Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 16. (1974)

1974 / 1-2. szám - Chronica - Fekete Sándor: Neue Ergebnisse der Petőfi-Forschung

Chronica der Menschheit rang, gingen verloren, und verloren gingen die ideologischen Zweifel, denen ähnliche vor dem Dichter der Tragödie des Menschen, Imre Madách, nur bei Vörös­marty zu finden sind. Der Dichter der Gedichte »Lieht !« und »Der Mensch« steht, zur gleichen Zeit als die großen revolutionären Gedichte entstanden sind, immer wieder der Vicoschen Vision vom Rundlauf der Menschheit gegenüber, er sieht immer wieder die Perspektive der Vernichtung der ganzen Menschheit und der Erde vor sich. Als einen »unbändigen, naiven, gesunden« Dichter konnten ihn nur jene sehen, die sein wirkliches Leben und Werk nicht kannten, die eine vereinfachte Karikatur anstelle des auch die Widersprüche der Ideen sehenden revolutionären Dichters verehrten. Der Freiheits­krieg, dem sich der.Dichter als Soldat anbot und später als Märtyrer opferte, erlaubte ihm nicht, seine geschichtsphilosophischen und metaphysischen Gedanken zu über­prüfen und zu vertiefen, aber in seinen Taten blieb er konsequent: die Chimären der Alpträume, der universellen Todesvisionen besiegend vollbrachte er, was ihm die Ge­schichte gebot. Indem er trotz seiner Zweifel das selbstgewählte Schicksal auf sich nahm, tat er das Größte, was ein Mann der Feder tun kann. Keinem Dichter von der Größe Petöfis ist das geschichtliche Glück zuteil gewor­den, daß er persönlicher Initiator der siegreichen Entfesselung einer Volksrevolution sein konnte. Für uns aber — in unseren Tagen —- ist es vielleicht noch aufschlußreicher, wie Petőfi auch nach dem Sieg der Revolution als anspruchsvoller und hartnäckiger Kämpfer von Prinzipien um die maximale Verwirklichung seiner Ideen kämpfte. Seine in der Revolution gespielte Rolle soll noch vielseitig untersucht werden, wenn wir die Frage klären wollen, welche Aufgabe die Literatur in der Geschichte übernehmen kann. Ihm nachzuahmen ist weder möglich, noch notwendig, wir haben sein Beispiel wieder zu durchdenken und unter den neuen Verhältnissen daraus zu lernen. Denn trotz imleugbarer Unterschiede in den Epochen, in den Anschauungsweisen, in der Ideologie und der Terminologie bleibt Petőfi weiterhin das anziehendste Beispiel für einen jeden ungarischen Dichter, der tätige Verantwortung seinem Volke, seiner Nation und der Menschheit gegenüber empfindet. Sándor Fekete ANMERKUNGEN 1 S.: Horváth, J., Petőfi. Budapest 1922; Riedl, Fr., Petőfi Sándor. Budapest 1923. 2 Das Werk von Gyula Illyés Petőfi erlebte seitdem viele Auflagen, die letzte erweiterte Fassung erschien 1963; sie ist auch im Französischen, Englischen und Russi­schen zu lesen. 3 Die Petőfi-Studien von Révai enthält : Válogatott irodalmi tanulmányok (Aus­gewählte Literaturstudien). Budapest 1960. 4 Darüber ausführlicher in: Fekete, S., Petőfi Sándor életrajza I. (Die Biographie von Sándor Petőfi I). Budapest 1973. 5 Ebd. S. 329 u. ff. 6 Fekete, S., Petőfi romantikájának forrásai (Die Quellen der Romantik bei Petőfi) Budapest 1972. 7 Die umfassendste Analyse der Weltanschauung von Petőfi und ein Bild von der Verbreitung der sozialistischen Ideen in Ungarn gibt Pál Pándi: »Kísértetjárás« Magyarországon (»Gespensterspuk« in Ungarn) I—II. Budapest 1972. Die diesbezügli­chen Studien von Sándor Lukácsy) deren Summierung der von ihm redigierte Band »L’irréconciliable« enthält, heben interessante neue Zusammenhänge hervor. In diesem Band sind auch Untersuchungen anderer Verfasser mit neuen Aspekten zu finden (Buda­pest, Corvina 1973). 8 Die erwähnten Korrektionen betreffen vor allem die letzten Arbeiten von Sándor Lukácsy, die die kommunistische Züge in der Weltanschauung des Dichters übertreiben und sie gleichzeitig dem Einfluß einer einzigen Schule zuschreiben. Mit der Natur und Lebensweise des Dichters wäre es auch nicht vereinbar gewesen, daß er die Geschichte Acta Litteraria Academiae Scientiarum Ilungaricae 16, 1074

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