Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1895 (Jahrgang 57, nr. 115-152)

1895-12-03 / nr. 142

Siebenundfünfzigster Jahrgang 1895, Nr. 3142. Kalscha Urt —PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. wird die sechsmal gespaltene Petitzeile, oder deren Raum mit 5 kr. berechnet: — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Für Kaschau: Mit Postversendung: Bei Inseraten ganz). fl. 6.60, > fl. 2.50, vierteljähr. fl. 3.30, Kaschau. Dienstag 8. December.­­ 5 fl. 1.25 8. 1.65 | Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag Redaction und Expeditions-Bureau | Kasehau, Hauptgasse Nr. 64. PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG und Samstag. Für Kaschau: B Postversendung: werden, wird­ ein entsprached­er Nachlass gewäh­lt, ganzjährig fl. 5.—, halbjähr, fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 ganz­. fl. 6.60, „ R. 3.30, 4 fl. 1.65 Bei Inseraten, welche grösseren Raum einnehmen und öfter eingeschalten: Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. der Neueste Nachrichten. Ungarn. Zwischen dem Abgeordneten Br. Andreäaänßky und dem Justizminister Desider Pe­r­c­z­el wurde in Folge eines R.contres im Abgeordneten Hause am 30. v. M. nach Einholung der Erlaubniß des Königs ein Lävelduell ausge­­fochten, in welchem Andreánßfy zwei Hiebe auf Kopf und Achsel erhielt. Die Konferenz der Fraction U­n­i­on nahm die Ber­­einigungspunkte sammt dem Zusaße des Abgeordneten Ko­­loö Svary-Kiss8 an. Hierauf wurden die äußerlichen Modalitäten der Vereinigung beiprogen. Demnach wird die Fraktion Justiz aufgefordert werden, waß sie, da die prinzi­­piellen Hindernisse beseitigt seien, ihre Pläge im Parteikind, aus dem sie ausgetreten, wieder einnehmen möge. Oesterreich. In sämmtlichen Wiener Bezirken fanden am 28. v. M. antiliberale Wählerversammlungen statt. Es wurden zwei Resolutionen gefaßt. In einer derselben erklären sich die anti­­liberalen Wähler mit ihren Gewählten solidarisch, legen Pro­­test gegen das Vorgehen der Regierung ein, weisen den un­­gartigen Einfluß zwentd und erklären auszuharren. Zwischen dem Kabinet Badeni und den Jungczechen ist auf Basis der Einführung der czechischen als „Amtssprache in Böhmen eine Einigung erzielt worden. Inneren Die Jungczechen erklärten sich bereit, um dem deut­­schen Volksstamme Rechnung zu tragen, für die Stellen als Landesausschuß heisiger Deutsche zu nominiren. Ein diesbezüg­­liches Ersuchen ist an die deutsche Partei bereits ergangen. Rußland. Es kursirt das Gerücht, daß gegen den Czaren Nikola­us am 28. v. M. ein Attentat verübt wurde, welches jedoch Mißlang. Der Mantel des Czaren wurde in der Höhe des „Oberschenkels dur­sc­hossen. O­gen 15 Personen wurden verhaftet. Türkei. Fünfzig armenische Dörfer wurden zwischen Wan und der persischen Grenze von der Kurden-Cavallerie zerstört, die auch nach Persien eindrang, von dort aber zurückge­worfen wurde. Aus Wan flüchten 14000 Menschen. Aus dem Reichst­age. *) Dieser Antrag lautet : „Mitglieder der Partei können Die­­jenigen nicht sein, die im Reichstage oder im munizipalen Leben sich mit der Regierung verbünden, der Regierung Vertrauen wollten und an Vertrauens­demonstrationen theilnehmen.