Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 8. (1966)

1966 / 1-2. szám - Chronica - Kozocsa Sándor: Die Geschichte der kritischen Editionen in Ungarn

Chronica verfuhr nach den gleichen Verlagsprinzipien wie in der Ausgabe von 1948. Bei der Über­setzung der Dramen (bei Coriolanus und bei dem Fragment der Romeo und Julia-Über­setzung) vermissen wir einen philologischen Vergleich zwischen der Übersetzung und dem Originaltext. Es ist wahr, daß der Betreuer der ersten kritischen Petöfi-Ausgabe, Adolf Havas, diese Arbeit schon einmal geleistet hat, da aber diese Ausgabe praktisch nicht greifbar ist, hätte es nicht geschadet, drei weitere Bogen dafür zu opfern. Im Falle der Romeo und Julia-Übersetzung müssen wir jedoch nachdrücklich beanstanden, daß auf diesen außerordentlich wichtigen Vergleich verzichtet wurde. Im 6. Band, bei den Prosa­übersetzungen dagegen haben wir mit Freude festgestellt, daß die Vergleiche mit den Originalen aufgenommen wurden. Der letzte Band der Reihe umfaßt den Briefwechsel Petöfis, was vor allem deshalb erfreulich ist, weil nicht oft genug betont werden kann, daß in den kritischen Ausgaben unserer Klassiker der Briefwechsel nicht fehlen darf, denn er ist ein organischer Teil des dichterischen Gesamtwerkes. Von den bisherigen Ausgaben enthalten die Balassi-, die Fazekas-, die Mikszáth- und die Petőfi-Ausgaben den Brief­wechsel. Einigermaßen ersetzt wird der in einigen kritischen Ausgaben leider noch fehlende Briefwechsel durch die in Magyar Irodalmi Tár (Sammlung Ungarischer Literatur) erschienenen Briefe Zrinyis, sowie durch den Briefwechsel Ferenc Kazinczys, Pál Gyulais, Mihály Tompas, János Erdélyis, Zoltán Ambrus’ und Zsigmond Móricz’, der in Ausgaben- Reihen (Kazinczy Ferenc Levelezése — Der Briefwechsel Ferenc Kazinczys —, A Magyar Irodalomtörténetirás Forrásai — Quellen der Ungarischen Literaturgeschichtsschrei­bung —, Új Magyar Museum — Neues Ungarisches Museum —), des Instituts für Litera­turgeschichte erschienen ist. In diesem Zusammenhang muß auch der in Magyar Századok (Ungarische Jahrhunderte) erschienene Briefwechsel Adys erwähnt werden. (Letzteres ist das Verdienst des Verlags für Belletristik.) Während die Petöfi-Ausgabe erschien, arbeitete die Abteilung für Sprache und Literatur der Ungarischen Akademie der Wissenschaften die neuen Vorschriften für die kritischen Ausgaben der ungarischen Klassiker aus,6 welche die methodischen Prinzipien bezüglich der Veröffentlichung und der Annotation der Texte in mehreren Punkten beträchtlich modifiziert. Zur Klärung der Prinzipien übten die neuen Vorschriften der Textologischen Kommission, die bis zur Festlegung der neuesten (fast als endgültig zu betrachtenden) Prinzipien gültig waren, einen positiven Einfluß auf die Editionen aus. Mehrere Jahrzehnte grundlegender Forschungsarbeit gingen dem Erscheinen der kritischen Ausgabe von Arany János összes Művei (János Aranys Sämtliche Werke) vor­aus. Die Ausgabe erschien unter der Betreung von Géza Voinovich(l — 3.: 1951; 6.: 1952; 4 — 5.: 1953; 7 — 9.: 1961; 10.: 1962; 12.: 1963; 14.: 1964; vom 7. Band an unter der Be­treuung von Dezső Keresztury). Die Anmerkungen, die Voinovich den einzelnen Gedichten hinzufügte, wuchsen sich mitunter zu kleinen Abhandlungen aus, in denen er uns nicht nur die textphilologischen Vergleiche des Werkes gibt, sondern auch all das, was die Wis­senschaft in Jahrzehnten über dieses Werk zusammengetragen hat. Außerdem teilt er sämtliche erreichbare Übersetzungen mit, sowie die bibliographischen Angaben über die Bearbeitungen in der Musik und in der bildenden Kunst. Der 2. und der 5. Band bergen unter anderem die vollständige Bibliographie der Toldi-Trilogie, angefangen von der Sage bis zum Erscheinen des Bandes. Im 6. Band sind die verstreuten »Erstlinge« zu finden, im 7. Band der Shakespeare. Der 8 — 9. Band soll die Aristophanes-Übersetzungen enthalten mit der peinlich genauen in die Entstehungsgeschichte der Übersetzung eindringenden Textkritik und den sachlichen Anmerkungen Kálmán Ruttkays bzw. Dénes Kövendis. Der 10. 12. und der 14. Band umfassen die Prosa-Arbeiten und die Anmerkungen. (Be­treuung: Mária Keresztury und Pál Gergely.) In der Zusammenstellung von Sándor Eckhardt erschienen Balassi Bálint összes Művei (Sämtliche Werke Bálint Balassis, 1951—55, in 2 Bänden). Sie umfassen neben den Ada Litteraria Academiae Scienliarum Hungarirae 8, 1966

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