Acta Historiae Artium 24. (1978)

1978 / 1-4. szám - G. Galavics: Ein Reynolds-Blatt als politisches Symbol in Ungarn am Ende des 18. Jahrhunderts

G. GALAVTCS Revolution vorbereitenden Ideen. Im Jahre 1789 kam er in die Nationalversammlung und stellte sich an die Seite der konstitutionellen Opposition, die den König schrittweise zur Annahme der Be­schlüsse der neuen gesellschaftlichen und staatli­chen Einrichtungen zwang. Im politischen Leben unterstützte er die Radikalen, die sich oft in sei­nem Palast, im Palais Royal versammelten. Später trat er dem Jakohinerklub bei und nahm den Namen »Égalité« an. Seit 1792 betätigte er sich im Konvent als Vertreter der Linken, der »Bergpartei« und im Januar 1793 stimmte er für den Tod Ludwigs XVI. Der rechte Flügel des Konvents klagte ihn damals an, das Königtum an sich reißen zu wollen. Später, zur Zeit des revolu­tionären Terrors, wurde gegen ihn ein Prozeß mit derselben Anklage von den Ultralinken einge­leitet. Am 6. November 1793 wurde er guilloti­niert. Natürlich sind mehrere Bildnisse des Herzogs о von Orleans bekannt, darunter auch einige, die mit der Beschreibung der Anzeige — »in hungari­­scher Kleidung« — in Beziehung zu bringen sein könnten. Der Herzog von Orleans wurde darum »in hungarischer Kleidung« gemalt, weil ihn Ludwig XVI. im November 1778 zum Inhaber eines Hu­sarenregiments und zum Oberbefehlshaber (Colo­nel-General) der französischen Husaren ernannte.3 In verschiedenen europäischen Herrschaftshäu­sern war es keine Seltenheit, einen Prinzen zum Inhaber eines Husarenregiments zu ernennen. Bei den Habsburgern z. B. bekam der Erzherzog Alexander Leopold (der spätere Palatin von Un­garn) im Jahre 1785, noch in Florenz die Ernen­nung und der Prinz von Wales wurde bei seiner Mündig-Sprechung zum llusarenregiments-Inha­­ber. Das Husarenregiment trug in den meisten Fällen den Namen des Inhabers und dieser konnte die Uniform seines Regimentes tragen, ln dieser Kleidung wurden sie öfters porträtiert. Erzherzog Alexander Leopold ist auf einem Blatt von Floren­tiner Stechern 1785 in Husarenuniform zu sehen. Von Louis Philippe Joseph d’Orleans existiert ein Stich in dem Buch »Regiment des Hussards« von d’Insard (Strasbourg 1783) in Husarenuniform zu Pferde. Dieser verewigte ihn noch als duc de Chartres (den Prinzentitel von Orleans konnte er erst nach dem Tode seines Vaters führen), ebenso wie das Gemälde von Joshua Reynolds, der füh­renden Persönlichkeit der englischen Porträtmale­rei, der im Sommer 1785 den Prinzen in stehender ganzer Figur in Husarenuniform gemalt hat.4 Der Prinz von Orleans trägt also auf diesen Bildern »die Husarenuniform«, der Denunziant Orczys schreibt aber von einem Bildnis des Or­leans »in ungarischer Tracht«. Zweifelsohne hing im Zimmer des Orczy in Buda ein Orleans-Bild­­nis in Husarenuniform, denn die Ausdrücke »Husarentracht« und »ungarische Tracht« bezeich­nen im wesentlichen die gleiche Kleidung. Die Ursache liegt im Verlauf der Verbreitung des Hu­sarentunis in Europa. Diese leichte Kavallerie bildete sich aufgrund älterer Tradition während der ungarisch—türkischen Kämpfe im 16. bis 17. Jahrhundert aus. Das Husarcntum wurde seit den 1690er Jahren und hauptsächlich nach der Nieder­lage des Freiheitskampfes von Rákóczi, also seit den 1710er Jahren bis zur Mitte des Jahrhunderts auch in den europäischen Armeen eingeführt. Die Organisation und Ausbildung der ausländi­schen Husarenregimenter oblag in den meisten Ländern ungarischen Husarenoffizieren, also frü­heren adeligen Offizieren der Rákóczi-Armee. Oft standen sie an der Spitze verschiedener Regimen­ter. Das europäische Husarentum hatte von ihnen nicht nur die Kampfmethode, die Bewaffnung und den organisatorischen Aufbau, sondern auch die Uniform übernommen, die der ungarische Adel auch zu Friedenszeiten trug.’’ Vom Prinzen von Orleans sind zwei Bildnisse in Husarenuniform bekannt. Es stellt sich die Frage, welche der beiden Darstellungen des Prin­zen von Orleans im Zimmer von László Orczy zu sehen war. Wir besitzen keine Angaben, ob ein Exemplar des Buches von d'Insard oder eines Stiches aus diesem in Ungarn vorhanden war. Jedoch ist die Kenntnis des Reynolds-Porträts am Ende des 18. Jahrhunderts in Ungarn und eben im Bekanntenkreise von Orczy eindeutig bewiesen (Abb. 2). Auf diese Tatsache werden wir später noch zurückkommen. Darum konnte nur das Reynolds-Porträt das Haus des ungarischen Ari­stokraten in Buda schmücken. Reynolds porträtierte den Prinzen von Orleans in ganzer Figur, in Husarenuniform samt seinem Reitknecht und Pferd (Abb. 1). Die Art der Dar­stellung folgt der Tradition des repräsentativen Barockporträts mehrerer Jahrzehnte. Der Maler steigerte den heroischen Eindruck mittels dekora­tiver Verschnürung und reich verbrämter rot­grüner Husarenuniform von ungewöhnlicher Fest­lichkeit, mittels niedrigem Bildhorizont und Un­tersicht. Die sich in den weiten Raum des be­wölkten Himmels aufragende Gestalt ist als klas- Acta Hist. Art. Hung. Tomus 24, 1978

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