Acta Ethnographica 35. (1989)

35 / 1-2. - J. Bárth: Bäuerliche Wirtschaftshöfe und Wirtwschaftssiedlungen in der Region von Kalocsa im 18. und 19. Jahrhundert - L. Lukács: Spätentstehung des tanya-Systems ausserhalb der Tiefebene in Ungarn. Das Mezőföld-Gebiet

LÄSZLÜ LUKÁCS sein Vieh hier füttern und tränken. Ausser zum kurzfristigen zeitweiligen Aufenthalt während der Arbeit dienten diese Gebäude im Sommer nur zur Auf­bewahrung der Wirtschaftsgeräte (Pflug, Egge, Sämaschine, Walze); hatten sie eine verschliessbare Tür, dann blieben diese auch über den Winter hier, wenn nicht, so wurden sie nach Hause gebracht. Die geschilderte Hütte war die einfachste Variante im Prozess der Farm-Bildung. Nur zum zeitweiligen Aufenhalt wurden auch Lehmbauten - aus feuchtem Lehm aufgestapelt, oder aus ungebrannten Lehmsteinen - errichtet, mit Stroh- oder Ziegeldach, oft zweiteilig (Stube und Stall) gestaltet. Ihre Verwendung war höchst abwechslungsreich. Im Gehöft des József Vida wohnte dort sein unverheirateter Sohn - dieser betreute die Kühe, die auf der Wiese um das Gehöft weideten. Im Gehöft des Lajos F. Tóth hauste der Halb­pächter, ein Melonengärtner darin, während die Gehöfte von Lajos Paksi und István Tóth nur während der grösseren Feldarbeiten bewohnt waren. Im Stall des letzteren konnten 4-5 Zugtiere eingestellt werden. Im Gehöft des refor­mierten Pastors Imre Balogh wohnte der Halbpächter. Im Flurteil Szélescsa­pás lebten zwei junge Bauern, József Kovács und István F. Tóth (Besitzer von je 100 Katastraljoch Feld) ständig im Gehöft. In beiden Höfen gab es auch eine Gesindewohnung für die Knechte. Die Überwinterung war wegen der Viehhaltung notwendig. Die Eltern und die schulpflichtigen Kinder der bei­den Bauern wohnten im Dorf. Im selben Flurteil besassen noch Péter Balogh, József Kiss und János Simon je ein zeitweilig bewohntes Gebäude mit Lehm­mauer und Ziegeldach. Ausserdem gab es hier noch viele auf Pfosten gebaute Hütten mit Strohdach, zum vorübergehenden Aufenthalt während der Arbeit. Rings um die Gehöfte oder Hütten pflanzten die meisten Besitzer Obstbäume oder Weinstöcke. Ein Brunne wurde in jedem Fall geschlagen, wo auch ein Nachbar, der keinen hatte, sein Vieh tränken durfte. In Enying galt es als Seltenheit, wenn jemand nur ein Farmhaus - draussen in der Flur - hatte, natürlich ungeachtet der Pächter und Knechte, die dort wohnten. Dies galt etwa für die Familie des Gyula Szabó, der gegen Ende der 20er Jahre von der Gemeinde enteignet wurde, da sein Haus beim Strassenbau im Wege stand. Mit dem Geld, das er für das Haus bekam, baute er für sich und die Familie auf seinem Feld am Mezöszilaser Weg ein Gehöft mit Lehmmauer und Ziegeldach, bestehend aus Stube, Küche und Stall. Von hier aus bestellten sie ihr Feld (20 Katastral joch). Neben dem Gehöft entstanden ein Gbst- und Weingarten. In Sárkeresztes (Kom. Fejér) fand die Kommassierung im Herbst 1942 statt, nach dem Prinzip, dass die Besitzer grösserer Felder erst später

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