Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1892 (Jahrgang 54, nr. 113-150)

1892-10-18 / nr. 120

“a = NT 5 VE en Re Fi. 0008 Vierundfünfzigster Jahrgang 1892. Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ x Kafyan: ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fL. it Postversendung : ganzi. fl. 6.60, A A. 5 a "bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. | Nr. 120. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag­­Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 und 3.30 . 1.65 Samstag. | K­aschau, Dienstag 18. October. Kaschauer Zeitung, KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Peränumerationspreis der „Raldaner Zeitun­gür Kaschau : Mit Bestversendung : ganz H. fl. 6.89 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen­de eingefaltet werden wird ein entsprechender Nutzlas­t ganzjährig H. 5.—, halbjähr. r: als Ber­g­er „­ Reueste Nachrichten. ; Ungarn. Das Amtsblatt publizirte am 15. b. die folgende aller­­­höchste Entschließung : Auf Vorschlag Meines mit der Leitung des Ministeriums des Innern betrauten ungarischen Minister- Präsidenten enthebe IM Emerich Darvas Obergespan des Abauj-Tornaer Komitats und der kön. Freistadt Kaschau, unter voller Anerkennung der von ihm geleisteten Dienste, auf eigenes Ansu­­chen seiner Stelle und ernenne an seiner Statt Sigmund PB 6 <­y, Vizegespan des Sároser Komitats, zum Obergespan des Abauj-Tornaer Komitats und der kön. Freistadt Kaschau. Gödöllő, am 8. Oktober 1892. Franz Josef m.p. Graf Julius Szapacy m. p. Nußland. Der Kaiser, die Kaiserin und Großfürstin Xenia sind am 14. d. Athens in Gatschina eingetroffen. Die Herbstsession des Reichsrathes hat am 15. d. bes gonnen. Deutschland. Die „Kölnische Zeitung“ meldet, daß die der Militärvorlage endgültig festgestellt sei ‚und die Begründung Einbrin­­gung derselben an den Bundesrath am 20. b. erwartet wird. n Bundesrathskreisen wird angenommen, Graf Caprivi werde dem Bundesrath am 20. b. diese Vorlage mit einer kurzen Rede empfehlen.­­ Frankreich.­­ Prinz Heinrich von Orleans richtet an die Blätter ein Schreiben, in welchem er sagt, daß zahlreiche Beweise des Einverständnisses der chinesischen Behörden mit Piraten vorliegen. Die Diplomatie des Himmlischen Reiches leugnet dies natürlich ; aber wenn man da nicht energisch vorgeht, sowohl gegen China als auch gegen Siam, das sich gleich­­falls Uebergriffe erlaubt, so wird man bald auf Songkai und Mekong zurückgedrängt sein. Das „Journal Officiell" veröffentlicht die Ernennung des Botschaftsrathes bei der französischen Botschaft in Wien, Marquis Montmarin, zum bevollmächtigten Minister zweiter Klasse. Das Kriegs­geriet England­ verurtheilte am 15. den Gemeinen “des ersten Garde du Corpsregiments, Marshal, welcher an einer am 24. September in der Regimentskaserne vorgekom­­menen Unbotmäßigkeit hervorragenden Antheil genommen hatte, zu 18 Monaten Gefängniß und Entlassung aus dem Regimente. Italien. Minister-Präsident Giolitti wird erst gegen Ende der Wahlkampagne eine Wahlrede halten, um auf alle inzwischen erfolgenden Angriffe gegen das Programm der Regierung zu erwidern. Außerdem sind Wahlreden von den Ministern des Aeußern, des Krieges, der Posten und Tele­­graphen und des Unterrichts, sowie von mehreren Unterstaats­­sekretären zu erwarten. Der Polizeipräfekt Spanien­ hat am 15. den am 12. d. M. eröffneten Kongreß der Freidenker wegen Angriff auf die Religion schließen lassen. Die Redner, welche sich an den Verhandlungen betheiligten, werden gerichtlich belangt werden. Die katholischen Kongreßtheilnehmer verfaßten eine Protest­­fundgebung. Serbien. Wie verlautet, dürfte in der nächsten Stupstina seiten­s der liberalen Partei ein Antrag auf Versezung des Kabinets Pafric wegen wiederholter Beilegungen der Verfassung in Anklagezustand eingebracht werden. („Pol. Korr.”) alte, ern­en Ii­a AE ök Een aid Lofkal-Fachrichten. .