Der Spiegel, 1833. július-december (5. évfolyam, 53-104. szám)

1833-07-10 / 55. szám

Die Modedame erscheint auf dem Vall; man engagirt sie beim Aussteigen, auf der Treppe, im Vorzimmer; sie ist Tags zuvor, vor zwei Tagen, auf dem lezten Ball schon engagirt worden; wenn sie in den Saal tritt, ist sie zu mehr Touren versagt, als beute die ganze Nacht getanzt werden. Wer daher ungeschikterweise sogleich hei ihrem Erscheinen auf sie zueilt, muß hören: „Ich bin engagirt. mein Herr." — „Also auf den zweiten, Madame." — „Bereits vergebens." — „Auf den dritten." — „Ich habe mich auf zehn ver­sagt, ttitb tanze schwerlich so viel." —- „So kann ich doch die Ehre haben, einen Walzer —" — „Ich bin auf alle engagirt." — „So heglüken Sie mich wenigstens mit einer Gallopade." — „Die ranze ich nur einmal, und mein Gallopeur steht hier." — „Ich bin sehr unglüklich," seufzt der Arme, und die Dame bemerkt es nicht. Und nun entsteht ein Gewühl um die Gefeierte, daß sie kaum ath­­men kann; sie wird von fo^vielen Seiten engagirt, daß sie gar nicht mebr antwortet, überschüttet mit Komplimenten und in Weih­rauch fast erstikt. Charmant! Aber sie bleibt nur ganz kurz auf einem Ball, erscheint wie ein Bliz, blendet, und weg ist sie! Das­selbe Experiment wiederholt sie auf zwei, drei Ballen, und kommt bei guter Zeit nach Hause, bevor die Abspannung nnd der Tanz den Glan; ihrer Augen getrübt, ihre Haare aus der Ordnung gebracht und ihrem Kleid den frischen Schimmer genommen haben. Man muß sagen können: sie war nur einen Moment da; sie kann vor Einla­dungen nicht zu sich kommen, es liegt so viel auf ihr, kaum, daß man sie zu sehen bekommt; aber nie. nie war sie so liebenswürdig als den Abend. Unsere Dame steht spat aus und bringt den Morgen zu Hause zu. Sie besorgt ihr Hauswesen, wenn sie dazu nicht eine Mutter oder Schwiegermutter bat, oder sie malt, musizirt; denn im neun­zehnten Jahrhundert treiben die Frauen gar mancherlei und machen kein Hehl daraus. Gegen vier Uhr steigt sie in ihren Wagen und fährt, wohin? ins Bois de Boulogne. Am Eingang hält ein betreß­ter, gut berittener Lakai ein Pferd für sie am Zügel; und nun gebt es dahin, links und rechts kourbettirende Kavaliere, die Tänzer vom vorigen Abend, die bekannten sechs, sieben Schmetterlinge. Ist es schlimmes Wetter, so macht Madame Besuche oder kauft ein, oder sie begibt sich in die Kunstausstellung. Darüber kommt die Speisestunde herbei; drauf inS Schauspiel, in die Oper, von da auf den Ball, und so fort bis zum Frühjahr, wo dann jede Frau, die etwas auf sich hält, jede Frau, der an ihrem Rufe einigermaßeu etwas gelegen

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