Kaschauer Zeitung, Januar-März 1891 (Jahrgang 53, nr. 1-36)

1891-02-14 / nr. 19

3 „„Dreiundfünfzigster Jahrgang. Nr. 19, Kaschau, Samstag 14. Februar. Kaschauer Zeitung.­­ KASSA-EPERJESI ERTESITO. Pränumerationspreis der „Kasc­hauer Zeitung“ halbjähr. 1­2.80, vierteljähr. x: 1.25 fdjan : jährig A. 8.—, Hy­dr­ee 4­6.60. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 fr. für jede Anzeige. | Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64, ganzjährig fl. 5.—, „ Pränumerationspreis der Franee ge­itung“ úr K ? 3 . fl. 2.50, viertelj. fl. 1.25 Mir im RL : ganz]. fl. 6.60 . ” H. 83.30, , 4)­1.65 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen e­ingeschaltet werden wird ein entsprechender Stringpelt von 45 Rendite Rakh­eiten. Ungarn. Finanzminister Wekerle hat 150.000 fl. aus den Staatsüberfgüßen unter Garantie der Stadtrepräsentanz in die B.-C8aloger Sparkassa zu 4 °, eingelegt ; ein schöner Act von Staatshilfe, der vielen kleinen Leuten zu Gute kommen wird. Der kroatische Klerus petitionirt beim Bapste, damit er den Bischof Stroßmayer zum Primas 8 der Südslawen ernenne. Oesterreich. Die österreichischen, speziell die Wiener Arbeiter blieben­­ bei dem im Vorjahre gefaßten Beschluße, den 1. Mai zu feiern, der ja traditionell bei ihnen und der ganzen Bevölke­­rung als Feiertag gefeiert wird,­­ an dem sich, wie z. B. bei der Wiener Praterfahrt, alle Gesellscaftsklassen vereinigen. . Luxemburg. Die oppositionelle Majorität des Gemeinderathes (9 gegen 15) richtet figh direkt gegen die Person des Großherzogs, weil dieser außer dem neuen Bürgermeister zwei neue Schöffen ernannte, welche von der Mehrheit des Gemeinderathes als Eindringlinge betrachtet werden, da die neuen Schöffen nicht aus ihrer Mitte genommen wurden. Bürgermeister B­ras Jeur versuchte vergebens, die Opposition zu veranlassen, doch nicht aus persönlichem Grolle der Regierung und dem Groß- Herzog Gewalt anzuthun. Belgien. Die dritte Sektion der Repräsentantenkammer ge­­nehmigte den Antrag auf Revision der Verfassung mit 5 gegen 4 Stimmen. — Der Generalrath der Arbeiterpartei richtete eine Denkschrift an den Episkopat, in welcher er denselben ersucht, sie der Revision der Verfassung nicht zu widerleßen. Die jüngst einberufenen beiden Klassen der Miliztruppen, welche zu Brüssel in Garnison lagen, wurden heute auf einen Monat in ihre Heimath entlassen. Großbritannien. Das Unterhaus nahm mit 202 gegen 155 Stimmen in zweiter Lesung die Bill an, welche die Ehe eines Witwer jd der Schwester der verstorbenen Frau gejeglich zulässig erklärt Mac Carthy hat ein Schreiben Parnell's erhalten, welches besagt, daß Parnell gegenwärtig jede Hoffnung auf einen Ausgleich zwischen den beiden Gruppen der nationa­­listisc­hen Partei aufgegeben habe. O'Brien und Dillon meldeten sich zum Antritt ihrer Freiheitsstrafen, zu denen sie im Vorjahre verurtheilt wurden ; sie ziehen sich beide aus dem in nußlose Streitereien ausgearteten Parteileben zurück. Serbien. König Alexander unternimmt im Monat Mai eine Reise ins Ausland und wird bei dieser Gelegenheit seinem Vater in Paris einen Besuch abstatten. — Die Skup­­­­stina nahm mit erdrüdender Majorität den Geiegentwurf an, wonach den Kaufleuten der Verkauf fremdländischer Er­­zeugnisse in den Dörfern untersagt wird. Eine Ausnahme hievon machen die unentbehrlich anerkannten Artikel, welche im Gesetzentwurf aufgezählt werden. Der Entwurf wurde vom Handelsminister eingebracht. Die Skupstina erledigte das Richtergeset gemäß der Negierungsvorlage, entzog jedoch das Strafrecht über