— Unser vielbeliebter Obergespan, Herr Emerich v. Da­rv­as hat also thatsächlich demissionirt, seine Demission wurde angenommen und sein Nachfolger ist bereits ernannt. Wir und mit und alle Bürger dieser Stadt sehn den zurücktretenden Obergespan ungern scheiden, denn wir alle Ihäßten und achteten in ihm einen jener seltenen Vertrauens­­männer der Regierung, der es verstanden hat den Abenden seiner verantwortungsvollen Stellung so zu entsprechen, daß er sich die Zuneigung und Achtung Aller ohne Rücjfigt der Partei zu erringen und in den schwierigsten Zeiten zu bes­wahren wußte.­­ Er hat jederzeit die Regierung und ihre Interessen mit Würde vertreten, hat es aber nie über sich bringen kön­­nen, der öffentlichen Meinung Gewalt anzuthun. Dieser noblen Dank­ und Handlungsweise dankte Emerich von Darvas seine seltene Popularität, seinem Verständniß für die wahren Interessen dieser Stadt seine Erwählung zum Ehrenbürger aus Anlaß seines Obergespans­­jubiläums. Der uns Allen liebe Obergespan tritt in das Privat­­leben zurück, der Bürger Emerich Darvas aber bleibt unter uns und der unsere­ Eisen ! — Zum Obergespan des Comitates Abauj-Torna und der kön. Freistadt Kaschau wurde der Vicegespan des Comitates Sáros, Herr Sigismund v Ps <y ernannt. "Wir wissen, daß Herr v .BódHy einer der besten Vice­­gespane Ungarns war, der die Gespanschaft Sáros zu einem Musterkomitate gemacht hat, und daß ihn unsere Sároser Freunde ungerne scheiden sehen. Daß er durch lange Jahre hindurch der Führer der gemäßigten Opposition, nunmehr Nationalpartei des Nachbarkomitates war, werden ihm die regierungsfreundlichen Kreise dieser Stadt kaum als Sünde anrechnen können, da er ja heute als Regierungsvertreter auch regierungsfreundlich ist und sein muß. 3 Alle, die Herrn v. P­o <­y kennen, bestätigen, daß er im Verkehre mit dem Publikum ein sehr leutseliger, ange­­nehmer Mann ist, in Sachen des Dienstes aber keinen Spaß versteht.­­ Wir heißen ihn in unserer Stadt willkommen und wünschen daß er sich sowohl in seinem neuen Wirkungskreise, als auch bei und unter uns wohl fühlen möge. Unsere städtische Verwaltung hat gewiß nichts von seiner Energie, er aber sicherlich nicht, von unserer Widerhaarig­­keit zu fürchten. — Personalien. Einer verläßlichen Quelle entnehmen wir die Nachricht, daß der vielverehrte und hof geschäßte Prälat des Jäpoväraljaer Premonastratensec-Orden3, S2. HIH- würden Viktor Ka­czvinsky seinen Wohnsig verlassen haben dürfte, um einige Tage in Lelep zuzubringen, in so lange die gelinde Witterung der Herbst-Jahreszeit diesem Aufenthalte vortheilhaft günstig werden könnte. — Militär-Intendant Josef Breit ist Sonntag den 16. b. Nahm.­ro8lau abgereist, in seine neue Bestimmungsgarnison nach Ja­­ein großer Theil seiner Freunde war am Bahnhof erschienen, um dem guten Kameraden, der 17 Jahre in Kaschau war, ein Lebewohl zuzurufen. — Stabarzt Dr. Ludwig wird heute, nach Been­­digung seines 14tägigen Urlaubes hier eintreffen, was wir allen Augenleidenden gerne mittheilen. — Ernennung. Zum Staatsanwalt beim hiesigen kön. Gerichtshofe wurde Herr Adolf Sztaniplavsky, Richter am kön. Gerichtshofe in Rimapombat, ernannt. Militärisches. — Laut Pers.-Verordnungsblatt Nr. 37 vom 15. Oct. werden traun 38ferirt: Hauptmann 1. Cl. Carl La­­zar 38feld des Inf.