Der Spiegel, 1831. január-június (3. évfolyam, 1-52. szám)

1831-01-26 / 8. szám

Auftrag des Grafen Peruzzi auszuführen'? Sr war im Gegentheil dem Gelingen seiner Arbeit ferner als je. Allerdings hatte er g e­­sehen, allerdings erinnerte er sich, aber weit entfernt, es zu versuchen, diese Erinnerung auf der Leinwand zu verkörpern, schien es vielmehr sein Wille zu sein, sie wieder zu verlöschen, denn vom Morgen bis zum Abend saß er und starrte auf die schönen Gestalten, die ihn umgaben, völlig vergessend, daß er einen Auftrag auszufüh­ren habe. und daß sein Gewerbe das eines Malers sei. Während Giotto am nächsten Abend nach seiner mitternächtigen Wanderung in seinem Arbeitszimmer saß, sich an einigen der an­­rnuthigen Erzählungen Voccaccio's ergezte, und e§ bereits so spät war, daß man nur selten noch Fußtritte auf dem Lung Arno vernahm, wurde ein Fremder gemeldet. Giotto war so später Be­suche nicht ungewohnt, sondern eilte, ohne die mindeste Ueberraschung, den Ankömmling mit gewohnter Höflichkeit zu empfangen. Das Ge­sicht des Fremden war ihm unbekannt; es war schön, nur daß eS ei­nen seltsamen und widrigen Ausdruk hatte: Giotto wußte jedoch sehr wohl, daß nicht alle Sterbliche zu schönen Portraits geeignet sind, sondern lud den Fremden ein, sich niederzulassen, und fragte mit Artigkeit, ob die Ehre dieses Besuches ihm als Künstler gelte. »Signor Giotto,« hob der Fremde an, »Niemand genießt in Toscana als Maler weiblicher Schönheit einen so ausgezeichneten Ruf, wie ihr.« Als der Künstler des Fremden Stimme vernahm, stuzte er wie in Folge einer dunklen Erinnerung, als habe er dieselbe schon sonst irgendwo gehört, verbeugte sich jedoch in Erwiederung des Lobspru­ches, der seinem Talent gezollt worden war. »Der Auftrag .womit ich beehrt worden bin, »fuhr der Fremde fort, »ist von hoher Wichtigkeit, aber ich habe keinen Augenblik in der Wahl des würdigsten Künstlers gezaudert, um denselben auszu­­führen. Es gibt nur einen Mann, der weibliche Reize zu malen versteht, und der ist Signor Giotto.« Giotto, der bereits fürchtete, der Auftrag des Fremden möchte Aehnlichkeit mit dem des Grafen Peruzzi haben, ward durch diese Rede erleichtert, und wünschte zu wissen, ob das verlangte Bild Ori­ginal oder Portrait sein sollte. »Unter euren Händen,« erwiederte der Fremde, »wird es Ori­ginal sein; was es aber sein mag, wenn es vollendet ist, daran liegt wenig.« Giotto bemerkte, daß bei diesen Worten der sonderbare AuS- druk im Anklize des Fremden schärfer hervortrat, auch vermochte er nicht zu hegreifen, wie das Gemälde, wenn es unter seinen Händen

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