Acta Historiae Artium 34. (1989)

1989 / 3-4. szám - R. Feuchtmüller: Kremser Schmidt in Ungarn – Notizen zur Forschungslage

KREMSER SCHMIDT IN UNGARN - NOTIZEN ZUR FORSCHUNGSLAGE von R. Feuchtmüller Meine Bekanntschaft mit Frau Dr. Klára Garas hat mit diesem österreichischen Barockmaler zu tun. Um das Jahr 1951. als ich am Oeuvrever­zeichnis dieses Künstlers arbeitete und auch den Katalogteil der Gedächtnisausstellung in Stein verfaßte,1 waren unsere beiden Länder noch durch eiserne Grenzen getrennt. Frau Dr. Garas jedoch hatte durch ihre Maulbertschforschungen bald diese Barrieren überwunden und mir wertvolle Nachrichten übermittelt, die zumindest noch für die Berichtigungen der 1955 erschienenen Mono­graphie über Kremser Schmidt zurecht kamen.2 Für diesen freundschaftlichen Kontakt, der im Zuge der Maulbertschforschung enger wurde, möchte ich mit diesem kleinen Beitrag aufrichtig danken. Danken auch dafür, daß ich im Museum der Schönen Künste zu Budapest hei meinen di­versen Vorhaben stets so freundliche Aufnahme gefunden habe. Neue Forschungsergebnisse, in einer eben erschienenen Monographie über Martin Johann Schmidt publiziert,3 seien hier, soweit sie Ungarn betreffen, kurz zusammengefaßt. Man möge sie als Antwort auf manche Fragen, die wir diskutierten, auffassen. Kremser Schmidts erste Aufträge für Ungarn haben mit Franz Anton Maulbertsch zu tun. Seine Altarbilder, die er 1764 für die Pfarrkirche in Schwechat gemalt hatte, eine Kirche, die Maul­bertsch mit einem großartigen Freskozyklus ver­sehen konnte, haben seinen Ruhm begründet. Schmidt erregte damals die Bewunderung von Jakob Schmutzer, der später Schwiegervater von Maulbertsch wurde. Sein Hochaltarbild mit der Predigt des hl Jakohus wurde, wie sein Sohn be­richtet, im akademischen Saal öffentlich ausge­stellt.4 Am 6. April 1768 wurde Schmidt dann Mit­glied der Schmutzerschen К. K. Kupferstecher­akademie in Wien.0 Die Arbeiten für Schwechat brachten ihn schließlich mit Erzbischof Kardinal Graf V. Migazzi in Kontakt, von dem er 1764 auch ein Porträt schuf.6 Es ist verständlich, daß Migazzi an Schmidt dachte, als er an die malerische Aus­schmückung seines Domes in Waitzen (\ác) schritt: Maulbertsch war auch hier wieder der Freskant und Schmidt wurden die beiden Seiten­­altargemälde anvertraut.7 Die Vermutung, daß der Abt von Melk als Spender oder Stifter des Hoch­altarhildes — eine gewaltige Kreuzigungsszene, die das als anstößig empfundene Chorfresko von Maul­bertsch überdecken sollte — gelten könne, haben die schriftlichen Belege im Melker Stiftsarchiv nicht bestätigt.8 In den Prioratsephemeriden vom 7. September 1773 ist nur von zwei Bildern die Rede, die der Erzbischof von Schmidt w'ünschte, wofür der Abt Sorge tragen möge. Stift Melk scheint damals auch nicht in der Lage gewesen zu sein, eine solch hohe Auslage für eine Domkirche in Ungarn bestreiten zu können. Leider ist die großartige Kreuzigungsszene Schmidts bis heute noch im Chorumgang recht unsachgemäß gelagert und damit unzugänglich. Eine kleine 89x55,5 cm große, von Josef Franz Falkoner signierte und 1796 datierte Kreuzigung, die in der Galerie von Eger identifiziert werden konnte, gibt immerhin eine vermeintlich annähernd zutreffene Vorstellung von deren farbiger Erscheinung.9 Auch das von Migazzi für Kálló als Hochaltarbild der Pfarrkirche 1780 gestiftete Gemälde Schmidts ..Bekehrung des hl Paulus” hatte kein günstiges Schicksal; es trägt immer noch den „Renovierungs”-vermerk von Car. Steglehner aus 1805.10 Die volle Signatur und die Datierung 1778, sow ie die derzeit verschollene Vor­zeichnung dafür seien ein Anreiz dafür, sich mit diesem Gemälde im Sinne einer sachgemäßen Restaurierung in Zukunft zu beschäftigen. Ein Wunsch der natürlich auch für die Seitenaltarge­­im Dom von Waitzen gilt. Die wichtigsten neuen Erkenntnisse betreffen die Gemälde der ehemaligen Benediktinerabtei in Zalaapáti, westlich vom Plattensee. Die Kirche wurde, wie auf einer Tafel festgehalten ist, in den Jahren 1774—1781 erbaut. Der erste Abt dieses Ada Hist. Arl. Hung. Tomus 34, 1989 Akadémiai Kiadó, Budapest

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