“ münde dem Hofe sein ausschließliches Österreicherthum vor; Bartok verlangt die Veröffentlichung der Parla­­mentsreden im Amtsblatt, Pol­ónyi die Einführung des allgemeinen Stimmrechtes und gemeindeweite, geheime Abstim­­mung, H­o U , welche Anträge die Ausdehnung des Inkompatibilitätsgeseß's, Hermann und Akos Beöthy unter­­fragen. B­ä­n­ff­y plaidict gegen dieselben. Bei der folgenden Debatte, in welcher Cl­ay und Gul­ner die Schaffung eines einheitlichen Wahlgeseß­s für nothwendig erklären und Sulln­er Mißbräut: bei der Wählerconskription erwähnte, rief der Minister Perczel dem Br. Andreanßky das Wort „Unverschämt“ zu, weil dieser dazwischen rief, „wer Minister kenne, aber leugne diese Miß­­brauch:". Es kam sonach der unerhörte Fall vor, daß der Präsident sowohl den Br. Andreanßky als den Mi­­nister zur Ord­nung rief. Am 30. v. M. f­ragen sie die Abgeordneten Ho > und Br. Bongray über die Scandaltuht der Presse aus, welche Julius Horn äth vertheidigte. Hierauf beantwortete Minister Perczel die Inter­pellation Bisontag 8 dahin, daß der Fachverein der Bus Dapester Bädergehilfen wegen in demselben vorgekommener Statut­ n-Widrigkeiten aufgelöst werden mußte, ferner jene Polonyis, daß in B. Úrvácos, gar kein Nothstand ernfä­re. Der Justizminister antwortete sodann auf Polo­­­n­yi­s Interpellation über die Fideikommisse, daß er wegen Mangels der erforderlichen Daten heute darauf nicht einge­­hen könne. Am 29. 'stehs I 6 si­k v. M. allerhögsten Kabinett-Kanzlei , hielt nach einem Bort­age des Mini­­a im Abgeordnetenhause über den Wirkungskreis­­ der Abgeordnete Päz szt Local-Nachrichten — Edle Spende. Frau Klara von O. spendete für die Abgebrannten in Jeßtreb 3 fl. Indem wir der edelmüthigen Dame, welche so schnell ihrer gleich edelherzigen Vorgängerin folgte. Dank im Namen der Betheilten aus­­sprechen, bitten wir edle Menscenfreunde, fie dieser Wohl­­thätigkeitsaction im Interesse der schwer betroffenen Abge­­brannten unseres Nachbarcomitates recht zahlreich anschließen zu wollen. Edle Spenden in Geld, Naturalien und Kleidern nimmt gerne die Administration unserer Zeitung entgegen. — Auszeichnung. Dem Vicegespan des Saroser Comitats Herrn Stefan Szinyei-Merje wurde vom Herzog von Anhalt-Dessau der Bärenorden verliehen. Personalien. — Se. Hochwürden der ref. Bischof Bertalan Kun traf am Samstag hier ein, wo er an einer Ffttafel bei Herrn Josef Becsen theil­nahm, welcher die ersten Hono­­rationen des Komitates anwohnten und begab sie Sonn­­tags zur Einweihung der neuen ref. Kirche in A (Gömör.) — Herr Ludwig von Bornemißa, Reichstags­­abgeordneter des Hörharder Bezirkes ist von den Parteilosen zur Nationalpartei eingetreten. — Der k. u. Maschinen Oberingenieur und­ Oberin­­spektor der k. u. Bergwerk, Herr Eugen Broßmann in Schemnig hat dieser Tage in Aranyidka der Installation des elektrischen Kraftbetriebes und der elektr. Beleuchtung im dort. Staatsbergwerte beigewohnt und hat auf der Rückreise einige Stunden im Kreise seiner hi-sizen Freunde, speziell bei Herrn A. J. Sipos5 u. Kraßky, zugebracht. Todesfälle. — dm 30. v. M. veri­ied Hier der hochgeacht­ete Bürgerveteran und gewesene Industrielle Herr Karl Wan­­densdwerk senior im Alter von 89 Jahren und fand dessen Bestattung gestern unter großer Theilnahme der zahlreichen Familienangehörigen und vieler Freunde und Bekannten aus allen Schichten der Gesellschaft statt. In dem Verstorbenen betrauern Herr Karl Wa­ndrasche­ jun. und Dr. Eugen Wan­­draschek, sowie die Frauen Franz Spuller, Witwe Joh. Ma­­zanek und Witwe Alvert Novelly ihren geliebten Vater . Den schönen Condukt stellte die erste oberungarische Bestattungsanstalt (Maurerhof). Hymen. — Herr Samuel Deuts­berger in Kaschau hat si mit Fräulein Ernennungen. Bertha Schiff in Hunfalu