Der Spiegel, 1831. január-június (3. évfolyam, 1-52. szám)

1831-02-23 / 16. szám

statt, welcher zugleich Conte hieß, und die weggcworfenen Hand­schuh seines Hrrrn sammelte, hlos um die Rolle des Conte nicht ohne Fingerbegleitnng zu spielen, die in der Wirklichkeit ihm ganz und gar entbehrlich schien. Weiterhin sahen wir einen Kerl, alsKopfpuz ein ungeheueres Ochsengeweih tragend, auch sonst abenteuerlich gepuzt, die Gaffer mit entsezlichen Frazen belustigen; dann einen, welcher auf seiner Frau ritt, durch ein Wechselbalg mit Kopf, Steiß und darüber hin­aushängenden Beinen dargestellt; den dritten, mit einem riesenhaf­ten Wikelbalg, endlich ein diekes Weibsbild, welches ein zartes Kindlein, zierlich gepuzt mit nettem Spizenhäubchen, im Arm trug. Das Kind schrie zetermäßig und als wir Näher hinschauten. grinzt' ein boshaft schnurrendes Katergesicht uns entgegen, während das der Mutter, eines verkleideten Kerls, mit riesenhaftem Vakenbarte be­­sezt war. Gar häufig begegnet man auch prächtigen Frauengestal­ten, die, ungewöhnlich dreist und zutraulich, mit Gunstbezeugun­gen nicht sparsam thun und emsige Männerjagd zu halten scheinen. Es sind junge Leute aus den gebildeten Ständen, denen ein jugend­lich-schönes Gesicht dergleichen Scherz gestattet und die erborgte Ge­stalt dann oft fn wohl gefällt, daß sie solche während des ganzen Karneval beibehalten, aus dem Corso, im Schauspiel, bei'm Festino damit erscheinen, auch in der Zwischenzeit allen ihren männlichen Neigungen und Geschäften so nachgehen. Nichts Seltenes ist es da­her, in Schenken und Kaffehäusern schöne gepuzte Damen Tabak rauchen, Billard spielen, bei schweren Stößen das Bein auf die Tafel heben, kurz ihre Weiblichkeit gänzlich vergessen und den Schein mit der Wahrheit dergestalt verwechseln zu sehen, daß man beinahe sich selbst für einen Andern zu halten versucht wird, ja eigentlich auch ein Anderer ist, ohne es zu wissen oder sich zu erklären. Denn wer könnte von dem begeisterten Treiben rings umher unangespro­­chen, unangefochten bleiben, wer könnte, von seinen Wirbeln um­kreiset, sich enthalten, hinein zu taumeln, ja um so heftiger mit­zuwirbeln , je neuer ihm selber der Rausch war, dem er erlag. Aber ein Rausch ist diese Karnevals - Freude, und wie der Wein des Menschen tief verborgenste Eingenthümlichkeit, durch Vernunft, Konvenienz und was sonst ewig zurükgedrängt, an's Licht kehrt, so thut es auch jener Freudentaumel, in welchem wohl Mancher vor sich selbst erstaunen, ja von Entdekungen überrascht werden mag, die bisher im todten Meere des Alltaglebens nimmer aufzutauchen vermochten.

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