Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1890 (Jahrgang 52, nr. 112-149)

1890-10-18 / nr. 119

EEE Se 1 ESSE ESSE SEREN um­ 1 a a em A —— — DEE JARTASAK OZ KED T­ NUT EEE ET ER ? 68 4 EEE­ ­ ee. . 27. p 5 Zweiundfünfzigster Jahrgang 1890. Nr. 119. — Rafdjan, Samstag 18. October. Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITŐ. Pränumerationspreis ohne „JUufir. Unterhaltungsblatt" ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. 4­2% vierteljähr. u Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag, Pi 30, = . 1.65 u Kaschau : it Postversendung : ganz). fl. 6.60. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 tr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschar, Hauptgsaes Nr. 68. Mit dem „Ilnsis. i Unterhaltungsblatt" Für Kaschari je 6.20, halbjähr. Mit Gehsutkaltung an er + 7.80. Bei Inservaten, welche größeren Raum er und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Neueste Nachrichten. Ungarn. Die rumänische Nationalpartei will in ihrer am 27. Oktober zusammentretenden Konferenz das Aufgeben der Passivitäts-Politik beschlie­­ßen und von nun an wieder in den Reichz3tag eintreten, von dem sie sich bisher fernhielt. Sie gedenkt die Revision des Nationalgesetes und die Aufhebung der Union Sieben­­bürgend mit Ungarn zu verlangen. Am 15. wurde die Arader Ausstellung Der Aderbauminister entschuldigte sein Nichtkomiten­ geschlossen. Oesterreich. Sämmtliche Landtage nahmen am 14. b. ihre Thätigkeit wieder auf. Dem niederösterrei­­chischen Landtage wurden bereits die Vorlagen unterbreitet, welche die Vereinigung Wiens mit den Vororten und die Umgestaltung der Wiener Gee­meindeverwaltung bezwecken. Der Statthalter Graf Kiel­­mannegg befürwortete die Geseentwürfe in einer Rede, welche alle Ausstreuungen über die entkrästete, das Wesen der neuen Benachtheiligung der Vororte Reform beleuchtete und des­sen großen sachlichen und moralischen Werth in einer der Bedeutung der Angelegenheit würdigen Weise hervorhob. Im böhmischen Landtage haben die Jungczechen bereits die Oberhand, deren Forderungen schon himmelhohe sind. In Lemberg hat die Polizeibehörde d­r­e­i aus Kiew eingetroffene russische Emissäre, welche unter den Hiesigen Arbeitern eine russophile Agitation ein­leiteten, in Haft genommen. Rußstland. Die kaiserliche­­ Familie ist am 14. in Gad­din­a eingetroffen. Der Onkel des Czaren, Großfürst Nikolaus, Feldmar­­schall und Commandant der Truppen bei den Manövern in Wolhinien ,ist nach Beendigung derselben ver­rü­gt ge­worden und ist sein Zustand hoffnungslos. Deutschland. In einer Privataudienz, welche Kai­­ser Wilhelm dem italienischen Botschafter gewährte und in welcher dieser­­ der Kaiser die Marmorbüste König Humbert­ s überreichte, auch von auswärtiger Politik gesprochen und ie augenblickliche Lage als zufriedenstellend bezeichnet haben. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Kabinetsordre betreffs Errichtung eines K­olonialrathes als sachverständigen Beirathes für koloniale Angelegenheiten bei der Kolonialabtheilung des äußeren Amtes, stand Holland. Die Konferenz der Aerzte erklärte den Zu­­des Königs für unheilbar, worauf der Ministerrath Unter Vorsit­zer Königin Emma die Einsezung der Regent­­schaft beschloß Schweiz. In Bellinzona vollzog er die Wieder­­einsezung der früheren Kantonal-Regierung ohne Zwischenfall. Italien. Minister-präsident Erispi will in Zukunft denjenigen italienischen Bischöfen, welche unterlassen sollten, bei Besuchen des Königspaares in den betreffenden Diözesen den Majestäten ihre Aufwartung zu machen, das Exequatur entziehen. Das Gerücht hat nicht verfehlt, in vatikanischen Kreisen Beunruhigung