Kaschauer Zeitung, Januar-März 1893 (Jahrgang 55, nr. 1-37)

1893-02-23 / nr. 22

EEE EEE ae 32 TEE > EIE N. ég « 5". II DIGE ae > IDN IPI RL INES a = Re SEE % TER +. 3 TEE MRG HE TE FRE SE HESS. : = ENT Be Re ET RLEAENT FE Tés ES ER TEN A EEG EL Te Fe A e | äufundfünfzigster Jahrgang 18 mw Nr. 22. neue Pränumerationspreis der „Kasc­hauer Zeitung“ Fury vierteljähr. fl. +5 gu: Kalyan: ganzjährig fl. 8.—, halbjähr. ff. it Postversendung : ganzi. fl. 6.60, „ AA. 3.50, 5 Sei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Betitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. e .09 Kaschau, Donnerstag 23. Februar Zeitun KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag­ und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64,­­ Pränumerationspreis der „KasSauer Zeitung“ Für Kaschau : ] Mit Postversendung : ganz]. fl. 6.60 [ Bei Fuseraten, welche größeren Raum einnehmen wird ein entsprechender Nachtuß ganzjährig H. 5.—, halbjähr­ f +) re E. pr vésés­ar eingeschaltet werden | 4 Neueste Nachrichten. Ungarn. Der Minister des Innern Karl Hieronymi beabsichtigt, sobald es seine Zeit gestattet, seinen Kolozser Wahlbezirk zu besuchen und damit auch eine kleine Touraee zu verbinden, um sich über den Gang der Verwaltung in einigen Romis taten aus persönlicher Anschauung zu informiren. In Abrudbánya wurde am 21. b. einstimmig Staatssekretair Ladislaus Luk 8 / 38 zum Abgeordneten des Veres8pataker Bezirks gewählt. Desterreich. Se. Majestät der Kaiser hat sich über die Zustände im Parlamente sehr mißliebig geäußert u. sich besonders scharf über den Vorfall Spinck­ und Kaunitz ausgesprochen. (Lebte­­ver ließ vor kurzem den Ausdruch „Beamtenbagage” fallen.) Rußland. Der Emir von Buchara ist benachrichtigt wor­­den, daß es ihm nicht mehr gestattet sei, in seine Hauptstadt zurückzukehren. Als Domizil würde ihm die Krim angewiesen werden. Dem Emir solle eine Entschädigung von 5 Milli­­onen und einjährliche Pension von 100.000 Rubel ausgelegt werden. Deutschland. Am 21. d.­langte in Berlin die erste directe Depesche aus Kamerun auf der neuen Telegraphenlinie ein.­ Frankreich. Der Präsident des Senats, Leroyer, demissionirte wegen seines Alters von 81 Jahren ; an seine Stelle kom­­men Challemel-Lacour oder Jules er­r­y. — Deroulede, Floquet und Jos. Reinach wollen ihre Mandate niederlegen. In der Kammer Portugal­ machte am 20. 9. Konseilspräsident Ferreira die Mittheilung, daß das Kabinet seine De­mission gegeben habe. Der König berief den Führer der Regeneratoren-Partei Serpa Pimentel und den Führer der Progressisten Luciano Ca­str­o. Wie es scheint, dürfte aber keiner der beiden Genannten mit der Bildung des neuen Kabinets 8 betraut werden, jedoch hat Erstere Hino Ribeiro in Vorschlag gebracht. Italien. In Rom starb der Deputirte Dezerbi, in Haft wegen der Banka romana, was großes Aufsehen wegen Aehnlichkeit mit dem Tode Reinachs in Paris verursacht. Dynamitattend­ate sind an der Tagesordnung ; am 20. fanden nur drei statt, deren einem das Haus des Deputirten Ferri zum Opfer fiel. Rumänien. Der Ministercath hat den Kriegsminister zum Abschlusse einer Lieferung von Cartouchen mit rauc­hlosem­­ Pulver mit der Preßburger Firma Roth er­­mä­chtigt. Nordamerika. Eine Abordnung der Königin H­a­wa ist hier an­­genommen und bemüht sich, die Senatoren zu bestimmen, den Am­ek­ondvertrag nicht zu genehmigen. Ecuador. In der Provinz Esperaldas ist ein A­uf­­st­an­d ausgebrochen. Es fand ein blutiger Zusammenstoß