Der Spiegel, 1829. január-június (1. évfolyam, 1-51. szám)

1829-02-21 / 15. szám

Blik ihres Auges, der doch zugleich voll inniger Liebe auf dem sin­kenden Jüngling ruht! Was? Das Alle- habt Ihr geschaffen, und habt Euch dadurch unsterblichen Ruhm erworben, und wollt nun Nichts davon wissen, und starrt das herrliche Bild ohne alte Bewegung an, und wollt cS für ein Stükchen Leinewand auSgeben, das noch erst von Euch bemalt werden soll? Ich bitte Euch um Alles in der Welt" bat der Alte mit wehmüthiger Stimme, „liebster, bester Signor, ver­kauft mir das Bild!" Ferdinand wußte nicht, wie ihm geschah; er wischte sich die Au­gen, als ob er träume, aber er sah bald, daß er wirklich wach sei, und wurde gar ängstlich gestimmt, indem ihn ein kalter Schauer durch die Adern lief, denn der Alte hatte das Bild ganz so beschrieben, wie es in der tiefsten Tiefe seiner Seele vor ihm stand, und die hohen und unerreichbaren Phantasiegestalten sich um ihn herstellten, und ihn an der Ausführung feines Werks verzweifeln ließen. Er trat einige Schritte zurük, und sah den Alten mit einem zweifelnden Blik an, und maß ihn von unten bis oben mit seinen Augen, während eine geheime Furcht seine Seele erfüllte. „Ihr seht mich an, Signor!" nahm der Alte hastig das Wort, „da ich Euch Euer Kunstwerk so deutlich beschreibe, was doch noch gar nicht von Euch so in's Leben gestellt worden ist. Aber traut ihr mir so wenig Kunsttalent zu, daß Ihr glaubt, ich könne aus einzelnen Zügen, die ein Meister hinwarf, nicht das ganze Werk im Voraus er­kennen ? Weil ich es aber doch herausgesunden habe, und weil ich weiß, daß dieses Werk ein großes und schönes, seltenes Werk wird, so bitte ich Euch noch einmal inständigst, überlaßt mir das Gemälde; ich zahle Euch jeden Preis, den Ihr dafür fordert." „Wenn ich Euch auch das Gemälde lassen will," sagte Ferdi­nand nach einer Pause, in welcher er sich einigermaßen gesammelt hatte, „so ist es Euch doch jezt noch nichts nüze, und wer weiß, ob es Euch dann, wenn ich es vollendet habe, noch gefallen wird." „Das ist meine Sorge allein," fuhr der Alte hizig auf. „Wenn ich einen Handel geschlossen habe, so halte ich mein Wort, und wenn es mir das Leben kostet. Da könnt Ihr ganz ruhig sein. Aber vol­lenden müßt Ihr das Gemälde, und dazu sollt Ihr hinlänglich Zeit vnd Muße haben, wenn Ihr mir die Ehre erzeigt, meine Billa, die hier ganz in der Nähe liegt, mit Eurer Gegenwart zu beehren, und dort so lange verweilen wollt, bis Ihr das herrliche Bild vollen­det habt." „Ich danke Euch herzlich für Euer Anerbieten," sagte Ferdi­nand. „aber ich falle Niemanden gerne lästig, vnd dies würde doch

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