Der Spiegel, 1839. január-június (12. évfolyam, 1-52. szám)

1839-02-23 / 16. szám

ond ersteigt behende die Höhen des abhaltenden Ufers, um fich von da mit neuer Wuth auf das Eis zu werfen, das wie eine lebendige Mosaik in wilder Verwir­­rung durcheinander treibt. Wenn die Fluth die dumpf zerstiebenden EiSmassen weit hinunter verfolgt hat, kehrt.^e oft gestaucht zurük und wendet sich strom­aufwärts mit kampflustigem Uebermuthe gegen die frisch anräkenden Schollen. Uebec diesem grauenvollen Kampfe erhebt sich ein verworrenes Getöse, wie es wohl auf dem Schlachtfelds erschallen mag, wenn sich die Heere im Handgemenge treffen; bis endlich Fluth und Eis im gewaltigen Stoß und Gegenstoß sich un­terhalb Bahn brechen und nun leztercs» obschon zerstükt, in einem Gusse fort­­rükt und schneller und schneller dahineilend, von der Gewalt der freier gleiten­den Fluthen pfeilschnell fortgerissen wird. Die schaulustige Menge verfolgt mit aufmerksamen Vliken den erhabenen Verlauf des Schauspieles, und wenn oft bei Beginn des Eisganges starkmuthige Waghälse sich nicht abhalten lassen, über die aus allen Fugen weichende Eisbrüke ans jenseitige User zu gelangen, begleitet sie mit steigender Theilnahme die un* erhörte That und bewundert oder verdammt, je nach dem Gelingen, oder Miß­lingen des Wagnisses. In raisonnirende Gruppen getheilt, streiten die.Zuschauer angelegentlich darüber, ob die auf ganzen Eisflächen vorbei rükenden ausgetre­tenen Stege, an deren Rande oft noch die ausgestekten Vaumäste und Pfähle ersichtlich sind, bei dieser oder jener Stadt, bei diesem oder jenem Flekea zum Uebergange gedient haben. In seiner trokenen Sicherheit und bei dem wohligen Gefühle von der Tüte des gewaltigen Elementes nichts mehr befürchten zu müssen, fallt es dem klügelnden Volke nicht bei, daß das gesehene Schauspiel ein Abbild seines eige­nen Treibens sei, wenn es zuweilen mit unzeitiger Ungeduld gegen die heilsa­men Bande strebt, die es in sicherem Bette halten; daß zwar diese Bande ge­sprengt, zerrissen werden können, aber unberechenb-res Unheil die Folge davon sei, und der Strom erst dann wieder seine Bestimmung erfülle, fegen - und heil­bringend die Erde durchgleite, wenn er aus der Ungebundenheit in seine natur­gemäßen Grenzen zurükkehrend, darin ruhig fortwallet. Diesmal jedoch schien die Erwartung der zahllosen Neugierigen zu voreilig gewesen zu fein; denn obschon der Strom bedeutend und gewisser "Maßen Ge­fahr drohend angewachsen war, so rührte und regte sich doch nicht im mindesten dessen starre Hülle und man vertröstete sich auf den nächsten Morgen, der den erwarteten Anblik zuverlässig bringen würde. Mitten durch die dichtesten Schaaren der Wandelnden drängte sich densel­ben Nachmittag ein junger wohlgestalteter Mann, aus dessen hastigen Schrit­ten man mit Recht zu schließen glaubte, daß ihn gleiche Neugierde das Ufer so eilig suchen ließ; doch bald konnte man wahrnehmen» daß eine andere Ursache seine Schritte beflügelte, denn kaum an's Ufer angelangt, hielt er zwar inne, aber den Strom würdigte er nur eines flüchtigen Vlikes. Auch der Anblik der Menge mochre ihn nicht hergelokt haben; denn selbst grüßende Bekannte schien er nicht zu bemerken, an denen er wie an Fremden achtlos vorüber schritt. Viktor, so hieß der junge Mann, war eine jener feurigen Naturen, dir sch für Momente von einer Empfindung so ausschließlich überwältigen lassen, daß fl« gleichsam aus der Wirklichkeit heraustreten, und diese nur noch uebelicht

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