Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 8. (1966)

1966 / 1-2. szám - Chronica - Kozocsa Sándor: Die Geschichte der kritischen Editionen in Ungarn

Chronica Ferenc Falud s Gedichten leiten — dabei hatte er die Edition Ferenc Toldys von 1854 vor Augen. Die Gelehrsamkeit des Herausgebers kam noch besser zur Geltung in der 1914 erschienen kritischen Zrinyi-Ausgabe. In einem Band der Nemzeti Könyvtár (National­bibliothek), die von der Kisfaludy-Gesellschaft herausgegeben wurde, erschien die voll­ständige kritische Ausgabe der poetischen Werke Zrinyis, deren Apparat über dem Niveau seiner Zeit steht und in der wissenschaftlichen Literatur Ungarns bis 1951 einmalig war. Die Reihe kann noch zwei Bände aufweisen, die in der Geschichte der kritischen Ausgaben in Ungarn von dauerndem Wert sind: die kritische Ausgabe der Drámai emlékek (Drama­tische Denkmäler), herausgegeben von Zsolt. Alszeghy und Tompa. Mihály költői művei (Die poetischen Werke Mihály Tompas), herausgegeben von Lajos Kéky. VonTompa erschienen in der Ausgabe leider nur die Werke, die bis 1847 entstanden waren, weil die Reihe infolge des ersten Weltkrieges nach dem sechsten Band abgebrochen wurde. (Die weiteren Bände der Nationalbibliothek bieten jeweils nur eine Auswahl aus den Werken József Bajzas, József Szigetis und der Dichter, deren Vorbild die römische Dichtung war). Anfang der vierziger Jahre unseres Jahrhunderts plante die Ungarische Akademie der Wissenschaften eine neuere Reihe kritischer Ausgaben der Nationalbibliothek. Davon wurde jedoch nur ein einziger Band fertig: Tinódi unter der Betreuung von Ernő Császár (die gedruckte Krude aber fiel im Keller der Franklin-Gesellschaft, die das Buch ausfertigte, dem Kriege zum Opfer). Vor der Jahrhundertwende erschienen mehrere kritische Ausgaben. Herausragen die mustergültige Edition David Angyals Kisfaludy Sándor Minden Munkái (Sämtliche Werke Sándor Kisfaludys) (1892 — 93, 8 Bände) und Adolf Havas’: Petőfi Sándor összes Müvei (Sándor Petőfis Sämtliche Werke) (1892 — 96, 6 Bände), eine kritische Ausgabe mit einem Vorwort von Mór Jókai. In der Ausgabe sind neben der gewissenhaften textkriti­schen Analyse »sämtliche«, dem Herausgeber erreichbaren Übersetzungen der Werke aufgeführt. Eine ähnliche kritische Edition war auch die achtbändige Ausgabe von Kisfaludy Károly Minden Munkái (Sämtliche Werke Károly Kisfaludys, 1893), die József Bánóczi besorgt hat, sowie die unter der vorzüglichen Betreuung von Ferenc Badics herausgegebenen Bajza József Összegyűjtött Munkái (Gesammelte Werke József Bajzas) in 10 Bänden (1900) und Czuczor Gergely összes Költői Művei (Sämtliche Poetische Werke Gergely Czuczors, 1899, in 3 Bänden), herausgegeben von Irén Zoltvány. Die besprochenen kritischen Ausgaben sind natürlich alle Produkte des 19. Jahrhunderts, wenn wir aber im Rahmen dieser »Gattung« den tiefgreifenden Unterschied betrachten, der zwischen János Batsányis Faludi-Ausgabe und Adolf Havas’ Petőfi-Ausgabe besteht, nicht nur in der planmäßigen Erschließung des Stoffes, sondern auch hinsichtlich des Reichtums in der methodischen Bearbeitung, so können wir von einem riesigen Fortschritt sprechen. Un­gefähr um 1900 ging in der Geschichte der kritischen Ausgaben in Ungarn der erste Ab­schnitt zu Ende, in dem neben bahnbrechenden Versuchen auch schon so mustergültige Ausgaben entstanden wie z. B. David Angyals: Sándor Kisfaludy. Der zweite Abschnitt umfaßt die Zeit von 1901 bis 1936. Die hervorragendsten Leistungen in dieser Periode sind: die Zrinyi-Ausgabe von László Négyesi, Lajos Dézsis Balassa- und Ferenc Badics’ Gyöngyösi-Ausgabe. Aber auch die unten noch zu behandeln­den kritischen Ausgaben sind in sich selbst und vom wissenschaftsgeschichtlichen Gesichts­punkt aus von großer Bedeutung. In der Reihe. Régi Magyar Könyvtár (Alte Ungarische Bibliothek) der Ungarischen Akademie der Wissenschaften erschienen betreut von Gusztáv Heinrich die Werke von 5 Dichtern in kritischen Ausgaben: die Sammlung Ányos Pál Versei (Pál Ányos’ Ge­dichte) knüpft sich an den Namen Elemér Császárs, er war es auch, der einige Jahre später gemeinsam mit Flóris Madarász die kleineren Dichtungen von Ferenc Verseghy in einer ähnlichen Ausgabe für die gleiche Reihe sammelte (1910). Erstere war die Quelle Acta Lilteraria Academiae Scientiarum Hungaricae S, 1966

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