die Richter dem Justizminister und übertrug dasselbe dem Ge­­sc­hworenen-Kollegium. Aus dem Reichstage. | | | | | Am 12. wurde der Gesetzentwurf über Durchzug bos­­nischer Truppen in Ungarn angenommen. Auf die Interpellation Julius Horvat's­ antwortet Mi­­nister Gabriel Baros8 u. A. „I< glaube korrekt zu handeln, wenn ich im Namen der Regierung auf die In­­terpellation unverweist die Antwort ertheile. Io muß gestehen, wenn man die Blätter liest, so kann man nicht mehr nach Wien gehen, ohne bei der Rückkehr des Vaterlands­ verrathn geziehen zu werden“. (Lebhafte Heiterkeit.) Io bemerke zunächst, daß es mir nicht im Entferntesten einfällt, mit den Blättern zu polemisiren ; auf die Mittheilun­­gen der Blätter kann man in dieser Hinsicht nicht viel ge­­ben. Das mögen sie in welchem Tone immer schreiben : zwischen den Regierungen ist die Abmachung getroffen wor­­den, daß wir im Hinblik auf die Wichtigkeit der Verhand­­lungen über die Details überhaupt keine Mittheilungen ma­­chen; demnach muß die Glaubwürdigkeit der Zeitungsmel­­dungen stark angezweifelt werden. Nachdem aber diese Frage an die Regierung gerichtet worden ist, erkläre ich mit aller Offenheit und ganz ent­­schieden, daß zwischen mir und dem österreichischen Handelss­minister keine solce Vereinbarung zu Stande gekommen ist, welche die Modifikation der Tarife — ich denke, der Herr Abgeordnete hat darunter die Lokaltarife verstanden — und der in dieser Sache herausgegebenen gen — insofern solche existiren — nach Ministerial-Verordnun­­sich ziehen würde. Da ich aufrichtig sprechen will, will ich auch darauf reflektiren, worüber ich nicht befragt wurde, worauf aber möglicherweise Viele hinweisen werden , was nämlich mit den Ausnahmestarifen geschehen wird , muß rundweg die Behauptung zurückweisen — woher immer sie kommen mag —, als hätte die un­­garische Regierung ihren Standpunkt in welcher Richtung immer aufgegeben und im Stil gelassen oder als wäre sie zurückgewichen. Die Tarifpolitik der ungarischen Regierung hat mehr als einmal als Anlaß zu Angriffen gedient, und mehr als einmal wurden gegen dieselbe Einwendungen erhoben. Sol­­­chen verschiedenen gegensäßlichen Bestrebungen gegenüber vers­leiht der Regierung Kraft das ehrliche Streben, die Verkehrs­­politik des Landes nach ihrer besten Ueberzeugung zwec­­mäßig zu leiten. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Die Antwort wurde allgemein zur Kenntniß genommen, — in | Die heutige Nummer umfast 6 Seiten. Sitzung des Verwaltungs-Ausschussses des Abauj-Tornaer Komitats-Municipiums. Abgehalten am 12. d. Nach der vom Präses, Obergespan des Komitat Emerich von Dar­vas, erfolgten Eröffnung der Sißung, wurde der regelmäßige Monatsbericht des Vicegespans über­­ Administration im Monat Jänner vorgelegt und ver­­esen. Nebst Kenntnißnahme des Inhalts wurde unter einem verfügt , die betreffenden Organe anzuweisen, auf daß dieselben die auf den Öffentlichen Straßen liegenden mit Schnee stark bedeckten Bau-Objekte bei Zeiten gehörig reinigen lassen sollen, um die Beschädigungen zu verhüten, welche drohen, falls plößliches Thauwetter einträte. Die Appellation des Sigmund Friedmann gegen den Beschluß der Gemeinde Szepsi , das Marktrecht, eigentlich die Befugniß zur Einhebung der Marktplangebühren, zu verf­pachten, wurde abgewiesen und der Gemeindebeschluß zu Recht gestehen gelassen. Eine längere Debatte ward durch die eingebrachte Be­­schwerde des M­unicipal-Fiskals veranlaßt, welcher sich be­­klagte, daß die Finanzdirektion gegen denselben auf Grund solcher Forderungen, deren