Kirchliche Blätter, 1920 (Jahrgang 12, nr. 1-52)

1920-08-07 / nr. 33

Kirchliche Blätter 1 % $ 5­1 Verlag: 2 aus der ev. Landeskirche AB „on­ach En . K16 ° 5 , »­­­s­saazj.x33,halb110 in Siebenbürgen Snfertionspreis: Ausland: Sanzj. Mt. 33 °—, halbj. 16 ° 50 Breis einer Einzelnummer 70h Erscheint jeden Sonnabend Ev. Worhenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände in Bermannstadt, 14. August 1920 Inhalt: Was sollen wir tun? (Schluß) — Unsere Beitschriften. — Anzeigen, Bezugspreis: Nummer 33 : Der Raum einer einspaltigen Bet­tzeile kostet bei einmaligem Einladen Krone 1­—, bei grö­­ßeren Aufträgen Kadhlaf, XI. Jahrgang Was sollen wir tun? an D. Otto Everling. (Schluß.) Was sollen wir tun? Der politische Einfluß des protestantischen Volfsteils muß gehoben werden. Man versteht, daß vielfach der Ruf nach einer „Evangelischen Volkspartei” erschallt, wenn man auch ein Seitenftnc zum katholischen Zentrum bei der protestantischen Wesensart nie erreicht. Besser schon sind die ernsten Bestrebungen, auf die Parteien zu wirken, daß sie den evangelischen Lebenswerten im öffentlichen Leben bewußter und entschlossener Rech­­nung tragen. Vielleicht gibt uns die Entwicklung die Möglichkeit, mit­ unserer Bundesorganisation noch tatkräftiger einzugreifen. Jedenfalls muß etwas ge­­schehen. Die politische Einflußlosigkeit ist nach der Beseitigung des chriftlichen und vielfach protestantischen Grundcharakters der Bundesstaaten unerträglich. Unser Bund darf troß der gewaltigen Schwierigkeiten, die namentlich auch die Finanzlage bei der unge­­heuren Geldentwertung macht, in seinen Arbeiten nit nachlassen. Auch müssen die evangelischen Ver­­einigungen gestärkt werden, die Krankenpflege üben, insbesondere bedarf die Schwesternschaft des Evan­­gelischen Bundes der Unterfrügung durch Bersönlich­­keiten und Gaben, damit dem evangelischen Hause evangelische Pflege zuteil wird und die Nonnennie­­­derlassungen ihre Kräfte für den katholischen Volksteil verwenden können. Sodann: Der deutsche Protestantismus muß seine Kirche neu aufbauen. Während die katholische Kirche ohne Sorge um den Neubau den Aufgaben der wirren Gegenwart so mit aller Macht eingeben konnte, nehmen bei ung die Fragen der Berfaffung und Zusammenfassung der evangelischen Kirche ungemein viele Köpfe und Kräfte in Anspruch, zahlreiche Schwierigkeiten sind zu überwinden. Was sollen wir tun? Wir wollen unsere Bun­­desvereine ermuntern, mehr noch als bisher unter den Mitgliedern das­­ Verständnis für den Neubau unserer Kirche pflegen und wir wollen durch die i­ı Bundesverlag erscheinende Halbmonatsschrift „Volks­­fiiche“ dazu beitragen, daß unserer evangelischen Kirche mit größerer Abwehrkraft auch erhöhte An­­ziehungskraft zuteil wird. Ferner: Der deutsche Protestantismus sich seinen Einfluß auf Schule und Jugend gefährdet. Das Kleinod der evangelischen Schule dürfen wir und nicht rauben lassen. Die neue Reichsver­­fassung gibt Richtlinien, die eine Rettung der Schule ermöglichen. Bierumstritten ist auch der evangelische Religionsunterricht, seine Leitung und Beaufsichtigung. Was sollen wir tun? Das Verständnis für die Bedeutung der evangelischen Schule ist zu weden. Männer sind in die Parlamente zu wählen, die Ge­­währ für eine verständnisvolle Berücksichtigung evan­­gelischer Bestrebungen geben, wenn die Verfassung durch Reichs- und Landesgehege auf dem Schulgebiet ausgebaut wird. Unsere­ Bundesvereine­ sind­ zu..ge­­treuen Wächtern heranzubilden, die bei den wichtigen Abstimmungen in den Gemeinden über die Gestaltung der Schule treu ihre Pflicht erfüllen. Ein Flugblatt, das dazu Helfen kann, Liegt fon vor! Es gilt auf der Hut fein. Und endlich: der deutsche Protestantismus steht mitten in einem schweren Kampf um die Weltan­­schauung. Die Erfahrungen des Krieges und die Ein­­wirkungen haben die Glaubensnot vermehrt. Mit groben und feinen Mitteln wird wider die tiefen Werte des reformatorischen Ch­ristentums Sturm ge­­laufen. Mit religiöser Rede verbindet sich sittlicher Niedergang in unheimlicher Wechselwirkung, auch die Baluta der deutschen Moral hat einen Tiefstand erreicht. Was sollen wir tun? Wir sollen darauf achten, daß in der Masse des Volkes neben der lauten Ab­­kehr vom Glauben eine leise Sehnsucht nach ewigen Werten einhergeht und sollen unsere evangelischen und firchlichen Einrichtungen und Erziehungsmethoden daraufhin prüfen, ob sie einen größeren Einfluß auf die Bollsmassen ermöglichen. Wir sollen den Geistes­­kampf aufnehmen, wir sollen nicht nur zaghaft ver­­teidigen, sondern tapfer angreifen und das allge­­meine Elend eines Lebens ohne Gott zeigen. Auch unser Bund ist dabei, die Waffenrüstung für den Kampf in neuer Gestalt neu zu rüsten. Unsere wissen­­schaftliche Abteilung bei der Bundeshauptgeschäfts­­stelle verfolgt die Tätigkeit der Gegner und steht mit Rat und Tat gerne auch dort bereit, wo die Eichenaustrittsbewegung einfegen will.

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