Acta Physiologica 9. Supplementum (1956)

die Resistenz nimmt ab, doch bleibt die Hirnfraktion des Minutenvolumens unverändert. Literaturangaben und eigene Untersuchungen erweisen, dass bei Hypoxie der Koronarkreislauf beträchtlich zunimmt : die Resistenz sinkt auf die Hälfte, die kardiale Fraktion des Minutenvolumens steigt von 1,8 auf 2,7. In der Leber wird der Kreislauf — mit der Bromsulfalein-Methode untersucht — in der Mehrzahl der Fälle erhöht und bleibt in einem Teil der Fälle unverändert. In den Extremitäten nimmt die Strömung auf Wirkung der Hypoxie zu, die Resistenz wird geringer, während die auf die Extremität entfallende Fraktion des Minutenvolumens mässig, aber signifikant abnimmt. Die Verminderung des Nierenkreislaufs bei hypoxischen Zuständen ist wohlbekannt ; in eigenen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die Erhöhung des Blutkreislaufs der Niere bei hypoxischen Zuständen als Folge einer Neuroregulation eintritt : auf Wirkung der im isolierten Kreislauf des Kopfes hervorgerufenen Hirnhy­­poxie kontrahieren die Nierengefässe, die renale Fraktion des Minutenvolu­mens sinkt auf ein Viertel. Die Impulse gelangen aus dem Zentralnervensystem unmittelbar auf neuralem Wege zur Niere : an der denervierten Niere tritt das Phänomen nicht oder nur in geringerem Masse in Erscheinung, durch Ad­­renektomie wird das Phänomen nicht beeinflusst. Dibenamin hebt die hypo­­xische Konstriktion der Nierengefässe in einem Teil der Fälle auf. Bei isoliertem Hirnkreislauf kam die Kontraktion der Nierengefässe bereits zu einem Zeit­punkt zustande, wo der Sauerstoffverbrauch des Hirns noch nicht vermindert war. Wurde im Kopf isolierter Kreislauf herbeigeführt und der Kopf mit Blut von normalem Sauerstoffgehalt durchströmt, der Rumpf des Tieres hingegen durch Einatmung eines Gasgemisches mit herabgesetztem Sauerstoffgehalt hypoxisch gemacht, kam die Kontraktion der Nierengefässe ebenfalls zustande, woraus geschlossen werden kann, dass der Körper für Hypoxie empfindliche Rezeptoren besitzt. Die Denervation der Carotissinus war auf den hypoxischen Niereneffekt ohne Einfluss. Letzten Endes sind für die arterielle Hypoxie die Zunahme des Minuten­volumens, die Verminderung des totalen Kreislaufswiderstandes und eine eigen­artige Verteilung des ' zirkulierenden Blutes in den einzelnen Organen cha­rakteristisch : in der Niere besteht Vasokonstriktion, auch die Milz ist kontra­hiert, im Herzen, im Hirn, in den Extremitäten und in einem Teil der Fälle auch in der Leber besteht Vasodilatation. Die Organfraktion des Minutenvolu­mens nimmt allein im Herzen ausgeprägt zu, sie nimmt in den Extremitäten mässig, in der Niere ausgesprochen ab. Im Endergebnis ermöglichen diese hämodynamischen Veränderungen, dass die Sauerstoffversorgung der wich­tigsten Organe, in erster Linie des Herzens, ferner des Hirns und der Leber auch bei Hypoxie ausreichend bleibt. Bei stagnierender Hypoxie, so vor allem im Schock, bei Exsikkose, ent­steht in der Niere und in der Muskulatur eine sehr ausgeprägte Vasokonstrik­tion, während im Herzen Vasodilatation eintritt und die kardiale Fraktion

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