hervorzurufen. Türkei. Der Sultan hat beschlossen, dem D­eu­t­­schen Kaiser einen Gegenbesuch abzustatten. Serbien. Bezüglich einer jüngsten Grenzverlegung durch die Arnauten ist zwischen der serbischen und der otto­­manischen Regierung bereits eine Verständigung er­­zielt worden. — Auf Anordnung des Kriegsministers wurde bei einem Theile der Kavallerie die Lan­ze eingeführt. Die neulich in Belgrad erschienenen Ungarn waren einfache Touristen, die vom Congreße des evangel. Unter­­stüßungs-Vereines in Neufa einen Ausflug machten. Pronay, Mudron und Bellik waren nicht darunter. Die Regierung beabsichtigt, an allen ihren Grenzen den Baßzwang aufzuheben unter der Voraus­­­sezung, daß die betreffenden Grenzstaaten Serbien gegenüber die gleiche Maßregel durchführen. Südafrika. Die englischen Kanonenboote, welche sich an der Mündung des Eb­endasszluffes befanden, sind den 3am­besi bereits hinaufgefahren und wurde seitens der portugiesischen Behörden dagegen Protest erhoben. Nach pri­­vaten Mittheilungen ist die Expedition, welche zur Besetzung von Mehara abgegangen ist, mit etwa 800 Mann in das Gebiet von Monica gelangt. Australischer Archipel. Die zur Züchtigung der Bewohner der Karolinen-­­nsel Ponapi ent­­sendeten spanischen Kriegsschiffe bombardirten das Dorf Mu­talani und eroberten die Stellungen der Eingebornen ; sieben spanische Soldaten sind t­o­dt, 19 wurden verwundet; die Eingebornen verloren 150 Mann. Aus dem Reichstage. Das Abgeordnetenhaus hielt am 15. eine kurze Sagung, in welcher Handelsminister Ba­r­o 1­3 Gejegentwürfe über die Verstaatlichung der Ungarischen Nord­­ostbahn und über die Unterstüßung der bei­den Gewerben und in den Fabriken Angestellten im Krank-­heitsfalle einreichte. Diese Vorlagen wurden dem Finanz- und Verkehrs- beziehungsweise dem volkswirthschaftlichen Ausschusse zugewiesen. Der Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses begann die Verhandlung des Budgets des Cultusministeriums. Auf eine Frage Helly's erklärte Minister Graf C3aky, seine Verordnung in Sachen der Wegtaufen sei die na­­­ürliche Consequenz des bestehenden Gesetes und rechtmäßig erfloßen, denn der Minister habe in gewissen Fällen da­s Recht, das Vorgehen Verordnung betreffe, H zu statuiren. Wis die Opportunität der sei leitere erst erlassen worden, nach­­dem der Minister im Laufe der Verhandlungen die Beruh­i­­gung gewonnen habe, daß kein Hinderniß vom dogmatischen Standpunkte besehe. Es seien zwar nachträglich dem entgegengelegte Ansichten laut gew­orst den, doch erkenne er in der Hierarchie der römisch-katholischen Kirche die Zuständigkeit der niederen Geistlichkeit in dogma­­tischen Fragen nicht an. Der Ausschuß nahm die Antwort des Ministers zur Kenntniß. Helfy beantragte die Errichtu­ng einer orientalischen Akademie in Ungarn. Nach eingehender Debatte spricht der Ausschuß seine Ansicht dahin aus, daß er eine solche Errichtung nicht für noth­­wendig halte. Auf die Anfragen des Abgeordneten Georg Gjurkovic antwortete der Cultusminister, daß die Vorlagen des serbischen Kirchencongresses vom Jahre 1879, mit den Bemerkungen der Regierung versehen, durch den königlichen Commissär Baron Fedor Nikolics an den Patriarchen Brankovics schon übersendet wurden. Es seien nunmehr bessere Aussichten zu gedeihlichen Reformen und zur Vervollständigung der serbischen Kirchen-Autonomie vorhanden ; vielleicht sei es auch empfeh­­lenswert, ein einheitliches Organisationsstatut zu verfassen. Der Patriarch Brankovic8 habe bereits wegen Einberufung der Bischofssynode einen Antrag gestellt. Dieselbe dürfte in aller kürzester Zeit zusammentreten. Die Synode werde sich außer anderen zugenden auch mit der eventuellen