Kaschauer Zeitung, Januar-März 1895 (Jahrgang 57, nr. 1-38)
1895-02-14 / nr. 20
cé ék sa = m ga: — — Tm TEL TIG HEIER 3; BEREK EZ Z EZT LTE ENER GARE ZET EKE ZZN ZEN KEZ GZ E WERE FTR iebenundfünfzigster \ N ae Jahrgang 1895, Nr. 20. aldjaner ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. Redaction und Expeditions-Bureau Kazehau, Hauptgasse Nr. 64. Kaschau, Donnerstag 14. Februar.eitung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. ATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ wird die sechsmal gespaltene Petitzeile, oder deren Raum fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 Für Kaschau: Mit Postversendung: ganz). fl. 6.60, > 8. 3.30, “ Bei Inseraten mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. [ Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. A. 1.65 GIERL IN ] PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ Bei Inseraten, welche grösseren Raum einnehmen und öfter eingeschalten werden, wird ein entsprschender Nachlass gewaart.] 7 Für Kaschau: Mit Postversendung: ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 ganzl. fl. 6.60, „ fl. 3.30, 4 A. 1.656 “ Neueste Nachrichten. Ungarn. Se. Majestät hat den bishrigen Oberstkämmerer Baron Bela Orczy zum Judex Curias, den Grafen Aladár Andrássy Festetics zum Oberstkämmerer und den Grafen Tassilo zum Obersttruchseß , ferner den gewesenen Abgeordneten und Vizegespan Dionys Döry, sowie den wirklichen geheimen Rath Emerich 53 v änka und den gewesenen Abgeordneten Johann Latinovics zu lebenslänglichen Mitgliedern des Magnatenhauses ernannt. Ministerialrath Béla Ftanzenstein wurde zum Staatssekretair in Finanzministerium ernannt. Der Minister des Innern hat an alle Munizipien des Landes betreffs der Durchführung des Matrizen-Briegs Verordnungen gerichtet und erwartet er bis 31. März d. 3. die Vorschläge derselben hinsichtlich der Orte der Aufstellung und der Persönlichkeiten der Matrikelführer. Rußland. Laut Verfügung des Aberbauministers dürfen Juden, welche eine landwirthschaftliche Schule absolvirt haben, in ganz Rußland ohne jeglich: Bei Schränkung Grund und Boden erwerben. Das Schiff „Wladimir Monomach“ erhielt Befehl, sofort in die japanischen Gewässer abzugehen. In Acera (Caserta) Italien sind Unruhen wegen der Accise auf Wild ausgebrochen, welchen erst die Truppen ein Ende machen konnten. Aus dem Vatican. Der Papst hat die Vermittlerrolle in der armenischen Frage abgelehnt. Türkei. Der Sultan nahm den Rath des Papstes, in den von Christen bewohnten Theilen seines Reiches cristliche Gouverneure anzustellen, übel auf. Es ergangen ist der Befehl zur Einberufung der Militärreserven Bulgarien. Die Regierung scheint in der Achsenfrage den Standpunkt Österreichs anerkennen zu wollen. Nordamerika. Nachrichten aus allen Theilen Amerikas berichten über heftige Kälte und Schneestürme. Viele Menschen sind erfroren. In Florida wurde alle Fruchtkultur vernichtet. Der Schaden beträgt mehrere Millionen Dollar. Im äußersten Westen flüchtet das Wild aus den Wäldern und sy<t Schuß bei den menchlichen Wohnungen. Wölfe zeigen sich in Rudeln. = ved =. 