Substanz in Folge der dawider ergriffenen Appellation noch in suspenso sei, eine Exekution einleitete und seinen Schreibtisch gepfändet und seinen Gehalt mit gerichtlichem Verbot belegt. Es ward beschlossen, die einschlägigen Acten der kön. Finanzdirektion zuzumitteln, daß dieselbe die Sachlage bei der nächstmonatlichen Segion beleuchten möge. Ueber die Gesuche um exceptionelle Ehegestattung fol­­gender Militärpflichtigen : Karl Kulcsár und Stefan Szokoly aus äj, Andreas Hornyal und Johann Korodko aus Bester und Andreas T­or­h aus Pußtafalu­mme mmm —— 28 Martha. Roman aus dem ungarischen high life von Helene v. Beniczty-Bajze. Autorisirte Heberfegung von Ludwig Greiner. Tortiegung. Nachdrug verboten: „Und dennoch, Martha, scheint es mir, daß es in Ihrer Macht liegt, Ihre Verhältnisse zu befsern und Ihrem Vater zu helfen ; es würde Sie nur ein Wort kosten, und Sie besäßen eine glänzende Stellung, verfügten über ein gro­­­ßes Vermögen, könnten ihren Vater vom Eiende erretten, von Verzweiflung und vielleicht von der größten Gefahr.“ Das Mädchen stand mit zur Erde gesenkten Augen und brennenden Wangen vor dem forschenden „Lassen Sie die Gelegenheit Ihren Händen Blid, nicht ent­schlüpfen , glauben Sie mir, dieselbe kehrt nicht wieder und das Leben ist kein Roman, sondern seine Wege sind nur zu­­ dornenvoll.“ Martha schwieg: „Bedenken Sie Ihre Lage, Ihre Zukunft, die geschwächte­­ Gesundheit Ihres Vaters, und daß es in Ihrer Macht liegt,­­alles zu sichern, alles zu verbessern. Das Leben bietet nur einmal Gelegenheit, daß wir unsere ganze Zukunft sichern : Lassen wir dieselbe nicht mitbenügt vorübergehen, und glauben Sie mir, sie kehrt nicht wieder, und Sie haben es besonders nötig, Ihr Thun zu bedenken.“ Das Mädchen zitterte am ganzen Körper und drücte die Hand ans Herz. „Ic kann mich dazu nicht entschließen,“ sprach sie weinend. „Ich habe seine Kraft dazu und sterbe lieber.“ „Sie sterben nicht, Martha !“ sagte die Erzieherin in ern­stem Tone. „Dort, wo wir Gutes thun können, wo wir unsere Pflicht erfüllen, haben wir Kraft, so schwer es auch verjeint, die Last zu ertragen. „Es kann nicht sein !“ „Ihre Pflicht ist es, daß Sie Ihren Vater vor Elend und Not erretten, seine Zukunft sichern und nicht gestatten, „daß er auf die Straße geworfen wird. Wo ist denn Ihr Stolz, Ihre Eitelkeit, Martha ? Wie könnten Sie das Hohn­­lachen Klementinens ertragen, Sie, die Sie vor Scham weinten, wenn Sie Ihre Aufgaben nicht bewerkstelligen konnten. Benutzen Sie die Gelegenheit, die sich Ihnen bietet, „Ihre hoc­hmütigen Verwandten zu demütigen ! Ihr Vater Hat dur seine Heirat einen Fehler begangen, für den Sie am meisten zu büßen Haben , machen Sie denselben gut und verlegen Sie Ihren Vater in seine alte Stellung und sich selbst auf eine solch glänzende Stufe, vor welcher Ihre Ver­­wandten gezwungen sind, sich selbst in ihrem lächerlichen Hochmuthe zu beugen.“ . „V­eute fasse ich noch feinen Entschluß,“ sprach sie Wu „heute noch noc nicht. Vielleicht morgen, vielleicht päter.