Der Spiegel, 1829. január-június (1. évfolyam, 1-51. szám)

1829-01-14 / 4. szám

solchem überflüssigen, oft lächerlichen Puze überladen, Vergessen, rei­zend aus den Händen der Natur hervorgegangen zu sein, und daß diese gerade es ist, welche sie mit tausend bezaubernden Reizen schmükte. Demoiselle Z... zählt fiebenzehn Sommer, aber wie schön sind ihre Formen, wie zart ist ihre Farbe? Aeber ihren himmelblauen Augen wölben sich gleichmäßig zwei Vogen von Ebenholz; ihr kleiner Mund wird von den Grazien geöffnet und ein Paar Reihen Perlen brechen aus Rosen hervor. Sie lächelt, und Amor selbst wird auf sein schönstes Werk eifersüchtig. Ihre herrliche, schön i geformte Gestalt entzükt das Auge, «nd den Kufen dieser neuen Hebe durchbebet eine ihr uner­klärliche Empfindung, die ihre Seele mit einem unwillkührlichen Ge­fühle erfüllt. Wo findet sich die Kunst, welche im Stande wäre, diese himmlische Vollkommenheit zu verschönern? Vedekte man sie mit Gold und Edelsteinen, belastete man sie mit einem parasitischen Lu,ruS, so verstekte jeder Schmu? eine Grazie und entzöge ihr einen Reiz. Ein einfaches, leichtes Gewand, das den hinreißenden Formen gefäl­lig sich anschmiegt; Haare, die mit Geschmak aufgestekt sind oder an­­muthig herab hängen; nur eine Rose — und ihr habt eine jener netten und leichten Nymphen, wie sie Albanos Pinsel zauberte. Je schöner eine Frau ist, um so weniger bedarf sie des Schmu­­fe5, und desto einfacher muß ihr geschmakvoller Anzug sein. Die verständigsten und schönsten Frauen aller Zeiten waren von dieser Wahrheit überzeugt und befolgten sie. Sie kleideten sich, von der schönen Aspasia, die in Athen, bis auf die Herzogin vonPo­­l i g n a c, die zu Paris glänzte, höchst einfach. Sehr selten schmükte sie sich mit Diamanten; und eben dies war der Fall bei der Madame Reca­­mier, der ersten Schönheit Frankreichs in späterer Zeit, von der ein großer Weiberkenncr, als unverwerflicher Zeuge folgende Schll­­derung im Jahre 1801 machte *): „Weißer und feiner, obgleich höchst anständig, habe ich frei,ich nie Etwas gesehen, als das Gewand, wel­ches Madame Reeamier gewöhnlich wie ein zarter Duft umfließt; anspruchloser und reizender gibt es keinen Haarschmnk, als das Ge­wirrs der kastanienbraunen Flechten und Loten, die sie, oft ohne hin­zusehen, kunstlos unter dem Kamme vereinigt. Viele Wochen lang dabe ich sie fast täglich gesehen, aber nie mit Brillanten geschmükt. An ihr vermißt man sie nicht, und eben so wenig würde man sie an +) A. v. Kotzebue in seinen Erinnerungen aus Paris.

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