7 nenn DL m . “ Auf dem Reichstage. Am 11. b. erledigte das Justizbudget. Justizminister Ee d Abgeordnetenhaus das ganze G ly ließ die vorgebrachten oppositionellen Beschwerden Revue passiren, er vertheidigte die neugeschaffene Gerichtsorganisation, stellte hinsichtlich der gegen den Budapester Gerichtshofpräsidenten Zs8itvay erhobenen Anschuldigungen eine Untersuchung in Aussicht und erklärte, daß bezüglich der Durchführung des Civilehe- S Geseßes keinerlei neue legislatorische Verfügungen nothwendig seien. Noch hielten Referent Latkóczy und Auftragsteller Issekuß ihre Schlußreden, worauf über Anfrage des Leiteren der Justizminister Erdely erklärte, daß er die Prozeßakten in der Duillaffaire Perczel- Szapäry behufs Anordnung des Einstellungsverfahrens abverlangt habe. Bei der Abstimmung wurden die oppositionellen Beschlußanträge abgelehnt und die Kosten der Centralleitung bewilligt. In der Spezialberathung kamen die oppositionellen Redner aus der Generaldebatte normals auf ihre Behauptungen zurück, aber Polónyi wurde vom Minister Erdely durch einfache Zwischenrufe, denen zufolge der Redner die Erklärungen des Ministers einfach nicht verstanden habe, abgefertigt, während die Herren Mérey und Gabriel Ugron eine Replik des gewesenen Justizministers Szilágyi provozirten. — Am 12. d. begann die Verhandlung des Budgets des Finanzministeriums im Abgeordnetenhause, welches Referent Lang mit einer fachlich gehaltenen Rede beleuchtete. Josef Molnär stellte im Namen der Unabhängigkeits- und Achtundvierziger-Partei mehrere Fragen an den neuen Finanzminister und reichte auch einen Beschlußantrag gegen die Pensionen der Minister, Staatssekretäre und Overgespane ein. Minister Lukács antwortete sofort und seine klare we verständliche Rede machte einen allgemeinen guten Eintug. Es sprachen sodann Ako3 Úgtren, welcher Näheres über das Spiritus-Verkaufsmonopol wissen wollte, Thaly, der in Sachen unserer Edelmetallproduktion das Wort ergriff und die Inseratensteuer für die österreicischen Blätter — schon aus Reziprozitätsgründen — in Vorschag brachte und Ludwig Bornemißa, der sie, wie gewöhnlich, sehr warm für das arme Volk einsetzte und das Projekt des Spiritusmonopols vom Gesichtspunkte der oberungarischen Kartoffelproduktion besprach, schließlich aber einen förmlichen Antrag auf die Einführung gleicher Salzpreise in allen Teilen des Landes einbrachte, welcher Antrag auch in Madaraß einen Fürsprecher fand. Thomas Po <y theilte seine Ansichten über verschiedene in der Debatte aufgetauchte Fragen mit. Am interessantesten war seine Meußerung über die Ministerpensionen, wobei er hinzufügte, daß er obektiv sprechen könne, da er selbst keinerlei Pension brziehe, obgleich er so und so lange Minister usw. gewesen. Der Exminister und Exkammerpräsident des Hauses erklärte er dagegen, daß frühere Beamte, welche später einige Wochen Minister gewesen, Ministerpensionen beziehen; auß sei es nicht demokratisch, daß die Ministerpensionen so hoch seien. 4000 fl. müßten das Maximum der Pension sein. Redner entwickelte auch seine Ansichten über die Valutaregulirung und über die landwirthshaftlichen Brennereien, um schließlich den Salzantrag Bornemißa’s zu unterfrügen. Ugron erklärte sich nor einmal strikte gegen das Spiritusmonopol und die handelspol. Vertrag: mit Österreich, _ — o Lokal-Rachrichten. Personalien. — Herr Rechnungsrath Mar Slahta v. Zadjel u. des gemein). Obrsten Rechnungshofes Hat von S2. Maj.jden za Titel und Character eines Hofsekcetairs8 verlich:n erhalten. == Herr » Oberstadthauptmannstellvertreter "Béla Mihaálik ist auf einige Tagungh Budapest gereist. und vertreten denselben abwechselnd die Stadthauptleute Béla von Cselényi und Ladislaus Varga. Militärisches. Laut MBH. Nr. Kpl von Res,Unteroffizier 6 vom 11. b. wurde von Se. Majestät ernannt . Der Commandant unseres Hauzregimentes Oberst Arthur Königsbrunn zum Kommandanten der 26. Infant.