verlobt. — Der Chef des Eperjeser k. u. Staatsbauamtes- In­­genieur Eduard Do­bi­a­n zum Oberingenieur. — Zu ordentlichen Lehrern bez. Lehrerinen : Thomas Szilágyi in Aljó-Detrehem ; Wolfgang Bereczky und Sidonie Tersänsky in Sófalva; Emerich Furks in Gattaja, Gabriel B­ég­h in Apa, Josef Tit­li in Tur6ez, Bendelin Banyát in Feljö-Zubricza; Josef Kr­amp­a­­tics in Rácz-Kanizja, Helene Kofi Z in Backocz, Amalie Molnár in Szobrancz. — Julius Hang zum Bürgerschul-Hilfslehrer in Kesmark ; Peter Honyevics zum ordentlichen Ehrer in Antalfalva. "— Kornel Sgurina zum Rechtspraktikanten in Preßburg . — Josef C 3­er­r zum Steueramtsp­aktikanten in Zala-Egerßerg. — Ham Schreiber Janten in Kiräaly-H­lmecz. — Der Eislaufvereinsausschus­z gibt bekannt : I. Die Einschreibungen regianen Dienstag den 3. Dez­­ember bei Herrn Cassier Johann Quirsfeld in dessen Ge­­schäfte im Sparkassagebäude ; nach dem 15. Dezember werden Beh Mee 50 ff. mehr als Versäumnißbuße ge­­hlt. zum Stey­ramts- Brafti- 2. Die Bilettenpreise für Saisonkarten sind : a) Für Studenten 3 b) Für Nichtmitglieder fl. 5 fl. e) Ordentliche Mitglieder & fl.­­ . . 13) Senilleton: Der Schwarze Diamant. Roman von Heinrich Norbert. Zwei Minuten später saßen der Chef und sein echter Angestellter in einem Wagen und fuhren im Galopp nach dem Bahnhof. „Sie verstehen ?" fuhr der Kaufmann fort, „daß die "Rückkehr dieses Burschen in mein Haus die größte Unord­­nung hervorrufen würde! Ein unmoralischer Bummler! .. Ein Egoist, ein Meine Frau und meine Tochter wollen nun einmal seine Fehler nicht einsehen ! . Ganz abgesehen davon, daß in meinem Geschäft das Privatvermö­­en meiner Frau arbeitet und daß dieses Vermögen ihr das Recht gibt, zu verlangen, daß ihr Sohn . . begreifen Sie jeßt die Gefahr, Ruffelt ? Sie, mein Freund, sind am mei­­sten bedroht ! Ic bin ermüdet, ich kann gezwungen sein mich von meinen Geschäften zurückziehen und meinen Plan, um Frieden im Hause zu haben, meinem Taugenichts von Stief­­sohn abtreten zu müssen . . .“ „Es ist gut, mein Herr,“ unterbrach Ruffek ihn unge­­duldig. „Sie bedürfen wirklich keiner solH­ langer Phrasen um mir zu beweisen, eng verknüpft sind, wie daß meine Interessen mit den Ihren die Ihren mit den meinen­­ Sagen ‚Sie mir vielmehr, weshalb Sie mich nach Hamburg schie­n ?" „Natürlich um meinen Sohn zu verhindern naß Paris zu kommen !" „Sie wissen also, daß er in Hamburg it?! „Wo wollen Sie denn, daß er sonst ist, da er nicht hier ist ?" „Wer sagt Ihnen denn, daß er nicht hier ist ?“ „IH hätte ihn bereits gesehen, denn fünf Minuten nach seiner Ankunft würde er bei mir gewesen sein.“ „Das ist wahr! Aber er kann auch einen andern Weg als über Hamburg eingeschlagen haben.“ „Das ist höchst unwahrscheinlich. Ueber Hamburg ist er fortgefahren und über Hamburg wird er auch zurückom­­men. Mein Stiefsohn hat eine besondere Vorliebe für Ham­­burg und unser Schlößgen im Winter „Stille Rahe“ ge­­hört seiner Mutter... es ist also ganz natürlig, daß er sich in Hamburg nach fold? langer Ueberfahrt etwas aus­­ruht . . . und schließlic der Hauptgrund ist, daß das Pacet­­boot, die Ville de Rio, welches von Brasilien kommt, erst gestern im Hafen von Hamburg eingelaufen ! . . . Wenn wir uns aus­täuschen, so brauchen wir jedenfalls uns über un­­sere Unvorsichtigkeit keine Vorwürfe zu machen.“ Wenn „Aber wenn Ihr­ Sohn Hamburg bereits verlassen hat? er, während Sie mich nach Hamburg fenden, hier eintreffen sollte ?" „Das glaube ich kaum , in diesem Fall werde iH ihn von meinem Freund Ditrich Flescher empfangen lass'n. Von­­ beiden Seiten beuge ich der Gefahr vor.