Wahl des Temesvarer gr. Bischofs befassen. Der Minister habe erst auf den Zeitungen von angeblichen Differenzen zwischen dem Patriarchen Brankovic und der Regierung Diese Gerüchte beruhen auf Erfindungen. Abgeordneter erfahren. G yur­­kovic dankte dem Minister für die erhaltenen Antworten und äußerte in Betreff derselben seine vollste Zufriedenheit. Präses der Obergespan Emerich von Darvas Nach Eröffnung der Generalcongregation ward das Intimat des Ministeriums des Innern verlesen, womit die allerhöchste Handschrift der Kommune mitgetheilt wurde, in welcher Se.­k. und k. ung. apost. Majestät für die aus Anlaß der Verehelichung der Erzherzogin Maria Ba­lerie, aus allen Theilen des Landes gekommenen Begrüds­­­wünschungen den allerhöchsten Dank auszudrüFen und unter Sitzung des Municipal-Ausschusses des Abauj-Tornaer Komitats-Municipiums. Abgehalten am 13. und 14 d. u . 4. ... ==. Die heutige Nummer umsatzt 8 Seiten. T Ein verhängnisvoller Ausflug. Von Cicada. Fortlegung. Frau Sonnenbluhm las die Enttäuschung in den Zügen des Fremden. Die Freundin schien ihm nicht zu gefallen. Da kam es ihr vor, als ob ihre Person mehr Gefallen gefunden hätte. Wie wäre es, wenn er statt eine eine Olympia heiratete. Ihr Herz klopfte stürmisch. Thusnelda „Lieber Herr Rath !" sagte sie mit schmeichelnd süßer Stimme: „Sie können Eine von uns wählen. Io bin auch frei und sehne mich darnach, zu beglühen und beglüht zu werden.“ Fräulein Ilris spißte die Ohren. Sie hatte diese Worte „aufgefangen. Ihre schwarzen Augen blißten, mit grimmigen Lächeln fletschte sie das antike Gebiß auf die Freundin. Oh diese falsche Kreatur ! Just werde ich ihn erobern, dachte sie im Innern wüthend. „Ich bitte Herr Rath !“ zischte sie schnell hervortretend und legte ihre Hand auf den Arm des schönen Fremden. „Die Reise wird Sie gewiß ermüdet haben. Dürfte ich nicht ein wenig Erfrischungen anbieten !“ Mit diesen Worten führte sie den Geheimrath auf die Terrasse hinaus, wo bereits ein reichgedegter Tisch die Kommenden wartete. Herr Drüsenspek und Frau Sonnenbluhm, — Lettere mit zornfunkelndem Blide — folgten ihnen. Die Ge­s­­­ellschaft seßte sich um den „Essen Sie Herr Rath !“ nöthigte Fräulein Ziltis hold ‚erröthend. „Der Rostbeat ist frisch und wer weiß,“ fügte sie mit entzüdender Naivität hinzu, „ob der prächtigte Ochs, Dessen Fleisch hier aufgetragen ist, nicht aus Ihrer exellenten ‚weltberühmten Mastung kommt !“ „Der Rostbeat ist nicht frisch !“ rief Frau Sonnen- Stuhm mit verhaltenem Grimm und job die Braten­­schüssel hinweg. „Von dieser gejeihten Zunge aber können Sie genießen Herr Rath. Sie ist apetitlich von meiner Hand zu­­bereitet. Nicht wahr Herr Drüsenspek ?“ „Do wohl !" lächelte der Genannte. Berthold nahm pflichtschuldigst ein Blättchen von der „Zunge, doch aß er es nicht, sondern betrachtete verwundert die spießbürgerliche Gesellschaft, in welche er gerathen war. Er Fragte sich fezt, ob nicht etwa die die Dame die Schwester seines Freundes wäre. Wahrlich diese Adelheid von Wallersee ist in dem kleinen Städtchen sehr verbauert ! „Sind Sie etwa krank ? Haben Sie keinen Apetit Herr Rath !“ wendete sich Thusnelda mit liebevoller Sorgfalt an den Geheimrath. „Uebrigens finde ich es leicht begreiflich. Sie strengen sich zu sehr an. Ja in der That, Sie haben ein schweres Handwerk. Die Viehzucht ist mit viel Mühe verbun­­den. Man muß viel Geduld haben, sehr genau sein, um von Ocsenhandel Nutzen zu ziehen. Und Sie brauchen eine Gefähr­­tin,“ fuhr sie mit gesenktem Blide fort, „die Sie hütet und pflegt, denn wahrlich unter den Ochsen sich zu bewegen ist nicht gefahrlos. Wie oft sind auch schon auf den Ochsenmärk­­ten Unglücke geschehen ! Wie oft wurde schon ein Viehhändler von einem solchen wilden Thiere aufgespießt !