-Regiments E. H. Ludwig Victor Nr. 65 in den Stand des 4. Korps-Commandos 3. — In den Ruhestand zu übernehmen Major Julius Angerholzer von Tannenforst des Tr.­­Regiments Nr. 2. — Ferner wurde ernannt: zum Assistenz­­arzt-Stellvertreter der Einjährig-Freiwillige Mediziner Alois Sefczik des I.-Rats Ritter v. Kees Nr. 85 beim Garnisons-Spital Nr. 20 in Kaschau. — Die äußerst trogene Form der Enthe­­bung unseres gen. Obergespans. Herrn Emerich von D­a­r­­va 8 wirkte ausnahmslos sehr befremdend auf die hiesigen Verehrer desselben. Es ist denn doH sonderbar, daß unserem gew. Ober­­gespan für seine 12jährige ersprießliche Thätigkeit, weder ein Orden, nom irgend eine höhere Auszeichnung zu Theil ge­­worden­ ist. Es gemahnt dieses Vorgehen der Regierung wahrhaf­­tig an gewisse Zeugniße, an die man das übliche „Gesund entlassen“ anzufügen pflegt. . 5 Senilleten, (Nachdru> verboten.) Altweibersommer. Naturwissenschaftliche Skizze von Albert Claßen: „Im Felde keine Röhre nicht, Die Sense hat den Halm geknickt ; Um's Laub sich schon, um's falbe, Altweibersommer flatternd spinnt, Und, ihre Schwingen prüfend, sinnt Auf Abschied nun die Schwalbe.“ Ja, jene zarten, schneeig-weißen Fäden, welche wir im Spätsommer und Herbst an sonnigen Tagen durch die Luft segeln sehen, bedeuten für uns die Abschiedsgrüße der schönen Jahreszeit. Man nennt sie Altweibersommer, fliegenden Some­mer, Mariengarn oder Marienfäden und hielt sie in früherer Zeit für Pflanzenausdünstungen, die si an der kühlen Luft verdichteten und in Fäden verwandelten, ähnlich denen, wel­­che die Kinder aus Pflaumen- oder Kirschenharz ziehen. In Wirklichkeit sind jene zarten Fäden das spinnen und in unseren Gegenden vorzugsweise spinnen, welche in dieser eigenartigen „Wie kommt es, wird Gespinnst von Spinnen, die es wie einen Luftballon benußen, um auf diese Weise große Streben zurückzulegen. Es sind winzig kleine Wolfsspinnen, Krabbenspinnen, bespinnen, und warum nicht zer Natur sind, als die Herbstfäden. früher, Weber­­Gartenluchs­­Weise im Herbste die Luft durchsegeln, und deren Gespinnste man in der Morgen­­frühe oft gleich einem silbernen Schleier über die Stoppelfel­­der gebreitet sieht, man mit Recht fragen, schreibt ein Naturforscher, daß gerade zu dieser späten Jahreszeit die Spinnen Alles wenn man in allen Winkeln, zwischen Gebüsch und Gras den ver­­schiedenartigen Spinnenweben begegnet ? Dem aufmerksamen „Beobachter kann nicht entgehen, daß jene Nester ganz andes mögen sie eine Form haben, welche sie wollen, stammen von den ansässigen Spinnen und dienen als Fangneße für deren Nahrung. Die in Rede stehenden Herbstfäden bezeichnen nur die Straße, welche das Heer der Spinnen und Spinnen wanderte, und haben keineswegs den­­ Zweck, Insekten zu fangen, weil die Verfertiger derselben überhaupt nur umherschweifen und keine Nester bauen. Diese Spinnen fallen erst jegt auf, weil sie zu dieser Zeit soweit herangewachsen sind, um sich mehr zu zer­­streuen und um allmählich ihre Winterquartiere aufzusuchen, und machen sich nur bei schönem Wetter durch ihre Fäden bemerklich, weil keine der ganzen Ordnung bei ungünstigem Wetter spinnt. Wie der Sommer für ihre Entwickelung be­­sonders geeignet, so werden sie im Oktober, welcher noch einige warme und sonnige Tage zu bringen pflegt, immer auch vorzugsweise auffallen; denn sie sind dann­ in größeren Men­­gen vorhanden als in anderen Jahren, deren Witterung ihr Gedeihen weniger forderte. Wenn es mithin feststeht, daß die Herbstfäden die Wege kennzeichnen, welche jene umherschwei­­­fenden Spinnen zurücklegen, und zwar jetzt weniger, um Nah­­rung