“ Ruffelt dachte einige Augenbl>? nng; er prüfte alle Gründe, die Bartling ihm angegeben hatte und fand sie richtig. „In der That, wenn das Packetboot erst gestern einge­­laufen ist,“ sagte er, „und wenn Ihr Sohn sich unter den Passagieren befindet, so wird er erst heute Morgen gelandet sein . . . also wird er weg bis morgen in Hamburg sein . . und ich übernehme es, ihn aufzufinden. — Aber was soll ich ihm sagen, wenn ich ihn gefunden habe ?" „Was Sie für recht halten, was Sie wollen, damit er Deutschland verläßt , sprechen Sie ihm von dem sore­­­lichen Empfang, der seiner wartet und von den Szenen, die ich seiner Mutter und meiner Tochter machen würde, wen er darauf besteht nach Deutschland zurückzukehren . . Sie werden ihm selbst Geld, eine hinreichende Pension an­­bieten, wenn ohne Mittel er einwilligt im Auslande zu leben... Er muß zurückkehren und wird das Geld, welches sein Freund Martin ihm geliehen, dort drüben darf gebracht ha­­ben . . . Ich will ihn um keinen Preis hier haben ! Wenn Sie ihn in Martin Dreher­ 3 Hände fallen lassn könnten, der nach begangenem Verbrechen nach Hamburg geflohen! . . . Das wäre „Aber ein guter Streich !" ist seine Schuld wirklich bewiesen ?" „Zweifeln Sie denn nur nach dem, was ich Ihnen gesagt habe? An Ihnen ist es, lieber Ruffet, mich von die­­­­sem Daniel zu befreien! Und rechnen Sie auf mig . . Ihre Zukunft... .“ Sie hatten den Bahnhof erreicht. NRuffet löste sein Bil­­­­let ; sein Chef begleitete in ihn bis zum Zug. Dort erklärte sein erster Angestellte ihm ru­ch heraus : „Io werde Ihre Befehle gerne vollführen, aber geben Sie mir auch i­hr Ehrenwort, daß ich künftig mit zehn Prozent bei Ihren Geschäften betheiligt bin.“ Bardling antwortete : „Celliste, Sie wissen doch, daß Sie Vertrauen zu mir haben können !“ Und der Zug fuhr ab. Celliste lehnte sich in seine Ehe und flüsterte? : „Alter Possenreißer ! Immer Antworten, die keine Antworten sind ! . . . Aber da Du mich in Deine Familien­­angelegenheiten mischst, so werde ich schon davon zu profiti­­ren verstehen ! Ah, Du machst Schwierigkeiten, um mich end­­lig bei Deinem Geschäft zu betheiligen. Wohlan, so wirst Du mir no viel mehr geben müssen , siehst Du denn gar nicht, daß ich Dein Spiel durchschaue ? . . .“ Blöglich fühlte er, als er sich behaglich ausstrebte, hefe­tige Schmerzen im Magen, und diese erhöhten nur seinen Zorn gegen seinen Chef. „Dreifacher Tölpel !“ rief er wüthend aus: „Du schiest mir nach Hamburg, ohne mir selbst Zeit zum Frühstüren zu lassen ! Und Du glaubst, daß ich mich in Deiner Falle fangen lasse, daß ic an die Unordnung­sglaube, die Herrn von Sc­hallex's Rükkehr in Deinem Hause vrursachen würd? ? . . . Du sprichst mir von dem Privatvermögen Dei­­ner Frau, mir, der weiß, daß sie keinen Pfennig mehr be­­sigt ! . . . Lügner ! . . . Deine Frau, Deine Tochter! . . . Du Hast sie längst zur Vernunft gebracht ! Du bringst sie oft genug zum Weinen, diesen Engel, diese arme kleine Achs k­enne ! um Dig . . . Alter Bummler ! Du gyüh­t nur Deine Tochter, vor Fräulein Clara auf die Ruiz zu werfen und bei Fräulein Clara und nicht bei Dir befürchtest Du Dar­niel von Schaller's Rückkehr . I< aber befürchte seine Rückkehr bei Fräulein Adrienne. Wer wohl von uns beiden der Begünstigte sein wird, Sie“ oder ich, mein Herr von Schaller !“z (Fortlegung folgt.) . e vr

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