmer ist am 30. v. hier angekommen und hat am 1. d. die Lei­­tung der k. u. k. Genie-Direktion übernommen. — Der t ut. Militär-Verpfleg3-V­er­­walter Herr Anton Dobrauz und Vorstand des bij. Verpflegemagazins ist am 1. ds. von einer mehr wö­­sentlichen Dienstreise, betreffend die J Inspizirung der unter­stehenden Filialen, zurückgekehrt. — Unsere Berver S. Majestät. S Ma­jestät hatte am 31. v. M. das ungarische Infanterie-Regi­­ment Ritter v. Kees Nr. 85 inspizirt, welches den vorigen Dislokationen mit dem Stabe, dem ersten, dritten bei und vierten Bataillon aus Marmaros-Szigeth nach Wien vers­iegt wurde. Se. Majestät geruhte nach erfolgter Defilltang der Truppe die Allerhöchste Zufriedenheit mit deren Leistungen den Offizieren bekanntzugeben. — Transferirt: Hauptm. Coloman Jacz vom IR. 25 zu 66 ; Hauptm. Franz Pauer von Buda­­hegy vom IR. 60 zu 76 ; Rittmeister Vict. Graf Breda des Haß-R. 14 zu 7; Lieut. Baul Palkovics de Szenkvicz vom Art.-R. 4 zum Haß.-R. 12. mann — In den Präsenzstand überseßt: Haupt- I. Cl. Ignaz W­o­lf des IR. 25 transferirt zu 96. Victor — Mit Wartegebühr beurlaubt: Lieut. Bir­ner de IR. 60. — Pensionirt: Hauptm. I. Cl. Karl Friede­lein des IR. 65, Hauptm. II Cl. Josef Budaházy des IR. 85, beide als zum Landsturmwaffendienst ungeignet. — Todesfall. Am 1. d. verstarb hier der pens. x k. u. k. Oberlieutenant Josek Simovich im 65. Lebens­­jahre und findet heute dessen Bestattung­ vom Trauerhause Nr. 6 der mittleren äußeren Glacis statt. :

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