aufzusuchen, als um sich mehr zu vereinzeln, oder theil­­teile, um die feuchten Aufenthaltsorte mit höher gelegenen und trodieten für den Winteraufenthalt zu vertauschen, so kann man noch einen Schritt weitergehen und diesen Thie­­ren oder einigen Arten von ihnen einen­­ Wandertrieb zuspre­­chen. Als Raubthiere können sie um so weniger" in gedräng­­ten Schaaren bei­einander bleiben, wie ihre ansäßigen Schwestern, die Rad-, Trichter-, Röhrenspinner und wie die Nestbauer noch alle heißen mögen, welche doch immer eine Häuslichkeit haben, doch die sie an einen bestimmten Ort gebunden sind. Da den Spinnen aber die Flügel der wandernden Insekten fehlen, die Reise zu Fuß wenig fördern würde, so besaßen sie in sehr sinnreicher Weise ihre Fäden, um mit diesen durch die Luft zu segeln. Diese Auseinanderlegung gibt eine durchaus befriedi­­gende Erklärung des Altweibersommers, die man früher lange vergeblich gesucht und durch die abenteuerlichsten Hypothesen erregt hat. Sehen wir jegt einmal, wie die Spinne ihren Luftballon konstruirt und ihre Reise antritt. Ist die Wanderzeit, ein sonniger, schöner Tag angebro­­chen, so erklimmt die Spinne irgend einen erhöhten Stand­punkt, die Spiße eines Pfahles, einen Strauch oder hohen Stein und stellt sich oben auf den Kopf. Hierauf entsendet sie aus den am Hinterleibe figenden vier oder sechs Spinn­­warzen ein Büschel von Fädchen, das von dem warmen Luftstrome, der vom Boden emporsteigt, ebenfalls senkrecht emporgehoben wird. Ist dies nicht der Fall, sondern hängen sich die Fädchen seitwärts an irgend­einem Gegenstand fest oder legen sich über den Boden, so reist die Spinne sie ab und macht neue. Hat sie aber genug Fäden gesponnen, die in die Höhe streb­en und stark genug sind, um sie zu tragen, so läßt sie die Krallen los, mit denen sie sich bisher festhielt, und schwebt nun, von dem Federbüschel getragen, meist mit dem Rüden nach unten, doch die Luft davon. Während der Fahrt stößt sie noch ein zweites Federbüschel aus ihren Spinnwarzen, oft auch noch ein drittes. Jedes Büschel fliegt für sich, ist aber durch einen starken Faden mit der Spinne verbunden, die sich jo von zwei oder drei Ballons tragen läßt, unter denen sie an Stelle der Gondel hängt. Geht einer von den Ballons verloren, so wird sie immer noch von den andern getragen, und außerdem kann sie ja durch die Absonderung aus ihren Spinnwarzen sofort Ersatz schaffen. Soll die Fahrt aber glüclich von Statten gehen, so muß sowohl Wind als Sonnenstein, bei verhältnißmäßig kühler Luft vorhanden sein. Der Wind trägt die Federbüschel in horizontaler Richtung davon, während gleichzeitig der Sonnenschein ihr Emporsteigen bewirkt. An sich ist das Ge­­webe dieser Spinne keineswegs leichter als die Luft, und doch schwebt es in derselben und trägt dabei nod die Spinne. Die Erklärung dieser Erscheinung ist eine ziemlich einfache. Die Luft selbst wird deram­tlich durch die Sonnenstrahlen nur wenig erwärmt, während sie durch direkte Berührung von Körpern, die von der Sonne erhizt sind, eine erhöhtere Temperatur gewinnt. Die in der kühleren Luft befindlichen Fadenbüschel erwärmen nun im Sonnenschein sich und die daran hängenden Lufttheilchen, die in Folge dessen emporstreben und die Fäden mitnehmen. Gleichzeitig bewirkt die zunehmende Erwärmung des Erdbodens duch die Sonne aufstreb­ende Luftströmungen, die um so stärker sind, je größer die T­em­­peratu­runterschiede der kalten und der erwärmten Luftschichten. Diese Strömung trägt nun die leichten Fäden, die mit den Kreuzspinnen, Jene, ee SS DEI

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