“ „Ich verstehe Sie absolut nicht meine Gnädige !" sagte der Geheimrath befremdet. „So bin noch Jungfrau !“ bemerkte verschämt Fräulein Iltis und eine dunkle Purpurglut brach sich Bahn durch die dide Lage der weißen Schminke. „Wir werden uns besser verstehen, Herr Rath !“ rief Frau Sonnenbluhm eifrig, sich mit einem vielsagenden Lä­­celn an den sprachlosen Gast wendend und ein triumphiren­­der Bliz ihrer runden Augen traf die Jungfrau. Geschäft trägt mir jährlich sechs Tausend reinen Profit!" „Mein sagte sie mit leichter Betonung. „Du lügst verrätherische Schlange !“ zischte Thusnelda außer sich: „Du verschwendest Deine Einkünfte auf Puß und hast Nichts ! Ich aber bringe meinem Manne haare zehn­tausend Heirath8 gut mit.“ Die Geduld des Geheimrathes riß endlich. „Entschul­­digen Sie meine Damen !“ sagte er sich plöglich erhebend und seine wachsende Entrüstung bemeisternd. Entschuldigen Sie, wenn kurs nicht !* ich mich entferne. Ich verstehe Ihren ganzen DJs­­„Um Gottes willen, Herr Bandel ! rief Thusnelda wie zu Tode erschrocen. „Sie dürfen diese kleine Scene nicht für eine böse Rekommandation halten. Sie müssen Nachsicht üben, ein Frauenherz ist in der Liebe schwac­h. Seien Sie überzeugt, daß Sie in mir eine gute Hausfrau und Mutter finden wer­­den !“ Mit diesen Worten nahm Fräulein Iltis eine Man­del aus dem Früchtenkorbe. „Zur Versöhnung lächelte sie in holder Jungfräulichkeit, theilen wie Herr Rath hieß Viel­ liebchen !“ Thusnelda neigte sich jegt tiefer zu den Fremden, doch konnte man nicht sehen, ob er in der That die holde Gabe entgegennahm, desto deutlicher sah man aber das­­ Ente seen, welches sich in den Zügen der übrigen Tischgenossen malte. „Fräulein Iltis !“ schrie Drüsenspek außer sich. „Imfame Rosette!” stöhnte Frau Sonnenbluhm. Die Empörung des Geheimrathes hatte seinen Höhepunkt erreicht. „Das ist schon zu viel !“ rief er nach seinem Hute greifend und eilte davon. „Aber Bandel ! Herr Rath !“ schrie Frau Sonnen­­bluhm dem Eilenden nach „Kommen Sie zurück ! Wir wollen uns vergleichen ! Sie sind Viehhändler, ich bin Fleischsellerin, a­­ls ehrsames Ehepaar gute Geschäfte in Debreczin machen !" Umsonst, der Gerufene kam nicht zurück: „Olympia Du bist eine Harpie! zischte Thu8nelda vor Wuth berstend. Und Sie­­­ Sie! wendete sich das Fräu­­lein an den erschrofenen Drüsenspek. Sie sollten sich lieber an einen Arzt wenden. Wie ich sehe, sind ja Ihre Wangen geschwollen !“ Betroffen blidte Theophil in das Gesicht der alternden Jungfrau. In der That die Sache verhielt sich so. Jett wußte er es. Sie war ja der Sit der Weisheit.“ Woher erfuhr sie es, daß er gefilmt worden war ? „Ich versichere Fräulein Iltis !" stotterte Drüsenspek. Fräulein Iltis hörte nicht. Wie eine Rasende“ rief sie den steilen Pfad zu dem Pavillon hinauf, wo sie die Gestalt des Fremden gegen die Eisenbahn verschwinden sah. In größter sich folgten ihr Frau Sonnenbluhm in Begleitung Drü­­senspeks. Um nun die Erlebniße des wirklichen Viehhändlers Tobias Bandel kennen zu lernen, müssen wir uns nun eine halbe Stunde zurückersehen. Gerade als der Wiener Zug auf dem Bahnhofe stillstand, langte Herr Bartwish mit seinem Gaste auf dem Hügel des Pavillons an. Frau von Wallersee und Dame Bartwisch befanden sich unter dem schattenspendenden Laubbau des Sommergebäudes und schau­­felten sich gemächlich in ihren Rohrstühlen. Das Gespräch drehte sich um Angelegenheiten der Hausfrauen, also um Dinge, die für den etwas beschränkten Verstand Frau Pulcherias faß­­bar waren. (Fortsezung folgt.) .

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