statt, bei welchem die Regierungstruppen den Sieg davon­­trugen. Die Regierung verhängte den Belagerungs­­zustand über die Provinz. Auf dem Reichstage. Das A­­geordnetenhaus sehte am 20. d. die Spezial­­debatte über die Vo­rage betreffend die Regelung der Beamtenbezüge fort. Bottlik plaidirte für die Rangirung der Steuer-Offiziale aus der XI. in die X. Ge­­haltsklasse ; er 399 aber seinen Antrag zurück, nachdem der Minister-Präsident die Verfügungen mitgetheilt, die er zu Gunsten der Steuerbeamten in Aussicht genommen hat. H 0­­ranßsky richtete eine Reihe Fragen an den Minister-Prä­­sidenten, die dieser auch beantwortete. Farbaky regte die günstigere Rangirung einiger Kategorien von Bergbeamten, ohne daß der Minister-R­äsi­­dent in der Lage gewesen wäre, Zusagen zu fichen; auf Antrag Graf Theodor Batthyány's wurde die Höher­­rangirung mehrerer Kategorien von Marine- und Hafenan­­gestellten beschlossen, auf Antrag Horánßfy's wurden Direktor, ordentliche und Hilfsprofessoren der Kaschauer Gewerbeschule je um einen Rang höher, in die VII., VIII. und IX. Gehaltsklasse gestellt. Auf eine Anfrage Julius Horvát­h's erklärte der Mini­­ster- Präsident, daß dem Parlament künftighin regelmäßig­­ über die Beamtengehälter der Staatsbahnen zugehen werden. Die nächste Diskussion gab es über das Unterrichtsmi­­nisterium. Staatssekretär. Berzeviczy beantragte, die mit Direktionsagenden definitiv betrauten Leerer und Le­hre­­rinen der Bürger- und höheren Volksschulen in die IX. Klasse zu rangiren. Der Unterrichtsminister unterstüßte den Antrag. Eugen Gaál regte sie für einen Kanzleibeamten des Poly­­technikums ein. Szederkenyi wollte einen Theil der Bürgersaul-Professoren in die IX. Klasse verseßt sehen, wofür sich auch der Minister und der Staatssekretär erklärten und welcher Antrag auch durg Abstimmung angenom­­men wurde. Béla Bernáth trat für die Hier gar nicht erwähnten Turnlehrer ein, „für welche dann auch Graf Apponyi eine Lanze brach, welcher übrigens die Aufthei­­lung der Bürgerschullehrer zwischen die X. und IX. Gehalt­s­­klasse aufs wärmste vertrat. Albert Kon &cs erklärte sich gegen den Antrag des Staatssekretärs und hielt eine längere Rede im Interesse der Bürgerschullehrer. Reitter, besser zu rangirenden Nationalpartei, verfocht das Interesse der Grundbuchsführer. Namentlich sollen die Hilfsgrundbuchsführer in die X. Klass­e gelangen. — Horansky vertrat seinen Standpunkt gegenüber Der gan­­zen Vorlage noch einmal. In morito beantragte er, am Schlusse seiner Rede, den Gesezentwurf an den rüc zuleiten, damit Richter erster Instanz, Finanz-Ausschuß zu­ Vizebezirksrichter, Notäre und Vizenotäre je um eine Gehaltsklasse (in die VIL., respektive X.) rangirt werden sollen. — Am 21. setzen sich Sporzon und Boda für die Gerichtskanzlisten ein, Karl Szalay möchte die Get­retäre der kön. Tafeln um einen Rang hinabgedrü>t wissen, Polönyi sprach gegen den Justizminister Szilágyi, Aus­­­schußreferent Pul­sky erklärt sich mit eingehender Beg­rün­­dung gegen sämmtliche eingereichten Anträge ; der Just­izmi­­nister ebenfalls, doc würdigte der Minister die Billi­gkeit des Amendements Boda's, nach welchem um 100 Kanz­listen mehr in die 600-Gulden-Katagonie eingestellt werden sollen und versprach, im nächsten Budget schon vielleicht über diesen Wunsch noc hinauszugehen. Die Opposition über das S­pi>­­ial der Hilfsgrundbuchsführer beruhigend, und über die Mis­­sion der Präsidialsekretäre der kön. Tafel