-Brigade und der Commandant des IRzt38 Nr. 85 Oberst Emil Neuhold von Lövönyhäza zum Commandanten unseres Hausregimentes Nr. 34 . — zum Lieutenant-Rechnungsführer 2 in der Reserve der I. Classe Desiderius Klein des IR. 25. — Die angefuchte Ablegung der Offiziercharge wurde dem Lieutenant Karl Junger des IR. 85 bewilligt. — Henderung in der Ausrüstung der Pionniere der Sanitätstruppe Für die Pionniere der Sanitätstruppe werden die gleichen technischen Ausrüstungsgegenstände und der gleiche Tornister normirt wie für den Zimmermann Nr. einer Infanterie-Kompagnie. Der Tornister, eventuell die gepackte Werkzeugtasche des Pionniers der Sanitätstruppe werden auf dem Sanitäts-Requisitenwagen fortgebracht. Ernennungen. — Der Doergespan des Abauj-Tornaer Comitats hat den Cassa-Liquidator Emil Skvor zum Cassier und Controller, den Schreiber I. Classe Bertalan Liquidator — und an dessen Stelle den Schreiber Zoltannisten Ladislaus Ja ßay virten Juristen Béla ernannt; Namenyi ferner zum II. Classe den Diurzu adjutirten Verwaltungspractikanten des Vicezeipensamts Gaspar Po<y und Desider Truskovsky, zum unbesoldeten Practicanten beim Oberstahlrichter im Fürster Bezirk den abjols b, und zum Schreiber II. Class! Pallaghy. von 17 LT LG Senilleton. a Willenlos. (Maddrud verboten.) Kriminalerzählung von Ernst Kronberg. (Schluß.) Mit gebogenen Knieen, die Hände über der Brust zusammengefaltet, vrharrte Frank Gardener. Seine Augen hatten sich weit geöffnet und mit schier verglastem Bliz starrte er auf die Erwachende, als ob er noch immer nicht an das Wunder glauben könne, das sich unter seinen Augen zu ge fejcben anfhidte. — Elly war völlig wach geworden und blickte nun um sich. Damit ihr Blid auf Frank und zugleich färbten si ihre Wangen tiefduntel und ein glückseliges Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie voll die Arme, schnellte vom Stuhle auf und breitete sehnsuchts„Frank, mein geliebter, theurer Frank !“ stammelte sie. Da ging ein fassungsloses Schluchzen über des jungen Mannes Lippen ; dieser taumelte voran und hielt im nächsten und in wortlosem Entzüden die Heißgeliebte in den Imen. — Die Uebrigen aber gingen lautlos auf dem Wink des Professors mit diesem aus dem Zimmer ; dieser heilige Augenblick glücseligen Wiederfindens vertrug seine Zeugen. Schluß. Sohn Bigg sah nunmehr bald ein, daß'er'mit dem Leugnen nicht mehr weit kam , da Frank fürchtete, daß bei dem ‚ganzen Handel Burns als eigentliche Triebfeder stelte und er shhon um Elly's willen diesen nicht kompromittiren wollte, so Wußte er Garnett durchzuseß'n, daß er in Gemeinschaft mit Gardener eine Unterredung mit dem Untersuchungsgefangenen, bei welcher sonst keine Zeugen anwesend waren, bewilligt erhielt. Bigg sah ein, daß er sich nur durch ein offenes Geb és den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte und „beichtete. Es stellte sich heraus, daß Advokat Burns ursprünglich versucht Hatte seine Cousine für sich zu gewinnen. Da dies auf geradem Wge niemals gegangen wäre, hatte er vorgezogen, alle möglichen Hänke und Schwänke in Thätigkeit zu sehen. Zufällig hatte er bei einer Reise in dem fernen Westen auch die Gegend berührt, welche früher von dem alten Bars fins bewohnt worden war. Da hatte ihm ebenfalls wieder der Zufall Bigg und dessen junges Weib Maud in den Weg geführt . Burns war zuerst völlig perplex über die geradezu veblüffnde Aehnlichkeit gewesen, die Frau Bigg mit Elyerbunden. Er hatte h rausbekommen, daß über die Herkunft Maud's ebenfalls ein dunkler Schleier schwebte ; auch ihr Eltern waren bei dem großen Indianerüberfall ermordet und sie als beinahe noch im Säuglingsalter stehendes Kind von mitleidigen Menschen angenommen und gr