Der Spiegel, 1830. július-december (2. évfolyam, 53-104. szám)

1830-07-10 / 55. szám

ausplautern solle. „DaS konnte aber," sezte der Diener hinzu, „nichts Gutes fein, was man vor ihm, der seit langen Jahren sich immer so treu gegen seine Dienstherrschaft bewiesen, versieken müßte." Verge­hens wollte Emma den Unzufriedenen, dem der Fremde ebenfalls ein Dorn int Auge war, beruhigen. „Er habe," fuhr er fort, „schon von bem alten Valentin, dem sonderbaren Diener deS VaronS, der mit Niemand im Städtchen als mit ihm plaudere, manches Wort über sei­nen Herrn herausgelokt, das ihn sehe argwöhnisch gemacht." — So waren mehrere Monate verlebt worden, ohne daß irgend Jemand von den uns bekannt gewordenen Personen mit den neuesten Ereignissen zufrieden sein mochte, obgleich, nach dem Aeußern zu schlie­ßen, anderseits zwischen Allen das beste Vernehmen statt zu finden schien. Am wenigsten Gewißheit hatten freilich Alle über die Person des Barons, und es soll daher hier eine Unterredung, aus der auf dieselbe einiges Licht fallen dürfte, mitgetheilt werden. An einem jener herrlichen Sommerabende, an denen das Men­schenherz aufgeht in unendlicher Sehnsucht nach Vollendung und heili­ger Freude über die Wunder der Schöpfung, saß Emma in der klei­nen Laube am Ende ihres Gärtchens, die einen Vlik auf die hinter der Stadt sich erhebende Bergkette gestattete. Ihre feine weibliche Handarbeit ruhte einen Augenblik, denn ihr schönes Auge hing an dem Saume einer fernen Hügelreihe, hinter welcher der glühende Sonnen­­ball sich zu bergen eilte, vorher noch mit scheidendem Strahl wunder­bar wie mit Gold und Karmin die Fluren und Berge malend. Eine schöne Stunde hatte sie mit Heinrich verlebt, in der sie Trost gesucht und gefunden für die frostige und unfreundliche Begegnung ihres Va­ters am heutigen Morgen. 'Hatte er gestern gespielt und verloren, oder sah er ihre Liebe zu Heinrich plözlich ungern? sie mochte es nicht entziffern. Heinrich hätte schon längst sich von ihrem Vater feste Be­stimmung des Hochzeittages erbeten, und der alte Förster, sein wür­diger Pflegevater, war damit einverstanden; aber Bergers Verschlos­senheit benahm seit einigen Tagen Jedem den Muth zur Annäherung.— Also sann Emma, da wurde plözlich hinter ihr eine Stimme laut: „Sie entschuldigen, Fräulein, gütigst, wenn ich es wage , Ihnen ei­nen Augenblik mit einer Mittheilung beschwerlich zu fallen?" — Sie wandte sich um, und erkannte in der gebükten Figur des hinter ihr stehenden alten Mannes, angethan mit silbergrauer Livree von der Farbe seines Haares, Valentin, des VaronS Diener, Ileberrascht von der Annäherung dieses Mannes, mit dem sie bisher nur wenige Worte gewechselt, fuhr sie aus ihren Träumen auf, winkte dem Alten sich zu sezen und zu beginnen. — „Mein schönes Fräulein," fuhr er fort,

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