informirend, be­­antwortete er auch zwei konkrete Fragen Polönyi's und zer­­streute dessen wiederholt geäußerte Bedenken. Am Sch­lusse wandte sich der Minister gegen die gesinnten Ausführungen Horänsky's, deren Unstichhaltigkeit er noc einmal mit mög­­lichster Ausführlichkeit bewies, für welche er sich übrige­ns die Nachsicht des Hauses erbat. Am Schluss­ seiner Rede zählte er die Vortheile auf, die den Beamten seines R­essorts aus dieser Vorlage erwachsen. In der Abstimmung wurden sämmtl. Amende­­ments abgelehnt. B­ iTitl $onvedmini­st­er­rium beantragt PB. A $ él die Normirung von 3 statt 4 Quartiergeldkatego­ien, S­ag hy die Streichung 023 500 fl. Gehaltsminimums der XI. Gehaltsklasse, Graf Th. B­at­­tyanyi wünscht, daß Fiume und Budapest in die gleiche Quartierkategorie gehören sollen. Der Minister schloß sich bloß letzterem Antrage an. — Wekerle bringt einen G­ierentwurf wegen Verlängerung der Indemnität bis Ende Mai d. h. ein. Ze Senilleten. (Nachdru> verboten.) Dämon Liebe. Roman von Hermann Thom, (Fortsetzung ) Innerhalb der vier Wände gab sie sich ihren Gefühlen ein, die den Abschluß fanden in einem Briefe an ihn — einem Briefe, der damit anfing, ihn zu bitten, er möge sie nicht verachten, daß sie so wenig Herrin ihrer Befühle gewesen sei, und in­ rührenden Worten schildert sie den verzweifelten See­­le­k­ampf, um am Schlusse in glühender Sprache ihre Liebe zu verrathen. Sie las ihn mit der brennenden Schamröthe auf den Wangen, sie fühlte, daß sie ihre Ehre preisgegeben, aber sie achtete nicht darauf. Sie hatte nur ein Ziel im Her­­zen, seine Liebe zu erringen. Ehre, Pflicht. Alles trat zurück vor der mächtigen Leidenschaft. Der Brief war geschrieben, die ihre Seele beherrschte, aber wie ihn befördern ? Sie wagte es nicht, ihn den Händen eines Dieners anzuver­­trauen. Wie, wenn sie ihn selbst zur Post tragen würde ? Schüchtern blickte sie zum Fenster hinaus. Es war de­­r­zeit Abend. Die Straßenlampen waren angezündet; unter „welchen Vorwand konnte sie das Haus v­erlassen ? Es war u überhaupt nicht ihre Gewohnheit, allein auszugehen, aber es drängte sie hinaus, ihrem Verhängniß entgegen. Sie warf einen dunklen Ueberwurf um, nahm einen dichten Schleier und stahl sich hinaus. An der Ehe brauste ein Wagen so an ihr vorbei, daß sie sie knapp an die Mauer drücken mußte. Dann schlich sie weiter, furchtsam und verlegen sich hin und wieder umschauend, ob Niemand ihr nah gehe. Sie bemerkte nicht eine dunkle Gestalt, die vorsichtig hinter ihr her ging. Sie erreichte die Post, warf den Brief mit zitternder Hand in den Kasten, wandte si sodann rasch um, und fand sich Licht gegenüber ihrem Gatten, dessen bleiches Gesicht das volle der Gaslaterne beleuchtete. Sie fuhr zusammen. „Angelique !“ kam er von seinen Lippen und dann reichte er ihr den Arm und führte sie nach Hause, versuchte zu sehr betroffen von dieser unerwarteten Ueberraschung sie es nit, weder Freude wog Erstaunen über seine Ankunft zu heucheln. War doch ihr Herz in diesem Augenblic haßerfüllt gegen den Gatten, der berechtigt war, Rechenschaft zu fordern. Si­e gingen still nebeneinander — in Beiden bekundete sich tiefe Erregung. Er wagte es nicht, auf der Straße eine Frage zu stellen. Eine dunke Ahnung sagte ihm, daß in seiner Abwesenheit sich etwas Ungewöhnliches zugetragen, etwas, das vielleicht sein Glück auf ewig zerstört habe. Aber er beherrschte sich. „Was wird sich die Dienerschaft denken !