oß gezogen worden. Sofort war in dem Advokaten, welcher Biggs verbehrerrischen, verzweifelten Charakter gleich erkannt hatte, ein verworfener Plan entstanden, der nichts geringeres beziehte, als Elly’s Lebenslück zu zerstören und diese zu zwingen, das Weib ihres ungelebten Vetters zu werden. Bigg mußte mit seinem jungen Weib nach New York kommen ; unmittelbar vor der Hochzeitsstunde hatte er alsdann den von Maud geschriebenen Brief Elly überbringen müssen. Maud, die von den Männern nicht ins Gehimniß gezogen worden war, sondern angenommen hatte, daß es sich wirklich um eine aufgefundene Zwillingsschwester handelte, was ja auch vielleicht wirklich der Fall gewesen, hatte den Brief nach dem Diktat des Advokaten geschrieben. War Elly in die Falle gelobt, dann sollte sie erst wieder in Freiheit gießt werden, nachdem sie sich mit Burns hatte trauen lassen und Schwur geleistet hatte, niemals das Geringste über den ihr angeleınen Zwang zu verlautbaren. Der plößliche Tod der schon seit langem hochgradig so windsüchtigen Maud, welcher die Neijestrapazen den Rest gegeben, änderte den Plan , wie Burns meinte, nur zum Vortheil des Ganzen. In dessen Hirn wurde nun der verworfene Entschluß ausgebrütet, die Leiche der unglücklichen Maud des Kopfes zu berauben, diesen Frank zu übersenden und dadurch in Leiterem den Glauben zu eewegen, als ob die geliebte Braut in einen Hinterhalt gelobt und elendiglich ermordet worden sei. Der geneigte Leser weiß, in welchem stirhtbaren Maße dieser verabscheuungswürdige Plan Burns auszuführen gelungen war. Aber die sofort eingeleitete, energische Verfolgung durc den findigen Garnett verdarb den Schurken das Konzept ; der Advokat, durfte es nit wagen, sich in der nassen Sieben sehen 31 lassen . Bigg aber, zum Aeußerstng trieben, mußte von der ihn innewohenden Fähigkeit Gebrauch machen, Elly hypnotisiren und ihr den Wahn einreden, sie sei Maud Bigg, seine Frau. Nur um sich seinen Antheil an der Beute zu sichern, wurde Burns Verteidiger des Angeklagten, welchem er in Wirklichkeit zürnte, weil er ihn durch seinen Streich die Anwartschaft auf Elly's Hand ewig geraubt hatte. Er mochte wohl Wind von den neuerlichen Geschehnissen bekommen haben, denn er verschwand spurlos aus der guten Stadt New York und wurde in dieser nicht mehr gesehen. Bigg folgte seinem Beispiel ; er mußte, da Elly nicht als Zeugin wider ihn auftreten konnte, noch mochte, in Freiheit gesezt werden. Gern schüttelte er den Staub New Yorks von den Füßen und nahm das hin freigebig gründete Reisegeld ; er mochte wohl fühlen, daß es gerathen war, sin Wirkungsfeld in den fernen Westen zu verlegen. Wir brauchen wohl nicht hinzuzufügen, daß aus Frank und Elly, den Helden unserer auf Thatsachen beruhenden, getreu der Wirklichkeit nacherzählten Gedichte, ein Paar geworden ist, wie es glückeliger nicht gut zum zweiten Male gedacht werden kann. (CS erübrigt nur noch, zu registriren, daß der ungläubige Anstaltsarzt wirklich — der Wissenschaft wegen, wie er sich ausdrückte — am Hochzeitsbhantett thilnahm und unmittelbar nach dem ersten, auf die Gesundhit des Brautpaars ausgebrachten Toast zum allg 'meinen Befremden der zahlreichen Gesellsshaft von Elly's gu der Hand einen Batckenstreich, begleitet von den vorg'schriebenen Worten, erhielt. Als die junge, glükliche Frau von Nugierigen später über das eigenthümliche des ganzen Vorgangs befragt wurde, wollte sie sich an nichts erinnern. Nun spielte sie — und zwar aus innerster Überzeugung heraus — die Ungläubige und meinte, daß ihr so vag auch nicht im Traume eingefallen sei. : - -