“ Die Erzieherin drückte Martha liebevoll an ihre Brust ; sie wußte, daß sie mit ihrer Ueberredung die Hoff­­nung, das Ideal, die Seligkeit ihres Zöglings zu vernichten drohe, doch war sie überzeugt, daß sie Martha nach einem sicheren Hafen leiten werde, wo vielleicht die Illusion schwin­­den würde, jedoch die Ansprüche des wirklichen Lebens desto glänzender in Erfüllung gehen müßten. Zehn Minuten später wußten alle Bewohner des Kas­­tells, was geschehen sei. Isidora erzählte es weinend der Ecsedy und bat sie, mit ihrer Mutter zu reden, und teilte ihr Joan's Lage mit. „Erst werde ich mit Paul reden,“ sagte sie zu Isidora und eilte nach dem Zimmer ihres Sohnes, welcher, als er erfahren hatte, was geschehen sei, sich gegen das Vorgehen der Bonavary empörte. „Augenblicklich gehe ich zu Joan und verlange die­­ ONE Tochter," rief er leidenschaftlich und nahm sei­­nen Hut. „Das wirst du nicht thun,“ „erwiderte seine Mutter, sich ihm in den Weg stellend. „Bevor deine Verlobung mit Klementine nicht gelöst ist, darfst du ed nicht thun. Und ich weiß gar nicht, wer Martha's Mutter gewesen ist ; ich verbiete dir diesen Schritt !" „Martha's Mutter war ein Zigeunermädchen,“ sagte Paul, die Achsel zudend. „Das ist gleichgiltig, und heute verlasse ich so wie so das Kastell und jende morgen meinen Verlobungsring an Klementine zurück.“ „Und wenn ich in „diese Heirat nicht einwillige 2“ „Das werden Sie nicht thun. Wir standen stets in einem guter Verhältnis zu­einander, liebten uns, ich war geneigt, die Glückseligkeit meines Lebens Ihnen zu lieb auf­­zuopfern, und Sie müssen jezt Ihren Adelsstolz opfern, wenn Sie dadurch Ihren Sohn glü>lich machen können.“ „Bevor ich dir antworte, will ich erst mit der Rö­­navary sprechen, bis dahin unterlasse jeden Schritt, sonst segest du dich und mich den größten Unannehmlichkeiten aus.“ „Gehen Sie und kommen Sie so früh als möglich zu­rüc, hier ist seine Zeit zu verlieren.“ Die Gräfin verließ das Zimmer. Al am Morgen dieses ereignisvollen Tages Fürst Odilia beim Einsteigen in die Equipage Martha behilflich war, blickte er das Mädchen bedeutungsvoll an und sagte : „Heute werde ich Sie noch einmal sehen, da ich am Nachmittag nach Rönavär ‚gehe, um­ mich für die Einladung der Gräfin zu bedanken, welches um so rascher geschehen muß, da ich dieselbe nicht annahm.“ „Geleite dich Gott,“ sprach Ivan, nicht ahnend, welche Veränderungen inzwischen eintreten würden. Von seiner Tochter weg ging er nach seinem eigenen Zimmer und legte sich auf das Sofa. Er fühlte sich, ermüdet, erschöpft und mutlos, gegen neue Schwierigkeiten zu kämpfen, und traute sich nicht an die Zukunft zu denken. Eigenes Vermögen besaß er nicht. Das Familienver­­­mögen war Eigentum seiner Mutter und bestand „hauptsäch­­lig aus solchen Dingen, welche sie schon­ zu Lebzeiten unter ihre Kinder verteilen konnte, und daß die Haupterbin Kle­­mentine sein werde, ahnte jeder, und daß er gänzlich leer ausgehen würde, daran zweifelte Ivan nicht. Die Zukunft war also nicht heiterer als Die Gegen­­­wart, und Ivan besaß kaum so viel Barschaft,­­daß er in dem nahen­­ Städtchen einige Wochen leben konnte. Ueberdies fühlte er sich sehr leidend. Er wußte, daß sein Leben an einem Faden hing, und dachte mit Schmerzlichen Kammer an sein Kind, welches gänzlich verlassen, ohne Vermögen, ohne Freun­­de, ohne­ Gönner in die große Welt hinausgestoßen werde nach seinem Tode. Ein gedämpftes Pochen an der Thüre wedte ihn aus seinem Braten, und Odilia trat in das Zimmer.­­ „Was ist geschehen ?" fragte er und eilte zu Ivan, den er sanft nötigte seine Ruhelage beizubehalten. „Die Grä­­fin emfängt niemand, die bestürzten Gesichter der Dienerschaft, das Schwanken des Kammerdieners, als ich nach dir fragte, das sind alles Rätsel, welche ich nicht zu lösen vermag.“ Span richtete sich auf und war sichtlich verwirrt, dann sagte er nach einer Weile: „Nimm Plag, ich muß mich sammeln, daß ig er­zählen kann, was geschehen ist, seitdem wir uns nicht gese­­hen haben.“ (Fortsezung folgt.) | » ” KI

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