“ sagte er leise, als sie in unmittelbarer Nähe ihres Hauses waren. „Gehe voraus, ich folge,“ antwortete sie in abgebroche­­nen Säßen, „so wird man nichts wissen.“ Er zögerte, dann jedoch sagte er : „Wohlan es sei — aber gehe Du voran.“ Sie trat in das Vorhaus. Oyen hörte sie, wie eine Thür nach der anderen auf- und wieder zugemacht wurde. Der Bediente kam die Treppe hinab, sie stellte sich hinter den offenen Flügel des Thores. Der Bediente ging in den Stall, um mit dem Reit­­frechte zu plaudern und ihm zu erzählen, daß der Herr Ma­­jor angekommen sei, aber sogleich wieder wegging, ohne dort her die Frau Baronin aufzusuchen. Was nur dahinter ste­­hen mag ? Das ist doch sonst nicht seine Art, auch sah er ganz verstört aus. Baron Plenk, der dies hörte, biß sich in die Lippen. Währenddem­ war Angelique die Treppe hinaufgefrogen . Ihr Schlafgemach hatte eine günstige Lage ; die Dienerschaft war im hinteren Gebäude-Flügel. Sie war in ihr Zimmer gelangt, ohne daß sie jemand gesehen. Ueberwurf und Hut legte sie in den Schrank, damit nichts von dem kleinen Ausflug verrathen werde. Jetzt erst wurde sie sich klar, daß sie vor dem Aus­­bruche ener Katastrophe stand. Was sollte sie ihm sagen ? Ehe sie zu einem Ente­schlusse kam, stand er vor ihr — bleich, mit finsterem Blicz. „Ich hoffe, nun Rede und Antwort zu bekommen über Dein seltsames Gebahren,“ sagte er mit gepreßten Lippen und flammendem Auge in ihr weißes Gesicht bli>end. Die Eifersucht war erwacht ! Elftes Capitel. Angelique bot nicht das Bild einer liebenden Gattin. Die Schönheit ihrer Züge war, entstellt durch den fin­­steren Troß, der aus ihren Augen blickte, als er sie fragte: „An wen war der Brief ?“ So „Io sage es nicht,“ lautete die Antwort­ dazu:“ „Ich werde Dich zu zwingen wissen, ich habe das Recht sagte er gebieterisch in einem Tone, der andeutete, daß er seinen Willen durchzusezen entschlossen sei. „Versuche es,“ fiel es drohend von ihren Lippen. Er wiederholte die Frage. Sie schwieg. Der Zorn, die Entrüstung übermannte ihn. Er trug in sich die Ueberzeu­­gung, daß es ein Liebesbrief war, und er wollte sie zwingen, den Namen des Mannes zu nennen, der ihm sein heiligstes Gut geraubt. Er wollte wissen, wie weit sie in ihrer Pflicht­­vergessenheit gegangen war, aber die jäherwachte Eifersucht, verschärft durch den Anbli> ihrer Schönheit, raubte ihm die Fassung. Anstatt kaltes Blut zu bewahren, wurde er heftig, er überschüttete Der sang sie mit Vorwürfen­ verhaltene Groll, der in der Tiefe seiner Seele lauernde Verdacht brach hervor mit Ungestüm. Er beschuldigte sie, ihn nie geliebt zu haben. Ihr Herz gehöre der Vergangenheit und aus der Vergangenheit habe sich eine verbrecherische Gegenwart entwickelt, indem die sc lum­­mernde Liebe für jenen Anderen erwacht sei. Er vergaß sich soweit, ihr zu bekennen, daß er ihren Brief gelesen, den sie an ihre Mutter geschrieben, und er wollte nun wissen, wer jener Andere sei. Sie stand am Fenster und bli>te hinaus auf den bereits öden Plan. Wann er wohl den Brief bekommen würde, dachte sie, ohne auf die Worte ihres Mannes zu achten , ja sie trom­­melte mit ihren Fingern auf die Fensterscheiben. Empört faßte er sie beim Arm, rauher vielleicht, als er wollte: „Antworte mir!" preßte er duch die Zähne. Sie wandte ihr bleiches Gesicht ihm zu. In ihren Zügen lag der Ausdruck des Hasses und ihre Augen birgten auf im Zorn. i „Burüd,“ rief sie: „Zurüd, wage es nicht, mich an= zurühren !“ (Fortsezung folgt.) :

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